Schwäbische Dialekte

oberdeutsche Mundart
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Schwäbische Dialekte (auch singular als schwäbischer Dialekt[1] oder schwäbische Mundart[2]; kurz Schwäbisch) bilden zusammen eine Dialektgruppe, die im mittleren und südöstlichen Bereich Baden-Württembergs, im Südwesten Bayerns sowie im äußersten Nordwesten Tirols gesprochen wird.

Schwäbisch

Gesprochen in

Deutschland Deutschland
Baden-Württemberg Baden-Württemberg
Bayern Bayern (Teile von Schwaben)

Osterreich Österreich

Tirol Tirol (nur Außerfern)
Sprecher 820.000
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache in -
Sprachcodes
ISO 639-1

ISO 639-2

ISO 639-3

swg

Die westoberdeutsche (schwäbisch-alemannische) Dialektgruppe. Die hellblau eingefärbten schwäbischen Mundarten bilden eine der großen westoberdeutschen Untergruppen.

Linguistisch gesehen gehören sie zu den schwäbisch-alemannischen Dialekten und damit zum Oberdeutschen. Von den anderen schwäbisch-alemannischen Dialekten hat es sich durch die vollständige Durchführung der neuhochdeutschen Diphthongierung abgetrennt. „Mein neues Haus“ lautet im Schwäbischen deshalb „Mae nuis Hous“ (je nach Region) und nicht wie in anderen alemannischen Dialekten „Miis nüü Huus“.

In arealtypologischer Hinsicht ist Schwäbisch innerhalb des hochdeutschen Raumes als Ganzes vergleichsweise isoliert, zugleich aber auch (anders als das benachbarte ostoberdeutsche Mittelbairisch) intern sehr heterogen.[3]

Dialekträume und Verbreitung

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Die innerschwäbischen Dialekträume werden herkömmlich in West-, Mittel- und Ostschwäbisch unterteilt.[4] Die Grenzen dieser drei Regionen werden im Einzelnen leicht unterschiedlich gezogen. In einer ersten groben Annäherung liegen Westschwäbisch und Mittelschwäbisch in Baden-Württemberg, Ostschwäbisch im bayerischen Regierungsbezirk Schwaben.

Im Sinne eines Dialektkontinuums gibt es sowohl fließende Übergänge innerhalb des schwäbischen Sprachraums, als auch nach außen hin zu den Nachbarmundarten, insbesondere im Süden zum Alemannischen und Nordwesten und Norden zum Südfränkischen.

Mittelschwäbisch (auch: Neckarschwäbisch, Niederschwäbisch) wird in den einwohnerstarken Gebieten Stuttgart/Ludwigsburg, Böblingen/Sindelfingen, Tübingen/Reutlingen, Esslingen am Neckar, Kirchheim/Nürtingen, Waiblingen/Backnang und Göppingen gesprochen, einschließlich der angrenzenden Gebiete des nördlichen Nordschwarzwalds im Westen und der Schwäbischen Alb im Süden, sofern noch nicht die Verneuhochdeutschung eingegriffen hat. Als Leitwort für Mittelschwäbisch kann gwäa ‘gewesen’ gelten, sowie der oe-Laut wie z. B. in noe ‘nein’, Boe ‘Bein’, Schdoe ‘Stein’.

Westschwäbisch oder Südwestschwäbisch (da im westlichen und nordwestlichen Grenzbereich mit Calw und Pforzheim das Mittelschwäbische ohne westschwäbischen Anteil direkt an das Südwestfränkische angrenzt) hat als Charakteristikum den oa-Laut, z. B. Boa ‚Bein‘, noa ‘nein’, Schdoa ‘Stein’ usw. Das südwestschwäbische Gebiet beginnt mit einem sehr schmalen Streifen einzelner Dörfer südwestlich von Calw und wird weiter südlich immer breiter. Es umfasst die Bereiche Rottenburg, Freudenstadt, Horb, Sulz, Hechingen, Balingen, Albstadt und Sigmaringen. Im Norden noch mit gwäa beginnend, ersetzt nach Süden hin ab Horb gsae das gwäa ‘gewesen’. Ab Horb kommt ein charakteristischer Singsang in der Sprachmelodie dazu, der bei Balingen und Albstadt am deutlichsten hervortritt. Weiter südlich (ab Sigmaringen) geht das Südwestschwäbische in das Bodenseealemannische über, wobei der Pfeil auf der Karte darauf hinweist, dass das Schwäbische die einheimischen Mundarten im Raum Ravensburg – Friedrichshafen im Lauf des 20. Jahrhunderts teilweise verdrängt hat.

Ostschwäbisch wird in den württembergischen Gebieten Aalen, Heidenheim und Ulm gesprochen, sowie nahezu im ganzen bayrischen Regierungsbezirk Schwaben, von Nördlingen im Norden über Augsburg in der Mitte bis ins Allgäu im Süden. Ostgrenze zum Bairischen ist weitgehend der Lech. Als Leitvokal des Ostschwäbischen kann der Diphthong 'oa' an Stelle des mittel- und westschwäbischen Monophthongs å gelten: Schloaf statt Schlåf ‘Schlaf’, Schdroas statt Schdrås ‘Straße’ usw.

Das viel zitierte Älblerisch als eigenen Dialektraum gibt es sprachwissenschaftlich gesehen nicht. Es ist eine Erfindung der schwäbischen Jux- und Spaßliteratur. Der bei weitem größte Bereich der Schwäbischen Alb (Reutlinger, Uracher, Münsinger, Laichinger, Nürtinger, Kirchheimer, Göppinger Alb) gehört zum Mittelschwäbischen. Der deutlich kleinere Bereich der Südwestalb (Balingen, Albstadt und Teilbereiche des Großen Heubergs) gehört zum Südwestschwäbischen. Der Unterschied zu den tiefer gelegenen Gebieten der beiden Dialekträume liegt nur in der etwas weniger fortgeschrittenen Verneuhochdeutschung.

Innerhalb der genannten drei Haupträume werden immer wieder, meist aus lokalem Interesse heraus, weitere Dialekte postuliert: Sie begründen aber keine weiteren Dialekträume, sondern bleiben den drei Großräumen untergeordnet. Beispiele dafür:

  • Enztalschwäbisch (teilweise auch als Enztalfränkisch bezeichnet), gesprochen im oberen Enztal südlich Pforzheim und im unteren Nagoldtal von Calw an nördlich. Es handelt sich um ein ursprünglich fränkisches Siedlungsgebiet, das stark schwäbisch überformt wurde. Der fränkische Ursprung zeigt sich noch beispielhaft in Formulierungen wie i haa gsaa (reines mittelschwäbisch wäre i hao gsaed) ‘ich habe gesagt’. Zuordnung: Hauptraum Mittelschwäbisch. Die alte historische Grenzlinie zwischen schwäbischer und fränkischer Mundart in diesem Bereich findet sich bei Karl Bohnenberger.[5]
  • Rieser Schwäbisch. Der Rieser sagt nicht Do hanna, sondern do dranna, wenn er ‘da dort’ meint. Zuordnung: Hauptraum Ostschwäbisch.
  • Allgäuerisch (Tiroler Schwäbisch) in den Landkreisen Ober- und Ostallgäu, auch verwendet in angrenzenden Gebieten Tirols (Lechtal, Außerfern) und Oberbayerns (Lechrain). Zuordnung: Hauptraum Ostschwäbisch. Das schwäbische Allgäuerisch ist klar getrennt vom mittelalemannischen Allgäuerisch des südlichen Landkreises Oberallgäu und des Landkreises Lindau durch die Wiib-Weib-Linie.
  • Übergänge zum Bairischen: Im Landkreis Aichach-Friedberg wird teilweise Bairisch, allerdings mit starkem schwäbischem Einfluss, gesprochen. Mit dem Lechrainerischen existiert ein auf dem Ostschwäbischen basierender Übergangsdialekt zum Bairischen, der in den oberbayrischen Landkreisen Landsberg und Weilheim-Schongau verbreitet ist. Zuordnung: Hauptraum Ostschwäbisch.

Phonologische Merkmale

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Der Lautbestand des Schwäbischen, insbesondere an Vokalen, ist sehr viel reicher als der des heutigen Standarddeutschen. Er umfasst erheblich mehr Monophthonge und Diphthonge, dazuhin eine erhebliche Anzahl an Nasallauten und Schwa-Lauten, die weit über das vergleichsweise geringe Inventar der deutschen Hochsprache hinausgehen. Darin liegt zugleich das Grundproblem jeder Art von Schreibung des Schwäbischen: „Die 26 Buchstaben unseres lateinischen Alphabets reichen vorn und hinten nicht aus, den Reichtum des schwäbischen Vokalismus wiederzugeben“.[6] Um der Eigenart des Schwäbischen gerecht zu werden, scheint es zuerst notwendig zu sein, es wie eine eigene Sprache empirisch zu erfassen. Erst danach kann es angemessen mit dem heutigen Deutsch verglichen werden.

 
Schwäbisches Vokaldreieck nach J. K. Brechenmacher[7]

Vokale in Stammsilben

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Da das Schwäbische als Dialekt des Deutschen keine eigene schriftliche Notation besitzt, können die Grundvokale entweder nur empirisch oder durch Orientierung am Hochdeutschen festgelegt werden.

  • Vom empirischen Bestand her besitzt die schwäbische Sprache insgesamt acht (oder sieben) Grundvokale: a, â [ɐ] [ɜ] (nicht bei Brechenmacher[7]), ä [ɛ], e [e], i, å bzw. ô [ɒ] [ɔ] (im Schwäbischen Fråg „Frage“, Schlåf „Schlaf“ usw.), o, u.
  • Orientiert man sich dagegen am Hochdeutschen, können â [ɐ] und å [ɒ] als Allophone von a (Rahm ['rɐːm] bzw. Frage ['frɒ:g]), und ô [ɔ] als seltenes Allophon von o (Wort ['wɔrd]) angesehen werden.

