Salomon Abas
Salomon „Sal“ Abas, Pseudonym James Wilton (* 28. April 1900 in Amsterdam, Nordholland, Niederlande; † 2. Juli 1943 im Vernichtungslager Sobibor) war ein niederländischer Violinist, Dirigent und Komponist.[1]
Leben
BearbeitenFamilie und Kindheit in Amsterdam
BearbeitenSalomon Abas Eltern waren der in Amsterdam geborene und in Auschwitz gestorbene jüdische Diamantschleifer Jacob Abas (1869–1942) und seine Frau Klara Abas (1871–1929).[2] Sein Bruder war der Geiger und Dirigent Nathan Abas. Beide hatten noch drei weitere Geschwister. Salomon Abas spielte verschiedene Musikinstrumente wie Klavier, Violine und Oboe.[2][3] Einen längeren Aufenthalt im Ausland nutzte er zum Studium des Dirigierens.
1921 bis 1939
Bearbeiten1921 hielt er sich in Semarang in Niederländisch-Indien auf. Er war Kapellmeister des Orchesters des Smabers-Restaurant und verfasste dort erste Kompositionen.[4][5] Am 10. Dezember 1921 gab er sein offizielles Abschiedskonzert mit dem Smabers-Ensemble. Mit der SS Koningin der Nederlanden verließ er am 15. Dezember 1921 von Batavia aus Niederländisch-Indien in Richtung Genua.[6][7] 1924 war er wieder in Amsterdam.[8] Er machte in Kinos Musik zu Stummfilmen. So begleitete er im Oktober 1924 mit anderen Musikern als James Wilton en de zijnen im Kino Centraal, Nieuwendijk 67 in Amsterdam, den Film Peter der Große mit Emil Jannings.[9] Am 25. Oktober 1924 führte die Sociëteit Veenlust, Veendam die Operette in vier Akten mit Vorspiel Het circuskind mit der Musik von N. J. Cresé und James Wilton auf.[10] Am 12. November 1924 heiratete er Henderika Henny Goudsmit (1898–1946). Die Hochzeitszeremonie fand in der Synagoge von Zandvoort statt.[11] Ab Januar 1925 spielte er im Lichtspieltheater Scala in der Kruiskade in Rotterdam.[12] Im Juli 1925 wurde im Scala der Film Hannele's Hemelvaart [Hanneles Himmelfahrt] aufgeführt. Abas leitete die Musik zum Film, dabei wurde ein großer Kinderchor mit Solosängern eingesetzt.[13] Am 16. März 1927 wurde Abas von Henderika Goudsmit geschieden. Am 30. Juni 1927 heiratete er die am 14. Juni 1901 in Gelsenkirchen geborene Friederike Maria Lubomiersky in Hamburg.[14][15] Am 18. November 1931, dem Buß- und Bettag des Jahres, fand im Saal des Hotels Esplanade in Hamburg ein Konzert zugunsten der Winterhilfe statt. Es spielte das Orchester des Reichsverbandes deutscher Musiker. Die Leitung hatte Kapellmeister James Wilton. Neben der Egmont-Ouvertüre von Ludwig van Beethoven wurde unter anderem die Unvollendete von Franz Schubert aufgeführt.[16] Von seiner zweiten Frau Friederike wurde er am 29. Dezember 1931 in Hamburg geschieden.[15] Im Ballhaus Trichter auf der Reeperbahn spielte er 1932 mit seinen Jazzsinfonikern, so im Mai mit der Revue Maienfieber und im August mit der Revue Vision der Technik.[17][18][19][20] Am 15. November begleitete er im Café Heinze am Millerntor einen Tanztee.[21] Abas war auch im Rundfunk zu hören. So wurde am 22. November 1932 um 17.55 Uhr bei den Sendern der Nordische Rundfunk AG NORAG ein Tanztee mit der Kapelle James Wilton gesendet. Es wirkte auch die in Berlin geborene Pianistin Franziska Schotter (* 1908) an der Orgel mit, die er am 18. Mai des Jahres in Hamburg geheiratet hatte.[22][23][24] Im Juli 1933 leitete er in der Hollandsche Schouwburg in Amsterdam das Orchester bei den Aufführungen der Revue Hier Parkeeren, zu der er die Musik arrangiert hatte.[25][26][27][28][29] Im Herbst 1933 war er Kapellmeister des Orchesters des Astoria-Theaters in Dordrecht.[30][31][32] 1936 ging er mit seinem Tanzorchester auf Tournee durch die Niederlande. Ab Januar 1936 machte er im Cafe Limburgia in Heerlen Tanzmusik mit seiner Formation Musical Ladies.[33] Im Oktober 1936 spielte er im Café-Restaurant Centraal-National in Arnhem mit den Musical Ladies.[34] Am 1. November spielte er mit seinem Tanzorchester im Café-Restaurant Du Commerce in Haarlem.[35] An Ostern 1938 spielte er mit seinem Orchester im Feestgebouw Gulden Vlies in Alkmaar.[36] Im Dezember 1939 spielte er mit dem Orchestre James Wilton im Hotel Schiller am Rembrandtplein in Amsterdam.[37][38]
