Schartau (Rochau)
Schartau ist ein Ortsteil der Gemeinde Rochau im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt.[3]
Schartau Gemeinde Rochau
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Koordinaten: | 52° 42′ N, 11° 42′ O | |
Höhe: | 37 m ü. NHN | |
Fläche: | 3,8 km²[1] | |
Einwohner: | 48 (31. Dez. 2023)[2] | |
Bevölkerungsdichte: | 13 Einwohner/km² | |
Eingemeindung: | 1. Januar 1957 | |
Postleitzahl: | 39579 | |
Vorwahl: | 039328 | |
Lage von Schartau in Sachsen-Anhalt
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Geographie
BearbeitenLage
BearbeitenSchartau, ein kleines Straßendorf mit Kirche,[1] liegt drei Kilometer südwestlich von Rochau und 15 Kilometer nordwestlich der Kreisstadt Stendal in der Altmark. Durch das Dorf fließt der Speckgraben nach Osten in die Uchte.[4]
Nachbarorte sind Schorstedt und Grävenitz im Nordwesten, Ballerstedt im Norden, Rochau im Nordosten, Wilhelminenhof im Südosten und Grassau im Südwesten.[4]
Klima
BearbeitenIn Schartau herrscht gemäßigtes Klima. Der durchschnittliche jährliche Niederschlag für Schartau liegt bei 541 mm. Trockenster Monat ist der Februar mit einer Niederschlagsmenge von 32 mm, wohingegen der meiste Niederschlag im Juni mit durchschnittlich 63 mm fällt. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 8,9 °C. Der statistisch wärmste Monat ist der Juli mit durchschnittlichen 18 °C. Der Monat Januar, als kältester Monat im Jahr, weist eine Durchschnittstemperatur von 0 °C auf.[5]
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Schartau
Quelle: Climate-Data.org
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Geschichte
BearbeitenMittelalter bis Neuzeit
BearbeitenDie erste Erwähnung des Dorfes Schartau stammt aus dem Jahre 1318 als in villa Scharthowe.[6] Der Historiker Peter P. Rohrlach weist darauf hin, dass der Verdacht besteht, dass die Urkunde eine Fälschung ist.[1] Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird das Dorf als Schortow aufgeführt.[7] 1687 hieß das Dorf Schartow[1] und 1804 Schartau.[8]
Herkunft des Ortsnamens
BearbeitenDer Name „Schortow“ aus dem Jahre 1375, stammt vom slawischen „zart“, „zarte“, „der Teufel“ bedeutet „Teufelsnest“.[9]
Vorgeschichte
BearbeitenIm Jahre 1964 wurden in Schartau Urnen[10] einer Siedlung aus der Rössener Kultur aus dem Mittelneolithikum geborgen.[11]
Eingemeindungen
BearbeitenDas Dorf gehörte bis 1807 zum Stendalischen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Zwischen 1807 und 1813 lag es im Kanton Schinne auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Nach weiteren Änderungen gehörte die Gemeinde zum Kreis Stendal, dem späteren Landkreis Stendal.[1]
Am 25. Juli 1952 wurde die Gemeinde Schartau in den Kreis Stendal umgegliedert. Am 1. Januar 1957 ist die Gemeinde Schartau in die Gemeinde Rochau eingemeindet worden.[12]
Einwohnerentwicklung
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Quelle, wenn nicht angegeben, bis 1946:[1]
Religion
BearbeitenDie evangelische Kirchengemeinde Schartau mit der Filialkirche Schartau gehörte früher zur Pfarrei Schorstedt bei Rochau.[17] Sie wird heute betreut vom Pfarrbereich Klein Schwechten im Kirchenkreis Stendal im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[18]
Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Anna in Stendal im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[19]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bearbeiten- Die evangelische Dorfkirche Schartau ist ein Feldsteinbau aus dem 12. Jahrhundert.[20]
- Der Ortsfriedhof ist auf dem Kirchhof.
- In Schartau wird an die Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkrieges mit zwei Gedenktafeln an der Außenwand der Kirche erinnert.[21]
Gedicht – „De Klocken in Schattau“
BearbeitenFriedrich Francke schrieb ein niederdeutsches Gedicht über die Glocken der Kirche in Schartau, das er 1883 unter dem Titel „De Klocken in Schattau“ veröffentlichte.[22] In seinem Werk „Altmärkisch-Plattdeutsche Lieder und Schnurren aus dem Leben“ im Jahre 1904 heißt es in leicht abweichender plattdeutscher Schreibweise „Dee Schartauer Klocken“.[23]
„In Schattau hemm in oller Tiet –
Denn so vertellen noch hüt de Lüd’ –
In’n Torm dree schöne Klocken hangt,
De hät de Feind sick runnerlangt.
