Sabine Schormann
Sabine Schormann (* 1962 in Bad Homburg) ist eine deutsche Germanistin und Kulturmanagerin. Vom 1. November 2018 bis zu ihrem Rücktritt am 16. Juli 2022 war sie Generaldirektorin des Museums Fridericianum in Kassel und Generaldirektorin der documenta.
Leben und Wirken
BearbeitenSchormann wurde als Tochter des Werbekaufmanns Bernd Schormann und der Bankkauffrau Maria Schormann geboren und wuchs in Eppstein und in Königstein im Taunus auf.[1] Sie studierte von 1981 bis 1987 Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte an der Universität Mainz. Im Jahr 1992 wurde sie mit einer Arbeit zu Bettina von Arnim promoviert.[2]
Schormann ist verheiratet mit Walter Wolfgang Kleine, der von 2004 bis 2014 Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Hannover und zuvor langjähriger Mitarbeiter der Sparkasse Bremen war, zuletzt als Mitglied des Vorstands.[3] Seit 2016 ist Kleine privatwirtschaftlich tätig.[4]
Beruflicher Werdegang
BearbeitenAnfang der 1990er Jahre war Schormann als studentische Hilfskraft am Goethe-Museum in Frankfurt am Main mit der Organisation erster, zunächst kleinerer Ausstellungen betraut.[5] Nach Abschluss ihrer Promotion arbeitete sie ab 1992 in der Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in Bonn. Während ihrer Tätigkeit im Bereich „Sonderaktionen, Konzeption und Umsetzung“ war sie als Projektleiterin für den seitdem auch in Deutschland eingeführten Tag des offenen Denkmals zuständig.[6]
Hannover, 1996 bis 2019 und 2024
BearbeitenIm Jahr 1996 übernahm sie die Leitung der Ausstellungen „Planet of Visions“ und „Das 21. Jahrhundert“ im Themenpark der EXPO 2000 in Hannover.[7] Als Direktorin der Niedersächsischen Sparkassenstiftung und der VGH-Stiftung wirkte sie bis 2018 weiter in der Landeshauptstadt.[8]
Sabine Schormann war Schirmherrin für den vom Presse Club Hannover verliehenen Leibniz-Ring-Hannover. 2019 übernahm Eske Nannen ihre Nachfolge.[9]
2024 wurde Sabine Schormann zur Vorstandsvorsitzenden des in Hannover wirkenden Vereins „Musik für heute e.V.“ gewählt.[10]
Generaldirektorin des Museums Fridericianum und der documenta
BearbeitenZum 1. November 2018 wurde Schormann Generaldirektorin der documenta[11][8] und des Museums Fridericianum in Kassel. Zu ihren Aufgaben gehörte unter anderem die Vorbereitung und Organisation der 15. Documenta.[12][13]
Mit Eröffnung der documenta fifteen am 18. Juni 2022 wurde sie wegen der Darstellung antisemitischer Bildinhalte in dem zentral in der Stadt ausgestellten Werk des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi sowie wegen der Beziehung von Beteiligten an der documenta fifteen zur Kampagne Boycott, Divestment and Sanctions kritisiert. Schormann und dem mit der Kuratierung beauftragten Künstlerkollektiv Ruangrupa wird vorgeworfen, gegen die Grundwerte Respekt, Dialogfähigkeit und Menschlichkeit der Documenta verstoßen und das Werk erst nach dem üblichen Preview der Medien installiert zu haben. Das Werk wurde daraufhin zunächst mit schwarzem Tuch verhüllt und am 21. Juni 2022 endgültig abgebaut.[14][15][16][17] Der Vorsitzende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen, Michael Fürst, forderte ihren Rücktritt,[18] ebenso der Rechtswissenschaftler Ulrich Haltern. Dieser hatte in seiner Funktion als Jurymitglied des Niedersächsischen Staatspreises vom niedersächsischen Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) zuvor erfolglos gefordert, Schormann aus der Jury abzuberufen.[19]
Am 16. Juli 2022 trat sie schließlich als Generaldirektorin der documenta zurück, und ihr Geschäftsführerdienstvertrag wurde einvernehmlich aufgelöst.[20][21] Ihr Nachfolger als Geschäftsführer der „documenta und Museum Fridericianum gGmbH“[22] wurde am 18. Juli 2022 der frühere documenta-Geschäftsführer und Gründungsvorstand der Kulturstiftung des Bundes Alexander Farenholtz.[23]
Weblinks
Bearbeiten- Sabine Schormann bei IMDb
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Temperamentsbündel Maria Schormann feiert 85. Geburtstag. In: Taunus Nachrichten. 16. Mai 2018, abgerufen am 17. Juli 2022.
- ↑ Sabine Schormann: Bettine von Arnim. Die Bedeutung Schleiermachers für ihr Leben und Werk (= Untersuchungen zur deutschen Literaturgeschichte. Band 66). Niemeyer, Tübingen 1993, ISBN 3-484-32066-4; Reprint: De Gruyter, Berlin/Boston 2011, ISBN 978-3-11-094217-0 (Zugl.: Mainz, Univ., Diss., 1992).