Zeit nach 1939
BearbeitenSalomon Abas war Dirigent des Nieuw Amsterdams Kamerorkest [Neues Amsterdamer Kammerorchester]. Er leitete das Orchester beim Zweiten Sommerkonzert des Handwerks Vriendenkring am 16. Juli 1941 mit den Solisten Frieda van Hessen (* 1915) und Justus Bonn (1917–1978)[39] und beim dritten Sommerkonzert am 24. August 1941 mit den Solisten Judith Toff (1907–1943) und Hermann Schey (1895–1981).[40] Das erste Abonnementkonzert am 19. Oktober 1941 im Großen Saal der Handwerks Vriendenkring mit der Sopranistin Lotte Medak (1917–1978) fand auch unter seiner Leitung statt.[41][42] Danach wurde das Orchester in Nieuw Joods Kamerorkest [Neues jüdisches Kammerorchester] N.J.K.O.umbenannt. Diesen Namen führte das Orchester schon im dritten Abonnementskonzert am 24. November 1941.[43] Beim siebten Abonnementskonzert in der Joodse Schouwburg am 19. Januar spielte seine Frau Franziska Schotter den solistischen Klavierpart der Rhapsody in Blue.[44] Von ihr wurde er am 24. Februar 1942 in 's Gravenhage geschieden. Am 16. Juni 1943 wurde er mit dem 16. Transport nach Sobibor gebracht. Bei der Ankunft am 2. Juli 1943 in Sobibor wurde er getötet.[2][24][45]
Werke (Auswahl)
BearbeitenSalomon Abas schuf verschiedene Werke im Bereich der leichten Musik, aber auch Werke für ein Konzertpublikum hat er geschaffen, die vom N.J.K.O. aufgeführt wurden.[3] Als Komponist veröffentlichte er seine Werke unter dem Pseudonym James Wilton.
- Voetbalmarsch [Fußballmarsch]. Das Werk wurde im Rahmen einer Stadtmeisterschaft im Mai 1921 in Semarang aufgeführt. Gewidmet war der Marsch dem Indischen Voetbal N.I.N.B..[5]
- Wapenmarsch, Marche militaire. Das Werk wurde am 14. 15. und 16. September 1921 in Semarang aufgeführt und war zu Ehren des dortigen Generalgouverneurs komponiert worden.[4]
- Trippy op. 14 für Klavier, the newest American dance and a popular song without words [der neueste amerikanische Tanz und ein beliebtes Lied ohne Worte], 1923 in Amsterdam bei Alsbach publiziert OCLC 71486879 (niederländisch)
- Nizette, Serenata op. 15 für Klavier, 1923 in Amsterdam bei Alsbach publiziert OCLC 71486881 (niederländisch)
- Novelty op. 16 für Klavier, the latest Shimmy [der neueste Shimmy], 1923 in Amsterdam bei Alsbach publiziert OCLC 71486882 (niederländisch)
- Loreley-Blues, 1924[46]
- Het Circuskind [Das Zirkuskind], Operette in vier Akten mit Vorspiel. Die Sociëteit Veenlust, Veendam führte diese Operette am 29. Oktober 1924 in Veendam auf. Es spielten die Nederlandsche Tooneel- en Operette Spelers unter der Leitung von Jos. Mastenbroeck.[10]
- Olympiade, Marche triumphale.[47]
- Ruhrmädel, Marschlied. Das Lied wurde am 18. November 1929 im Radio Wien in der Sendung Nachmittagskonzert zwischen 16.00 Uhr und 17.40 Uhr in einer Aufführung vom Quartett Silving gesendet.[48][49]
- Tamboer-majoor marsch für Klavier, in Amsterdam bei Alsbach publiziert OCLC 71486884 (niederländisch)
- Hier Parkeeren [Hier parken], Große Revue. Die Uraufführung fand am 15. Juli 1933 in der Hollandsche Schouwburg unter der Leitung des Schauspielers Alex de Meester (1891–1957) und des Tänzers Luigi di Fraën, dessen Di-Fraën-Ballett mitwirkte, statt.[25][26] Abas arrangierte die Musik und spielte bei den Aufführung mit seinem Orchester.[27][28][29]
- Blijft Nederlander!, 1933. Dieses patriotisches Lied widmete Abas der niederländischen Königin, die die Widmung auch angenommen hatte.[50]
- Serenata barocca[51]
Weblinks
Bearbeiten- Salomon Abas bei Joods Amsterdam (niederländisch)
- Salomon Abas bei Joods Monument (niederländisch)
- Salomon Abas bei Oorlogsgravenstichting [Kriegsgräberstiftung] (niederländisch)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Salomon Abas. In: joodsmonument.nl. Abgerufen am 25. April 2018 (niederländisch).