Die Grundvokale sind mit den Vokalen a, e, o, i zu Diphthongen kombinierbar. Bei Bildung der Umlaute, wie etwa in der Pluralbildung, bestehen folgende Beziehungen Grundvokal>Umlaut: a>e/ä, â>ä, å>ä, o>e, u>i (d. h. dem hochdeutschen ö entspricht das schwäbische e, dem ü das i).

Die Grundvokale haben teilweise eine große Zahl an Realisierungen (Allophone). Beispielsweise hat das a mindestens folgende Allophone:

  • [a] (bzw. streng nach IPA [ä]), der ungerundete offene Zentralvokal, in seiner kurzen Form, wie in Sack;
  • [aː], die lange Variante, wie in Bad;
  • [ɐ] bzw. [ɜ], der fast offene Zentralvokal bzw. ungerundete halboffene Zentralvokal, in seiner kurzen Form, wie in der Endung -en z. B. in heben [ˈheːbɐ], im Plural der -le-Verkleinerungsform z. B. in Mädle ['mɛːdlɐ] (Plural), oder bei vielen Sprechern vor [m], [n] und [ŋ] z. B. in Lamm ['lɐm], Anna ['ɐnaː] oder Hang ['hɐŋ];
  • [ɐː], die lange Variante, bei vielen Sprechern vor [m], [n] und [ŋ], wie in kam ['kɐːm] oder Kahn ['kɐːn]; bei manchen Sprechern auch Bahn [bɐː] oder Mann [mɐː] (zentrale Variante);
  • [ɐ̃ː], wie in Bahn [bɐ̃ː] oder Mann [mɐ̃ː] bei manchen Sprechern (zentrale, nasale Variante);
  • [ɑ̃ː] oder [ɔ̃ː], wie in Bahn [bɑ̃ː] oder Mann [mɑ̃ː] bei manchen älteren Sprechern (hintere, nasale Variante);
  • [ɑː] oder [ɔː], wie in Bahn [bɔː] oder Mann [mɔː] bei den meisten jüngeren Sprechern (hintere Variante).

Innerhalb von Diphthongen können aus den Allophonen [a] und [ɐ] tatsächliche Phoneme werden, d. h. Laute, die bedeutungsunterscheidend sind:

  • In Kombination mit [e] bzw. [i] existieren in der überregionalen „Halbmundart“ (vgl. Honoratiorenschwäbisch) sowie in gewissen regionalen Mundarten die Phoneme [ae] und [ɐi], wie in hinein [nae] und neu [nɐi] (grundmundartlich [nʊi]) oder in Bäume [baem] (grundmundartlich mehrheitlich [beːm]) und beim [bɐim]. Ein von einem schwäbischen Sprecher gesprochenes Hochdeutsch kennt ferner die Unterscheidungen wie Leib [lɐib] und Laib [laeb] (im Schwäbischen allerdings [lɔeb]) oder Farbe weiß [vɐis] und ich weiß [vaes] (im Schwäbischen allerdings [vɔes]).
  • In Kombination mit [u] bzw. [o] existieren die Phoneme [ao] und [ɐu], wie in taub [taob] und Taube [tɐub] oder in er haut [haot] und Haut [hɐut].

Die standarddeutsche Sprache kennt drei Umlaute: a/ä, o/ö, u/ü. Diese drei Umlaute kommen aber in der schwäbischen Sprache so gut wie nicht vor. Der Vokal ä wird im Schwäbischen sehr genau vom Vokal e unterschieden und wird im Regelfall als eigenständiger Grundvokal gebraucht. Nur in wenigen Ausnahmefällen dient er als Umlaut zu a. Die Vokale ö und ü des Standarddeutschen entsprechen dem Lautstand des Mittelhochdeutschen; im Schwäbischen (wie in den meisten anderen ober- und mitteldeutschen Mundarten) wurden sie zu e und i entrundet, vgl. standarddeutsch Einzahl Ofen / Mehrzahl Öfen = schwäbisch Einzahl Ofa / Mehrzahl Efa und standarddeutsch Fuß/Füße = schwäbisch Fuaß/Fiaß.

Diphthonge

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Die Anzahl der Diphthonge ist erheblich höher als im Standarddeutschen und liegt bei insgesamt 15.[8] Im Lauf der Entwicklung des Schwäbischen wurden, ähnlich wie in der Entwicklung des Standarddeutschen, sowohl mittelhochdeutsche Monophthonge diphthongiert, als auch bereits bestehende Diphthonge weiterentwickelt, letztere aber fast immer in anderer Richtung als im Standarddeutschen. Die Entwicklungsprozesse der Diphthonge und ihre Ergebnisse sind im Schwäbischen derart kompliziert, dass hier für Einzelheiten auf die Fachliteratur verwiesen werden muss.[9] Hier können der Übersichtlichkeit halber nur einige wenige Details aufgeführt werden:

  • Das mittelhochdeutsche lange ī [iː] wurde im Standarddeutschen zu ei, ausgesprochen [aɪ]. Beispiel: Mittelhochdeutsch zīt und wīb entsprechen standarddeutsch Zeit und Weib. Im Schwäbischen wurde dieses alte lange ī zwar auch diphthongiert, dabei aber nur bis zu [əi] bzw. [ɐi] gesenkt. Nur der mittelhochdeutsche Diphthong ei [ei] wurde im Schwäbischen zu [ɔe] ~ [ɔɐ] gesenkt. Damit bleiben eine Reihe semantischer Differenzierungen erhalten, die im Standarddeutschen nicht mehr existieren. Beispielsweise unterscheidet der Schwabe in der Aussprache ganz eindeutig zwischen Leib [lɐib] und Laib [lɔeb], Seit (Seite) [sɐit] und Sait (Saite) [sɔet] usw. Da der Unterschied zwischen [ɐi] aus mhd. ī und [ɔe] aus mhd. ei einen Bedeutungsunterschied markieren kann, handelt es sich um echte Phoneme und nicht etwa nur um allophonische Ausspracheunterschiede.
  • Das Entsprechende gilt für das mittelhochdeutsche lange ū [uː], das im Schwäbischen zu [əu] bzw. genauer [ɐʊ] diphthongiert wurde; nur der mittelhochdeutsche Diphthong ou wurde im Schwäbischen zu [ao] gesenkt, womit sie, anders als im Standarddeutschen, im Schwäbischen ebenfalls nicht zusammengefallen sind. Auch dieser Unterschied ist im Schwäbischen phonematisch, der Schwabe unterscheidet in der Aussprache eindeutig zwischen Tauben (= Vögeln) [dɐʊbɐ] und Tauben (= Gehörlosen) [daobɐ]. Bei einigen Wörtern bleibt es auch beim u, nämlich wenn das mittelhochdeutsche lange ū vor Beginn der Diphthongierung verkürzt wurde, z. B. ufschraibe [ʊfʃrɐibɐ] (aufschreiben).
  • Wo das mittelhochdeutsche lange ū vor n oder m steht, etwa in zūn = Zaun, ist die Diphthongierung vollständig, die Aussprache ist also [tsaon] und nicht [tsɐʊn]. Dasselbe gilt vor mhd. ī vor n oder m, wie etwa in mīn (mein), wīn (Wein) und līm (Leim): Es wurde im Schwäbischen zunächst wie im Standarddeutschen zu [ai] diphthongiert und gesenkt und später in großen Teilen Schwabens zu [oi], [õi] oder [ɑ̃i] weiterentwickelt, also zu moi [moi/mõi/mɑ̃i] und Woi [voi/või/vɑ̃i]. Im Dialektkontinuum zum alemannischen Sprachraum konnte sich das lange mittelhochdeutsche ī teilweise als kurzes i erhalten, z. B. [min] anstatt [moi/mõi/mɑ̃i]. In neuester Zeit werden diese Laute durch den Druck des Standarddeutschen auch von Schwaben oft wieder als [ae] artikuliert, während aber mittelhochdeutsch ī weiterhin als [əi] artikuliert wird, also etwa mae Zəidung [maɛ̃ t͡seidung] statt traditionell schwäbisch moi Zəidong [moi/mõi/mɑ̃i t͡seidung] bzw. mi Zeidung [mi t͡seidung] (meine Zeitung). Der traditionelle schwäbische Unterschied im Diphthong wird also beibehalten, weil die standarddeutsche Aussprache maene Zaetung auch in den Ohren stark assimilierter Schwaben immer noch ausgesprochen affektiert klingt.
  • Mittelhochdeutsch /uə/ ist schwäbisch als [uɐ] erhalten, /iə/ als [iɐ]: guat [ɡuɐt] „gut“, schiaf [ʃiɐv̊] „schief“ und – via Entrundung aus /yə/ – miad [miɐd] „müde“. Diese alten Diphthonge sind allerdings stark im Rückzug begriffen.
  • Eher ungewöhnlich für standarddeutsche Ohren (vgl. jedoch immerhin die Interjektion pfui) klingt der schwäbische Diphthong ui, etwa in nui „neu“ [nʊi].
  • So gut wie alle Diphthonge im Schwäbischen können auch nasaliert werden (was für Nichtschwaben die Aussprache des Schwäbischen noch komplizierter macht). Immerhin sind die differenzierten schwäbischen Nasalierungen fast immer lediglich allophonisch, sie markieren also – im Unterschied zum hochdifferenzierten Vokalismus des Schwäbischen – keine Bedeutungsunterschiede. Beispiel: schwäbisch ãẽkaofa [æɛ̃ɡaofɛ̃] „einkaufen“, da hier das n durch Nasalierung im Diphthong aufgegangen ist.

