Zakrze

Dorf in Polen
(Weitergeleitet von Sackisch)

Zakrze (deutsch: Sackisch), tschechisch Žakš[1] ist ein Ortsteil der Stadtgemeinde Kudowa-Zdrój (Bad Kudowa) im Powiat Kłodzki der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen.

Zakrze
Sackisch
?
Hilfe zu Wappen
Zakrze Sackisch (Polen)
Zakrze
Sackisch (Polen)
Zakrze
Sackisch
Basisdaten
Staat: Polen

Woiwodschaft: Niederschlesien
Powiat: Kłodzko
Stadtteil von: Kudowa-Zdrój
Geographische Lage: 50° 30′ N, 16° 14′ OKoordinaten: 50° 30′ 0″ N, 16° 14′ 0″ O

Höhe: 380 m n.p.m.
Einwohner:
Wirtschaft und Verkehr
Straße: KłodzkoNáchod
Eisenbahn: Kłodzko–Kudowa Zdrój

Geographie

Bearbeiten

Zakrze liegt westlich des Glatzer Kessels, zwei Kilometer von der Grenze zu Tschechien entfernt. Durch den Ort führt die Europastraße 67, deren Verlauf hier der alten Heer- und Königsstraße von Prag über Königgrätz und Glatz nach Breslau entspricht. Nachbarorte sind Kudowa-Zdrój im Norden, Jerzykowice Wielkie (Großgeorgsdorf) im Nordosten, Jeleniów (Gellenau) im Südosten, Brzozowie (Birkhagen) im Süden und Słone (Schlaney) im Westen. Durch den Ort fließt die Bystra (Schnelle), die jenseits der Grenze in die Metuje (Mettau) mündet.

Geschichte

Bearbeiten
 
„Sakisch bei Bad Kudowa“, zwischen 1920 und 1945

„Zakeß“, das ursprünglich zur Herrschaft Nachod im altböhmischen Königgrätzer Kreis gehörte, wurde 1477 erstmals urkundlich erwähnt. Damals gliederte Herzog Heinrich d. Ä., dem seit 1472 die Herrschaften Nachod und Hummel sowie die Grafschaft Glatz gehörten, das gesamte Kirchspiel der Lewiner Pfarrkirche St. Michael, zu dem Sackisch gehörte, in die Herrschaft Hummel und diese im selben Jahr in seine Grafschaft Glatz ein. Nachdem die Herrschaft Hummel 1561 vom böhmischen Landesherrn erworben wurde, blieben die zugehörigen Dörfer auch nach der Auflösung der Herrschaft 1595 weiterhin im Besitz der Böhmischen Kammer. Sie verkaufte 1684 Sackisch und die benachbarten Dörfer Gellenau, Großgeorgsdorf, Tanz, Tassau, Järker und Kleingeorgsdorf zur Finanzierung der Türkenkriege dem Kaspar Josef von Alten, dem schon das Freirichtergut in Gellenau gehörte[2]. Dadurch wurde Sackisch, das über eine eigene Freirichterei verfügte, zum Gutsbezirk Gellenau untertänig. Für das Jahr 1560 ist die Schreibweise „Sackisch“ belegt.

Nach dem Ersten Schlesischen Krieg 1742 und endgültig nach dem Hubertusburger Frieden 1763 kam Sackisch zusammen mit der Grafschaft Glatz an Preußen. Nach der Neugliederung Preußens gehörte es seit 1815 zur Provinz Schlesien und wurde 1816 dem Landkreis Glatz eingegliedert, mit dem es bis 1945 verbunden blieb. Zum 1874 gebildeten Amtsbezirk Sackisch, der 1927 in Amtsbezirk Schlaney umbenannt wurde, gehörten die Landgemeinden Brzesowie, Sackisch und Schlaney sowie der Gutsbezirk Schlaney.[3] Mit dem Eisenbahnanschluss, der Kudowa-Sakisch von Bad Reinerz aus 1905 erreichte, entwickelten sich Industrie- und Handwerksbetriebe sowie, durch das benachbarte Bad Kudowa, der Fremdenverkehr. 1922 wurde die Sackischer Kirche, die bis dahin eine Filiale von Lewin war, zu einer Kuratie mit einem eigenen Seelsorgsbezirk erhoben. 1939 wurden 1793 Einwohner gezählt. Im August 1944 errichteten die Nationalsozialisten in Sackisch ein Arbeitslager für Frauen, das ein Außenlager des KZ Groß Rosen war.[4][5] Bei Kriegsende 1945 befanden sich im Lager Sackisch etwa 3000 Gefangene verschiedener Nationalitäten.[6]