- ↑ a b c Salomon Abas. In: joodsamsterdam.nl. Abgerufen am 15. März 2018 (niederländisch).
- ↑ a b Over Salomon Abas. In: joodsmonument.nl. 7. April 2016, abgerufen am 15. März 2018 (niederländisch).
- ↑ a b Wapen - Marsch. In: Preangerbode. Bandung 21. September 1921, S. 2 (niederländisch, kb.nl).
- ↑ a b Voetbalmarsch. In: Bataviaasch nieuwsblad. 21. Mai 1921, S. 7 (niederländisch, kb.nl).
- ↑ Een Afscheid. In: De Preanger-Bode. Bandung 6. Dezember 1921, S. 5 (niederländisch, kb.nl).
- ↑ Eerste voorloopige Passagierslijst. In: Provinciale Geldersche en Nijmeegsche courant. Nijmegen 2. Januar 1922, S. 3 (niederländisch, kb.nl).
- ↑ Filmcritiek. In: Het Vaderland. 4. Oktober 1924.
- ↑ L. W.: Filmcritiek - Centraal - Czaar Peter de Groot. In: Het Vaderland : staat- en letterkundig nieuwsblad. Amsterdam 4. Oktober 1924, S. 11 (niederländisch, kb.nl).
- ↑ a b Sociëteit Veenlust, Veendam. In: De Noord-Ooster. Veendam 23. Oktober 1924, S. 4 (niederländisch, kb.nl).
- ↑ In plaats van kaarten. In: Nieuw Israelietisch weekblad. 6, S. 6 (niederländisch, kb.nl).
- ↑ Scala. In: Rotterdamsch nieuwsblad. 31. Januar 1925, S. 9 (niederländisch, kb.nl).
- ↑ Theater Scala. In: Rotterdamsch nieuwsblad. Rotterdam 16. Juli 1925, S. 6 (niederländisch, kb.nl).
- ↑ Abas, Salomon. In: recherche.staatsarchiv.hamburg.de. Staatsarchiv Hamburg, abgerufen am 19. März 2018.
- ↑ a b Sjoa Drenthe. In: sjoa-drenthe.nl. Abgerufen am 27. März 2018 (niederländisch).
- ↑ Die Winterhilfe. In: Hamburger Anzeiger. Hamburg 19. November 1931, S. 3 (theeuropeanlibrary.org).
- ↑ Therese Renz feierte ihren 74. Geburtstag. In: Altonaer Nachrichten. Altona 14. April 1932, S. 7 (theeuropeanlibrary.org).
- ↑ Trichter. In: Hamburger Nachrichten. Hamburg 12. August 1935, S. 14 (theeuropeanlibrary.org).
- ↑ Maienfieber im Ballhaus Trichter. In: Hamburger Nachrichten. Hamburg 13. Mai 1935, S. 12 (theeuropeanlibrary.org).
- ↑ Trichter. In: Hamburger Anzeiger. Hamburg 12. September 1932, S. 11 (theeuropeanlibrary.org).
- ↑ Café Heinze. In: Hamburger Nachrichten. Hamburg 14. November 1935, S. 3 (theeuropeanlibrary.org).
- ↑ Der Rundfunk. In: Hamburger Nachrichten. Hamburg 18. November 1932, S. 16 (theeuropeanlibrary.org).
- ↑ Rundfunkprogramm. In: Hamburgischer Correspondent und neue hamburgische Börsen-Halle. Hamburg 21. November 1932, S. 6 (theeuropeanlibrary.org).
- ↑ a b Salomon Abas. In: sjoa-drenthe.nl. Abgerufen am 15. März 2018 (niederländisch).
- ↑ a b Hollandsche Schouwburg. In: Algemeen Handelsblad. Amsterdam 14. Juli 1933, S. 20 (niederländisch, kb.nl).
- ↑ a b Hollandsche Schouwburg. In: De Telegraaf. Amsterdam 14. Juli 1933, S. 11 (niederländisch, kb.nl).
