Skorogoszcz

Siedlung in Polen
(Weitergeleitet von Schurgast)

Skorogoszcz (deutsch Schurgast) ist eine Ortschaft in der Gemeinde Lewin Brzeski im Powiat Brzeski der polnischen Woiwodschaft Oppeln. Die oberschlesische Ortschaft Schurgast hatte bis 1945 das Stadtrecht inne.

Skorogoszcz
Schurgast
Wappen von Skorogoszcz
Skorogoszcz Schurgast (Polen)
Skorogoszcz
Schurgast (Polen)
Skorogoszcz
Schurgast
Basisdaten
Staat: Polen

Woiwodschaft: Opole
Powiat: Brzeg
Gmina: Lewin Brzeski
Geographische Lage: 50° 46′ N, 17° 41′ OKoordinaten: 50° 45′ 33″ N, 17° 40′ 55″ O

Höhe: 140–150 m n.p.m.
Einwohner: 1027 (31. Dez. 2021[1])
Postleitzahl: 49-345
Telefonvorwahl: (+48) 77
Kfz-Kennzeichen: OB
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DK94 ZgorzelecKorczowa
Nächster int. Flughafen: Flughafen Breslau
Die Glatzer Neiße in der Ortschaft
Plan von Schurgast in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts

Geographie

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Geographische Lage

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Die Ortschaft liegt im Westen der historischen Region Oberschlesien am rechten Ufer der Glatzer Neiße auf 159 m ü. NHN, sechs Kilometer östlich von Lewin Brzeski (Löwen), 20 Kilometer südöstlich von Brzeg (Brieg) und 19 Kilometer nordwestlich von Oppeln.

Das Umland gehört zur Schlesischen Tiefebene am Rande des Glatzer Neiße-Tals hin zur Falkenberger Ebene. Durch den Ort verläuft die Landesstraße Droga krajowa 94.

Nachbarorte

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Nachbarorte von Skorogoszcz sind im Osten Chróścina (Weißdorf), im Südosten Borkowice (Borkwitz), im Westen der Gemeindesitz Lewin Brzeski (Löwen) und Buszyce (Buchitz) sowie im Norden Wronów (Frohnau) und Mikolin (Nikoline).

Geschichte

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Ring
 
Katholische Pfarrkirche St. Jakobus
 
Ehemalige evangelische Kirche auf dem Ring im Jahr 1934 (1945 zerstört)
 
Schlosspark

Der Ort Schurgast wurde 1223 erstmals als Scorogostov most urkundlich erwähnt, wobei außerdem die Einweihung der Kirche in Anwesenheit von Bischof Lorenz von Breslau erwähnt wird. 1228 wird der Ort als Scorogostov erwähnt. 1239 wurde der Ort als Storogostomnost erwähnt. Im Jahre 1271 erhielt der Ort das Stadtrecht. 1300 wird für Schurgast ein Vogt und eine Zollstelle erwähnt. 1328 wird die Stadt Surgasd von Herzog Boleslaw im Tausch gegen Bowallno erworben.[2]

1719 zerstörte ein Brand fast den kompletten Ort. Am 14. September 1741 rückte das preußische Heer in Schurgast ein. Der Wiederaufbau des Ortes war weiterhin im Gange und zählte 1741 nur knapp 300 Einwohner. Nach dem Ersten Schlesischen Krieg 1742 fiel Schurgast mit dem größten Teil Schlesiens an Preußen. Kurz darauf begannen rund um Schurgast Arbeiten zum Bau eines Fort. Kurz nach Fertigstellung dieser wurde die Anlage wieder aufgegeben. Die durch den Brand verlorenen Stadtrechte wurden 1760 durch König Friedrich II. wieder verliehen. 1770 wurde im Ort eine evangelische Schule eingerichtet. 1783 zählte der Ort 62 Bürger.[2]

