Sanija Ameti

Co-Präsidentin der politischen Bewegung Operation Libero

Sanija Ameti (* 11. Mai 1992[1] in Bosnien-Herzegowina[2]) ist eine Schweizer Politikerin (GLP). Sie ist seit 2021 Co-Präsidentin der politischen Bewegung Operation Libero und seit 2022 Gemeinderätin der Stadt Zürich.

Biografie

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Sanija Ameti wurde 1992 in Bosnien in eine muslimische Familie geboren, sie selbst bezeichnet sich heute als Muslimin und Agnostikerin.[2] Ihr Vater war Professor für Biologie und Politiker im ehemaligen Jugoslawien.[3] Sie kam 1995 mit ihren Eltern als Flüchtling in die Schweiz.[4][5] Darauf kam Ameti ins Asylzentrum von Adliswil und wuchs später in Oerlikon auf.[6] Nach dem Abschluss an der Kantonsschule Zürich Oerlikon im Jahr 2011[4] studierte Ameti bis 2018 Rechtswissenschaften an der Universität Zürich und dissertiert seitdem an der Universität Bern[4] zum Thema Cybersecurity.

Politische Karriere

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Politisch aktiv wurde Sanija Ameti, nachdem sie Elisabeth Kopp, die erste Bundesrätin der Schweiz, im Zug getroffen hatte, welche sie zu einer politischen Karriere ermuntert haben soll.[6]

Von 2019 bis 2020 war sie Mitglied der Geschäftsleitung der Jungen Grünliberalen Partei Schweiz (Ressort politische Strategie) und von 2020 bis 2024 Mitglied der Parteileitung der Grünliberalen Partei Kanton Zürich.[7][8] Ameti wurde anfangs 2020 mit der Leitung der Gegenkampagne zum Anti-Terror-Gesetz beauftragt.[9][10]

Anfang Oktober 2021 hat Ameti das Co-Präsidium der politischen Bewegung Operation Libero von Laura Zimmermann übernommen, die dann als Vorstandsmitglied für die politische Organisation tätig wurde.[11] Sie führt die Bewegung gemeinsam mit Stefan Manser-Egli an.[12] Ameti setzt sich politisch gemäss eigenen Angaben für ein geregeltes und stabiles Verhältnis der Schweiz mit der EU ein und lanciert gemeinsam mit der Grünen Partei die Europa-Initiative.

Ebenso fordert sie einen gesetzlichen Rahmen für aktive Massnahmen im digitalen Raum.[13] Dazu gehört die Achtung der Freiheitsrechte der Bürger im digitalen Raum. Hierfür setzt sie sich politisch unter anderem für ein Verbot der öffentlichen Gesichtserkennung ein.[14] Seit Mai 2022 ist Ameti Gemeinderätin der Stadt Zürich und vertritt die Stadtkreise 4 und 5.[15] 2023 kandidierte sie für die GLP erfolglos für den Zürcher Kantonsrat sowie den Nationalrat.[16][6]

Kontroversen

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Im November 2022 sorgte Ameti für Aufsehen, nachdem sie zu den beiden Bundesratskandidaten der SVP, Albert Rösti und Hans-Ueli Vogt, in der Diskussionssendung «Club» des Schweizer Fernsehens auf die Frage der Moderatorin, wer von den beiden der grünere Bundesrat sei, gesagt hatte: «Oi, schauen Sie, beide sind stramme SVP-Politiker, und ich kann mir – aus politischer Warte – keinen von beiden schöntrinken.» Rösti und Vogt fühlten sich dadurch beleidigt.[17][18][19] In einem Referat zur Einleitung einer Europa-Debatte 2023 zwischen dem GLP-Politiker Nicola Forster und alt Bundesrat Christoph Blocher (SVP) warf sie letzterem mit Verweis auf Dürrenmatts Gefängnismetapher[20] vor, Ihnen war kein Franken und keine Faktenverdrehung zu schade, um […] das Land im Gefängnis-Modus einzufrieren.[21][22]