- ↑ Rätselraten über den Abgang von Walter Kleine. In: haz.de. Abgerufen am 16. Juli 2022.
- ↑ Walter Wolfgang Kleine, Hannover. In: northdata.de, abgerufen am 17. Juli 2022.
- ↑ Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts. Gebr. Knauer, 1991, ISSN 0071-9463, S. 324.
- ↑ Ein Geschenk an die Bürger. 25 Jahre Tag des offenen Denkmals®. In: monumente-online.de. Deutsche Stiftung Denkmalschutz, August 2018, abgerufen am 17. Juli 2022 (Enthält den Abschnitt: Die Kulturmanagerin Dr. Sabine Schormann, designierte documenta-Geschäftsführerin, erinnert sich).
- ↑ Sabine Schormann: Szenographie. Zur Zukunft der gestalteten Ausstellung am Beispiel von ‚Planet of Visions' und ‚Das 21. Jahrhundert' im Themenpark der Expo 2000. In: Museumskunde. Nr. 66, 1/2001, ISSN 0027-4178, S. 47.
- ↑ a b Abschied nach 18 Jahren: Stiftungsdirektorin Sabine Schormann geht zur documenta. Presseinformation. In: VGH Newsroom, 1. November 2018, abgerufen am 17. Juli 2022.
- ↑ lok: Nannen sucht Schmiede für Leibniz Ring / 77-Jährige ist neue Schirmherrin. In: Neue Presse. 28. Februar 2019, S. 21.
- ↑ nobilis Redakteur: Musik für Neugierige. 11. November 2024, abgerufen am 13. November 2024.
- ↑ Florian Hagemann, Werner Fritsch, Ulrike Pflüger-Scherb: Nach d14-Skandal: Sabine Schormann wird neue documenta-Geschäftsführerin. In: hna.de. 26. April 2018, abgerufen am 17. Juli 2022.
- ↑ Mit neuer Stärke zur documenta 15. In: documenta.de. 25. April 2018, abgerufen am 21. Juni 2022 (Pressemitteilung).
- ↑ (dpa): Nach Millionendefizit: Sabine Schormann wird Documenta-Generaldirektorin. In: Der Tagesspiegel Online. 25. April 2018, abgerufen am 21. Juni 2022.
- ↑ feb/dpa: Antisemitismusvorwürfe gegen Großbanner in Kassel. So begründen Kunstkollektiv und Documenta die Verhüllung. In: spiegel.de. 21. Juni 2022, abgerufen am 21. Juni 2022.
- ↑ Niklas Maak: Judenfeindliche Kunstwerke: Die Documenta-Leitung muss jetzt zurücktreten. In: FAZ.NET. 21. Juni 2022, abgerufen am 17. Juli 2022.
- ↑ Maria Ossowski: Kommentar: documenta-Chefin Sabine Schormann muss gehen. In: NDR. 21. Juni 2022, abgerufen am 17. Juli 2022.
- ↑ Sven Hansen: Künstlerkollektiv Taring Padi: Gruppe fühlt sich missverstanden. In: taz.de. 21. Juni 2022, abgerufen am 17. Juli 2022.
- ↑ Martina Gilica: Michael Fürst fordert Rücktritt der documenta-Leitung. Interview. In: ndr.de, 29. Juni 2022, abgerufen am 17. Juli 2022.
- ↑ Antisemitismus-Streit auf documenta erreicht Niedersachsen. In: NDR 1 Niedersachsen. 1. Juli 2022, abgerufen am 17. Juli 2022.
- ↑ dpa: Antisemitismus-Eklat. Documenta-Generaldirektorin Schormann legt Amt nieder. In: Monopol. 16. Juli 2022, abgerufen am 16. Juli 2022.
- ↑ Matthias Lohr, Florian Hagemann: Nach Antisemitismus-Eklat: documenta trennt sich von Generaldirektorin Sabine Schormann. In: hna.de. 16. Juli 2022, abgerufen am 17. Juli 2022: „Der Aufsichtsrat, die Gesellschafter und Generaldirektorin Dr. Sabine Schormann verständigten sich einvernehmlich darauf, ihren Geschäftsführerdienstvertrag kurzfristig aufzulösen. Zunächst wird eine Interimsnachfolge angestrebt.“
- ↑ FAQ – Die documena fifteen. Was ist die documenta gGmbH? In: documenta-fifteen.de. documenta und Museum Fridericianum gGmbH, abgerufen am 18. Juli 2022: „In die Verantwortung der gemeinnützigen GmbH gehören die alle fünf Jahre stattfindende documenta Ausstellung, das Fridericianum, das documenta archiv, das documenta Institut und die documenta Halle.“
- ↑ Andrea Mühlberger: documenta: Farenholtz wird Interims-Geschäftsführer. In: BR24. Bayerischer Rundfunk, 18. Juli 2022, abgerufen am 18. Juli 2022.
Personendaten | |
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NAME | Schormann, Sabine |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Germanistin und Kulturmanagerin |
GEBURTSDATUM | 1962 |
GEBURTSORT | Bad Homburg |