Sarmentosin ist ein natürlich vorkommendes Glucosid, das eine Nitrilfunktion aufweist.

Strukturformel
Strukturformel von Sarmentosin
Allgemeines
Name Sarmentosin
Summenformel C11H17NO7
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 71933-54-5
PubChem 5281123
ChemSpider 4444567
Wikidata Q27108224
Eigenschaften
Molare Masse 275,25 g·mol−1
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
keine Einstufung verfügbar[1]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Vorkommen

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Sarmentosin kommt in mehreren Schmetterlingen der Gattung Abraxas vor und dient vermutlich der Verteidigung. Beim Stachelbeerspanner Abraxas grossulariata wurden vergleichsweise große Mengen von 570–650 μg pro Insekt nachgewiesen.[2] Während Stachelbeerspanner die Verbindung höchstwahrscheinlich selbst biosynthetisieren, wird sie von anderen Arten sequestriert, also aus Nahrungspflanzen aufgenommen, zum Beispiel aus dem Japanischen Spindelstrauch (Euonymus japonicus), der die Verbindung ebenfalls enthält. Zu den Arten, die Sarmentosin vermutlich sequestrieren, gehören mehrere andere Vertreter der Gattung Abraxas, sowie einige Arten der Gattung Parnassius, zum Beispiel der Apollofalter (Parnassius apollo). Bei letzterer Gattung kommen möglicherweise Sequestrierung und eigene Biosynthese zusammen. Die Biosynthese in Pflanzen geht vom Isoleucin aus.[3] Eine weitere Pflanze, die Sarmentosin enthält, ist Kalanchoe pinnata.[4]

Synthese

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Die erste Synthese des Sarmentosins ging von 1,2,4-Butantriol aus. Dieses wurde zunächst in ein Acetonid überführt. Das erhaltene Produkt wurde dann glycosyliert, indem es in Gegenwart von Silber(I)-oxid und Molsieb (4 Å) mit Tetraacetylglucopyranosylbromid umgesetzt wurde. Anschließend wurde das Acetonid mit Methanol und para-Toluolsulfonsäure wieder gespalten. Die primäre Alkoholgruppe wurde durch Umsetzung mit Tritylchlorid, Triethylamin und Dimethylaminopyridin in Dichlormethan selektiv als Tritylether geschützt. Der sekundäre Alkohol wurde zunächst mit Pyridiniumchlorochromat und Natriumacetat zum Keton oxidiert und dann mit Acetoncyanhydrin in methanolischem Natriumhydrogencarbonat zum Cyanhydrin umgesetzt. Durch Reaktion mit Thionylchlorid und Pyridin für drei Tage wurde das Cyanhydrin zum (E)-Alken dehydratisiert. Der Tritylether konnte durch Umsetzung mit Trimethylsilyliodid in Chloroform entschützt werden, die Acetylgruppen am Glucose-Teil mit Triethylamin und Wasser in Methanol.[5]

Einzelnachweise

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  1. Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  2. Ritsuo Nishida, Miriam Rothschild, Rosemary Mummery: Acyanoglucoside, sarmentosin, from the magpie moth, Abraxas grossulariata, geometridae: Lepidoptera. In: Phytochemistry. Band 36, Nr. 1, Mai 1994, S. 37–38, doi:10.1016/S0031-9422(00)97007-9.
  3. Nanna Bjarnholt, Mirosław Nakonieczny, Andrzej Kędziorski, Diane M. Debinski, Stephen F. Matter, Carl Erik Olsen, Mika Zagrobelny: Occurrence of Sarmentosin and Other Hydroxynitrile Glucosides in Parnassius (Papilionidae) Butterflies and Their Food Plants. In: Journal of Chemical Ecology. Band 38, Nr. 5, Mai 2012, S. 525–537, doi:10.1007/s10886-012-0114-x.
  4. Júlia Morais Fernandes, Aikaterini Termentzi, Tsvetelina Mandova, Karim Hammad, Kyriaki Machera, Prokopios Magiatis, Sylvie Michel, Silvana M. Zucolotto, Raphaël Grougnet: Detection, Isolation, and 1H NMR Quantitation of the Nitrile Glycoside Sarmentosin from a Bryophyllum pinnatum Hydro-Ethanolic Extract. In: Journal of Agricultural and Food Chemistry. Band 69, Nr. 29, 28. Juli 2021, S. 8081–8089, doi:10.1021/acs.jafc.1c01414.
  5. Guohua Chu, Qiting Zhou, Donglu Bai: The total synthesis of sarmentosin, a potent GPT lowering agent. In: Bioorganic & Medicinal Chemistry Letters. Band 3, Nr. 6, Juni 1993, S. 1343–1344, doi:10.1016/S0960-894X(00)80344-3.