Samantha Weinstein
Samantha Gail Weinstein (* 20. März 1995 in Toronto; † 14. Mai 2023 ebenda) war eine kanadische Schauspielerin und Synchronsprecherin. Bis auf einige Hauptrollen, hauptsächlich in Kurz- und Independentfilmen, wurde sie meistens als Nebendarstellerin besetzt. In ihrem Heimatland schaffte sie bereits 2005 den Durchbruch, nachdem sie für die Kurzproduktion Großes Mädchen als bisher jüngste Darstellerin den Branchenpreis ACTRA Award erhielt. Ihre international bekannteste Rolle spielte sie als Mobberin in der Horror-Neuverfilmung Carrie. Zudem war Weinstein öfter Nebendarstellerin in Realfilm- sowie wiederkehrende Sprecherin in Kinderanimationsproduktionen des kanadischen Fernehsehens.
2021 erkrankte Weinstein an Eierstockkrebs. Sie verarbeitete ihr Leben mit der Krankheit ab dem Zeitpunkt der Diagnose bis zu ihrem Tod zwei Jahre darauf in Onlinebeiträgen, um andere Betroffene zu unterstützen.
Leben
BearbeitenSamantha Weinstein wurde 1995 in Toronto geboren,[1] wo sie zusammen mit ihren Eltern und jüngeren Schwester aufwuchs. 2013 erhielt sie nach dem Abschluss an der Vaughan Road Academy den Ontario Scholar, eine Auszeichnung für High-School-Absolventen mit besonders guten Zensuren.[2] Einige Jahre später gründete sie die lokale Band Killer Virgins und war zugleich deren Singer-Songwriterin sowie Gitarristin.[3] Manche Medien bezeichneten deren Genre als Garage Rock,[4] andere[5] und Weinstein selbst hingegen als Punkrock. Anfang 2021 veröffentlichte die Gruppe ihre erste Single Banana samt dazugehörigem Musikvideo.[6]
Im Januar 2021 verkündete Weinstein in einem Posting auf Instagram, aufgrund einer massiven Eierstockzyste notoperiert worden zu sein. Kurz nach dem Eingriff stellten Ärzte bei ihr Eierstockkrebs fest, was sie im April bekannt gab. Sie ließ die Öffentlichkeit fortan ebenfalls per Instagram an ihrem Leben mit der Krankheit teilhaben, um so anderen Krebspatienten Mut zu machen.[7] Weinstein ging am 15. Juli 2022 in einem Online-Essay näher auf ihren Alltag während der Behandlung ein. Sie präzisierte darin die Art der Erkrankung, bei der es sich um einen selten auftretenden Keimzelltumor im Dottersack handelte. Sie schrieb außerdem über ihre Chemotherapie, die Beziehung mit ihrem Jugendfreund Michael Knutson, der nach der ersten Operation wieder Kontakt zu ihr aufnahm, sowie ein Gespräch mit ihrer Schwester. Durch letzteres erkannte Weinstein, sich als pansexuell und nichtbinär zu identifizieren. Sie verwendete nach ihrem Coming-out in Bezug auf sich selbst neben männlichen und geschlechtsneutralen weiterhin weibliche Pronomen.[6]
Im Oktober 2022 heirateten Weinstein und Knutson. Trotz einer positiven Prognose starb sie am 14. Mai 2023 im Princess Margaret Cancer Centre, einem Krebstherapiezentrum ihrer Heimatstadt.[8]
Karriere
BearbeitenSchauspielerin
BearbeitenWeinstein wählte bereits in jungen Jahren ihren Beruf, nachdem sie im Alter von sechs Jahren ein Theaterferienlager besuchte und die Hauptrolle in einem von den Teilnehmenden organisierten Stück übernahm.[9] 2003 feierte sie mit einem Auftritt in der kanadischen Sitcom The Red Green Show[10] ihr Debüt als Kinderdarstellerin.[11] Ein Jahr darauf stand Weinstein erstmals für Filme vor der Kamera. In der schwarzen Komödie Siblings spielte sie eines von drei Geschwisterkindern, die gemeinsam mit ihrem Stiefbruder einen Mordversuch an den Eltern verüben.[12] Sie war zudem Nebendarstellerin in der Fernsehproduktion Zeit der Sieger über einen Jungen, der mit einer verzauberten Baseballkarte durch die Zeit reist.[13]
