Schlossstraße 16 (Bützow)

Fachwerkbau in Bützow im Landkreis Rostock, Mecklenburg

Das Gebäude mit der postalischen Adresse Schlossstraße 16 (auch: Oertzen’sches Herrenhaus oder Oertzen’sches Haus , auch: Saubert’sches Haus) ist ein denkmalgeschützter Fachwerkbau der Barockzeit in Bützow im Landkreis Rostock, Mecklenburg. Dieses großbürgerliche Herrenhaus wurde etwa um 1788 von dem Geheimen Rat Claus Dethloff von Oertzen als Wohnsitz für dessen Familie errichtet.

Schlossstraße 16
Schlossstraße 16
Daten
Ort Bützow
Baustil Fachwerkhaus der Barockzeit
Baujahr 1788
Koordinaten 53° 50′ 51,7″ N, 11° 58′ 41,2″ OKoordinaten: 53° 50′ 51,7″ N, 11° 58′ 41,2″ O
Besonderheiten
Bützower Baudenkmal Nr. 0230

Das Gebäude wurde giebelständig zur heutigen Hauptstraße, der Schloßstraße, und traufständig zur Zitronengasse errichtet.[1]

Architektur

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Der Fachwerkbau in Stockwerksbauweise beeindruckte durch seine Lukarne-Architektur, markante Runddachgauben und ein Krüppelwalmdach. Das traufseitige Zwerchhaus, das mit einem Satteldach ausgestattet war, bestach durch eine zweiflügelige Portaltür sowie mehrere schlichte Doppelfenster über zwei Geschosse, die von einem Ochsenauge im Gefach gekrönt wurden. Den Dachabschluss zierte ein geschmiedeter Dachschmuck.

Zu den konstruktiven und gestalterischen Merkmalen gehörten ein umlaufender, profilierter Balken zwischen den Geschossen, die Einführung von Doppelständern zur Schaffung rhythmischer Fensterachsen sowie die Gestaltung von Segmentfenstern. Darüber entstand eine Negierung der Fachwerkstradition, um eine als wertvoller empfundene Steinarchitektur zuerhalten. Man entschied sich für die Anwendung einer monochromen Farbschlämme über die gesamte Fassade. Dadurch verschwand das einst prägende Erscheinungsbild der farblich abgesetzten Fachwerkhölzer.[1][2][3]

Geschichte

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Oertzen’sche Haus um 1900

Als Verwaltungsbeamter des Domanialamtes Bützow-Rühn hatte Claus Dethloff von Oertzen ein Wohnhaus in Bützow, in dem er mit seiner Familie lebte. 1787 verkaufte er dieses Wohnhaus und erwarb ein Grundstück in der Schlossstraße, auf dem er das „Oertzen’sche Herrenhaus“ errichten ließ.[1]

Nach dem Tod des Erbauers erwarb die Kammerherrin und Schriftstellerin Maria Sophia Christiana von Plessen das Anwesen, das bis 1870 in Familienbesitz blieb[4] und anschließend als Wohnhaus für Beamte der Gefängnisverwaltung diente.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde es von Kaufmann Wilhelm Petrow ausgebaut und in den 1910er-Jahren von Julius Horwitz[5] teilweise als Geschäftsräume genutzt.[6] In den 1920er-Jahren richteten Ernst Saubert, der Anstaltslehrer des Centralgefängnisses[7], und dessen Frau Edda ein Schülerinternat für Landschüler und eine Jugendherberge ein, wodurch das Gbäude als „Saubert’sches Haus“ bekannt wurde. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs verließ die Familie Saubert aus Furcht vor einem Entnazifizierungsverfahren und aufgrund ihrer aktiven Mitgliedschaft in der NSDAP[8] sowohl das Haus als auch die Stadt Bützow.

Nach 1945 diente das Gebäude als Wohnraum für Justizangestellte. Mit der Schließung des Centralgefängnisses im Jahr 1961[9] gelangte das Gebäude in die kommunale Wohnungsverwaltung, die das Fachwerkhaus 1998 denkmalgerecht sanierte.[10]

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Commons: Schlossstraße 16 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c Markus Göllnitz: Beschilderung historischer Gebäude der Stadt Bützow. Hrsg.: Stadt Bützow. Bützow 2024.
  2. Stadt Bützow: Historische Bauakte: „Schlossstraße Nr. 102 “. Bützow.
  3. Manfred Gerner: Fachwerk, Entwicklung, Instandsetzung, Neubau. Verlagsanstalt, München 2007, ISBN 978-3-421-03575-2.
  4. Großherzogliches Statistisches Amt: Mecklenburg-Schwerin Volkszählung, Stadt Bützow, 1867, Haushaltsliste No. 246, Schloßstraße 102, Sophia und Mathilda von Plessen. Schwerin 3. Dezember 1876, S. 776.
  5. Julius Israel Horwitz in der Datenbank Find a Grave, abgerufen am 25. Dezember 2023.
  6. Carl Buhr: Anzeige des Kaufmann Julius Horwitz. In: Bützower Zeitung. Ratsbuchdruckerei Carl Buhr, Bützow 1911.
  7. Großherzogliches Statistisches Amt: Großherzoglich-Mecklenburg-Schwerinscher Staats-Kalender 1923/1927/1930. Bärensprungsche Hofbuchdruckerei, Schwerin.
  8. Berthold Ditz: Nachweis der aktiven Mitgliedschaft der Familie Saubert in der NSDAP. In: 10 Jahre Ortsgruppe Bützower -Werdegang der Ortsgruppe Bützow der NSDAP. Ratsbuchdruckerei Carl Buhr, Bützow 1935.
  9. Andreas Wagner / Friedrich-Ebert-Stiftung Mecklenburg-Vorpommern: Politische Strafjustiz 1945–1989 / Der Gefängnisstandort Bützow als Gedenk- und Lernort. Eigensatz, Schwerin 2008.
  10. Gesellschaft für Ortsentwicklung und Stadterneuerung mbH (GOS): Bützow-Stadterneuerung und Stadtentwicklung im Wandel der Zeit. Hrsg.: Stadt Bützow. Bützow 2004.