Schöner unsere Städte und Gemeinden

Masseninitiative in der DDR

Schöner unsere Städte und Gemeinden – Mach mit! war eine der größten Aktionen der Nationalen Front der DDR und eine Form der volkswirtschaftlichen Masseninitiative.

Logo der Aktion (als Schild auf einem Holzbrett in Gebäuden der Teilnehmer angebracht, oder als Abzeichen für Verdienste der Teilnehmer verliehen)
Ehrenmedaille der Stadt Dresden - Dank und Anerkennung - Für vorbildliche VMI Leistungen

Beschreibung

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Die Aktion knüpfte an das Nationale Aufbauwerk an. Die Ende der 1960er Jahre aus der „Torgauer Initiative“ entwickelte staatlich gelenkte Bürgerinitiative in Form eines sozialistischen Wettbewerbs hatte die Verbesserung der Wohn- und Lebensqualität zum Ziel.[1] Die DDR-Bürger wurden dazu angehalten, in ihrer Freizeit und an Wochenenden (Subbotnik) unentgeltliche Arbeitsleistungen vor allem bei der Verschönerung des Wohnumfelds zu erbringen. Meist erfolgte die Beteiligung im Rahmen von Haus-, Wohngebiets- oder Dorfgemeinschaften, örtlichen Organisationen, Sport- oder Arbeitskollektiven.

Im „Gesetz über die örtlichen Volksvertretungen“ wurde die Organisation der Bürgerinitiative den örtlichen Stadt- und Gemeindevertretungen gemeinsam mit den örtlichen Ausschüssen der Nationalen Front übertragen.[2] Diese benannten zentrale Objekte wie Parkanlagen oder öffentliche Spielplätze, für die von staatlicher Seite nur begrenzte finanzielle Mittel oder Baukapazitäten zur Verfügung standen.

Erfolgreiche Städte und Gemeinden wurden mit Urkunden, Medaillen und Geldprämien ausgezeichnet. Ebenso wurden einzelne Bürger und Kollektive für „vorbildliche Leistungen“ geehrt, wofür 1969 das Abzeichen für Verdienste in der Mach-Mit-Bewegung geschaffen wurde.

In den letzten Jahren der DDR nahm die Resonanz in der Bevölkerung immer mehr ab und beschränkte sich meist auf das unmittelbare Wohnumfeld. Zu den Gründen dafür gehörte unter anderem der Mangel an Material und Arbeitsmitteln.[3] Zur Resignation der Bürger führte auch der Umstand, dass vielerorts mit großem Aufwand in Ordnung gebrachte Objekte und Anlagen anschließend wieder sich selbst überlassen wurden.[4]

In Leipzigs Stadtteil Sellerhausen gelang es Anfang der 1980er-Jahre einzelnen Mitgliedern der dortigen evangelischen Kirchgemeinde, ihre freiwilligen Arbeitsstunden zur Umgestaltung der Emmauskirche bei ihren Betrieben als NAW-Leistung (NAW = Nationales Aufbauwerk) anerkennen zu lassen. Das führte zu dem für die DDR außergewöhnlichen Umstand, dass im Mai 1981 der Emmausgemeinde vom Nationalrat der Nationalen Front der DDR die Ehrenmedaille „Schöner unsere Städte und Gemeinden“ verliehen wurde – zusammen mit einer Prämie von 100 DDR-Mark.[5]

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Nationalrat der Nationalen Front. Bundesarchiv, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 7. Februar 2010.@1@2Vorlage:Toter Link/www.bundesarchiv.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  2. Gesetz über die örtlichen Volksvertretungen in der Deutschen Demokratischen Republik im Gesetzblatt der DDR, Teil I, Nr. 18, 1985, S. 213ff., Online (PDF).
  3. Nationale Front. In: Damals im Osten. Mitteldeutschland – 1945 bis heute. Mitteldeutscher Rundfunk, 28. Januar 2009, abgerufen am 23. Mai 2016.
  4. Helmut Caspar: Stichwort DDR. Mit Schippe, Harke und Besen zum Subbotnik. Nordkurier.de, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 7. Februar 2010.@1@2Vorlage:Toter Link/www.nordkurier.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  5. Kirchenvorstand der Emmausgemeinde (Hrsg.), Otti Margraf (Red.): 100 Jahre Emmauskirche 1900–2000. Leipzig 2000, S. 21. Broschüre, DIN A 5, 28 Seiten, ohne ISBN.
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