Schloss Gellenau
Schloss Gellenau (polnisch Pałac w Jeleniowie) ist ein ruinöses Schloss in Jeleniów (Gellenau) im Powiat Kłodzki der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen. Historisch gehörte es zur Herrschaft Hummel in der Grafschaft Glatz.

Geschichte
BearbeitenIm 1350 erstmals erwähnten „Geylnaw“ befand sich an der Stelle des späteren Schlosses ein 1477 belegtes Vorwerk „Kelnow“ das nach der Auflösung der Herrschaft Hummel 1595 an die Stadt Reinerz verkauft wurde.[1] Gleichzeitig wurde es zu einem Freirichtergut erhoben und kurze Zeit später mit allem Zubehör an Kaspar Alten aus Hermannseifen bei Trautenau verkauft. Da dieser 1618 am böhmischen Ständeaufstand beteiligt war, wurde sein Gut 1623 vom böhmischen Landesherrn konfisziert und zunächst dem Glatzer Jesuitenkolleg zum Genuss übergeben. 1625 übergab Erzherzog Karl von Österreich das Gellenauer Gut dem Freiherrn Carl von Strasoldo. Nach Rückkehr Caspar Altens zur katholischen Religion und Zahlung einer Strafe von 420 Gulden, erhielt er seine Besitzungen 1627 zurück. 1643 folgte ihm sein Sohn Kaspar Josef von Alten, 1693 dessen Sohn Johann Heinrich von Alten. Da dieser ohne Nachkommen verstarb, übernahm dessen Schwester Anna Magdalena von Ullersdorf das Gut, die es 1745 ihrem Sohn, dem Königgrätzer Kanoniker Johann Georg von Ullersdorf vererbte. 1748 gelangten Schloss und Gut an Franz Anton von Haugwitz auf Pischkowitz.
1788 wurden Schloss und Gut Gellenau von der 1745 nobilitierten Familie von Mutius, durch Justizrat Franz Bernhard von Mutius[2] erworben,[3][4] dem sein Neffe Major Carl (Karl) von Mutius (1790–1858) folgte.[5] Er erweiterte um 1850 das Schloss durch den Neubau des östlichen Flügels im Neorenaissance-Stil und das Dominium „Carlshof“ sowie um den großen Schlosspark. Noch zu seinen Lebzeiten schenkte er Schloss und Gut seinem Sohn Rittmeister Hans Franz Adolf Sigismund von Mutius (1825–1883). Er ließ vor dem Schloss eine Hirschplastik aus Bronzeguss aufstellen. Um 1894 gehörte das Anwesen der von Mutius`sche Erben, Gesamtgröße des Gutes 581 ha. Zum Betrieb gehörte eine Molkerei. Die Leitung oblag Inspektor Kloß.[6] Nächster Herr auf Gellenau war dann Generalmajor a. D. Maximilian von Mutius, der 1942 verstarb. Sein Erbe wurde sein Neffe Bernhard von Mutius (1913–1944), Hauptmann d. R., Sohn des Diplomaten Gerhard von Mutius.
Während des Zweiten Weltkriegs wurden Schloss und Gut auch von der späteren Schriftstellerin Dagmar von Mutius verwaltet. Sie schrieb über das Kriegsende bis zur Vertreibung der Familie 1946 den Roman „Wetterleuchten. Chronik einer schlesischen Provinz 1945/46“.
Nach dem Übergang an Polen blieb das Schloss nach 1946 zunächst unbewohnt. 1963 wurde es zu einem Erholungsheim und in den 1970er Jahren zu einem Hotel umgebaut. Bei einem Dachstuhlbrand wurde u. a. der barocke Flügel beschädigt. Danach wurde es dem Verfall preisgegeben.
Bauwerk
BearbeitenDas ursprüngliche Gebäude bestand aus einem gotischen Kern, der barock erweitert wurde und dem schließlich ein spätklassizistischer Neubau angefügt wurde.
Trivia
BearbeitenAm 13. Januar 1800 starb auf Schloss Gellenau Peter von Biron, Herzog von Kurland und Semgallen sowie von Sagan.
Literatur
Bearbeiten- Wilhelm Mader: Geschichtliche Nachrichten über das Rittergut Gellenau. In: Edmund Scholz: Vierteljahrsschrift für Geschichte und Heimathskunde der Graffschaft Glatz, 2. Jahrgang, J. Franke, Habelschwerdt 1882/83. PDF
- Marie von Mutius: Aus der Geschichte eines Glatzer Gutes. In: Franz Albert: Glatzer Heimatblätter, Jahrgang 20, 1934, Heft 1, Glatz/Münster, 15. Februar 1934, S. 29–32. PDF
- Peter Güttler: Das Glatzer Land. Ein Reiseführer zu Landschaft, Kunst und Kultur des Glatzer Berglandes/Ziemia Kłodzka in Schlesien. Aktion West-Ost e. V., Düsseldorf 1995, ISBN 3-928508-03-2, S. 36 f.
- Dagmar von Mutius: Schloß Gellenau. In: Karl-Helmut Klose: Burgen und Schlösser der Grafschaft Glatz. Marx Verlag, 1997, ISBN 3-87854-128-7, S. 66–77.
- Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen. Schlesien. Deutscher Kunstverlag, München u. a. 2005, ISBN 3-422-03109-X, S. 403–404.
- Arne Franke: Kleine Kulturgeschichte der schlesischen Schlösser. Band 1: Niederschlesien. Bergstadtverlag Wilhelm Gottlieb Korn, Görlitz 2015, ISBN 978-3-87057-336-2, S. 303–304.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Beyträge zur Beschreibung von Schlesien. 9. Band, Johann Ernst Tramp, Brieg 1789, S. 297.
- ↑ Vgl. Alexander Freiherr von Dachenhausen: Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. 1884. Neunter Jahrgang, Buschak & Irrgang, Brünn November 1883, S. 353 ff.
- ↑ Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Briefadeligen Häuser 1907. Erster Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1906, S. 552 f.
- ↑ Vgl. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der D.A.G. Teil B (Briefadel) 1940. 32. Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1939, S. 425. Siehe: FamilySearch (Kostenfrei).
- ↑ Hans Friedrich von Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm Euler, Walter von Hueck: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser. B (Briefadel) 1956, Band II, Band 12 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Deutsches Adelsarchiv, C. A. Starke, Glücksburg (Ostsee) 1956, ISSN 0435-2408, S. 255 f.
- ↑ Schlesisches Güter-Adreßbuch. Verzeichniß der sämmtlichen Rittergüter und selbständigen Guts- und Forstbezirke. [1894]. Fünfte Ausgabe, Wilh. Gottl. Korn, Breslau 1894, S. 29. Nr. 263.
Koordinaten: 50° 25′ 24″ N, 16° 15′ 26″ O