Schloss Alswangen
Das Schloss Alswangen (lettisch Alsungas viduslaiku pils) befindet sich bei Alsunga (deutschbaltisch: Alswangen, Alschwangen) im historischen Kurland im Westen von Lettland. Der Ort wurde erstmals in dem die Kuren betreffenden Vertrag des Papstes mit Alna Balduin erwähnt.
Schloss Alswangen | ||
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Schloss und Kirche um 1830 | ||
Alternativname(n) | Alschwangen | |
Staat | Lettland | |
Ort | Alsunga | |
Entstehungszeit | 1373 | |
Burgentyp | Niederungsburg | |
Erhaltungszustand | Erhalten bzw. wesentliche Teile erhalten | |
Ständische Stellung | Ordensburg | |
Geographische Lage | 56° 59′ N, 21° 34′ O | |
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Geschichte
BearbeitenAm 4. April 1253 wurde die Landschaft Alschwangen dem Livländischen Orden zugeteilt, aber erst 1341 wurde erstmals eine Burg urkundlich erwähnt. Unter Ordensmeister Wilhelm von Friemersheim wurde 1373 eine steinerne Ordensburg erbaut.[1] Alswangen diente als Beiburg der Komturei Goldingen zum Schutz der Handelswege zwischen Preußen und Livland. Die Ordensburg verlor im Laufe der Zeit an militärischer Bedeutung und ging nach der Säkularisierung des livländischen Zweigs des Deutschen Ordens 1560 in den Privatbesitz an Friedrich von Kanitz über. Bereits 1573 wechselte die Burg jedoch wieder den Besitzer und verblieb bis 1728 im Eigentum der Familie von Schwerin. In den folgenden Jahren wurde sie während der Polnisch-Schwedischen Kriege mehrmals beschädigt, jedoch immer wieder aufgebaut. Im Jahr 1623 heiratete ihr Eigentümer Graf Johann Ulrich von Schwerin die katholische Barbara Konarska und brachte damit den Katholizismus nach Alswangen. Infolge der Missionsarbeit der von Johann Ulrich von Schwerin in die Region gerufenen Jesuiten wandte sich ein Teil der Bevölkerung dem katholischen Glauben zu, deren Nachkommen heute als katholische Minderheit der Suiti in und um Alswangen leben.
Im Jahr 1738 kam Alswangen in den Besitz der Herzöge vom Herzogtum Kurland und Semgallen. Seitdem war die Anlage das Verwaltungszentrum des Gutes Alswangen. Im Jahr 1741 wurde die mittelalterliche Burg zu einem Schloss im barocken Stil umgebaut. 1796 wurde das Schloss and die russischen Krone verkauft.
Nachdem die Schlossanlage 1920 verstaatlicht worden war, wurde dort 1925 eine Molkerei eingerichtet. Im Jahr 1939 wurde der zweite Stock erweitert und das Gebäude für die örtliche Schule umgebaut.
Beschreibung
BearbeitenDie Ordensburg Alswangen war als Wirtschaftsburg angelegt und verfügte über eine Mühle um den Getreidezehnten an Ort und Stelle zu mahlen.[2]
Das aus einem Mauerviereck von 65 × 60 m bestehende Schloss liegt auf einem kleinen Hügel am Ufer des kleinen Flusses Kauliņa. Innerhalb der Burgmauern war im Mittelalter lediglich ein einziger Flügel (nordost) ausgebaut; dieser enthielt die mit Tonnengewölben gedeckten Besatzungsräume und Speicher. An den übrigen Seiten des Hofes standen im Mittelalter vermutlich Wirtschaftsgebäude aus Holz. Erst in neuerer Zeit ist an der Südseite ein Steingebäude angelegt worden. Im Jahr 1372 wurde das ursprüngliche, vermutlich noch hölzerne Ordensgebäude durch ein neues steinernes ersetzt. Die Burg Alschwangen hat wohl noch im späten Mittelalter eine wichtige Rolle gespielt, denn zu dieser Zeit ist sie den neuen Anforderungen gemäß befestigt worden. An der Südwest- und Nordostecke wurden jetzt mächtige Kanonentürme errichtet, deren bis heute unverändert erhaltenes Mauerwerk die Entwicklung der Details an den Befestigungsbauten des 15. und 16. Jahrhunderts gut beleuchtet. Der westliche Flügel wurde außerhalb der Burgmauern errichtet und kam erst zu späterer Zeit hinzu.
Literatur
Bearbeiten- Karl von Löwis of Menar: Burgenlexikon für Alt-Livland. Walters und Rapa, Riga 1922, S. 45 (Digitalisat).
- Armin Tuulse: Die Burgen in Estland und Lettland (= Verhandlungen der gelehrten estnischen Gesellschaft. Band 33). Dorpater Estnischer Verlag, Dorpat 1942, S. 233f (PDF; 15,5 MB).
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Herbord Karl Friedrich Bienemann von Bienenstamm: Neue geographisch-statistische Beschreibung des kaiserlich-russischen Gouvernements Kurland, oder der ehemaligen Herzogthümer Kurland und Semgallen, mit dem Stifte Pilten. G. A. Reyher, Mitau und Leipzig 1841, S. 58 (Digitalisat).
- ↑ Ernst Murbach. In: Beiträge zur Geschichte der Baltischen Kunst. W. Schmitz, Gießen, S. 80.