1802 begannen die Arbeiten für die evangelische Kirche am Ring. Der Kirchenbau wurde 1806 fertiggestellt und am 30. September 1806 geweiht.[2] Nach der Neuorganisation der Provinz Schlesien gehörte die Landgemeinde Schurgast ab 1816 zum Landkreis Falkenberg O.S. im Regierungsbezirk Oppeln. 1825 erhielt die evangelische Kirche von Schurgast zusätzlich einen Kirchturm. Am 16. Juni 1835 wurde der Ort erneut durch ein Feuer zerstört. Dabei wurden 24 Wohnhäuser, 45 weitere sowie die katholische Pfarrkirche zerstört.[2] 1845 bestand der Ort aus der Dorfgemeinde Schurgast und der Schloßgemeinde Schurgast. Die Dorfgemeinde zählte 21 Häuser und 150 Einwohner, davon 74 evangelisch. Die Schloßgemeinde zählte ein Schloss, eine Ziegelei, eine Brauerei, eine Brennerei und 34 Häuser. 1845 lebten 294 Menschen in der Schloßgemeinde, davon 144 evangelisch.[3] 1865 lebten 705 Menschen im Ort, davon 361 katholisch, 337 evangelisch und sieben jüdisch.[4] 1874 wurde der Amtsbezirk Schloss Schurgast gegründet, welcher aus den Landgemeinden Schurgast, Dorf, Schurgast, Schloß und Weißdorf und den Gutsbezirken Schurgast und Weißdorf bestand. Erster Amtsvorsteher war der Rittergutsbesitzer von Cramon in Schurgast.[5] 1885 zählte Schurgast 719 Einwohner.[6] Am Anfang des 20. Jahrhunderts befanden sich in Schurgast eine Korbflechtschule und eine Korbflechterei.[7]

1930 wurde über die Glatzer Neiße eine Stahlbrücke erbaut.[2] 1933 hatte Schurgast 1.096 Einwohner, 1939 zählte der Ort 1.224 Einwohner. Bis 1945 befand sich der Ort im Landkreis Falkenberg O.S.[8]

Beim Herannahen der Roten Armee gegen Ende des Zweiten Weltkriegs flüchtete am 22. Januar 1945 die Bevölkerung von Schurgast. Kurz darauf rückte die Kriegsfront bis an die Stadt heran. Die Kämpfe um Schurgast dauerten ca. zwei Wochen lang. Bedingt durch die Kämpfe und den darauffolgenden Einmarsch der Roten Armee am 4. Februar 1945 wurden zahlreiche Gebäude im Ort zerstört, darunter die evangelische Kirche und die Bebauung am Ring. Die Reste der Kirche wurden später beseitigt.[2]

Nach Kriegsende 1945 wurde die Region von der Sowjetunion unter polnische Verwaltung gestellt. Der bisher deutsche Ort Schurgast wurde in Skorogoszcz umbenannt. Es begann die Zuwanderung polnischer Migranten, die zum Teil aus Gebieten östlich der Curzon-Linie kamen, wo sie der polnischen Minderheit angehört hatten. Die verbliebenen deutschen Einheimischen wurden im Juni 1946 von der örtlichen polnischen Verwaltungsbehörde vertrieben.[2]

1950 kam der Ort, der zunächst der Woiwodschaft Breslau zugeordnet worden war, zur Woiwodschaft Oppeln. 1999 kam der Ort zum Powiat Brzeski.

Demographie

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Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohnerzahl Anmerkungen
1816 419 [9]
1825 341 davon 165 Katholiken, fünf Juden[10]
1840 444 davon 218 Evangelische (mit der Schlossgemeinde: 294 Einwohner, davon 144 Evangelische)[11]
1855 717 [12]
1861 705 davon 337 Evangelische, 361 Katholiken, sieben Juden[12]
1867 694 am 3. Dezember[13]
1871 720 davon 360 Evangelische;[14] nach anderen Angaben 720 Einwohner (am 1. Dezember), darunter 336 Evangelische, 383 Katholiken, ein Jude[13]
1905 949 davon 459 Evangelische[7]
1910 904 am 1. Dezember, ohne Schloss und Gutsbezirk (222 Einwohner)[15]
1933 1096 [16]
1939 1224 [16]
Seit 2006
Jahr Einwohner
2006 1200
2011 1200[17]
2021 1027

Sehenswürdigkeiten

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Kirchenschiff der St.-Jakobus-Kirche

Jakobuskirche

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Die römisch-katholische St.-Jakobus-Kirche (polnisch Kościół św. Jakuba Apostoła) wurde 1852 im neoromanischen Stil erbaut. Ein Vorgängerbau wurde bereits im 13. Jahrhundert erbaut, welcher 1835 durch einen Brand zerstört wurde. Der Backsteinbau besitzt einen rechteckigen Chor sowie einen massiven, auf einen rechteckigen Grundriss stehenden Glockenturm am Westportal. Der Hauptaltar ist bestückt mit Figuren des Hl. Jakobus und der HL. Katharina, welche aus dem 16. Jahrhundert stammen. Im Inneren hängt das Gemälde Kuss des Judas von Raphael Schall aus dem Jahr 1853.[18] Das Kirchengebäude wurde 1966 unter Denkmalschutz gestellt.[19]

