Sabine Stöhr (Übersetzerin)

deutsche Übersetzerin

Sabine Stöhr (* 17. März 1968[1] in Würzburg[2]) ist eine deutsche literarische Übersetzerin.

Sabine Stöhr gemeinsam mit ihrem Übersetzerkollegen Jurij Durkot bei der Vergabe des Preises der Leipziger Buchmesse 2018

Sabine Stöhr studierte Osteuropäische Geschichte und Publizistik[3] sowie Slawistik in Mainz und Simferopol.[4] 1995 veröffentlichte sie einen Reiseführer über die Krim. Ab Anfang der 2000er-Jahre war Stöhr für drei Jahre an der Deutschen Botschaft in Kiew tätig.[5] Seit 2003 arbeitet sie als Übersetzerin aus dem Ukrainischen.[3] Darüber, wie Stöhr zu dieser Tätigkeit kam, soll es unterschiedliche Berichte geben. Laut dem Autor und Kritiker Helmut Böttiger soll sie einer Lesung des ukrainischen Schriftstellers Jurij Andruchowytsch beigewohnt haben. Stöhr habe daraufhin beschlossen, den Autor ins Deutsche zu übersetzen, als es nur sehr wenige Übersetzer aus dem Ukrainischen in Deutschland gab und eine aus der DDR stammende Ukraine-Spezialistin Andruchowytschs Texte als „zu obszön“ empfunden hatte.[5]

2005 übersetzte Stöhr mit Zwölf Ringe erstmals einen Roman von Andruchowytsch ins Deutsche für den Suhrkamp Verlag, dem weitere Übersetzungen des Autors folgen sollten. Im selben Jahr arbeitete sie mit dem aus der Ukraine stammenden freien Übersetzer und Journalisten Jurij Durkot zusammen und es entstand für Suhrkamp die deutsche Übersetzung von Ljubko Dereschs Roman Kult. Seit 2007 übersetzt Stöhr gemeinsam mit Durkot die Romane des ukrainischen Autors Serhij Schadan für den Suhrkamp Verlag. Für Die Erfindung des Jazz im Donbass (2012) erhielt sie 2014 gemeinsam mit Romanautor Schadan und ihrem Übersetzerkollegen Durkot den Brücke Berlin Literatur- und Übersetzerpreis. Im selben Jahr wurde Stöhr für ihre Übertragungen aus dem Ukrainischen der Johann-Heinrich-Voß-Preis zuerkannt.

Der bisher größte Erfolg für Stöhr und Durkot stellte sich mit der Übersetzung von Serhij Schadans Roman Internat (2018) ein. Die Geschichte um einen jungen Lehrer aus dem Donezbecken, der versucht während der kriegerischen Auseinandersetzungen 2015 seinen 13-jährigen Neffen aus dem titelgebenden Internat am anderen Ende der Stadt nach Hause zurückzuholen, brachte den beiden 2018 den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie „Übersetzung“ ein. Die Preisjury lobte die deutsche Übertragung als lebendig, „prägnant und packend“, stellte die dichten, kraftvollen Beschreibungen hervor und lobte Stöhrs und Durkots „Schattierungen der Düsternis“ als „von großer Schönheit“ durchzogen.[6]

Im Juni 2020 erschien bei Suhrkamp Jurij Andruchowytschs Roman Die Lieblinge der Justiz, „wie immer funkelnd übersetzt von Sabine Stöhr“[7].

Sabine Stöhr lebt in Wien, nachdem sie mehrere Jahre auch in Moskau und Kiew gelebt hat.[3]

Veröffentlichungen

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Eigene Werke

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Übersetzungen aus dem Ukrainischen

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Auszeichnungen

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Einzelnachweise

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  1. Preisträger-Profil. In: deutscheakademie.de (abgerufen am 15. März 2018).
  2. Vorgeblättert – Juri Andruchowytsch: Moscoviada. In: perlentaucher.de (abgerufen am 27. März 2018).
  3. a b c Andruchowytsch, Juri: Kleines Lexikon intimer Städte. Insel Verlag, Berlin 2016
  4. Serhij Schadan: Internat. Suhrkamp, Berlin 2018
  5. a b Böttiger, Helmut: Huzulische Salzteigpferde. Laudatio zur Vergabe des Johann-Heinrich-Voß-Preises für Übersetzung 2014. In: deutscheakademie.de (abgerufen am 15. März 2018)
  6. Preisträger 2018: Preisträger in der Kategorie Übersetzung. In: preis-der-leipziger-buchmesse.de (abgerufen am 16. März 2018)
  7. Jörg Plath: Galizien besitzt kein Epos? Mit seinem neuen Roman liefert Juri Andruchowytsch eines nach – und was für eines! Rezension in der NZZ vom 17. Juni 2020.