Im September 2024 verwendete Sanija Ameti die Reproduktion einer Darstellung der Madonna mit Kind und dem Erzengel Michael von Tommaso del Mazza[23] aus einem Katalog des Auktionshauses Koller als Zielscheibe für Schiessübungen und veröffentlichte auf Instagram Fotos davon. Sie wurde deswegen stark kritisiert und verlor ihre Anstellung bei einer PR-Agentur.[24][25][26] Ameti gab in der Folge am 9. September ihren Rücktritt aus der Leitung der Zürcher GLP bekannt.[7] Gleichentags kündigte die GLP Schweiz an, ein Parteiausschlussverfahren zu beantragen,[7][27] welches inzwischen von der Zürcher GLP behandelt wird.[28]

Die Schweizer Bischofskonferenz teilte mit, sie sei «dankbar für das Schreiben von Sanija Ameti an den Bischof von Chur, in dem sie die katholische Gemeinschaft um Vergebung bittet», wolle aber trotzdem ihre «tiefe Missbilligung» öffentlich zum Ausdruck bringen.[29] Die katholische Kirche des Kantons Zürich dankte ebenfalls für die Bitte um Vergebung und ergänzte; «Sie bezahlt für ihr Verhalten mit dem Verlust ihres Arbeitsplatzes und dem Ende ihrer politischen Karriere bereits einen hohen Preis. Wer sind wir als Kirche, dass wir ihre Bitte um Vergebung ausschlagen dürfen?»[30] Die Junge SVP reichte Strafanzeige wegen Störung der Glaubens- und Kultusfreiheit ein.[31] Eine Gruppe prominenter Persönlichkeiten stellte sich hinter Ameti und rief dazu auf, die «Hetzjagd» gegen sie zu beenden.[32][33] Christoph Sigrist, ehmaliger Grossmünster-Pfarrer, kritisierte die Medien als scheinheilig, welche «im Alltag die Bedeutung der Kirche oder des christlichen Glaubens herunterspielen und sie im Gegenzug dann plötzlich auf ein Podest heben, weil es ihrer Kampagne dient.»[30]