Der unter anderem beim Toronto International Film Festival[14] und der Berlinale aufgeführte Kurzfilm Großes Mädchen machte Weinstein 2005 einem größeren Publikum bekannt. Er handelt von einer Neunjährigen, die den neuen Lebensgefährten ihrer Mutter zunächst völlig ablehnt, aber schließlich ein freundschaftliches Verhältnis zu ihm aufbaut.[15] Die Torontoer Zweigstelle der Künstlergewerkschaft Alliance of Canadian Cinema, Television and Radio Artists (kurz ACTRA)[16] zeichnete Weinstein für ihre Leistung in Großes Mädchen als bislang jüngste Schauspielerin mit dem ACTRA Award in der Kategorie Beste Darstellerin aus.[17]
Auf dem Austin Film Festival 2007 erhielt Weinstein eine lobende Erwähnung der Jury für Ninth Street Chronicles.[2] Sie verkörperte die Hauptfigur der Kurzfilmkomödie, die in einem zerrütteten Elternhaus lebt, bei Gleichaltrigen aufgrund ihrer unkonventionellen Persönlichkeit aneckt und sich mit zwei älteren Nachbarsjungen anfreundet.[18] In den folgenden Jahren wurde Weinstein zumeist in Nebenrollen engagiert, beispielsweise im Drama The Stone Angel,[19] der Musikkomödie The Rocker – Voll der (S)Hit[20] sowie den Fernsehserien Being Erica – Alles auf Anfang, Copper – Justice is brutal und Less Than Kind.[21] Eine Ausnahme war der Anthologiefilm Toronto Stories. Sie stellte die Protagonistin eines Segments dar, die zusammen mit einem Freund nach einem modernen Monster sucht.[22]
2012 bekam Weinstein eine weitere Filmhauptrolle. In der Komödie Jesus Henry Christ spielte sie eine Jugendliche, die ein angespanntes Verhältnis zu ihrem Vater hat, nachdem er ein Sachbuch über seine Erziehungsmethoden veröffentlicht.[23] Ihren bekanntesten Part verkörperte sie ein Jahr darauf in Carrie. Darin wurde sie als Mobberin besetzt, deren gegen die Titelfigur gerichtete Schikane für sie tödlich endet.[24] Anschließend war Weinstein unter anderem Hauptdarstellerin im Independent-Film Reign über zwei Schülerinnen, deren Freundschaft an einem intimen Video zu zerbrechen droht[25] und trat weiterhin gelegentlich als Seriennebendarstellerin auf, etwa in Alias Grace und Darknet – Nur ein Klick zum Horror.[26]
Synchronsprecherin
BearbeitenWeinstein betätigte sich regelmäßig als Synchronsprecherin in Animationsserien. Ihre erste Sprechrolle hatte sie in Gerald McBoing-Boing,[27] einer Adaption des gleichnamigen Kurzfilms.[28] Neben Engagements als Sprecherin in einzelnen Episoden, unter anderem von Super Why!,[29] Wishfart,[30] Let’s Go Luna! und Die ZhuZhus,[31] sprach Weinstein in einigen Fernsehproduktionen wiederkehrende Rollen ein. Dazu gehörten Babar und die Abenteuer von Badou,[32] Dino Ranch, D.N. Ace[20] und Mittens & Pants. Laut ihrem Vater setzte sie ihre Arbeit an Dino Ranch und Mittens & Pants bis wenige Wochen vor ihrem Tod fort.[33]
Für D.N. Ace erhielt Weinstein eine ACTRA Award-Nominierung als Beste Sprecherin in einer Fernsehserie.[34] Bei der Verleihung 2024 wurde vor der Preisvergabe in der Kategorie Beste Synchronleistung – Weibliche oder geschlechtlich nicht-konforme Stimme, in der weibliche und nichtbinäre Sprechende nominiert werden, Weinsteins Karrieren sowohl im Schauspielbereich als auch in der Synchronbranche gewürdigt.[35]
Filmografie (Auswahl)
Bearbeiten- 2003: The Red Green Show (Fernsehserie, Folge 13x8)
- 2004: Siblings