In’n drüttigjoarschen Krieg is’t west:
De Schweden kemen – schlimme Gäst −
De schläpten s’ furt, nach Flessau rut
Un goten sick Kanonen d’rut…“
So sollen drei Glocken aus der Kirche in Schartau von Schweden im Dreißigjährigen Krieg mitgenommen worden sein. Die früher vorhandenen drei Glockenstühle („dree Klockenstöhl“) ließen diesen Schluss aber zu, ohne dass es in der Chronik vermerkt sei. Nach dem Ende des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 bestand der Wunsch bei den Schartauern eine zwei Glocke in den Turm zu hängen. Francke fuhr nach Berlin zum Kaiser und musste Auskunft geben. 1872 kam die kaiserliche Zustimmung. In Apolda war dann die Glocke gegossen worden. In den letzten Tagen des Ersten Weltkrieges 1918 wurde die Glocke abgenommen und aus dem Schallloch geworfen und zerbarst. Die Einzelteile wurden zum Schmelzen abgefahren.[23]
Persönlichkeiten
BearbeitenDie deutsch-US-amerikanische Germanistin und Übersetzerin Liselotte M. Davis (* 1935) wurde in Schartau geboren.
Literatur
Bearbeiten- Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1926–1929, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
- Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 106 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
- J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 301, 75. Schartau (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Weblinks
Bearbeiten- Rochau auf arneburg-goldbeck.de.
- Schartau im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c d e f Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1926–1929, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
- ↑ a b c Karina Hoppe: Erneut mehr Zuzüge als Wegzüge. In: Osterburger Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 1. Februar 2024, DNB 1047269554, S. 18.
- ↑ Verzeichnis Gemeinden und Gemeindeteile. Gebietsstand: 1. April 2013 (= Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Verzeichnisse / 003. Nr. 2013). Halle (Saale) Mai 2013, S. 116 (destatis.de [PDF; 1,6 MB; abgerufen am 24. August 2019]).
- ↑ a b Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
- ↑ Climate-Data.org berechnet aus den Daten von 1982 bis 2012
- ↑ Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 5. Berlin 1845, S. 67, Urkunde Nr. XCII. (Digitalisat).
- ↑ Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 316 (archiviert auf archive.org ( vom 14. Dezember 2019 im Internet Archive)).
- ↑ Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 263 (Digitalisat ).
- ↑ Rochau auf arneburg-goldbeck.de. Abgerufen am 14. Mai 2021.
- ↑ Günter Wetzel: Hünengräber – Siedlungen – Gräberfelder. Archäologie in der Altmark. Band 1. Von der Altsteinzeit bis zum Frühmittelalter. Zur Geschichte der archäologischen Forschung in der Altmark. Hrsg.: Hartmut Bock (= Beiträge zur Kulturgeschichte der Altmark und ihrer Randgebiete. Band 7). dr. ziehten verlag, Oschersleben 2002, ISBN 978-3-935358-35-4, S. 18.
- ↑ Barbara Fritsch: Hünengräber – Siedlungen – Gräberfelder. Archäologie in der Altmark. Band 1. Von der Altsteinzeit bis zum Frühmittelalter. Zur Ur- und Frühgeschichte der Altmark. Hrsg.: Hartmut Bock (= Beiträge zur Kulturgeschichte der Altmark und ihrer Randgebiete. Band 7). dr. ziehten verlag, Oschersleben 2002, ISBN 978-3-935358-35-4, S. 12.
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 344, 346 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder).
- ↑ a b c Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 106 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
- ↑ a b Doreen Schulze: Erstmals Zuwachs in Arneburg-Goldbeck. In: Volksstimme Stendal. 15. Januar 2016.
- ↑ a b Karina Hoppe: Verbandsgemeinde Arneburg-Goldbeck verlor 2018 insgesamt 93 Einwohner. In: Volksstimme Stendal. 14. Februar 2019.
- ↑ a b Karina Hoppe: In die Einwohnerstatistik geschaut. In: Stendaler Volksstimme, Der Altmärker. 22. Januar 2022, DNB 1002381223, S. 21.
- ↑ Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 113 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
- ↑ Pfarrbereich Klein Schwechten. Abgerufen am 14. Mai 2021.
- ↑ Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 15. Mai 2021.
- ↑ Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 419.
- ↑ Schartau, Gemeinde Rochau, Landkreis Stendal. In: denkmalprojekt.org. Onlineprojekt Gefallenendenkmäler, 1. Juni 2020, abgerufen am 2. Oktober 2022.
- ↑ a b [Friedrich] Francke: De Klocken in Schattau. In: Verein für Innere Mission in der Altmark (Hrsg.): Altmärkischer Hausfreund. Band 4, 1883, ZDB-ID 974239-6, S. 56.
- ↑ a b Werner Brückner: Friedrich Franke und „Dee Schartauer Klocken“. In: Werner Brückner (Hrsg.): Das Wissen der Region. 1, Arneburg-Goldbeck-Werben und Umland. Edition Kulturförderverein Östliche Altmark, Hohenberg-Krusemark 2005, DNB 978966937, S. 9–10.