Nasallaute

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Ein Charakteristikum des Schwäbischen ist sein etwas nasaler Klang, denn viele Vokale werden im Schwäbischen nasaliert. Vokale vor den Mitlauten m, n und ng werden grundsätzlich (leicht) nasaliert,[10] auch wenn sie kurz sind, zumindest werden sie etwas weniger klar artikuliert. Entsprechend internationalem Gebrauch werden nasalierte Vokale mit einer Tilde geschrieben: ã, ẽ, õ usw. Besonders häufig kommen solche Nasallaute im Portugiesischen vor. Schwäbische Schüler haben meist weniger Probleme als andere deutsche Schüler, Französisch korrekt auszusprechen, da ihnen die vier Nasale des Französischen zumindest näherungsweise vertraut sind.

Vokale in Nebensilben

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Im Gegensatz zum Neuhochdeutschen kennt das Schwäbische den Schwa-Laut genannten mittleren Zentralvokal nicht. Im Neuhochdeutschen kommt er vor allem in der Infinitivendung -en (lesen, schreiben, rechnen) vor. Für die Infinitivendung -en wie auch für den Plural der Verkleinerungsform -le (siehe auch sodele) wird im Schwäbischen der fast offene Zentralvokal [ɐ] (bzw., fast identisch, der ungerundete halboffene Zentralvokal [ɜ]), teilweise auch seiner nasalierten Variante [ɐ̃], benutzt, manchmal aber auch nur ein sehr kurzer ungerundeter offener Zentralvokal [ă]; beispielsweise wird heben als [ˈheːbɐ] oder [ˈheːbă], der Plural von Mädle als ['mɛːdlɐ] oder ['mɛːdlă] ausgesprochen.

Manche Autoren sprechen in diesem Zusammenhang von „Leichtvokalen“: Das Schwäbische kenne, über das Neuhochdeutsche hinaus, nicht nur kurze oder lange Ausgaben von Vokalen, sondern auch drei nur äußerst leicht ausgesprochene Ausgaben der Vokale „geschlossenes e“ [ĕ], „kurzes, nasaliertes a“ [ă] und „geschlossenes o“ [ŏ]. Für hochdeutsche Ohren sind diese „Leichtvokale“ kaum erkennbar.

Von größerer Bedeutung ist die Unterscheidung der beiden Leichtvokale [ĕ] und [ă] für Singular und Plural des Diminutivs, z. B. Mädle ['mɛːdlĕ] = Singular und Mädla ['mɛːdlă] = Plural.

Der Leichtvokal ŏ kommt immer dort vor, wo das Neuhochdeutsche vor einem r ein e schreibt. Dies betrifft z. B. den bestimmten Artikel Maskulinum Singular der. Er wird im Schwäbischen dor [dŏr] gesprochen. Das ŏ ist in diesem Falle so leicht, dass viele Mundartautoren nur noch dr schreiben.

Konsonanten

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a) k-, p- und t-Laute: Diese drei Fortis-Laute werden im Allgemeinen im Schwäbischen als weiche Lenis-Laute ausgesprochen: b, d und g. [ b ɡ d]. Eine ähnliche Abschwächung ist als sogenannte binnendeutsche Konsonantenschwächung in vielen Gegenden Deutschlands verbreitet. Beispiele: Schdual statt Stuhl und Dabeda [dabedɛ̃] statt Tapeten. Im Süden des schwäbischen Sprachraums ist die Abschwächung allerdings nicht so weit fortgeschritten und betrifft in der Regel nur den Anlaut: Dag statt deutsch Tag, aber Decke statt wie im Norden Degge. Auslautverhärtung ist dem Schwäbischen hingegen fremd; so bleibt im Unterschied zur Standardsprache das auslautende -d etwa in Rad oder Wind erhalten und wird nicht zu einem -t.

b) r-Laute: Bei vielen Sprechern weicht die Lautung des r-Lautes von der im Standarddeutschen am häufigsten vorkommenden uvularen Aussprache [ʁ], dem Zäpfchen-R, ab. Dabei wird der Laut velar, gesprochen ([ɣ]). Dieses r klingt ähnlich einem ch wie im Wort Dach, das gehaucht wird. Am Silbenende, z. B. bei wieder oder Wengerter, und vor dental-alveolaren Konsonanten (im Deutschen d, n, s und l), z. B. im Wort Erde, wird das r besonders tief im Rachen gesprochen (pharyngal, [ʕ]), dieses r klingt einem nasalierten A (å) sehr ähnlich.[11]

c) s-Laute: Das Schwäbische kennt wie andere süddeutsche Dialekte nur das stimmlose s; ein stimmhaftes s, das aus dem Niederdeutschen in die deutsche Standardsprache eingedrungen ist (z. B. in Rose oder auch am Wortanfang), gibt es nicht. Die besondere Kennzeichnung eines stimmlosen s etwa durch den Buchstaben <ß> ist deshalb im Schwäbischen überflüssig.

d) sch-Laut: Dieser Laut kommt im Schwäbischen deutlich häufiger als im Deutschen vor, so gut wie immer vor d/t und b/p, auch im Inneren eines Wortes. So werden z. B. Raspel und Angst im Schwäbischen als Raschbl und Angschd ausgesprochen. Er wird im Schwäbischen tendenziell eher im hinteren, im Deutschen tendenziell eher im vorderen Zungenbereich gebildet. Ganz am östlichen Rand des Schwäbischen wird der sch-Laut darüber hinaus sogar vor g/k verwendet, z. B. Bruschtmuschkel für Brustmuskel. Die Lautfolge „st“ wurde im deutschen Südwesten einschließlich Schweiz und Elsass um das 11. Jahrhundert in allen Positionen zu /scht/. Die Lautfolge /st/ ist im Schwäbischen deswegen generell sehr selten, sie kommt aber vor, insbesondere in Verbformen der 3. Person Singular wie er hoißt/er håßt oder s(i)e lesst „er heißt“, „sie lässt“. Dies erklärt sich dadurch, dass zum Zeitpunkt der Entwicklung von st zu scht diese Verbformen noch zweisilbig waren („er heißet“) und erst später das Schwa in der zweiten Silbe geschwunden ist. Aus demselben Grund hört man auch aus dem Munde waschechter Schwaben die Wochentagsbezeichnung Samsdag (aus mhd. samestag, geschrieben sameztac!) neben häufigerem Samschdag, in dem der Wandel st > scht sekundär und analog nachvollzogen wurde (kein Schwabe würde Sonnabend sagen). Allerdings wird der Wochentag in Teilen Schwabens nicht Samschdag, sondern Samschdig genannt. Dies scheint bereits eine Weiterentwicklung zu sein, aufgrund der fortlaufenden deutschen Lautverschiebung.

Als Verbalendung der 2. Person Singular (im modernen Schwäbisch -sch, im klassischen Schwäbisch -scht) ist dieser Laut eines der klassischen Merkmale aller Schwäbisch-Sprecher: Du musch(t), du schreibsch(t) usw., tritt aber auch in anderen Dialekten auf.