- 2005: Gerald McBoing-Boing (Zeichentrickserie, Sprechrolle 4 Folgen)
- 2005: Großes Mädchen (Big Girl)
- 2007: The Stone Angel
- 2008–2010: Super Why! (Computeranimationsserie, Sprechrolle 2 Folgen)
- 2008: The Border (Fernsehserie, Folge 1x12)
- 2008: The Rocker – Voll der (S)Hit (The Rocker)
- 2008: Toronto Stories
- 2009: Being Erica – Alles auf Anfang (Being Erica, Fernsehserie, Folge 1x5)
- 2010: Less Than Kind (Fernsehserie, Folge 2x9)
- 2010–2012: Babar und die Abenteuer von Badou (Babar and the Adventures of Badou, Computeranimationsserie, Sprechrolle 26 Folgen)
- 2012: Copper – Justice is brutal (Copper, Fernsehserie, Folge 1x3)
- 2012: Jesus Henry Christ
- 2013: Carrie
- 2014: Darknet – Nur ein Klick zum Horror (Darknet, Fernsehserie, Folge 1x3)
- 2015: Reign
- 2016: Die ZhuZhus (The ZhuZhus, Zeichentrickserie, Sprechrolle 2 Folgen)
- 2017: Alias Grace (Miniserie, 3 Folgen)
- 2017: Wishfart (Zeichentrickserie, Sprechrolle 2 Folgen)
- 2019–2020: D.N. Ace (Zeichentrickserie, Sprechrolle 46 Folgen)
- 2020–2022: Let’s Go Luna! (Zeichentrickserie, Sprechrolle 2 Folgen)
- 2020: Burden of Truth (Fernsehserie, Folge 3x5)
- 2021–2023: Dino Ranch (Computeranimationsserie, Sprechrolle 6 Folgen)
- 2023: Mittens & Pants (Fernsehserie, Sprechrolle 25 Folgen)
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Jenna Anderson: Samantha Weinstein, Star of Carrie Reboot and Babar, Dies at 28. In: ComicBook.com. 25. Mai 2023, abgerufen am 8. Februar 2025 (englisch).
- ↑ a b Sarah Bauder: Breakthrough Jew – Samantha Weinstein. In: Shalom Life. 10. Oktober 2013, abgerufen am 9. Februar 2025 (englisch).
- ↑ Samantha Gail Weinstein. In: Find a Grave. Abgerufen am 9. Februar 2025 (englisch).
- ↑ Samira Frauwallner: Samantha Weinstein („Carrie“) ist an Krebs gestorben. In: Rolling Stone. 26. Mai 2023, abgerufen am 14. Februar 2025 (englisch).
- ↑ Charles Trepany: Samantha Weinstein, ‘Carrie’ actor and voice over star, dies at 28 from ovarian cancer. In: USA Today. 25. Mai 2023, abgerufen am 8. Februar 2025 (englisch).
- ↑ a b Delaney Gobel: ‘What’s the best thing that ever happened to me? Easy. Getting cancer.’: Cancer patient shares beautiful love story, self discovery. In: Love What Matters. 15. Juli 2022, abgerufen am 9. Februar 2025 (englisch).
- ↑ Sharon Knolle: Samantha Weinstein, Actress in 2013 ‘Carrie,’ Dies at 28. In: The Wrap. 25. Mai 2023, abgerufen am 8. Februar 2025 (englisch).
- ↑ Benjamin VanHoose: ‘Carrie’ Actress Samantha Weinstein Dead at 28 from Cancer: ‘She Is Off on Her Next Adventure’. In: People. 25. Mai 2023, abgerufen am 8. Februar 2025 (englisch).
- ↑ Mark McLeod: Interview: Samantha Weinstein, Sarah Gadon, & Alex Campbell of Siblings. In: Showbiz Monkeys. 20. April 2005, abgerufen am 9. Februar 2025 (englisch).
- ↑ Amy Elizabeth Marceaux: The 15 Best Forgotten ’90s Sitcoms. In: Collider. 26. November 2024, abgerufen am 9. Februar 2025 (englisch).
- ↑ ‘Carrie’ star Samantha Weinstein, who succumbed to cancer at 28, got married 6 months ago & had a lightsaber duel. In: The Economic Times. 26. Mai 2023, abgerufen am 9. Februar 2025 (englisch).
- ↑ Scott Foundas: Siblings. In: Variety. 17. September 2004, abgerufen am 9. Februar 2025 (englisch).
- ↑ Phil Gallo: The Winning Season. In: Variety. 1. April 2004, abgerufen am 9. Februar 2025 (englisch).
- ↑ Cailin Loesch: ‘Carrie’ Star Samantha Weinstein Dead At 28. In: Patch.com. 25. Mai 2023, abgerufen am 9. Februar 2025 (englisch).
