Süßhölzer
Süßhölzer (Glycyrrhiza) ist die einzige Pflanzengattung der Subtribus Glycyrrhizinae in der Unterfamilie der Schmetterlingsblütler (Faboideae) innerhalb der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae).[1][2] Die 20[1] bis 30 Arten sind hauptsächlich in Eurasien verbreitet, beispielsweise im Mittelmeerraum, wenige Arten kommen in Australien und in der Neuen Welt vor.[1]
Süßhölzer | ||||||||||||
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Echtes Süßholz (Glycyrrhiza glabra), Illustration | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name der Untertribus | ||||||||||||
Glycyrrhizinae | ||||||||||||
Rydb. | ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name der Gattung | ||||||||||||
Glycyrrhiza | ||||||||||||
L. |
Beschreibung
BearbeitenVegetative Merkmale
BearbeitenSüßholz-Arten sind ausdauernde krautige Pflanzen oder Halbsträucher. Rhizome und Wurzeln sind gut entwickelt.[1]
Die wechselständigen, unpaarig gefiederten Laubblätter besitzen drei bis fünfzehn Fiederblättchen. Die Nebenblätter sind winzig.
Generative Merkmale
BearbeitenIn seitenständigen, ährigen oder traubigen Blütenständen stehen kleine Tragblätter und kleine Blüten zusammen.
Die zwittrigen Blüten sind zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf Kelchblätter sind glockenförmig verwachsen. Von den Kelchlappen besitzt der untere zwei kurze Kelchzähne und der obere drei lange Kelchzähne. Die fünf Kronblätter sind meist gelb oder blau. Die Blütenkronen besitzen die Form von Schmetterlingsblüten. Die Flügel sind kürzer als das Schiffchen.
Die Hülsenfrüchte enthalten ein bis einige Samen.
Systematik und Verbreitung
BearbeitenDie Gattung Glycyrrhiza wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus II, S. 741 aufgestellt.[3] Als Lectotypus-Art wurde 1913 Glycyrrhiza echinata L. durch N. L. Britton und A. Brown in Ill. Fl. N. U.S. 2. Auflage, 2, S. 391 festgelegt.[3] Ein Synonym für Glycyrrhiza L. ist Liquiritia Medik.[3][1]
Die etwa 20[1] sind hauptsächlich in Eurasien verbreitet, beispielsweise im Mittelmeerraum, wenige Arten kommen in Australien und in der Neuen Welt vor. In China gibt es etwa acht Arten, zwei davon kommen nur dort vor.[1]
Es gibt 20 bis 30 Glycyrrhiza-Arten:[4][5]
- Glycyrrhiza acanthocarpa (Lindl.) J.M.Black: Sie kommt im östlichen und südlichen Australien vor.[5]
- Glycyrrhiza aspera Pall. (Syn.: Glycyrrhiza asperrima L. f., Glycyrrhiza hispida Pall., Glycyrrhiza iconica Hub.-Mor., Glycyrrhiza laxiflora X.Y.Li & D.C.Feng, Glycyrrhiza laxissima Vassilcz., Glycyrrhiza macrophylla X.Y.Li, Glycyrrhiza nutantiflora X.Y.Li, Glycyrrhiza prostrata X.Y.Li & D.C.Feng, Glycyrrhiza purpureiflora X.Y.Li):[5] Sie ist in Russland, Afghanistan, Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan, Usbekistan, in der Mongolei, in der Inneren Mongolei und in den chinesischen Provinzen Gansu, Qinghai, Shaanxi sowie Xinjiang verbreitet.[1]
- Glycyrrhiza astragalina Hook. & Arn.: Chile bis Argentinien.[5]
- Glycyrrhiza bucharica Regel: Nordöstliches Afghanistan bis Tadschikistan.[5]
- Russisches Süßholz (Glycyrrhiza echinata L.): Ungarn bis östlicher Mittelmeerraum.[5]
- Glycyrrhiza eglandulosa X.Y.Li:[5] Sie gedeiht in Höhenlagen von 300 bis 2000 Metern nur in Xinjiang.[1]
- Glycyrrhiza foetida Desf.: Sie kommt in Nordafrika in Marokko, Algerien sowie Tunesien und im südlichen Spanien vor.[5]
- Glycyrrhiza foetidissima Tausch: Ukraine bis Iran.[5]
- Echtes Süßholz Glycyrrhiza glabra L.:[2][1] Bei einigen Autoren gibt es etwa zwei Varietäten:
- Glycyrrhiza glabra L. var. glabra
- Glycyrrhiza glabra var. glandulifera (Waldst. & Kit.) Regel & Herder (Syn.: Glycyrrhiza glandulifera Waldst. & Kit.)
- Glycyrrhiza gontscharovii Maslenn.
