Sag es niemandem

polnischer Dokumentarfilm von Tomasz Sekielski (2019)

Sag es niemandem (polnischer Titel: Tylko nie mów nikomu) ist ein polnischer Dokumentarfilm über Kindesmissbrauch in der Katholischen Kirche in Polen aus dem Jahr 2019. Die unter der Regie von Tomasz Sekielski entstandene Produktion wurde am 11. Mai 2019 veröffentlicht.[1]

Film
Titel Sag es bloß niemandem
Originaltitel Tylko nie mów nikomu
Produktionsland Polen
Originalsprache Polnisch
Erscheinungsjahr 2019
Länge 97 Minuten
Stab
Regie Tomasz Sekielski
Drehbuch Tomasz Sekielski
Produktion Marek Sekielski
Kamera Adam Galica,
Wojciech Jakubczak,
Piotr Suzin
Schnitt Tomasz Sekielski
Der Regisseur Tomasz Sekielski, 2019

Der Film dokumentiert zahlreiche Fälle von sexueller Gewalt katholischer Priester an Minderjährigen in Polen. Teilweise wurden das gezeigte Material mit versteckter Kamera gefilmt, die betroffenen mutmaßlichen Täter wurden aber unkenntlich gemacht. Der Film präsentiert Behauptungen über pädophile sexuelle Gewalt, die von Mitgliedern des polnischen Klerus begangen wurde, von denen einige seit Jahrzehnten bekannt und andere neu sind. So veröffentlicht er erstmals Anschuldigungen gegen den Beichtvater von Lech Wałęsa und gegen den Priester, der den Bau der Basilika Unserer Lieben Frau von Licheń initiiert hat.

Produktion

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Der 121-minütige Film wurde als unabhängige Produktion von Tomasz und Marek Sekielski hergestellt. Er wurde vollständig mittels Crowdfunding (internetbasierte Spendenaktion) finanziert. Der erste der Brüder schrieb das Drehbuch und wirkte als Regisseur, der zweite als Produzent. Dariusz Mandes war Redakteur; Adam Galica, Wojciech Jakubczak und Piotr Susin waren für die Videografie verantwortlich.

Rezeption

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Nachdem der Film am 11. Mai 2019 auf Youtube veröffentlicht wurde, sahen ihn in den ersten 5,5 Stunden über eine Million Zuschauer. Dies stellt einen neuen Rekord für polnische Dokumentationen auf YouTube dar. Innerhalb der ersten Woche wurde der Film über 20 Millionen Mal angeklickt. Die Resonanz erhöhte die Erschütterung durch den Kinofilm Klerus über die Sünden der Kirche noch einmal, der im vergangenen Winter fünf Millionen Zuschauer hatte.[2]

Aufgrund der hohen Rezeption der Dokumentation begannen die Autoren Gespräche mit Netflix, um über den internationalen Vertrieb zu verhandeln. Auch eine Fortsetzung des Films wurde angekündigt.

Reaktionen

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Während Vertreter der katholischen Kirche zurückhaltend reagieren, sehen Politiker der Regierungspartei PiS den Film als Angriff auf die Kirche und Polen.[3] Die katholische Polnische Bischofskonferenz begrüßte den Film und entschuldigte sich für den Kindesmissbrauch.[4] Zwei der im Film gezeigten Priester gaben ihre Aufgaben ab beziehungsweise wurden davon entbunden.[5]

Der Direktor des Statistischen Instituts der katholischen Kirche legte für die Jahre 1999 bis 2018 einige Daten offen. Danach seien 382 Fälle bekannt, davon 198 sexuelle Übergriffe auf Jugendliche unter 15 Jahren. Die Vergehen seien von 74 Ordens- und 41 Diözesanpriestern verübt worden. Etwa 95 Prozent der Fälle wären kanonisch untersucht worden, wohingegen 5,2 Prozent (20 Fälle) überhaupt nicht untersucht wurden. Von den beschuldigten Priestern erhielten 40 Prozent eine Strafe nach dem Kirchenrecht, wobei etwa ein Viertel sein Priesteramt verlor. Bei 13 Prozent der Missbrauchsfällen kam es zu keinem abschließenden Urteil. Etwa 28 der beschuldigen Priester wurden kirchlich freigesprochen.[6]

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Film über Kindesmissbrauch erschüttert Polen, in: mdr vom 13. Mai 2019.
  2. Christoph von Marschall: Ein Youtube-Film wird zum Problem für Polens Regierung, in: Tagesspiegel vom 16. Mai 2019.
  3. Florian Kellermann: Ein Dokumentarfilm erschüttert Polen, in Deutschlandfunk vom 13. Mai 2019.
  4. Polnischer Film über Missbrauch auf Youtube veröffentlicht, in: Kirche+Leben-Netz vom 13. Mai 2019.
  5. Doku über Kindesmissbrauch zeigt Wirkung auf mdr vom 14. Mai 2019.
  6. Theo Mechtenberg: Analyse: Polens katholische Kirche im Krisenzustand, in: Bundeszentrale für politische Bildung vom 18. Juni 2019.