Sabine Döring

deutsche Philosophin, Hochschullehrerin und ehemalige politische Beamtin

Sabine A. Döring-Feger[1] (* als Sabine Döring) ist eine deutsche Philosophin, Hochschullehrerin und ehemalige politische Beamtin (Staatssekretärin a. D.). Ihre Forschungsschwerpunkte sind Ethik und die Theorie der (praktischen) Rationalität mit einem Schwerpunkt auf der Theorie der Emotionen, Politische Philosophie, Ästhetik sowie die Philosophie Robert Musils. Sie lehrte von 2008 bis 2023 an der Universität Tübingen. Sie war von Februar 2023 bis Juni 2024 Staatssekretärin im Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Sabine Döring (2019)

Sabine Döring studierte Philosophie, Germanistik, Linguistik und Psychologie an der Universität Göttingen[2] und schloss das Studium 1989 mit dem Ersten Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien ab;[3] ebenda wurde sie 1997 als Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes[4] mit der Arbeit Ästhetische Erfahrung als Erkenntnis des Ethischen. Die Kunsttheorie Robert Musils und die analytische Philosophie promoviert. Döring ist mit dem Ökonomen Fritz Feger verheiratet,[5][6] der ebenfalls an der Universität Göttingen promoviert wurde.[7]

1998 verbrachte Döring als Research Fellow an der University of California, Berkeley, USA, auf Einladung von Bernard Williams. Von März 1999 bis September 2004 war sie Hochschulassistentin (C1)[8][9] an der Universität Duisburg-Essen, beurlaubt 2001 für einen Forschungsaufenthalt als Research Fellow der Royal Society of Edinburgh an der University of St Andrews, Schottland. 2005 habilitierte sie sich an der Universität Duisburg-Essen mit der Arbeit Gründe und Gefühle. Zur Lösung des Problems der Moral. 2004 verließ sie ihre Assistentenstelle vor der Zeit, um als Research Associate im Rahmen des EU-Projektes HUMAINE (Human-Machine Interaction Network on Emotions) ans King’s College London, UK, zu wechseln. Von 2005 bis 2008 war Döring Research Associate an der University of Manchester, beurlaubt 2007 für eine Vertretungsprofessur für Praktische Philosophie an der Universität Hamburg. 2008 wurde sie als W3-Professorin auf den Lehrstuhl für Philosophie (mit dem Schwerpunkt Praktische Philosophie) der Universität Tübingen berufen. Dort war sie von 2009 bis 2019 Vorstandsmitglied des Werner Reichart Centre for Integrative Neuroscience (CIN).

Politische Tätigkeit

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Ernennung zur Staatssekretärin im Bundesministerium für Bildung und Forschung

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Mit Wirkung vom 1. Februar 2023 wurde Sabine Döring unter Bundesministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) als Nachfolgerin von Kornelia Haugg zur Staatssekretärin im Bundesministerium für Bildung und Forschung ernannt.[10][11]

Fördergeld-Affäre

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Laut Spiegel beauftragte Döring im Juni 2024 eine ministerielle Prüfung strafrechtlicher Konsequenzen und möglicher Kürzungen von bereits bewilligten Fördermitteln gegen Hochschullehrer, die sich in einem offenen Brief gegen die Räumung einer zeitweiligen pro-palästinensischen Besetzung der Berliner Freien Universität (FU) ausgesprochen hatten.[12] Sie wollte demnach prüfen lassen, ob es in dem offenen Brief zu Volksverhetzung im Zusammenhang mit Antisemitismus während des Krieges in Israel und Gaza gekommen oder ob der Inhalt von der Meinungsfreiheit gedeckt sei.[13] Dagegen wurde innerhalb der Wissenschaft protestiert.[14] Der Vorgang wurde in den Medien als „Fördergeld-Affäre“[15] bzw. „Fördermittel-Affäre“[12] bezeichnet.

Am 16. Juni 2024 erklärte die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Bettina Stark-Watzinger, dass sie Bundeskanzler Olaf Scholz gebeten habe, Döring wegen der umstrittenen Prüfung aus dem Amt als Staatssekretärin zu entlassen und in den einstweiligen Ruhestand zu versetzen.[12][16] Schleswig-Holsteins Bildungsministerin und CDU-Vize Karin Prien bezeichnete Döring als „Bauernopfer“, denn ihrer Meinung nach hätte Stark-Watzinger zurücktreten sollen.[17] Ihr folgte Roland Philippi als Staatssekretär nach.

Gegen ein von ihrem früheren Dienstherrn verhängtes Äußerungsverbot in der Fördergeld-Affäre erhob Döring im Juli 2024 Klage vor dem Verwaltungsgericht Berlin.[18] Einem zusätzlichen Eilantrag vom September 2024, das Äußerungsverbot für eine Sondersitzung des Bundestagsausschusses für Bildung und Forschung sowie für eine Sitzung der Arbeitsgruppe Bildung und Forschung der Unionsfraktion aufzuheben, gab das Verwaltungsgericht Minden nicht statt.[19]

 
Sabine Döring 2019 auf der Fachtagung „Streiten lernen“ der Bundeszentrale für politische Bildung

Sabine Döring vertritt eine kognitive Theorie der Emotionen, nach der Emotionen für rationales Denken unverzichtbare affektive Bewertungen sind. Geprägt hat sie für diese Analyse von Emotionen den Terminus „affektive Wahrnehmung“. Damit ist gemeint, dass Emotionen sinnlichen Wahrnehmungen insofern analog sind, als sie

  • unmittelbar sind, nämlich komplexe Situationen unmittelbar mit Blick auf relevante Aspekte strukturieren;
  • einen nichtbegrifflichen Inhalt haben;
  • einen phänomenalen Gehalt haben;
  • Urteile für Emotionen weder hinreichend noch notwendig sind.