Weitere Merkmale

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  • Die standardsprachlichen Endungen „-eln“ und „-ern“ (in „würfeln“, „meckern“) lauten im Schwäbischen -lâ und -râ: wirflâ, mäggrâ.[12]
  • „man“ wird im Schwäbischen oder mr gesprochen
  • Das Personalpronomen der 1. Pers. Pl. Nom. lautet mir (deutsch „wir“). Diese in den deutschen Dialekten weit verbreitete Lautung entstand in der invertierten Satzstellung „haben wir“, in der das anlautende „w-“ an die vorangehende verbale Endung „-en“ assimiliert wurde.[13]
  • Abweichende Fälle bei bestimmten Verben, z. B. Dativ statt Akkusativ: I leit dr aa (ich rufe dich an).
  • Verben, die im Standarddeutsch reflexiv sind, werden im Schwäbischen z. T. durch nicht-reflexive Umschreibungen ersetzt: sich hinsetzen, sich hinlegen, sich hinstellen wird zu nâsitzâ (hinsitzen), nâliegâ (hinliegen), nâschdandâ (hinstehen), z. B. kasch dahannâ nâhoggâ (Du kannst Dich hier hinsetzen). Schwaben, die Standardsprache sprechen, verwenden diese Formen in der standarddeutschen Lautung oft weiter, was im norddeutschen Raum leicht befremdlich wirkt.
  • wo als stets unveränderliche Relativpartikel statt „der, die, das, welcher, welche, welches“: Dui Frao, wo i ân Kuss gäbâ hann, …, auch gea hao, … „Die Frau, der ich einen Kuss gegeben habe, …“
  • Die Uhrzeiten vierdl (drei) und dreivierdl (fenfe/feife) bedeuten in anderen Sprachregionen „viertel nach … (zwei)“ und „viertel vor … (fünf)“. Diese Sprechweise kommt (oder kam) aber auch in anderen Regionen vor, z. B. in Berlin, Sachsen und Sachsen-Anhalt.
  • Zahlen:
1 oes, regional oas; ois (siehe „Anm. zur Zahl 1“) 11 älf
2 zwåe, zwoi (siehe „Anm. zur Zahl 2“) 12, 20 zwelf; zwanzich/zwanzg
3 drei (siehe „Anm. zur Zahl 3“) 13, 30 dreizäa; dreisich/draißg
4 vir, regional viar 14, 40 virzäa, virzich/virzg
5 faef [gespr. wie engl. "five"] 15, 50 fuffzäa, fuffzich/fuchzg
6 seggs 16, 60 sächzäa, sächzich/sächzg
7 siba 17, 70 sibzäa, sibzich/sibzg
8 achd, aachd 18, 80 achzäa, achzich/achzg
9 nae, nei 19, 90 naezäa, naenzich/naenzg
10 zäa 100, 1000 hondord, daused
  • Anm. zur Zahl 1: Die schwäbische Sprache unterscheidet zwischen dem unbestimmten Artikel und dem Zahlwort: Der unbestimmte Artikel lautet a, das Zahlwort dagegen oe [wie englisch a und one]. Z. B. a Mã, a Weib, a Kend (allgemein ein Mann, eine Frau, ein Kind) und oe Mã, oe Weib, oe Kend (1 Mann, 1 Frau, 1 Kind). Die deutsche Sprache kann diesen Unterschied nur durch unterschiedliche Betonung ausdrücken.
  • Anm. zur Zahl 2: Regional wird nach dem Geschlecht differenziert: Zwee Manne, zwoa/zwo Fraoa, zwoe Kend(or) (2 Männer, 2 Frauen, 2 Kinder).
  • Anm. zur Zahl 3: Als Uhrzeitangabe lautet sie em drui (um drei Uhr).
  • Die Zahlen zwischen 21 und 99 werden analog zum Hochdeutschen gebildet, wobei das „und“, das die Einer- und Zehnerstellen verbindet, im Schwäbischen zu einem a reduziert wird: oisazwanzg (21), zwoiazwanzg (22), dreiazwanzg (23). Bei „sieben“ und „neun“ kommt es zu Abwandlungen des Wortes für die Einerstelle: simnazwanzg (27) und neinazwanzg (29).
  • Beispiele weiterer Zahlen: neihondrdachtafuchzg (958), dausedzwoihondrdviirädraißg (1234)
  • Um eine Tätigkeit ausdrücken, zu der man sich unmittelbar begibt, wird das Partikalwort ge verwendet (entstanden aus „gen“, das seinerseits wiederum aus „gegen“ entstanden ist). Zum Beispiel i gang ge schaffa (ich gehe zur Arbeit) oder mir goant ge metzga (wir gehen schlachten).
  • Das Südwestschwäbische weist weitere Besonderheiten aus: Der Konjunktiv I für die Wiedergabe einer wörtlichen Rede wird im Vergleich zum gesprochenen Standarddeutsch sehr häufig verwendet (z. B. Sie hot gsait sie däd am achte komma für „Sie hat gesagt sie komme um 8 Uhr“). Im Gegensatz zum Standarddeutschen verfügt es auch über einen Hilfskonjunktiv I: därâ (z. B. Se hond gsait se därât am neine kommâ für „Sie haben gesagt sie würden um 9 Uhr kommen“). Ebenso hat „haben“ mit häbâ eine eigene Konjunktiv I-Form (z. B. Se hond gsait se häbât koâ Zeit für „Sie haben gesagt sie hätten keine Zeit“). Somit lässt sich der Konjunktiv I eindeutig vom Konjunktiv II abgrenzen (Se hettât koâ Zeit wenn…; Se dätât am neine komme wenn …).
  • Beim Vergleichen wird statt des standardsprachlichen „als“ das „wie“ („Ich bin größer wie du“) oder gar die Kombination „als wie“ („Ich bin größer als wie du“) verwendet.
  • Aussprache von Chemie, China als Kemie, Kina.
  • Artikel, Demonstrativ- und Relativpronomen im Neutrum Singular sowie die Konjunktion „dass“ werden unterschieden: „Des Kendle, wo so plärrt håt, håt s Kindermädle so gnärvt, dass se dɐ Bättəl någschmissa håt.“ („Das Baby, das so geschrien hat, hat das Kindermädchen so genervt, dass sie fristlos gekündigt hat.“)

Grammatische Merkmale

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Wortschatz

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Falsche Freunde

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Die Bezeichnung falsche Freunde wird für Wörter aus unterschiedlichen Sprachen verwendet, die sich geschrieben oder klanglich ähneln, aber eine jeweils andere Bedeutung haben. Falsche Freunde führen leicht zu Übersetzungsfehlern. Auch im Verhältnis von Deutsch und Schwäbisch gibt es zahlreiche false friends. Ein bekanntes Beispiel sind die deutsch/schwäbischen Wortpaare heben/heba bzw. halten/halda. Deutsch halten entspricht schwäbisch nicht halda, sondern heba; deutsch heben entspricht schwäbisch nicht heba, sondern lubfa.

In der nachfolgenden Auflistung finden sich weitere Beispiele für deutsch/schwäbische „falsche Freunde“:

  • bei Körperteilen: mit „Fuaß“ wird das Bein bis zum Oberschenkel bezeichnet, das „Kreiz“ (Rücken) umfasst den ganzen Rücken; in äußerst seltenen Fällen werden Hand, Unterarm, Ellbogen und Oberarm bis zum Schultergelenk auch als „Hand“ zusammengefasst, und der „Bauch“ umfasst den ganzen Korpus. Ein Schwabe ist in der Lage, einen Krampf an der Stelle zu bekommen, „wo der Fuß in den Bauch mündet“ (oder auch: „I han en Wadâkrampf em Fuaß“).
  • bei Tieren: eine Stubenfliege (Musca domestica) heißt im Schwäbischen „Mugg“ (oder auch „Fluig“), eine Stechmücke (Culicidae) „Schnôg“ (Schnake); für die Mückenfamilie der (nichtstechenden) Tipulidae, die üblicherweise als Schnaken bezeichnet werden, gibt es den Begriff „Mugg“ (in Stuttgart oft auch „Großvater“ genannt, Weberknechte werden als „Habergoes“ bezeichnet.). Der Bedeutungswandel des Worts „Schnake“ ist mittlerweile umgangssprachlich über das Schwäbische hinaus verbreitet. Die Fliegenklatsche heißt auf Schwäbisch „Fluigabätschr“ oder auch „Muggabatschr“ (Mückenbatscher). Für etwas unvorstellbar Kleines oder auch allgemein für „ein bisschen“ wird „Muggeseggele“ verwendet. Wörtlich bedeutet „Muggeseggele“ Zeugungsglied einer Fliege.
  • bei Bewegungsverben:
    • „gângâ“ oder „gâu“ (gehen) wird nur benutzt, um den Ortswechsel zu beschreiben – gehen als Art der Bewegung heißt im Schwäbischen „laufâ“, laufen heißt „springâ“ (hüpfen heißt „hopfâ“ oder „hopsâ“), springen heißt „sprengâ“ aber auch „juggâ“ (jucken hingegen heißt „beißâ“); schnelles Laufen heißt „rennâ“ oder „sauâ“ (vgl. standardsprachlich „sausen“). Ruft der Schwabe seiner Frau zu „Alde, sau!“, so bezeichnet er sie nicht als weibliches Schwein, sondern weist sie an, schnell zu rennen. Der Begriff „Alde“ bzw. „Aldr“ ist zwar nicht besonders freundlich, unter länger verheirateten Paaren aber durchaus gebräuchlich. Darüber hinaus verwenden häufig Jugendliche die Begriffe „Alde“ bzw. „Aldr“, wenn sie untereinander über ihre Eltern sprechen; wie z. B.: „Mei Aldr hat des au gsaidt.“ (Mein Vater sagte das auch). Sprechen sie über ihre Eltern, meinen also Vater und Mutter, bezeichnen sie diese meist als „[ihre] Leit“ (Leute), z. B. „Sen deine Leit au dâ?“ (Sind deine Eltern auch da?)
    • „gângâ lâu!“ oder „Gâu lâu!“ (gehen lassen!/Imperativ) ist nicht im Sinne eines Ortswechsels zu verstehen, sondern kommt vom „den Teig gehen lassen“, also „ruhen lassen“. Wenn ein Schwabe sagt: „Oh verreck, wenn’s so isch, ôifach gâu lâu“ meint er: „So ein Mist, wenn das so ist, einfach in Ruhe lassen“ Und wenn ein Schwabe sagt: „Lame gâu.“ meint er: „Lass mich in Ruhe.“
    • Hingegen: „I muâß jetzêtt gâu gâu!“ Hier bedeutet das erste „gâu“ = „gleich“, das zweite = „gehen“. Also: „Ich muss jetzt gleich gehen!“
    • Zu „gâu mr gâu“ („gehen wir gleich/dann“) gibt es die Ungedulds-Steigerung „gâu mr gâu gâu“ („gehen wir jetzt endlich!“)
  • „bald“ erhält die Bedeutung des standarddeutschen „früh“ und ist auch steigerbar. So kann man sagen: „I muss morgâ fei bald aufschdandâ ond mai Mâ no bäldr!“ (Ich muss morgen aber früh aufstehen und mein Mann noch früher!)
  • „G’schwend“ (geschwind) wird im Schwäbischen nicht zur Definition einer Geschwindigkeit benutzt, sondern um einen Zeitabstand zu verdeutlichen: z. B. „Komsch du (oder ‚dâu‘) mol gschwênd?“ = „Kommst du mal kurz?“
  • halten heißt im Schwäbischen „hebâ“ (das gilt für „halten“ sowohl im Sinne von „festhalten“ als auch im Sinne von „haltbar sein, nicht verderben“ und auch im Sinne von „stabil sein, unter Belastung nicht zusammenbrechen“)
  • heben heißt „lupfâ“ (ein Nagel in der Wand „hebd“ das Bild, während der Stuhl auf den Tisch „g’lupfd“ wird.).
  • Uffhebâ bedeutet sowohl das Aufbewahren einer Sache, als auch das Heben eines Gegenstandes von einer niedereren Ebene (Boden) auf eine höhere Ebene. Die Kombination des Begriffes in der Dialektischen Aufhebung konnte nur vom Schwaben Hegel so formuliert werden.
  • Sitzen heißt im Schwäbischen „hoggâ“ und kommt vom standardsprachlichen „hocken“ (im Sinne von „in die Hocke gehen“)
  • Die standardsprachliche Marmelade nennt der Schwabe „G’sälz“, während er „dr (= den) Buddr“ (die Butter, man beachte das im Schwäbischen vom Standarddeutschen verschiedene Genus) darunterstreicht.
  • arbeiten heißt im Schwäbischen „schaffâ“ und schaffen „machâ“, während für machen oftmals doa/dua (tun) verwendet wird.
  • Geht der Schwabe zum „schaffâ“, also zur Arbeit, so geht er „ins Gschäft“. Dort hat er auch „Gschäft“ im Sinne von „Des isch abr a Gschäft“ (Das ist aber harte Arbeit). Ein Einkaufsgeschäft dagegen heißt "Lade".
  • In einigen Regionen gibt es auch Entdifferenzierungen von Farbattributen: helles Orange, Ocker, und Hellbraun werden oft zu „gäal“ (Gelb) zusammengefasst (vgl. „gelbe Rübe“), dunkles Orange, Rot, Rosa oder Violett dagegen heißen „roâd“ oder „rood“ (Rot), analog werden Grautöne schon bei mittlerer Helligkeitsintensität als „schwarz“ bezeichnet.
  • Das Personalpronomen „wir“ lautet im Schwäbischen generell „mir“.[14]
  • Das Fragewort wo? zeigt die dieselbe Verschiebung von „w“ zu „m“. Es lautet im schwäbischen Hauptgebiet „må?“.[15]
  • Das indeklinable Relativpronomen „wo“, schwäbisch ebenfalls „må“, entspricht dem gleichfalls indeklinablen „so“ im Lutherdeutsch.[16]
  • bei Haushaltsgegenständen: Mit „Debbich“ (Teppich) wird auch eine (Woll-)Decke bezeichnet, die zum Zudecken geeignet ist.
  • (Aussprache näher am ‚a‘) steht im Schwäbischen für hin (von „nach“); z. B. Gugg net lang, gang nâ! – Starr’ nicht in die Luft, geh hin!. Des Weiteren steht (Aussprache zwischen ‚a‘ und ‚o‘) für „dann“, „denn“, und in anderen Bedeutungen. Es ist damit ein im Schwäbischen besonders häufiges und charakteristisches Wort. So ergibt sich eine fein abgestufte Kette von ‚a‘ bis ‚o‘: na=hinab, =hin, =dann, =noch.
  • langâ wird als Verb gebraucht und bedeutet „etwas mit den Händen anfassen“; z. B. Schwätz net lang, lang nâ! – Rede nicht lange, packe zu!
  • Eine andere Bedeutung von langâ ist „schlagen“ im Sinne von „Eine schmieren“: „I lang dr glei Oina“
  • 'Schlagen' ist aber durchaus ebenso gebräuchlich, z. B. „Ich schlage dir auf den Kopf“: „I schla’ dr and Battrie nâ!“ (wörtlich: „Ich schlage Dir an die Batterie hin!“)
  • Schließlich kann langâ auch „ausreichen“ bedeuten: „’etzt langt’s abb'r!“ („Jetzt reicht’s aber!“)
  • schmeggâ kann neben „schmecken“ auch „riechen“ bedeuten.
  • Auch bezüglich des Geisteszustandes von einzelnen Personen gibt es Umdeutungen. So wird eine g’schuggde (Form von Meschugge) Person auch als ned ganz bacha (halbgebacken) bezeichnet.
  • Der Mittag geht im Schwäbischen von 12 bis 17 oder 18 Uhr, da die Begriffe „Vormittag“ und „Nachmittag“ nicht existieren. Es gibt also nur den Morgen (en dr Fria), den Mittag, den Abend und die Nacht.[17]
  • fai (fein) verstärkt eine Aussage oder betont einen Aspekt. Man könnte es in der Standardsprache manchmal durch „wirklich“ oder „aber“ ersetzen oder durch „übrigens“. So entspräche „Des gôht fai et, was Sia dô probierat!“ dem standarddeutschen Satz „Das geht aber nicht, was Sie da versuchen!“ Im Satz „Der isch fai z’schnell gfahrá.“ erfüllt fai dagegen eine betonende Rolle: Wäre bei einem Autounfall die Schuldfrage beispielsweise ungeklärt, würde dieser Satz die Aussage „Er ist zu schnell gefahren“ mit dem impliziten Hinweis verbinden, dass dies einen Einfluss auf die Schuldfrage hat. Eine weitere Steigerung ergibt sich dann durch die Kombination mit „wirklich“: „Der isch aber fai wirklich z’schnell gfahrá“.
  • ha noi wird wie ein Wort gesprochen und müsste im Standarddeutschen am ehesten einem „Ha, nein“ entsprechen. Die hochsprachlich gängigere Übertragung mit „Ach, nein“ wäre nur insofern korrekt, als dass das mit „Ha“ implizierte halberschrockene Erstaunen durch Betonung oder im Kontext der Aussage zum Ausdruck kommen müsste.
  • Bezeichnet der Schwabe des Kerle, so meint er nicht einen grobschlächtigen „Kerl“, sondern in der Bedeutung von „Knabe“ einen „Jungen“: „Kerle, …“ drückt also Besorgnis aus wie ein standarddeutsches „Mensch Junge“ oder „Junge, …“. Dabei ist ein „Kerle“ in entsprechender Abgrenzung auch kein „Mâ“: „Bisch ja koi Kerle meh, bisch’a en Mâ“.
  • Das Adjektiv frech ist im Schwäbischen stärker, bedeutet (noch immer) „unverschämt“. Die im Standarddeutschen immerhin mögliche Abschwächung zur Charakterisierung eines annähernd sympathischen Lausbuben ist nicht in vergleichbarer Weise vorhanden.