- Glycyrrhiza iconica Hub.-Mor. (Syn.: Glycyrrhiza aspera subsp. iconica (Hub.-Mor.) Ponert)[5]
- Glycyrrhiza inflata Batalin[5] (Syn.: Glycyrrhiza eurycarpa P.C.Li,[5] Glycyrrhiza hediniana Harms, Glycyrrhiza paucifoliolata Hance): Sie ist in Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan, Usbekistan, in der Mongolei, in der Inneren Mongolei und in den chinesischen Provinzen Gansu sowie Xinjiang verbreitet.[1]
- Glycyrrhiza korshinskyi Grig.[5]
- Glycyrrhiza lepidota Pursh: Die zwei Varietäten kommen sind Kanada und den Vereinigten Staaten:[5]
- Glycyrrhiza lepidota var. glutinosa (Nutt.) S.Watson
- Glycyrrhiza lepidota Pursh var. lepidota
- Glycyrrhiza pallidiflora Maxim.: Sie bis Russlands Fernem Osten, in der Mongolei, in der Inneren Mongolei und in den chinesischen Provinzen Hebei, Heilongjiang, Henan, nördliches bis nordöstliches Jiangsu, Liaoning, Shaanxi, Shandong sowie Yunnan verbreitet.[1][5]
- Glycyrrhiza squamulosa Franch.:[5] Sie ist in der Mongolei, in der Inneren Mongolei und in den chinesischen Provinzen Hebei, Henan, Ningxia, Shaanxi, Shanxi sowie Xinjiang verbreitet.[1]
- Glycyrrhiza triphylla Fisch. & C.A.Mey. (Syn.: Meristotropis triphylla (Fisch. & C.A.Mey.) Fisch. & C.A.Mey.)[2]
- Chinesisches Süßholz Glycyrrhiza uralensis Fisch. ex DC.[5] (Syn.: Glycyrrhiza asperrima var. desertorum Regel, Glycyrrhiza asperrima var. uralensis (Fisch. ex DC.) Regel, Glycyrrhiza shiheziensis X.Y.Li): Sie ist in Pakistan[2] Afghanistan, Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, in der Mongolei, in der Inneren Mongolei und in den chinesischen Provinzen Gansu, Hebei, Heilongjiang, Liaoning, Ningxia, Qinghai, Shaanxi, Shandong, Shanxi sowie Xinjiang verbreitet.[1]
- Glycyrrhiza yunnanensis P.C.Li[5]: Sie gedeiht nur in Höhenlagen von etwa 2700 Metern in Yunnan.[1]
Nutzung
BearbeitenDer interdisziplinäre Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzen am Institut für Geschichte der Medizin der Universität Würzburg wählte gemeinsam mit dem World Wide Fund for Nature (WWF) das Echte Süßholz (Glycyrrhiza glabra) aufgrund ihrer Wirkung gegen Husten, Heiserkeit und Magenprobleme zur Arzneipflanze des Jahres 2012.[6]
Aus den unterirdischen Pflanzenteilen von Glycyrrhiza glabra wird Lakritz gewonnen.[7] Es kann außerdem zur Nikotinentwöhnung benutzt werden. Aus den unterirdischen Pflanzenteilen von Glycyrrhiza inflata kann das Flavonoid Licochalcon A gewonnen werden. Verantwortlich für den süßen Geschmack ist das Glycosid Glycyrrhizin.[8]
In Deutschland wurde Süßholz früher in unterschiedlichen Regionen vor allem im Süden angebaut, jedoch ging der Anbau stark zurück und wird heute nur noch von einzelnen Privatleuten und in Bamberg von der Bamberger Süßholzgesellschaft betrieben.[9][10]
Die deutsche Tabakverordnung erlaubt den Zusatz von Süßholz zu Tabakprodukten.
Bilder
BearbeitenSüßholz (Glycyrrhiza glabra):
-
Süßholz
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Süßholzpackung
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Illustration
Quellen
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o Bojian Bao, Kai Larsen: In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 10: Fabaceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 2010, ISBN 978-1-930723-91-7. Glycyrrhiza Linnaeus, S. 503–504 - textgleich online wie gedrucktes Werk.
- ↑ a b c d S. I. Ali: Papilionaceae in Flora of Pakistan, S. 94: Glycyrrhiza bei Tropicos.org. In: Flora of Pakistan. Missouri Botanical Garden, St. Louis
- ↑ a b c Glycyrrhiza bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 24. Oktober 2021.
- ↑ Glycyrrhiza im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 24. Oktober 2021.
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o p q r Datenblatt Glycyrrhiza bei International Legume Database Information Service = ILDIS - LegumeWeb - World Database of Legumes, Version 10.38 vom 20. Juli 2010.
- ↑ Wofür das Süßholzraspeln gut sein kann ( vom 17. November 2011 im Internet Archive) Fränkische Nachrichten, 14. November 2011.
- ↑ Klaus-D. Kreische: Lakritz – Traktat einer Reise in die Welt der schwarzen Süßigkeit, Oktober-Verlag 2012, ISBN 978-3-941895-31-7.
- ↑ F. von Bruchhausen, Hermann Hager: Hager's Handbuch Der Pharmazeutischen Praxis. Birkhäuser, 1994, ISBN 3-540-52688-9, S. 311–336 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Website der Bamberger Süßholzgesellschaft.
- ↑ Die Geschichte des Bamberger Süßholzanbaus. Auszug aus der Festschrift zum 125-jährigen Vereinsjubiläum des Oberen Gärtnervereins Bamberg. Gerhard Handschuh, Bamberg 1988.