In ihren Arbeiten untersucht Sabine Döring die Implikationen von Emotionen als affektiven Wahrnehmungen

  • für (moralische) Motivation und Rechtfertigung sowie Handlungsfähigkeit (Agency) generell;
  • für den Emotionsausdruck in der Kunst;
  • für die Rolle von Emotionen im politischen Diskurs.

Publikationen (Auswahl)

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  • Ästhetische Erfahrung als Erkenntnis des Ethischen: Die Kunsttheorie Robert Musils und die analytische Philosophie. mentis, Paderborn 1999.
  • Philosophie der Gefühle. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2009.

Aufsätze in Fachzeitschriften und Sammelbänden

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  • Explaining Action by Emotion. In: The Philosophical Quarterly. Band 53, 2003, S. 214–230.
  • Seeing What to Do: Affective Perception and Rational Motivation. In: Dialectica. Band 61, 2007, S. 363–394.
  • Why Be Emotional? In: Peter Goldie (Hrsg.): Oxford Handbook of Philosophy of Emotion. Oxford University Press, Oxford 2010, S. 283–302.
  • What Is an Emotion? Musil’s Adverbial Theory. In: The Monist. Band 97, 2014, 47–65.
  • Why Recalcitrant Emotions Are Not Irrational. In: Sabine Roeser und Cain Todd (Hrsg.): Emotion & Value. Oxford University Press, Oxford 2014, S. 124–136.
  • What’s Wrong with Recalcitrant Emotions? From Irrationality to Challenge of Agential Identity. In: Dialectica. Band 69, 2015, S. 381–402.
  • mit Anika Lutz: Beyond Perceptualism. Sonderband der Zeitschrift Dialectica 2015.
  • mit Bahadir Eker: Desires without Guises: Why We Need Not Value What We Want. In: Julien Deonna und Federico Lauria (Hrsg.): The Nature of Desire. Oxford University Press, Oxford 2017.
  • What Is Expressed When Emotions Are Expressed in Art? In: Grazer Philosophische Studien. Band 96, 2019, S. 361–380.
  • National Pride in a Global World. In: Yearbook Practical Philosophy in a Global Perspective. Band 4, 2020.
  • How Safe Should We Feel? On the Ethics of Fear in the Public Sphere. In: Sebastian Schmidt und Gerhard Ernst (Hrsg.): Ethics of Belief and Beyond. Understanding Mental Normativity. Routledge, Oxford 2020.
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Einzelnachweise

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  1. Sabine Döring im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek. Abgerufen am 20. März 2023.
  2. Dozenten der Sommerakademie 2011 – Fachschaft Philosophie – LMU München. Abgerufen am 20. März 2023.
  3. Sabine A. Döring. 10. Dezember 2001, abgerufen am 7. August 2024.
  4. Wayback Machine. 10. Dezember 2001, abgerufen am 7. August 2024.
  5. Wayback Machine. 10. Dezember 2001, abgerufen am 7. August 2024.
  6. Fritz Feger | Theorie. 19. Oktober 2021, abgerufen am 7. August 2024.
  7. Fritz Feger: A behavioral model of the German compound feed industry: Functional form, flexibility, and regularity. Göttingen 2002 (dnb.de [abgerufen am 20. März 2023] Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen).
  8. Philosophisches Seminar - Lehrstuhl für Philosophie mit dem Schwerpunkt Praktische Philosophie (Ethik). 30. Oktober 2016, abgerufen am 7. August 2024.
  9. CV Sabine A. Döring
  10. Prof. Dr. Sabine Döring. Bundesministerium für Bildung und Forschung, 31. Oktober 2023, archiviert vom Original; abgerufen am 17. Juni 2024.
  11. Haugg scheidet als Staatssekretärin im BMBF aus. Abgerufen am 16. Dezember 2022.
  12. a b c Armin Himmelrath, Miriam Olbrisch: Fördermittel-Affäre im BMBF: Staatssekretärin verliert ihren Posten. In: Der Spiegel. 16. Juni 2024, abgerufen am 17. Juni 2024.
  13. John Goetz, Manuel Biallas: Als Reaktion auf Kritik: Bildungsministerium wollte Fördermittel streichen. In: NDR.de. 11. Juni 2024, abgerufen am 11. Juni 2024.
  14. Miriam Olbrisch, Armin Himmelrath: Stark-Watzingers Staatssekretärin soll umstrittene Prüfung beauftragt haben. In: Der Spiegel. 14. Juni 2024, abgerufen am 15. Juni 2024.
  15. Manuel Biallas, John Goetz: Ministerium beauftragte Listen für Fördermittelentzug. In: tagesschau.de. 24. Juni 2024, abgerufen am 5. Juli 2024.
  16. Bettina Stark-Watzinger: Erklärung von Bundesministerin Bettina Stark-Watzinger: Bitte um Versetzung in den einstweiligen Ruhestand von Staatssekretärin Prof. Dr. Sabine Döring. Bundesministerium für Bildung und Forschung, 16. Juni 2024, abgerufen am 17. Juni 2024.
  17. „Bauernopfer“: Ministerin schickt nach E-Mail-Affäre Top-Beamtin in Rente. In: MOPO. 17. Juni 2024, abgerufen am 17. Juni 2024.
  18. Kilian Pfeffer: Entlassene Staatssekretärin klagt gegen Bildungsministerium. In: tagesschau.de. 5. Juli 2024, abgerufen am 5. Juli 2024.
  19. VG Minden, Beschluss vom 6. September 2024 – 12 L 588/24 –; Jan-Martin Wiarda: Gericht entscheidet: Döring darf nicht vor Abgeordneten reden. 6. September 2024, abgerufen am 7. September 2024.