Weitere Sehenswürdigkeiten

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  • Durch Kriegseinwirkung wurde 1945 das Schloss Schurgast zerstört. Erhalten hat sich jedoch der angrenzende Schlosspark.
  • Der evangelische Friedhof wurde 1750 angelegt und 1994 unter Denkmalschutz gestellt.[19]
  • Der Wasserturm aus dem Jahr 1910 wurde 1999 unter Denkmalschutz gestellt.[19]
  • Neogotisches Pfarrhaus aus Backstein
  • Gedenkstein zur 777-Jahr-Feier auf dem Ring
  • Freiwillige Feuerwehr OSP Skorogoszcz
  • Sportverein LZS Skorogoszcz

Persönlichkeiten

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  • Karl Gratza (1820–1876), deutscher katholischer Geistlicher und Mitglied des deutschen Reichstags, zwischen 1853 und 1865 Pfarradministrator in Schurgast
  • Joseph Wolny (1844–1908), katholischer Geistlicher und Mitglied des Deutschen Reichstags, zwischen 1868 und 1884 Pfarrer in Schurgast
  • Fedor von Spiegel (1845–1907), Rittergutsbesitzer und Mitglied des Deutschen Reichstags

Literatur

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Commons: Skorogoszcz – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Raport o Stanie Gminie (2021) (poln.)
  2. a b c d e f g Heimatverein des Kreises Falkenberg O/S: Heimatbuch des Kreises Falkenberg in Oberschlesien. Scheinfeld, 1971. S. 216
  3. Johann Georg Knie: Alphabetisch-statistisch-topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preuss. Provinz Schlesien. Breslau 1845, S. 615.
  4. Vgl. Felix Triest: Topographisches Handbuch von Oberschlesien. Breslau 1865, S. 1156.
  5. Territorial Amtsbezirk Schloss Schurgast/Weißdorf
  6. AGOFF Kreis Falkenberg O.S.
  7. a b Schurgast. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 18: Schöneberg–Sternbedeckung. Bibliographisches Institut, Leipzig / Wien 1909, S. 83 (Digitalisat. zeno.org).
  8. Michael Rademacher: Landkreis Falkenberg (poln. Niemodlin). Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  9. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats. Band 4: P–S. Halle 1823 S. 285, Ziffer 3295 (books.google.de).
  10. Johann Georg Knie: Alphabetisch-Statistisch-Topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preuß. Provinz Schlesien, mit Einschluß des jetzt ganz zur Provinz gehörenden Markgrafthums Ober-Lausitz und der Grafschaft Glatz; nebst beigefügter Nachweisung von der Eintheilung des Landes nach den verschiedenen Zweigen der Civil-Verwaltung. Melcher, Breslau 1830, S. 706 (books.google.de).
  11. Johann Georg Knie: Alphabetisch-statistisch-topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preusz. Provinz Schlesien. 2. Auflage. Graß, Barth und Comp., Breslau 1845, S. 615 (books.google.de).
  12. a b Felix Triest: Topographisches Handbuch von Oberschlesien, Wilh. Gottl. Korn, Breslau 1865, S. 1125, Ziffer 72 (books.google.de).
  13. a b Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Schlesien und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. Dezember 1871. Berlin 1874, S. 390–391, Ziffer 3 (books.google.de).
  14. Gustav Neumann: Das Deutsche Reich in geographischer, statistischer und topographischer Beziehung. Band 2, G. F. O. Müller, Berlin 1874, S. 171–172, Ziffer 4 (books.google.de).
  15. gemeindeverzeichnis.de
  16. a b Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte von der Reichseinigung 1871 bis zur Wiedervereinigung 1990. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 10. Mai 2023.
  17. GUS 2011: Ludność w miejscowościach statystycznych według ekonomicznych grup wieku (XLSX-Datei, polnisch), 31. März 2011, abgerufen am 19. August 2019.
  18. Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen. Schlesien. Deutscher Kunstverlag, München u. a. 2005, ISBN 3-422-03109-X, S. 847–848.
  19. a b c Denkmalregister der Woiwodschaft Oppeln (polnisch; PDF; 913 kB).