Schlandersberg (Adelsgeschlecht)

Tiroler Adelsgeschlecht

Schlandersberg war der Name eines bedeutenden Tiroler Uradelgeschlechts, das 1696 in den Grafenstand erhoben wurde und 1755 im Mannesstamm erlosch. Neben umfangreichem Besitz im Oberen und Unteren Vinschgau gehörten der Familie Güter im Etschtal und im Oberen Inntal.

Wappen derer von Schlandersberg
Wappen derer von Schlandersberg
Friedrich von Montalban
Peter von Schlandersberg
Grabplatte von Ulrich von Schlandersberg

Geschichte

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Der 1266 beurkundete Uto III. von Montalban bei Schlanders, erbaute die Burg Schlandersberg, nach denen sich seine Familie benannte.[1] Er war Abkömmling eines welfischen Adelsgeschlechts die zu den Ministeralien der Grafen von Tirol zählte und bereits 1156 mit Uto von Montalban erscheint. Friedrich von Montalban und Schlandersberg fungierte von 1279 bis 1282 als Bischof von Freising. 1296 nahm Philipp, Sohn des Hector von Schlandersberg, an einem Turnier in Schweinfurt teil. 1329 wurden die Schlandersberger selbst zu Vasallen der Grafen von Tirol. Später verlegten die Schlandersberger ihren Wohnsitz auf die Burg Hochgalsaun. 1324 gestatte Friedrich von Castelbarco den Brüdern Hans, Konrad und Peter von Schlandersberg den silbernen Löwen auf roten Feld in ihr Wappen aufzunehmen. Die Familie machte erst später davon gebrauch. Seit dem 14. Jahrhundert diente der Ansitz Kasten bei Galsaun, hervorgegangen aus einem Kornkasten der Burg Hochgalsaun, als Hausarchiv, mit umfangreichen Urkunden- und Aktenbestand.[2] Das älteste erhaltene Rechnungsbuch von Peter von Schlandersberg stammt aus der Zeit von 1363 bis 1369.[3] Heinrich Fink veräußerte die Burg Katzenzungen in Prissian 1379 an seinen Vetter Hans von Schlandersberg.

1386 fiel der Ritter Peter von Schlandersberg, der an der Seite Herzog Leopold VI. des Stolzen kämpfte, in der Schlacht von Sempach.[4] Die Brüder Kaspar und Heinrich von Schlandersberg standen auf Seiten des aufständischen Adels gegen Herzog Friedrich mit der leeren Tasche, der u. a. ihre Burgen Montalbau und Hochgalsaun einnahm und zerstören ließ. 1401 erscheint Oswald von Wolkenstein in den Büchern der Schlandersberger als Schuldner.[5] Im Frieden von Konstanz vom 10. Mai 1418 erhielt die Familie ihren alten Besitz zurück und eine Entschädigungszahlung von 3000 Dukaten zugesprochen. Nach der Zerstörung der Burg Hochgalsaun wurde 1423 der Ansitz Kasten zum Hauptwohnsitz bestimmt. 1437 ließen sich die Vettern Hans und Wolf von Schlandersberg in Partschins nachweisen. 1448 tauschte Ulrich von Schlandersberg Rotund mit Herzog Sigmund von Österreich-Tirol gegen Bludenz. 1472 stand der Ritter Ulrich von Schlandersberg in der Tiroler Landesmatrikel.[6]

Die ununterbrochene Stammreihe beginnt mit Theobald von Schlandersberg, der um 1496 lebte. Lucius von Schlandersberg fungierte von 1571 bis 1577 als Abt des Klosters Marienberg.[7] Nach dem Tod von Erasmus von Andrian-Werburg erwarb 1587 Ulrich von Schlandersberg die Fahlburg in Prissian. Der Ansitz wurde später an die Grafen von Brandis verkauft. 1639 besaß Brigitta von Schlandersberg ein Haus in Meran unter den Wasserlauben. Das Stadthaus der Schlandersberger in Meran befand sich unter den Berglauben. Es war ein landesfürstliches Kunkellehen und besaß eine eigene Kapelle mit Garten. Am 30. Juli 1696 erhob Kaiser Leopold I. Sigismund von Schlandersberg in den erblichen Grafenstand. Der Enkel von Christoph, Carl Maximilian von Schlandersberg führte um 1709 den Grafentitel und hinterließ zwei Söhne. Das Geschlecht ist 1755 mit Carl Sigismund von Schlandersberg im Mannesstamm erloschen. Seine Tochter Elisabeth heiratete Franz Joseph Graf von Hendl, die als einziges Kind Schloss Schlandersberg und den Ansitz Kasten mit dem allodialen Kastengut und die Burg Hochgalsaun im Wert von 21.641 Gulden erbte, wodurch die Güter Schlandersberg, Hochgalsaun und Kasten an dessen Familie kamen. Das Stammwappen wird heute von Schlanders als Gemeindewappen genutzt.[8]

