Sättelin (Patriziergeschlecht)
Sättelin, auch Settelin, war der Name eines alten Patriziergeschlechts aus Memmingen und Augsburg.
Geschichte
BearbeitenDie Sättelin zählten im 15. und 16. Jahrhundert zu den vermögendsten Bürgern von Memmingen.[1] Am 27. August 1453 erlangten die Brüder Heinrich, Michel, Hans und Jose Sättelin von Kaiser Friedrich III. in Grätz einen Wappenbrief. 1455 erwarben Jörg, Mang, Hans und Joseph Sättelin die Herrschaft Eisenburg. Seit 1488 gehörten die Sättelin dem Adelsbund Sankt Jörgenschild an. Gordian Sättelin erscheint im frühen 16. Jahrhundert als Kanoniker von St. Johann in Konstanz.[2] Durch die Ehe 1523 mit Elisabeth Herwart, erhielt der Kaufmann Raphael Sättelin († 1552) in Augsburg das Bürgerrecht. Möglicherweise war seine Familie für die Funck-Gesellschaft tätig, oder pflegte zumindest Kontakte zu ihr. Nachdem Raphael Sättelin der Kaufleutezunft beigetreten war, wurde er 1538 in den Augsburger Patrizierstand erhoben. 1549 erfolgte seine Aufnahme in den großen Rat.[3] Später kehrte er nach Memmingen zurück, wo er ohne Erben starb. Christoph Sättelin erhielt auf seine Güter die Blutgerichtsbarkeit.[4] Nach dem Tod von Christoph Sättelin († 1533), erwarb dessen Schwiegersohn Sebastian Reichlin von Meldegg die Herrschaft Eisenburg für einen Kaufpreis von 25.000 Gulden. Schließlich verkaufte Eberhard Reichlin die Herrschaft Eisenburg am 1. August 1580 für 60.000 Gulden an die Stadt Memmingen.[5] 1575 bekleidete Gordian Sättelin in Memmingen das Amt des Bürgermeisters.[6] Mit den Kindern seines Nachkommens Wolf Christoph Sättelin, ist die Familie erloschen. Namen und Wappen sollen später von einem gleichnamigen Geschlecht aus Biberach geführt worden sein, das dort noch im 18. Jahrhundert blühte.[7] Heute ist die Sättelinstraße im Memminger Ortsteil Eisenburg nach der Familie benannt.
Siehe auch
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Wolfgang Reinhard, Mark Häberlein, Ulrich Klinkert, Katarina Sieh-Burens, Reinhard Wendt: Augsburger Eliten des 16. Jahrhunderts: Prosopographie wirtschaftlicher und politischer Führungsgruppen 1500–1620. Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2015, ISBN 978-3-05-007193-0, S. 719 ff.
- Askan Westermann: Zur Memminger Geschlechtergeschichte, a) Die Sättelin. In: Memminger Geschichtsblätter, Bd. 6 (1920), S. 25–35.
- Ludwig Mayr: Geschichte der Herrschaft Eisenburg. Selbstverlag, Steinbach bei Memmingen 1918 (Digitalisierte Version auf Wikisource).
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Monika Estermann, Reinhard Wittmann, Marietta Kleiss: 1987. Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2017, ISBN 978-3-11-096545-2, S. 274.
- ↑ Felix Heinzer: Die Reichenauer Inkunabeln der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe: ein unbekanntes Kapitel Reichenauer Bibliotheksgeschichte. Otto Harrassowitz Verlag, 1989, ISBN 978-3-447-02920-9, S. 62.
- ↑ Peter Geffcken: Raphael Sättelin. In: Stadtlexikon Augsburg. Wießner-Verlag.
- ↑ Jacob Friedrich Unold: Geschichte der Stadt Memmingen, etc. 1826, S. 156.
- ↑ Bavaria: Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. 1863, S. 1102.
- ↑ Otto Titan von Hefner: Abgestorbener bayerischer Adel. Verlag von Bauer und Raspe, Emil Küster, 1884, S. 89.
- ↑ Paul von Stetten: Geschichte der adelichen Geschlechter in der freyen Reichs-Stadt Augsburg. Haid, 1762, S. 250.