Eigenständiges Vokabular im Schwäbischen

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Aufkleber einer Werbekampagne des Landes Baden-Württemberg

Eine Vielzahl an schwäbischen Wörtern/Vokabeln (vor allem von der älteren Generation gebraucht) haben in der Standardsprache keine Entsprechung. (Daher rühren die Wörterbücher „Schwäbisch – Deutsch“). Von den nachfolgenden zahlreichen Beispielen sind allerdings eine größere Anzahl nicht im gesamten schwäbischen Sprachraum, sondern nur regional verbreitet. Die nachfolgende Liste kann nur eine kleine Auswahl des eigenständigen schwäbischen Vokabulars darstellen.

(f = weiblich [feminin], m = männlich [maskulin], n = sächlich [neutral], pl = Plural)

Substantive

  • Anschuggerle n = Aktivierungsübung oder Warm-Up-Spiel
  • Afdrmedig (dt. Aftermontag) m = Dienstag (regional ostschwäbisch, v. a. im Raum Augsburg) (vgl. Aftermontag[18])
  • Bäbb m = 1. Klebstoff; 2. Umschreibung für „Unsinn“ („Schwätz koin Bäbb!“)[19]
  • Bäbber m = Aufkleber, Sticker, Klebeetikett
  • Batsch m = (Hand-)Schlag
  • Behne (dt. Bühne) f = Dachboden
  • Beddfläsch(a) f = Wärmeflasche
  • Blaffo m (von franz. le plafond) = Zimmerdecke
  • Blätzle n, pl Blätzla = Weihnachtsgebäck
  • Blôdr f = Blase (insbesondere Schweinsblase), Wasserwaage; als Schimpfwort gegenüber Frauen
  • Bolla m = Kugel (z. B. Eis); auch in: Rossbolla Pferdeapfel
  • Bulldog m = Traktor (der von der Produktbezeichnung Lanz Bulldog abgeleitete Gattungsname)
  • Buckl (dt. Buckel) m = Rücken
  • Butzameggaler = Nasenpopel
  • Breedle n, pl Breedla = Keks/Weihnachtsgebäck
  • Bräschdleng m = Erdbeere, Erdbeeren
  • Broggale n, pl Broggela = Erbsen
  • Debbich (dt. Teppich) m = Zudecke
  • Deede m = Pate (zentralschwäbisch, südwestschwäbisch: Gedde)
  • Doode f = Patin (zentralschwäbisch, südwestschwäbisch: Godde)
  • Dreible (dt. Träubchen) n, pl Dreibla = Johannisbeere
  • Droddwar (von franz. le trottoir) n = Gehweg
  • Dullo m = (Alkohol-)Rausch, vgl. ahd. twelan „betäuben, betäubt sein, sich säumig zeigen, einschlafen“ und engl. to dwell
  • Flädlessubb f = im Schwäbischen verbreitete spezielle Art der Pfannkuchensuppe, Flädle „kleiner Fladen“
  • Fuaß m, pl Fiaß = Bein(e), einschließlich der Füße
  • Gaude = Spaß (vgl. Gaudi[20] und lateinisch gaudium)
  • Gedde m = Pate (südwestschwäbisch; zentralschwäbisch: Deede)
  • Gluuf f, pl Gluufa = Stecknadel, Sicherheitsnadel (Glufamichl = etwas trotteliger männlicher Mensch)
  • Glomp (dt. Gelumpe) = Gerümpel, Schrott, Unbrauchbares, qualitativ Minderwertiges
  • Godde f = Patin (südwestschwäbisch, zentralschwäbisch: Doode)
  • Gomba (dt. Gumpen) m = Wasserloch
  • Grädda/Gradda/Kradda m = Weidenkorb mit 1 Henkel (mit 2 Henkeln siehe Zonn)
  • Grend m = Kopf (vgl. Grind: Schorf)
  • Greiz m = Rückgrat
  • Grombir/Äbbir f (auch nasaliert Grombĩr/Äbĩr) = Grund-Birne/Erd-Birne = Kartoffel
  • Gruuschd m = Kram, Zeug
  • Gsälz n = Marmelade, dementsprechend ist ein „Breschdlengsgsälz“ eine Erdbeermarmelade (vgl. oben „Breschdleng“)
  • Gugg f, pl Gugga/Guggena, dim Giggle = Tüte, laut Grimmschem Wörterbuch (Band IX, Sp. 1030) „gucke, f., papiertüte, ein vornehmlich obd. (oberdeutsches) wort“
  • Guutsle n, pl -la = Weihnachtsgebäck (regional auch Bonbon/Süßigkeit)
  • Häägamarg n = Hagebuttenmus (als süßer Brotaufstrich)
  • Hafa m, pl Häfa = Topf; davon abgeleitet: Häfele n = Töpfchen; Kochhafa = Kochtopf; S(ch)dogghafa = (Stocktopf) Blumentopf
  • Häggr = Schluckauf
  • heidenai! = der Brüller!
  • Hoggadse oder Hoggade f = Straßenfest (wörtl. „Hockerei“)
  • Holga = Heiligenbilder
  • Kannapee (von franz. le canapé) n = Sofa, Couch
  • Kandl m = Rinnstein
  • Kaschda m, pl Käschda = Schrank
  • Kairawisch m (hochdeutsch beeinflusst Kehrwisch) = Kehrbesen, Handfeger
  • Kerle m und pl = Junge, Jungen
  • Kiddl m = Jacke
  • Knui n = Knie
  • Kobbr m = Rülpser
  • Kries f, pl Kriesa (gesprochen Gries, Griesa) = Kirschen; entstanden durch Metathese aus Kirse
  • Kuddr = Kehricht
  • Kuddrschaufl = Schaufel zum Aufnehmen des Kehrichts
  • Meedale = Eigenart, Macke, Tick (Diminutiv von "Moodl")
  • Meggl m = Kopf (dt. Möckel)
  • Mugg f = Fliege
  • Muggeseggele n = kleinstes schwäbisches Längenmaß (wörtlich „Fliegenpenis“)
  • Oes, Åes f = Hautrötung, Blase (dt. "Eiße")
  • Pfulba n = (Kopf-)Kissen (nur regional ostschwäbisch)
  • Pfuuzger m = Zischlaut (beim Entweichen von Luft; Verb: pfuuzga)
  • Roade Raane pl f = Rote Beete (regional südwestschwäbisch)
  • Schässlo (von franz. chaise longue) = Sofa
  • Schrann f = Biergarnitur
  • Schmarra m = Unfug, Unsinn
  • Schnåk f = Mücke
  • Suddrai m (von franz. sousterrain) = Keller
  • Schietê(n) = großer Korb, meist Holztragekorb (von „schütten“ i. S. „ausleeren“)
  • Schlägle n = (nicht tödlicher) Schlaganfall, Hirnschlag (wörtl. „Schlägchen“)
  • Schleck m = Süßigkeit
  • Veschbr n = Brotzeit (z. B. morgens in der Frühstückspause, zum Abendbrot oder beim Wandern)
  • Wegga m, regional auch Weggle n = Brötchen
  • Wäffzg f, pl Wäffzga = Wespe
  • Zibeeb f = Rosine (vom arabischen zabiba[21])
  • Zonn/Zoana/Zoina f = Weidenkorb mit zwei Henkeln (mit einem Henkel siehe Grädda), vgl. deutschschweizerisch Zaine = Wäschekorb und got. tains = Korb.