Als Folge des Zweiten Weltkriegs fiel Sackisch 1945 mit dem größten Teil Schlesiens an Polen. Nachfolgend wurde es in Zakrze umbenannt. Die deutsche Bevölkerung wurde, soweit sie nicht schon vorher geflohen war, weitgehend vertrieben. Die neu angesiedelten Bewohner waren teilweise Zwangsumgesiedelte aus Ostpolen, das an die Sowjetunion gefallen war. 1946 erfolgte die Eingemeindung von Zakrze nach Kudowa-Zdrój. Die St.-Katharina-Kirche wurde selbständige Pfarrei, zu der bis 1972 auch Kudowa-Zdrój gehörte. 1952 wurde die von 1947 bis 1952 in der ul. Buczka in Kudowa-Zdrój bestehende Volksschule mit tschechischer Unterrichtssprache nach Zakrze verlegt und als deutschsprachige Schule weitergeführt. Nachdem zahlreiche Deutsche Ende der 1950er Jahre im Wege der Familienzusammenführung nach Westdeutschland ausreisen durften, wurde die Schule wegen zu geringer Schülerzahl 1961 aufgelöst.[7] 1975–1998 gehörte Zakrze zur Woiwodschaft Wałbrzych (Waldenburg).

Sehenswürdigkeiten

Bearbeiten
  • Die der hl. Katharina geweihte Pfarrkirche wurde um 1680 erbaut. Die barocke Inneneinrichtung stammt aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, der Glockenturm wurde 1713 errichtet. Im Jahre 2003 erfolge eine umfassende Renovierung.

Persönlichkeiten

Bearbeiten
  • Minna Lang (1891–1959), Physikerin und Wissenschaftsjournalistin
  • Erich Berger (1910–2003), Politiker (CDU), Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin
  • Wolf-Rüdiger Weisbach (* 1941), deutscher Allgemein- und Sportmediziner

Literatur

Bearbeiten
  • Franz Albert: Die Geschichte der Herrschaft Hummel und ihrer Nachbargebiete. Erster Teil: Die Herrschaft Hummel bis zum Jahre 1477. Im Selbstverlag des Verfassers, 1932
  • Peter Güttler u. a.: Das Glatzer Land. Verlag Aktion West-Ost e.V., ISBN 3-928508-03-2, S. 96–97
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Marek Šebela, Jiři Fišer: České Názvy hraničních Vrchů, Sídel a vodních toků v Kladsku. In: Kladský sborník 5, 2003, S. 378
  2. Hugo von Wiese: Die Freirichter der Grafschaft Glatz. In: Mittheilungen des Vereines für Geschichte der Deutschen in Böhmen. 1878/79, S. 352.
  3. Amtsbezirk
  4. Außenlager
  5. Katalin Vidor: Alltag in der Hölle
  6. Ondřej Felcman, Ryszard Gładkiewicz u. a.: Kladsko – Dějiny regionu, Nakladatelství Bor, Liberec 2012, ISBN 978-80-87607-00-8, S. 296.
  7. Krysztof Koźbiał: Szkoła z czeskim językiem nauczania v Kudowie-Zdroju. In: Kladský Sborník 5-2003, S. 177–185.