Schönenwerd

Gemeinde im Kanton Solothurn in der Schweiz

Schönenwerd (im solothurnischen Ortsdialekt [ʃɶnəˈʋeːrd]) ist eine Einwohnergemeinde im Bezirk Olten des Schweizer Kantons Solothurn.

Schönenwerd
Wappen von Schönenwerd
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Solothurn Solothurn (SO)
Bezirk: Oltenw
BFS-Nr.: 2583i1f3f4
Postleitzahl: 5012
UN/LOCODE: CH SWD
Koordinaten: 642610 / 246973Koordinaten: 47° 22′ 20″ N, 8° 0′ 10″ O; CH1903: 642610 / 246973
Höhe: 386 m ü. M.
Höhenbereich: 365–505 m ü. M.[1]
Fläche: 3,71 km²[2]
Einwohner: 5201 (31. Dezember 2023)[3]
Einwohnerdichte: 1402 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
38,5 %
(31. Dezember 2023)[4]
Website: www.schoenenwerd.ch
Schönenwerd
Schönenwerd
Lage der Gemeinde
Karte von SchönenwerdKanton AargauKanton Basel-LandschaftKanton BernKanton LuzernBezirk GäuBezirk GösgenBezirk ThalBoningenDänikenDullikenEppenberg-WöschnauFulenbachGretzenbachGunzgenHägendorfKappel SOOltenRickenbach SOSchönenwerdStarrkirch-WilWalterswil SOWangen bei Olten
Karte von Schönenwerd
{w

Bekannt ist Schönenwerd vor allem als ehemaliger Standort der Bally-Schuhfabriken, die das Dorfbild und -leben seit der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die 1990er Jahre hinein entscheidend prägten. Durch Bally wurde Schönenwerd vom Bauern- zum Industriedorf mit ausgedehnten Arbeiterwohnvierteln. Schönenwerd liegt an der Aare zwischen Olten und Aarau im Schweizer Mittelland beziehungsweise am Jurasüdfuss.

Geographie

Bearbeiten
 
Luftbild (1948)

Das Gemeindegebiet erstreckt sich von der Aare im Norden und dem Gebiet der weiten Flussniederung bis auf den sanften Hügelzug zwischen dem Aaretal und dem Suhretal. Das Gemeindegebiet grenzt an Erlinsbach SO, Niedergösgen, Gretzenbach, Oberentfelden, Unterentfelden und Eppenberg-Wöschnau.

Geschichte

Bearbeiten

Die erste urkundliche Erwähnung von Schönenwerd findet sich im Testament des Bischofs Remigius von Strassburg vom 15. März 778 als Werith und Werida «Werd, Insel» im Zusammenhang mit einem kleinen Kloster auf einer Aareinsel. Archäologische Funde belegen, dass das Gebiet bereits in der Jungsteinzeit besiedelt war. Erstmals als Schönewert «schöne Insel» erwähnt wird der Ort 1332; diese zusammengesetzte Form konnte sich jedoch erst im 16. Jahrhundert endgültig durchsetzen.[5]

 
Stift Schönenwerd um 1860

Um 1160 wurde die romanische Kirche des Stiftes St. Leodegar erbaut, heute der älteste Sakralbau des Kantons Solothurn. Nach der erfolglosen Belagerung der Seefeste Rapperswil SG durch die Acht Alten Orte im April 1388 verbrannten die heimkehrenden Berner und Solothurner die Kirche (Schönenwerd war zu dieser Zeit habsburgisch). In den folgenden Jahren wurde sie wieder aufgebaut. Durch Thomas von Falkensteins Verkauf der Herrschaft Gösgen mit allen Besitztümern 1458 wurde Schönenwerd solothurnisch und mit dem Beitritt Solothurns 1481 eidgenössisch. Weil der Kanton Solothurn nach den Reformationswirren im 16. Jahrhundert katholisch blieb, blieb auch das Stift Schönenwerd unverändert erhalten. Weniger glimpflich für das Stift verlief die Besetzung der Eidgenossenschaft 1798 durch französische Revolutionstruppen. Die Franzosen oktroyierten der ganzen Schweiz eine liberal-säkular geprägte Verfassung, welche auch St. Leodegar zum staatlichen «helvetischen Nationalgut» machte. Gottesdienste konnten zwar noch abgehalten werden, aber die Pfarrei verarmte stark. Die Hauptstadt der «Helvetischen Republik» lag übrigens einige Jahre im benachbarten Aarau. Nach Napoleons Sturz 1815 verbesserte sich die kirchliche Lage wieder etwas, das Stift wurde retabliert.