Verben

  • äschdimiera = wertschätzen, hoch achten
  • bäbbâ = kleben
  • baadscha = reden (auch im Sinne von: lästern, verleumden)
  • batscha = klatschen, applaudieren oder auch schlagen
  • bätscha = knallen
  • bampa = koten (kindersprachlich)
  • beiga = stapeln (Substantiv: Beige Stapel)
  • blotza = hinfallen, stürzen (z. B. als Frage an ein Kind: „Bisch nâblodzd?“ = „Bist du hingefallen?“)
  • boggla (dt. bockeln) = fallen, anstoßen, rumpeln
  • bronza (dt. brunzen) = drb für urinieren
  • bruddla = meckern, halblaut vor sich hinschimpfen (vgl. Luxemburgisch: „braddelen“)
  • driala (dt. trülen) = 1. sabbern, 2. trödeln (substantiv: Drialer)
  • firba = fegen (regional südwestschwäbisch)
  • flagga = sich hinlegen, daliegen
  • flatiera = schmeicheln, bitten, betteln
  • gamb(l)a = schwanken, schaukeln, auch: springen, siehe Volkslied[22]
  • goscha = schimpfen
  • grageela (dt. krakeelen) = herumbrüllen
  • gruaba = ausruhen, entspannen
  • gugga (dt. gucken) = schauen; nãgugga = (genau) hinschauen; gugg romm! = schau her!
  • gruuschdla = herumkramen
  • heba = etwas halten, nicht heben! (vgl. lupfâ)
  • huudla = 1. sich beeilen; 2. schlampig schnell arbeiten (abgeleitet von „Huudel“, einem im Backhaus eingesetzten feuchten Lappen zum Auswischen des Holzofens; dieser durfte nicht verbrennen und wurde dementsprechend schnell bewegt)
  • iberzwärch = aufmüpfig, überdreht
  • hurgla = rollen, kugeln
  • keia = werfen
  • kobba = rülpsen
  • loosna = (hin-)hören, lauschen (vgl. engl. to listen)
  • luaga = schauen (südwestschwäbisch und allgemein alemannisch; vgl. engl. to look)
  • lubfa = (hoch-)heben (vgl. engl. to lift)
  • saua = rennen (Im Schwäbischen darf der Trainer einem Spieler jederzeit ein „Sau!“ zurufen. Dieser Zuruf ist keine Beleidigung, sondern nur eine Aufforderung zur Anstrengung beim Sprinten)
  • soicha (dt. seichen) = stark regnen, derb für urinieren
  • schäddra = lachen
  • schbrenga = rennen (dt. springen heißt auf schwäbisch hobfa)
  • schdräala = kämmen (Substantiv: Sträal = Kamm)
  • schdragga = liegen (auch als noschdragga verwendet: sich hinlegen)
  • schlotza = lutschen, z. B. vom Speiseeis; (Substantiv "Schlotzer" = Lutscher, Lolli); ein schwäbsicher Weingenießer ist ein "Virrdalesschlotzer"
  • schugga (dt. schucken) = schubsen
  • schwätza = reden, sprechen, plaudern
  • vertläasa (dt. ver-/zerlesen) = sortieren
  • wargla = drehen, wälzen, kugeln

Pronomina, Adjektive, Adverbien und Modalpartikel

  • âfangâ = mittlerweile
  • äbber/äpper/jäapper = jemand, aus noch frühnhd. etwer, vgl. etwas
  • äbbes/äppes/jäappes = etwas
  • äggelich = widerlich, eklig; das Wort ist nicht mit hochdeutsch „eklig“ verwandt, sondern entspricht mhd. ege(s)lich, egeslīche = „schrecklich, furchtbar, abscheulich“, das auf germ. *agis „Furcht“ basiert, vgl. engl. awe
  • äll(â)mol/äml/älsâmol = manchmal
  • ällaweil/äwe/äwl = immer
  • allat (allgäuerisch/vorarlbergerisch) = immer
  • änâwäâg, oinâwäg = ohnehin, wie auch immer
  • brifaad = privat
  • brutal = sehr / äußerst
  • därâtwäâgâ(t) = deshalb, darum
  • derbies = als bald
  • diemol = neulich, letztens
  • fai = aber, wirklich
  • gau = bald
  • gladd = lustig, komisch, merkwürdig (vgl. engl. „glad“=„froh“) – kann mit der Vorsilbe „sau“ gesteigert werden („De’sch [j]a saugladd!“ = „Das ist ja sehr lustig!“)
  • gotzig/gotzich = einzig
  • gär = steil (vgl. Schweizerdeutsch gärch und hochdeutsch jäh), vgl. lääg
  • grätig = sauer und jähzornig sein
  • griâbig = geruhsam, gemütlich
  • häälengâ = heimlich
  • hii/ hee/ heenich = kaputt (es ist (da)hin)
  • it = nicht
  • ko/ konn/ konni = kein/keiner/keine
  • lääg = sanft ansteigend
  • liâdrig = liederlich
  • malad = krank
  • mied = müde
  • nä(r)sch, narred = wütend, zornig (sein)
  • näemerd = niemand
  • omanand(r) = umher, umeinander
  • pääb/b’häb = sehr nah, sehr knapp (auch: krumm; engstirnig, geizig)
  • räet = richtig
  • reng = gering, wenig
  • schäbbs = schief
  • (uf) z’mol(s) = auf einmal, plötzlich
  • sällmål/sälbigsmål = damals
  • schainds = anscheinend
  • soddige, sogâte, sonige = solche
  • suschd = sonst
  • wahrschains = wahrscheinlich
  • weng = ein bisschen
  • wisawí = gegenüber (aus dem Französischen: „vis à vis“)
  • wonderfitzig = neugierig
  • virnemm = brav / anständig sein
  • zwär(ch) = quer, vgl. hochdeutsch Zwerchfell, eigentlich „Querhaut“, mhd. fell = Haut, Fell

Präpositionen, Orts- und Richtungsangaben (welche öfters Adverbien sind)