- ↑ BIG GIRL. (PDF) In: Internationale Filmfestspiele Berlin. Abgerufen am 9. Februar 2025.
- ↑ Andrew McIntosh, James V. Defelice: ACTRA. In: The Canadian Encyclopedia. 3. Juli 2019 (englisch, französisch).
- ↑ Sonja Puzic: ‘Embodiment of a sunbeam’: Canadian actor, musician Samantha Weinstein dies at 28. In: The Canadian Press. 24. Mai 2023, abgerufen am 9. Februar 2025 (englisch).
- ↑ Ninth Street Chronicles Reviews. In: TV Guide. Abgerufen am 9. Februar 2025 (englisch).
- ↑ Stephen Holden: A Tenacious Matriarch Who Won’t Go Quietly. In: The New York Times. 11. Juli 2008, abgerufen am 9. Februar 2025 (englisch).
- ↑ a b Emlyn Travis: Samantha Weinstein, Carrie and voice actress, dies at 28. In: Entertainment Weekly. 25. Mai 2023, abgerufen am 9. Februar 2025 (englisch).
- ↑ Etan Vessling: Canadian Actress Samantha Weinstein Dies at 28. In: The Hollywood Reporter. 25. Mai 2023, abgerufen am 9. Februar 2025 (englisch).
- ↑ Rita Zekas: At 13, Samantha Weinstein already a TIFF veteran. In: Toronto Star. 5. September 2008, abgerufen am 14. Februar 2025 (englisch).
- ↑ Ed Gonzalez: Review: Jesus Henry Christ. In: Slant Magazine. 30. April 2012, abgerufen am 14. Februar 2025 (englisch).
- ↑ Libery Dunworth: ‘Carrie’ star Samantha Weinstein dies, aged 28. In: NME. 26. Mai 2023, abgerufen am 9. Februar 2025 (englisch).
- ↑ Isabelle B. Price: Reign, un film lesbien sur les tourments de l’adolescence. In: Univers-L. 4. August 2015, abgerufen am 9. Februar 2025 (englisch).
- ↑ Mario Giglio: Alias Grace: Samantha Weinstein stirbt mit nur 28 Jahren. In: Serienjunkies.de. 24. Oktober 2023, abgerufen am 9. Februar 2025 (englisch).
- ↑ Gerald McBoing Boing – Full Cast & Crew. In: TV Guide. Abgerufen am 14. Februar 2025 (englisch).
- ↑ Cookie Jar sells Gerald McBoing Boing to Five UK. In: Animation Xpress. 17. November 2005, abgerufen am 14. Februar 2025 (englisch).
- ↑ Linnea Crowther: Samantha Weinstein (1995–2023), actress in Carrie. In: Legacy.com. 26. Mai 2023, abgerufen am 14. Februar 2025 (englisch).
- ↑ Daniel Mcneil: Actress and musician Samantha Weinsten dies aged 28 following two-year battle with ovarian cancer. In: Edinburgh Evening News. 25. Mai 2023, abgerufen am 14. Februar 2025 (englisch).
- ↑ Greg Evans: Samantha Weinstein Dies: ‘Alias Grace’, ‘Carrie’ Remake Actor Was 28. In: Deadline. 25. Mai 2023, abgerufen am 14. Februar 2025 (englisch).
- ↑ Muere a los 28 años Samantha Weinstein, actriz de ‘Carrie’. In: El Periódico de Aragón. 26. Mai 2023, abgerufen am 14. Februar 2025 (spanisch).
- ↑ Canadian actor, musician Samantha Weinstein dead at 28. In: CBC/Radio-Canada. 24. Mai 2023, abgerufen am 14. Februar 2025 (englisch).
- ↑ Kelly Townsend: Anne with an E, D.N.Ace lead ACTRA Toronto nominations. In: Playback. 15. Januar 2020, abgerufen am 14. Februar 2025 (englisch).
- ↑ Winners of the 22nd ACTRA Awards in Toronto. In: ACTRA Toronto. Abgerufen am 14. Februar 2025 (englisch).
Personendaten | |
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NAME | Weinstein, Samantha |
ALTERNATIVNAMEN | Weinstein, Samantha Gail |
KURZBESCHREIBUNG | kanadische Schauspielerin und Synchronsprecherin |
GEBURTSDATUM | 20. März 1995 |
GEBURTSORT | Toronto |
STERBEDATUM | 14. Mai 2023 |
STERBEORT | Toronto |