SEA-ME-WE 4 oder South-East Asia – Middle East – Western Europe 4 ist ein Seekabel, das Europa und Asien miteinander verbindet. Es wurde im Dezember 2007 in Betrieb genommen.[1] Das Kabel ist etwa 18.800 Kilometer lang.

SEA-ME-WE-4
Kabeltyp Glasfaserkabel
Betreiber 16
Landungsstellen Landepunkte
Gesamtlänge 18.800 km
Technologie Wavelength Division Multiplexing
Aktiv seit Dezember 2007

Die Ausführung erfolgt überwiegend als Seekabelsystem mit einer kurzen Landstrecke in Ägypten. Zur Kapazitätssteigerung und zur Verbesserung der Signalqualität wird Wavelength Division Multiplexing eingesetzt.

SEA-ME-WE 4 ist das vierte aus einer Familie von mehreren ähnlich benannten großen Seekabeln zur Verbindung Europas mit Asien. Weitere Kabel sind SEA-ME-WE 3 und SEA-ME-WE 5.

Geschichte

Bearbeiten

SEA-ME-WE 4 wurde durch ein Konsortium von 16 Telekommunikationsunternehmen realisiert. Das Kabelsystem gehört zur SEA-ME-WE-Serie von Unterseekabeln. Das erste dieser Kabel – SEA-ME-WE 1 – wurde 1986 als Koaxialkabel zur Übertragung von Telefonsignalen zwischen Europa, dem Mittleren Osten und Südostasien fertiggestellt. Zum Zeitpunkt seiner Fertigstellung war es mit 13.585 km das längste Telefonkabel der Welt und das erste derartige, das im Indischen Ozean verlegt wurde. Die maximale Bandbreite dieses Kabels wurde mit 25 MHz veranschlagt. Später genügte SEA-ME-WE 1 den gestiegenen Anforderungen nicht mehr, was zu den Folgeprojekten führte. 1994 wurde SEA-ME-WE 2 als glasfaseroptisches System von 18.751 Kilometern Länge fertiggestellt. Die maximale Datenübertragungsrate erreichte 560 Mbps, was etwa 15 Kabeln vom Typ SEA-ME-WE 1 entsprach. 1999 ging SEA-ME-WE 3 mit einer Kapazität von 2.5 Gbps in Betrieb. 2002 wurde diese auf 10 Gbps erhöht.[2]

SEA-ME-WE 4 wurde durch das Kabellegerschiff Niwa im Betrieb der Emirates Telecommunications and Marine Services verlegt. In der ersten Phase, die sich über 101 Tage hinzog, wurden 3500 km Kabel in Tiefen bis zu 4000 Metern von Frankreich bis ins Arabische Meer verlegt. Der Tsunami im Indischen Ozean 2004 verzögerte den Baubeginn der Phase 2, die unter der Regie von Fujitsu und Alcatel Submarine Networks stattfand.[2]

Am 13. Dezember 2005 gab Fujitsu bekannt, dass das Kabel fertiggestellt sei. Zum Zeitpunkt seiner Fertigstellung besaß das Kabel eine maximale Datenübertragungsrate von 1,28 Tbps.[3] 2015 wurde das SEA-ME-WE 4 auf eine Kapazität von 4,6 Tbps aufgerüstet.[4]

Topographie

Bearbeiten
 
Lage und Landepunkte des SEA-ME-WE-4-Seekabels

Das Kabel hat 17 Landepunkte in 15 Ländern auf zwei Kontinenten und ist in 4 Segmente unterteilt:[5][6]

Segmente

Bearbeiten
  1. Tuas – Mumbai
  2. Mumbai – Sues
  3. Sues – Kairo
  4. Kairo – Marseille

Landepunkte

Bearbeiten
  1. Marseille, Frankreich
  2. Annaba, Algerien
  3. Bizerte, Tunesien
  4. Palermo, Italien
  5. Alexandria, Ägypten
  6. Kairo, Ägypten (Landleitung)
  7. Sues, Ägypten (Landleitung/Ende)
  8. Dschidda, Saudi-Arabien
  9. Fudschaira, Vereinigte Arabische Emirate
  10. Karatschi, Pakistan
  11. Mumbai, Indien
  12. Colombo, Sri Lanka
  13. Chennai, Indien
  14. Cox’s Bazar, Bangladesch
  15. Satun, Thailand
  16. Malakka, Malaysia
  17. Tuas, Singapur