 
Hinweisschild auf Schwäbisch: „Den Kreuzweg dürfen wir nicht hinunter (reiten)“
  • aa/ah = ab; davon abgeleitet: naa/nah/nabe = hinab, raa/rah = herab, abe = abwärts
  • ae = ein; davon abgeleitet: nae = hinein (nicht verwechseln mit schwäbisch nei = neu!) und rae = herein
  • aus = aus; davon abgeleitet: naus = hinaus, raus = heraus
  • gi = nach (räumlich), z. B. gi Schtuegert laufâ (nach Stuttgart gehen)
  • iib(â)r = über; davon abgeleitet: nib(o)r = hinüber, rib(o)r = herüber
  • nääbrânandr = nebeneinander
  • obâ = oben; davon abgeleitet: doba = da oben, hoba = hier oben
  • omm = um; davon abgeleitet: nomm = hinum, (omm …) romm = (um …) herum
  • ondâ = unten; davon abgeleitet: donda = da unten, honda = hier unten („Jetz isch gnug Hae honda“ = „Jetzt haben wir genug darüber gestritten“, wörtl.: „Jetzt ist genügend Heu hier unten“)
  • ondâr = unter; davon abgeleitet: drondor = darunter, nondor = hinunter, rondor = herunter
  • uff = auf; davon abgeleitet: nuff = hinauf, ruff = herauf, uffe = aufwärts
  • ussâ = außen; davon abgeleitet: dussa = draußen, hussa = hier außen
  • hent(â)râ = nach hinten
  • hendârsche = rückwärts
  • fiare, ferre = nach vorne
  • fiarasche = vorwärts
  • dur = durch
  • durâ = hindurch
  • äll häck (südwestschwäbisch), äll ridd/dridd (mittelschwäbisch) = ständig (z. B. „Där guggd äll häck/ridd/dridd vorbei“ = „Er schaut ständig vorbei (und nervt mich damit!)“)
  • (irgend) oimâ/ammâ/ommâ/wammâ = (irgend)wo
  • näânâ(ts) (südwestschwäbisch), närgâds, näâmârds (mittelschwäbisch) = nirgends
  • ge (Richtungsangabe; schweizerdeutsch gi/go) = nach/gegen/gen (z. Bsp. „I gang ge Dibeng“ = „Ich gehe nach Tübingen“)
  • z (Ortsangabe, deutsch einst zu) = in (z. Bsp. „I be z Dibeng“ = „Ich bin in Tübingen“)

Bewegungsrichtungen und Ortsbestimmungen im Schwäbischen:

Wenn sich etwas nah bei jemandem befindet bzw. sich wegbewegt Wenn etwas entfernt ist bzw. sich herbewegt
dô = da/hier de(r)t = dort
dô hanna = hier/ genau hier det danna/dranna = dort dran/ genau dort
gi / uff = nach / auf vu / ous = von / aus
nab/nah = hinab rab/rah= herab
nondr = hinunter rondr = herunter
honna = herunten/ hier unten donna = drunten/ dort unten
nuff/nauf = hinauf ruff/rauf = herauf
hob/hoba = heroben/ hier oben dob/doba/drob/droba = droben/ dort oben
herna/hiba = herüben/ hier drüben derna/diba/driba = drüben/ dort drüben
nomm/niibr = hinüber romm/riibr = herum/ herüber
nei = hinein rei = herein
henna = herinnen/ hier drinnen denna/drenna = drinnen/ dort drinnen
naus = hinaus raus = heraus
huss/ hussa = heraußen/ hier draußen duss/dussa = draußen/ dort draußen

Befindet sich zum Beispiel Person A im Inneren eines Hauses und Person B außerhalb, dann sagt A: „I bee henna, ond du bisch dussa“, während B in derselben Situation sagt: „I bee hussa, on du bisch drenna.“

Französische Lehnwörter

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Ins Schwäbische haben zahlreiche Lehnwörter aus dem Französischen Eingang gefunden. Beispielhaft seien genannt:[23]

  • äschdimira (genießen, schätzen, frz. estimer)
  • Blaffo m (Zimmerdecke, frz. le plafond)
  • Boddschambor m (Nachttopf, frz. pot de chambre)
  • Buddo m (Knopf, Ohrstecker, frz. le bouton)
  • Droddwar n (Gehweg, frz. le trottoir), (in Mittelschwaben, Teilgebiet vom Regierungsbezirk Schwaben: Trottwa) (In Stuttgart zum Namen der Straßenzeitung Trott-war geworden, die v. a. von Obdachlosen verkauft wird)
  • Blimo n (Federbett, korrekt übersetzt Staubwedel mit Federn, frz. le plumeau)
  • Parablui m (Regenschirm, frz. le parapluie)
  • prässant, pressiert (eilig, frz. pressant)
  • Sãdamedor m (Metermaß, frz. le centimètre)
  • Schässlo m (Couch, frz. chaise longue, wörtlich „langer Stuhl“)
  • Suddrae m (Untergeschoss, frz. sous-terrain)
  • Veliziped s (Fahrrad, frz. vélocipédique od. le vélo)
  • wiif (on wiifor Kärle = ein aufgeweckter Junge, frz. vif)
  • wisewii = gegenüber (frz. vis-à-vis)
 
Werbung auf schwäbisch: „Halten Sie sich links, wenn Sie nach Stuttgart wollen.“

Die in dieser Rubrik aufgeführten Redewendungen und Sprüche gehören in aller Regel zur Jux- und Spaßliteratur. Das heißt, sie gehören nicht zur tatsächlichen Alltagssprache, sondern sind künstlich zurechtgemacht und wollen erheitern oder verwirren. Als Stilmittel dienen bevorzugt Alliterationen, zungenbrecherische Wortkombinationen oder das Spielen mit den zahlreichen schwäbischen Vokalvariationen, die über den Vokalbestand des standardisierten Deutsch hinausgehen. Für deren Schreibung gibt es keine Regeln. Einige wenige Formulierungen kommen dagegen durchaus in der Alltagssprache vor und werden jeweils situationsangepasst variiert.

Formulierungen aus der Alltagssprache:

  • Send d’Henna henna?, alliterierend („Sind die Hühner hinnen?“ (gemeint ist: „im Stall?“))
  • Da Abbarad ra dra, alliterierend („Den Apparat heruntertragen“)
  • En a Gugg nae gugga, alliterierend („In eine Tüte hinein schauen“)
  • Må ganga-mor nå no nã?, lautmalerisch („Wo gehen wir dann noch hin?“)
  • Mål amål a Mãle nã!, lautmalerisch („Male mal ein Männchen hin!“)

Althergebrachte volkstümliche Formulierungen:

  • Schället se edd an sällere Schäll, sälle Schäll schällt edd. Schället se an sällere Schäll, sälle Schäll schällt. (Schäll heißt ‘Klingel’, schällâ ‘klingeln’ und sälle heißt ‘selbige’.)
  • ’s leit a Klötzle Blei glei bei Blaubeura, glei bei Blaubeura leit a Klötzle Blei.[24] („Es liegt ein Klötzlein Blei gleich bei Blaubeuren, gleich bei Blaubeuren liegt ein Klötzlein Blei“; gemeint ist der Metzgerfelsen bei Blaubeuren, der Zungenbrecher stammt aus dem Märchen von der schönen Lau in Eduard Mörikes Stuttgarter Hutzelmännlein)
  • In Ulm, um Ulm und um Ulm herum (ein standarddeutscher,[25] kein schwäbischer Zungenbrecher).
  • Dr Babscht hätts Schbätzlesbschtegg zschbäd/z spot bschtellt (Der Papst hat das Spätzle-Besteck zu spät bestellt – schwäbischer Zungenbrecher).

Formulierungen aus der Spaßliteratur:

  • s’Rad ra draga ond s’Greiz õschlaga (das Rad heruntertragen und das Kreuz anschlagen: das õ dabei nasal – etwa Richtung ö und ä – also Albschwäbisch aussprechen)
  • I han âmôl oen kennd khedd, der hôdd oene kennd. Dui hôdd a Kend khedd, dees hôdd se abbr edd vo sällam khedd. Där hot nemlich nemme kennd khedd. Se hôdd abbr no an andârâ kennd khedd. Där hôdd no kennd khedd. Ond wenns se deen nedd khennd khedd hedd, nô hedd se koe Kend khedd. (Ich habe einmal einen gekannt [gehabt], der hat eine gekannt. Die hat ein Kind gehabt, das hat sie aber nicht von diesem gehabt. Der hat nämlich nicht mehr gekonnt [gehabt]. Sie hat aber noch einen anderen gekannt [gehabt]. Der hat noch gekonnt [gehabt]. Und wenn sie diesen nicht gekannt hätte, dann hätte sie kein Kind gehabt.)
  • Hitza hodse, saidse, häbse und bei Nacht so schwitza miasdse, saidse, dädse. (Die Hitze hat sie, sagt sie, habe sie und bei Nacht so schwitzen müsse sie, sagt sie, tue sie.)
  • Isch der älle älle? Wer war do do? (Ist der alle alle [leer]? Wer war da hier? [Eine Werbung für Honig])
  • oe Åe (mittelschwäbisch) bzw. oa Åa (südwestschwäbisch) ‘ein Ei’
  • Oa Hoa geid oa Oa. (Ein Huhn legt ein Ei.)
  • Hosch au a oâhgnehm grea âhgschdrichas Gardadierle? (Hast du auch ein unangenehm grün angestrichenes Gartentürchen?)
  • Do hogged die mo(wo) emmer do hogged (Hier sitzen die, die immer hier sitzen) Besitzanspruch auf einen Stammtisch in der Kneipe, meist durchgehend geschrieben um zu verwirren.
  • Schuggschdumi schuggidi (Schubst du mich, schubs ich dich)
  • Moisch d’mõgsch Moschd? Mõgsch Moschd, mõgsch mi. (Meinst du, du magst (Apfel-)Most? Magst du Most, magst du mich.)
  • Källerätälle? („Wie viel Uhr ist es?“, v. frz. Quelle heure est-il?)