Besitzungen

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Stammwappen: "Schild von Blau und Silber der Länge nach mit sechs großen Spitzen geteilt"

Genealogie (Auswahl)

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  1. Sigismund Graf von Schlandersberg; ⚭ Maria Anna Freiin von und zu Annenberg
    1. Carl Maximilian Graf von Schlandersberg; ⚭ Elisabeth Freiin Vintler von Platsch und Rungelstein
      1. Carl Sigismund Graf von Schlandersberg; ⚭ Elisabetha Rosina Freiin von Aschau
        1. Elisabetha Carolina Gräfin von Schlandersberg; ⚭ Franz Joseph Graf von Hendl zu Goldrain
          1. Johann Nepomuk Paris Graf von Hendl zu Goldrain (* 1758); ⚭ Maria Magdalena Gräfin von Thun zu Hohenstein

Siehe auch

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Literatur

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  • Emil von Ottenthal: Die ältesten Rechnungsbücher der Herren von Schlandersberg. Wagnerische Universitäts-Buchdruckerei, Innsbruck, 1881 (Digitalisat).
  • Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines Deutsches adels-lexicon: im vereine mit mehreren historikern. Voigt, 1868, S. 187.
  • Jahrbuch der k.k. heraldischen Gesellschaft „Adler“. Neue Folge – Erster Band, Selbstverlag, Wien 1891, S. 127–128.
  • Ignaz Ritter von Schönfeld: Adels-Schematismus Des Österreichischen Kaiserstaates. Schaumburg, 1825, S. 199.
  • Otto Titan von Hefner: Stammbuch des blühenden und abgestorbenen Adels in Deutschland. 1865, S. 322.
  • Südtiroler Landesarchiv (Hrsg.): Archiv Kasten Schlandersberg (Akten). Bearbeitet von Erika Kustatscher, Bozen 1990 (PDF 145KB).
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Einzelnachweise

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  1. Paul Eugen Grimm: von Schlandersberg. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 27. November 2006, abgerufen am 23. Mai 2022.
  2. Kasten-Schlandersberg. In: Adels-, Familien- und Hausarchive – Landesarchiv – Autonome Provinz Bozen - Südtirol. Abgerufen am 24. April 2022.
  3. Harm von Seggern, Gerhard Fouquet: Adel und Zahl: Studien zum adligen Rechnen und Haushalten in Spätmittelalter und früher Neuzeit. Verlag Regionalkultur, 2000, ISBN 978-3-89735-149-3, S. 14.
  4. Beda Weber: Das Land Tirol: mit einem Anhange: Vorarlberg : ein Handbuch für Reisende. Südtirol : (Etsch-, Drau-, Brenta-, Sarkaregion). Wagner, 1838, S. 304.
  5. Anton Schwob (Hrsg.): Die Lebenszeugnisse Oswalds von Wolkenstein: Edition und Kommentar. Böhlau Verlag Wien, 1999, ISBN 3-205-99050-1, S. 22–23.
  6. Foetibus Ritter: Ulrich von Schlandersberg. Abgerufen am 25. April 2022.
  7. Benediktinerabtei Marienberg: Neunhundert Jahre Benediktinerabtei Marienberg. Tappeiner, 1996, ISBN 978-88-7073-215-3, S. 171.
  8. Tirol Atlas tiroLexikon / Alpenmodul, Schlanders. Abgerufen am 24. April 2022.