- ↑ a b Revue: „Hier parkeeren !“ In: Het volk : dagblad voor de arbeiderspartij. Avond Auflage. Amsterdam 18. Juli 1933 (kb.nl [abgerufen am 15. März 2018]).
- ↑ a b Advertentie. In: Het volk : dagblad voor de arbeiderspartij. Avond Auflage. Amsterdam 5. August 1933 (kb.nl [abgerufen am 15. März 2018]).
- ↑ a b Advertentie. In: Het volk : dagblad voor de arbeiderspartij. Avond Auflage. Amsterdam 14. Juli 1933 (kb.nl [abgerufen am 15. März 2018]).
- ↑ Astoria Theater. In: De Dordrechte Courant. Dordrecht 7. September 1933, S. 8 (niederländisch, archieven.nl).
- ↑ Astoria Theater. In: De Dordrechtsche Courant. Dordrecht 14. September 1932, S. 8 (niederländisch, archieven.nl).
- ↑ Blijft Nederlander. In: De Dordrechtsche Courant. Dordrecht 23. September 1933, S. 1 (archieven.nl).
- ↑ James Wilton met zijn Musical Ladies. In: Limburgsch dagblad. Heerlen 31. Dezember 1935, S. 2 (niederländisch, kb.nl).
- ↑ Agenda. In: Arnhemsche courant. 3. Oktober 1936, S. 5 (niederländisch, kb.nl).
- ↑ Café Rest. Du Commerce. In: Haarlem's Dagblad. Haarlem 30. Oktober 1936, S. 3 (niederländisch, courant.nu).
- ↑ Feestgebouw Gulden Vlies. In: Alkmaarsche Courant. Alkmaar 16. April 1938, S. 4 (niederländisch, archiefalkmaar.nl).
- ↑ Hotel Schiller. In: De Telegraaf. Amsterdam 17. Dezember 1939, S. 1 (niederländisch, kb.nl).
- ↑ Hotel Schiller. In: Algemeen Handelsblad. Amsterdam 24. Dezember 1939, S. 1 (niederländisch, kb.nl).
- ↑ Handwerkers Vriendenkring. In: Het Joodsche Weekblad. Amsterdam 4. Juli 1941 (niederländisch, joodsmonument.nl).
- ↑ Joodsche Kunst in Amsterdam. In: Het Joodsche Weekblad. Amsterdam 29. August 1941 (niederländisch, joodsmonument.nl).
- ↑ Nieuw Amsterdams Kamer Orkest. In: Het Joodsche Weekblad. Amsterdam 17. Oktober 1941 (niederländisch, joodsmonument.nl).
- ↑ S. Abas. In: Het Joodsche Weekblad. Amsterdam 24. Oktober 1941 (niederländisch, joodsmonument.nl).
- ↑ Nieuw Joods Kamerorkest. In: Het Joodsche Weekblad. Amsterdam 14. Oktober 1941 (niederländisch, joodsmonument.nl).
- ↑ Joodse Schouwburg. In: Het Joodsche Weekblad. Amsterdam 9. Januar 1942 (niederländisch, joodsmonument.nl).
- ↑ Jacob Abas. In: dutchjewry.org. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 23. März 2018; abgerufen am 15. März 2018 (niederländisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Max T.: Muziek van den Dag. In: De Telegraaf. Amsterdam 11. Mai 1924, S. 10 (niederländisch, kb.nl).
- ↑ Huldiging op Houtrust. In: Haagsche courant. 23. April 1925, S. 14 (niederländisch, kb.nl).
- ↑ Radio Wien. In: Kleine Volks-Zeitung. Wien 18. November 1929 (onb.ac.at).
- ↑ WienerProgramm: Montag, 18. November. In: Radio Wien. Wien 15. November 1929 (onb.ac.at).
- ↑ Een vaderlandsch Wandellied. In: Alkmaarsche Courant. Alkmaar 25. September 1933, S. 8 (niederländisch, archiefalkmaar.nl).
- ↑ nieuw amsterdams kamer orkest / nieuw joods kamer orkest - joodsamsterdam. In: joodsamsterdam. (joodsamsterdam.nl [abgerufen am 16. März 2018]).
Personendaten | |
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NAME | Abas, Salomon |
ALTERNATIVNAMEN | Abas, Sal (Spitzname); Wilton, James (Pseudonym) |
KURZBESCHREIBUNG | niederländischer Violinist, Dirigent und Komponist |
GEBURTSDATUM | 28. April 1900 |
GEBURTSORT | Amsterdam, Nordholland, Niederlande |
STERBEDATUM | 2. Juli 1943 |
STERBEORT | Vernichtungslager Sobibor |