Betreiberunternehmen

Bearbeiten
Unternehmen Land
Algerie Telecom Algerien  Algerien
Bharti Airtel (Bharti Infratel Limited) Indien  Indien
Bangladesh Telegraph and Telephone Board (BTTB) Bangladesch  Bangladesch
CAT Telecom Thailand  Thailand
Etisalat Vereinigte Arabische Emirate  Vereinigte Arabische Emirate
MCI Communications (vormals MCI UK) Vereinigtes Konigreich  Vereinigtes Königreich
Orange (früher France Télécom) Frankreich  Frankreich
Pakistan Telecommunication Company Limited (PTCL) Pakistan  Pakistan
Saudi Telecom Company (STC) Saudi-Arabien  Saudi-Arabien
Singapore Telecommunications (SingTel) Singapur  Singapur
Sri Lanka Telecom (SLT) Sri Lanka  Sri Lanka
Tata Communications (vormals: Videsh Sanchar Nigam Limited, VSNL) Indien  Indien
Telecom Egypt (TE) Agypten  Ägypten
Telecom Italia Italien  Italien
Telekom Malaysia Malaysia  Malaysia
Tunisie Telecom Tunesien  Tunesien

Geheimdienstliche Überwachung

Bearbeiten

Im August 2013 berichtete die Süddeutsche Zeitung, dass unter Führung des britischen Geheimdienstes GCHQ mit Unterstützung der National Security Agency der Zugang zu dem Kabelsystem gelungen ist. Die Zeitung zitiert Edward Snowden als Quelle dieser Information.[7][8] Nach Angaben des Nachrichtenmagazins Der Spiegel ist es der US-amerikanischen National Security Agency (NSA) auch gelungen, Informationen über das Netzwerkmanagement des Seekabelsystems zu erlangen.[1][9] Dazu hackte die NSA eine Webseite des Betreiberkonsortiums.[10]

Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b NSA zapft Datenkabel von Europa nach Asien an, Deutsche Welle / dpa, 29. Dezember 2013
  2. a b Alexander McLeod: SEA-ME-WE 4 Fibre Optic Submarine Cable Project. In: Faculty of Engineering and Applied Science, Memorial University, St. John’s, NL, Kanada (Hrsg.): Coastal and Ocean Engineering Undergraduate Student Forum, COASTAL-13. April 2013 (englisch, mun.ca).
  3. Fujitsu Completes Construction of SEA-ME-WE 4 Submarine Cable Network: 20,000 kilometer optical submarine cable network spans from Singapore to France. Fujitsu, 13. Dezember 2005, abgerufen am 1. Juni 2017 (englisch).
  4. Mitsubishi Electric Completes Upgrade of SEA-ME-WE 4 Network. (PDF) Misubishi Electric, 18. Dezember 2015, abgerufen am 9. September 2017 (englisch).
  5. Cable System Configuration. In: South East Asia-Middle East-Western Europe 4. Sri Lanka Telecom, archiviert vom Original am 4. August 2007; abgerufen am 31. Januar 2008.
  6. SEA-ME-WE 4 Network Administration system. seamewe4.net, abgerufen am 21. November 2016 (englisch).
  7. Britischer Geheimdienst zapft Daten aus Deutschland ab. In: Süddeutsche Zeitung. 28. August 2013 (sueddeutsche.de).
  8. John Goetz, Hans Leyendecker und Frederik Obermaier (28. August 2013). "British Officials Have Far-Reaching Access To Internet And Telephone Communications" (Zugriff am 30. August 2013)
  9. NSA spioniert Datenkabel von Europa nach Asien aus In: Spiegel Online, 29. Dezember 2013. Abgerufen am 5. Januar 2014 
  10. Wirtschaftswoche: Spähaffäre: NSA hackt sich in zahlreiche IT-Produkte. Abgerufen am 26. November 2020.