Veröffentlichungen

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Commons: Sanija Ameti – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Sanija Ameti auf der Website des Kantons Zürich (Archiviert vom Original am 8. Dezember 2022). Abgerufen am 9. September 2024.
  2. a b Sanija Ameti, patriote 2.0. Abgerufen am 9. September 2024 (Schweizer Französisch).
  3. Altina Marmullaku: Sanija Ameti intervistë për Albanian Post: Politikanja që po transformon metodat e angazhimit politik në Zvicër. In: Albanian Post. 13. August 2022, abgerufen am 8. September 2024 (albanisch).
  4. a b c Georg Häsler: «Die FDP ist unser grösstes Sorgenkind» – so will die Operation Libero die Schweiz verändern. In: Neue Zürcher Zeitung. NZZ, 10. Oktober 2021, abgerufen am 10. November 2021.
  5. Inklusion und Machtteilung als «Booster» für die Demokratien. In: Swissinfo. Abgerufen am 22. November 2022.
  6. a b c Nadine A. Brügger: Sanija Ameti will Blochers Erbe antreten. In: Neue Zürcher Zeitung. 13. September 2023, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 10. September 2024]).
  7. a b c Nach Schiessaktion - GLP Schweiz leitet Ausschlussverfahren gegen Ameti ein. In: srf.ch. 9. September 2024, abgerufen am 9. September 2024.
  8. Sanija Ameti auf der Website der Grünliberalen Partei Kanton Zürich. Archiviert vom Original am 10. September 2024; abgerufen am 12. September 2024.
  9. Christoph Bernet: Sanija Ameti - «Wir machen den Terroristen ein Geschenk» – sie floh aus dem Krieg und kämpft heute gegen das Anti-Terror-Gesetz. In: Luzerner Zeitung. Abgerufen am 10. November 2021.
  10. Marlon Rusch: Sanija Ameti: Wie gefährlich ist diese Frau? In: Die Zeit. 28. Mai 2021, abgerufen am 11. Februar 2022.
  11. Stabsübergabe: Sanija Ameti ist die neue Co-Präsidentin der Operation Libero. Operation Libero, 9. Oktober 2021, abgerufen am 10. November 2021.
  12. Christoph Bernet: Operation Libero: Operation Libero: Neue Co-Chefin Sanija Ameti attackiert FDP frontal. Abgerufen am 10. November 2021.
  13. Sanija Ameti: Ist Cyberangriff die bessere Verteidigung? In: Neue Zürcher Zeitung. (nzz.ch [abgerufen am 10. November 2021]).
  14. Tweet. Abgerufen am 10. November 2021.
  15. Sanija Ameti | Detailansicht Mitglied. Gemeinderat Zürich, abgerufen am 12. Januar 2023.
  16. Galladé rein, Landmann raus: Das sind die grossen Gewinner und Verlierer. In: Zueritoday.ch, 12. Februar 2023.
  17. Sandro Benini, Edgar Schuler: War Sanija Ametis Angriff auf die SVP-Kandidaten daneben? In: Tages-Anzeiger, 1. Dezember 2022.
  18. Roman Zeller: Neue rechte Weinerlichkeit: Operation-Libero-Ameti kann sich SVP-Vogt «nicht schöntrinken». Dieser kriegt sich fast nicht ein. Warum bloss? In: Die Weltwoche, 1. Dezember 2022.
  19. Christina Neuhaus: Sanija Ameti sagt, sie könne sich Hans-Ueli Vogt und Albert Rösti nicht schöntrinken – vielleicht sollte sie bei einer Flasche Wein über die Bruchstellen der Demokratie nachdenken. In: Neue Zürcher Zeitung. 30. November 2022 (nzz.ch [abgerufen am 2. Dezember 2022]).
  20. Dürrenmatts Rede: «Die Schweiz – ein Gefängnis». In: Kultur-Extra / Radio SRF. 10. Dezember 2010, abgerufen am 1. Februar 2023.
  21. Daniel Graf: Battle Blocher gegen Forster: So lief das grosse Europa-Battle Nicola Forster gegen Christoph Blocher / Sanija Ameti teilt gegen SVP-Vordenker aus. (Video) In: 20minuten. 1. Februar 2023, abgerufen am 1. Februar 2023.
  22. 20 Minuten vom 1. Februar 2023 (Zürich Ausgabe). (PDF; 8.3 MB) In: 20Minuten. 1. Februar 2023, abgerufen am 1. Februar 2023.
  23. Lot 3001. Tommaso del Mazza: Madonna mit Kind und dem Erzengel Michael. Um 1375. Tempera und Goldgrund auf Leinwand auf Holz. In: Koller. Gemälde Alter Meister. Auktion 20. September 2024. S. 2–3: Los 3001*. Abgerufen am 9. September 2024.
  24. Mario Stäuble: Sanija Ameti schiesst auf Jesus-Bild – «eine Riesendummheit», findet GLP-Präsident Grossen. In: Tages-Anzeiger. Tamedia, 8. September 2024, abgerufen am 8. September 2024.
  25. Lea Hartmann: GLP-Politikerin zielte auf Jesus und Maria: Ameti drohen nach geschmackloser Schiessübung Konsequenzen. In: Blick.ch. 8. September 2024, abgerufen am 9. September 2024.
  26. Kritik an Ameti bricht nicht ab. SRF, 9. September 2024.
  27. Die GLP Schweiz startet ein Ausschlussverfahren gegen Sanija Ameti. Grünliberale Partei Schweiz, 9. September 2024, abgerufen am 9. September 2024.
  28. Grünliberale behandeln den Parteiausschluss von Sanija Ameti. Grünliberale Partei Kanton Zürich, 11. September 2024, abgerufen am 12. September 2024.
  29. Schweizer Bischofskonferenz: Inakzeptable Zielscheibe für Schiessübungen, abgerufen am 12. September 2024.
  30. a b Die Zerstörung der Sanija Ameti. Tages-Anzeiger, 10. September 2024.
  31. Sanija Ametis unerwartete Verteidiger: Die gefallene GLP-Politikerin bekommt Unterstützung aus dem rechtskonservativen Lager. NZZ, 11. September 2024.
  32. Michael Graber, Maja Briner: Online-Petition: Schweizer Persönlichkeiten verteidigen Sanija Ameti. In: watson.ch. 12. September 2024, abgerufen am 12. September 2024.
  33. Website der Petition. In: das-geht-zu-weit.ch. Abgerufen am 12. September 2024.