1874 wurde das Stift im Gefolge des Kulturkampfs von der liberalen Solothurner Regierung Vigier definitiv aufgehoben. 1875 bildete sich ein christkatholischer Verein mit dem Schuhindustriellen Carl Franz Bally als Präsidenten. Bald bekannte sich eine Mehrheit der stimmberechtigten Katholiken von Schönenwerd zum aus dem Kulturkampf hervorgegangenen Christkatholizismus. Da diese ab 1876 ihre Gottesdienste mit Genehmigung der solothurnischen Regierung in der Stiftskirche abhielten, war der römisch-katholische Pfarrer nicht gewillt, diese Kirche weiterhin zu nutzen, obwohl dies der römisch-katholischen Minderheit gestattet gewesen wäre. Die infolgedessen 1877 erbaute «Notkirche» wurde erst 1937–1938 durch die heutige römisch-katholische Kirche Maria Himmelfahrt ersetzt.

Wirtschaft

Bearbeiten

Noch Anfang des 19. Jahrhunderts zählte das Dorf nicht mehr als 500 Einwohner. Erst mit der Industrialisierung und dem Bau der Eisenbahnlinie und vor allem mit dem Erfolg der Schuhfabrik Bally setzte ein schnelles Wachstum ein. Die berühmte Schuh-Sparte von Bally musste in den 1990er Jahren die Tore aus wirtschaftlichen Gründen schliessen.

Wirtschaftsbetriebe:

Sehenswürdigkeiten

Bearbeiten

Schönenwerd liegt an der West-Ost-Achse GenfSt. Gallen der Schweizerischen Bundesbahnen, ist jedoch nur Regionalzugshalt. Der nächste Anschluss an die Autobahn A1 (Bern-Zürich) befindet sich rund 6 km vom Ortskern entfernt.

Regionalverkehr

Bearbeiten

Die S-Bahnen S23 und S26 verkehren im Halbstunden Takt am Bahnhof Schönenwerd. Von dort erreicht man den Bahnhof Olten und Bahnhof Aarau mit guten Anschlüsse an Fernverkehrszüge

Nahverkehr

Bearbeiten

Schönenwerd hat einen Bedienten Busbahnhof mit 3 verschiedene Linien nach Aarau betrieben vom Busbetrieb Aarau sowie 2 Linien nach Olten und Lostorf betrieben von der Busbetriebe Olten

Der Nachtverkehr (in den Nächten Freitag/Samstag und Samstag/Sonntag) umfasst eine S-Bahn- und zwei Buslinien:

Blasonierung

Zweimal geteilt von Rot, Weiss und Schwarz, belegt mit weiss-rot-weiss geteilter Lilie

Der Wappenschild geht auf die Freiherren von Bechburg zurück.

Persönlichkeiten

Bearbeiten

Literatur

Bearbeiten
  • Philipp Abegg, Georges Bürgin und andere: Industrieensembles und Parkanlage «Bally» in Schönenwerd. Bern 2005, ISBN 3-85782-775-0 (= Schweizerische Kunstführer GSK, Band 775/776).
  • Hans Brunner: Schönenwerd (Gemeinde). In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  • Otto von Däniken: Schönenwerd. Dorfgeschichte. Schönenwerd 1974.
  • Peter Heim: Königreich Bally. Fabrikherren und Arbeiter in Schönenwerd. Hier + Jetzt, Verlag für Kultur und Geschichte, Baden 2000, ISBN 3-906419-21-5.
  • Rolf Max Kully: Solothurnische Ortsnamen. Die Namen des Kantons, der Bezirke und der Gemeinden. Lehrmittelverlag, Solothurn 2003 (Solothurnisches Namenbuch, Bd. 1), ISBN 3-905470-17-9.
Bearbeiten
Commons: Schönenwerd – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
  2. Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
  5. Rolf Max Kully: Solothurnische Ortsnamen. Die Namen des Kantons, der Bezirke und der Gemeinden. Drucksachenverwaltung/Lehrmittelverlag, Solothurn 2003 (Solothurnisches Namenbuch, Bd. 1), ISBN 3-905470-17-9, S. 596–600.
  6. Georges Bürgin, Matthias Stocker, Philipp Abegg, Samuel Rutishauser: Industrieensembles und Parkanlage «Bally» in Schönenwerd (Schweizerische Kunstführer, Nr. 775/776, Serie 78). Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 2005, ISBN 978-3-85782-775-4.