Honoratiorenschwäbisch

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Beim so genannten Honoratiorenschwäbisch, zunächst auch Salondialekt[26] genannt, handelt es sich um eine „gehobene, dem Schriftdeutschen angenäherte Sprachform, wie sie vor allem von den württembergischen Beamten und dem Stuttgarter Bürgertum entwickelt wurde.“[27] Diese Ausgleichssprache oder Halbmundart,[28] auch Regiolekt, die schwäbische und standardsprachliche Elemente in verschiedenen und wechselnden Anteilen mischt,[29] führt zu fließenden Übergängen zwischen reinem Ortsdialekt, regionalen Dialektformen, regional gefärbtem Hochdeutsch und reinem Hochdeutsch. Der Germanist Hermann Fischer urteilt: „Das ‚Honoratiorenschwäbisch‘ namentlich im protestantischen Altwürttemberg bringt den schweren Mangel mit sich, dass unter Hunderten nicht einer die reine Lokalmundart genau kennt und braucht.“[30]. Der Begriff „Honoratiorenschwäbisch“ wird seit Ende des 19. Jahrhunderts verwendet.[31]

Neuere Tendenzen

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  • In den letzten Jahrzehnten ist wie bei anderen deutschen Dialekten auch eine starke Veränderung hin zum Standarddeutschen zu erkennen. Viele klassische Aussprachemerkmale und Vokabeln sind nur noch bei älteren Sprechern in ländlichen Regionen anzutreffen oder schon ausgestorben.
  • Merkmale, die einen großen Radius aufweisen, bleiben lebendig (z. B. sch vor t oder das Verkürzen der Vorsilbe „ge“ zu g). Beide Phänomene sind nicht nur schwäbisch, sondern allgemein oberdeutsch.
  • Die Nasalierung geht allgemein zurück. Aus Hãd wird Hand, aus Kẽd wird Kend, aus wird Mond.
  • Regionale Eigenheiten werden durch großräumigere schwäbische Aussprachemerkmale ersetzt, insbesondere, wenn diese näher an der Standardsprache liegen. So werden beispielsweise die westschwäbischen oa/åa-Laute allmählich von den großräumigeren ost- und mittelschwäbischen oe/åe-Lauten (für hochdeutsch /ai/ wie etwa in „beide“ oder „Meister“) verdrängt.
  • Es gibt auch Entwicklungen, die nicht auf den Einfluss des Standarddeutschen zurückzuführen sind. So kann man mitunter zwischen einer klassischen und einer neueren schwäbischen Form unterscheiden. Beispielsweise wird i hao („ich habe“) zu i han (ursprünglich alemannisch/rheinfränkisch). Ebenso neuschwäbisch ist das Weglassen des Schwa-â in vielen Positionen (z. B. du hedsch statt du hedâsch(t) für „du hättest“ oder hendre statt hendâre für „nach hinten“)
  • In Bayerisch-Schwaben wird das Schwäbische neben dem Einfluss des Hochdeutschen auch vom Bairischen zurückdrängt, insbesondere dort, wo die bairische Form näher an der Standardsprache liegt. So sagen jüngere Sprecher dort eher z. B. ihr habts als ihr hand.

Schwäbische Schreibweisen

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„Eine der größten Schwierigkeiten, das Schwäbische anderen zu vermitteln, besteht darin, dass es dafür keine geeignete Schrift gibt.“

Eduard Huber (2008)[32]

Für die Schreibung des Schwäbischen kann die Vorgehensweise der Mundart-Autoren grundsätzlich in drei Gruppen eingeteilt werden.

Dies gilt auch für viele selbst ernsthafte Autoren, die ihre Schreibung innerhalb ein und desselben Werkes inkonsequent handhaben. Es scheint oft sowohl vor dem Schreiben eine tiefer gehende Reflexion über die Schreibweise zu fehlen, wie auch nach Vollendung eines Werkes eine abschließende selbstkritische Durchsicht. Besonders häufig ist dieses Phänomen bei den Werken kommerzorientierter schwäbischer Juxliteratur anzutreffen.

1. Die Autoren verwenden ausschließlich den schriftdeutschen Zeichensatz,

versuchen aber gleichzeitig das, was sie (aus ihrer jeweiligen Sicht) für die schwäbische Eigenart halten, mit diesem Zeichensatz irgendwie auszudrücken. (Rosemarie Bauer, Kurt Dobler, Manfred Merkel, Bernd Merkle, Doris Oswald, Bernhard Reusch, Lina Stöhr, Winfried Wagner u. v. a. m.).

Dies führt zu sozusagen hochdeutschen Falschschreibungen verschiedener Art, die der tatsächlichen schwäbischen Aussprache mehr oder weniger nahekommen sollen. Beispiele: „är hoat“, „r hot“ u. ä. m. für schriftdeutsch „er hat“; „mr sind“, „mir/mer/mor send/sänd“ u. ä. m. für schriftdeutsch „wir sind“.

2. Die Autoren verwenden zusätzliche selbst erfundene diakritische Zeichen.

Sie gehen zwar ebenfalls vom schriftdeutschen Zeichensatz aus, ergänzen aber ihre Zeichen bei solchen Vokalen, die es im Hochdeutschen nicht gibt.

Die selbst erfundenen Zeichen führen bezüglich des dunklen a zu Schreibungen wie „ar gòht“ (Sebastian Sailer), „är gòòt/är hòt“ (Friedrich E. Vogt) „är gôôt“ (Polyglott Sprachführer Schwäbisch), „blô“ ,blau (Michel Buck und Carl und Richard Weitbrecht) bzw. „blôô“ (Hans G. Mayer) oder „ho͗t“ (Roland Groner).
Bezüglich des auslautenden Schwa-Lautes führen sie zu Schreibungen wie „schreibâ“ (zahlreiche Autoren), „schreibå“ (Roland Groner) und „schreibα“ (Eduard Huber). Meist aber wird dieser unbetonte Auslaut als einfaches a geschrieben (siehe unter Gruppe 1), öfters auch als einfaches e.
Das nasalierte a und das nasalierte o wird oftmals mit einem nachfolgenden Auslassungszeichen („i ka'“, „dr Moo'“ (Mond)) gekennzeichnet (viele Autoren); ganz außergewöhnlich mit „àà“ bei Willi Habermann.

3. Die Autoren übernehmen international definierte diakritische Zeichen aus anderen Sprachen.

Häufigster Fall ist die Verwendung der Tilde (~) über einem Vokal, um dessen Nasalierung zu kennzeichnen, z. B. häufig bei ã oder õ, seltener bei ẽ. (Polyglott Sprachführer Schwäbisch; Karl Götz, Roland Groner)

Ein weiteres diakritisches Zeichen ist das dänische (nicht schwedische) ° über dem a, um dessen dunkle Aussprache zu charakterisieren, z. B. „er gåht“ für schriftdeutsch „er geht“. (u. a. bei Eduard Huber, Hubert Klausmann[33])

 
Bistro am Eingang zur Insel Mainau

Weiteres:

Quer durch Einteilung in drei Gruppen lässt sich bei nicht wenigen Autoren (u. a. bei Sebastian Blau) beobachten, dass sie die im Schwäbischen unterschiedlich ausgesprochenen Diphthonge „ao“ und „au“ auch differenziert schreiben. Seltener anzutreffen ist eine ebensolche phonologische und schriftliche Differenzierung bei den beiden Diphthonge „ei“ [eı] und „ai“ (schwäbisch meist [ae]). Solche Differenzierungen sind umso bemerkenswerter, weil sie bei den Autoren die Erkenntnis voraussetzen, dass mit der differenzierten Aussprache dieser Diphthonge im Schwäbischen öfters auch ein Sinnunterschied der Worte verbunden ist (z. B. schwäbisch Raub (dt. Raupe) und Raob (dt. Raub)), was im Hochdeutschen nirgends der Fall ist. In eindrucksvoller Weise konsequent durchgeführt hat diese Unterscheidung Rudolf Paul in seiner Bibel für Schwoba.

Die Schreibung eines Dehnungs-h, eine (im europäischen Vergleich unübliche) Eigenart des Schriftdeutschen wird von so gut wie allen schwäbischen Mundartautoren beibehalten.

Hubert Klausmann[34] schlägt aber zumindest in den Fällen, in denen das Schwäbische einen langen Vokal spricht und das schriftdeutsche Pendant einen kurzen, die Doppelschreibung des betreffenden Vokals vor. Durch eine solche Schreibung wird die speziell schwäbische Aussprache dieser Wörter gestützt.

Eine breite und bunte, regional differenzierte Zusammenstellung klassischer schwäbischer Poesie und Prosa findet sich in der anthologischen Zusammenstellung von Friedrich E. Vogt, Oberdeutsche Mundartdichtung.[35]

Schwäbische Mundartautoren

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Literatur

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Wörterbücher

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(Auswahl, chronologisch sortiert)

  • Johann Christoph von Schmid: Schwäbisches Wörterbuch, mit etymologischen und historischen Anmerkungen. Stuttgart 1831. (Digitalisat.)
  • Dionys Kuen: Oberschwäbisches Wörterbuch der Bauernsprache von mehr als zweitausend Wörtern und Wortformen. Buchau 1844. (Digitalisat eines Faksimiles von 1986.)
  • Anton Birlinger: Wörterbüchlein zum Volksthümlichen aus Schwaben. Freiburg 1862. (Digitalisat.)
  • Hermann Fischer, Wilhelm Pfleiderer: Schwäbisches Wörterbuch. 7 Bände. 1901 (1. Lieferung; bzw. 1904 1. Band) – 1936 (das bis heute maßgebliche Wörterbuch des Schwäbischen).
  • Schwäbisches Handwörterbuch. Auf der Grundlage des „Schwäbischen Wörterbuchs“ … bearbeitet von Hermann Fischer und Hermann Taigel. 4. Auflage. H. Laupp’sche Buchhandlung Mohr Siebeck, Tübingen 2012, ISBN 978-3-16-152029-7.
  • Susanne Brudermüller: Langenscheidt-Lilliput Schwäbisch. Berlin/München 2000.
  • Hermann Wax: Etymologie des Schwäbischen. Geschichte von mehr als 8.000 schwäbischen Wörtern. 4., erw. Auflage. Tübingen 2011, ISBN 978-3-9809955-1-1.
  • Dialektologisches Informationssystem von Bayerisch-Schwaben (digital).
  • Albrecht Fetzer: Schwäbisch. Das Wörterbuch Deutsch – Schwäbisch. 2., durchgesehene Auflage. denkhaus-Verlag, Nürtingen 2023, ISBN 978-3-930998-97-5.

Sprachwissenschaftliche Beschreibungen

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  • Karl Bohnenberger: Die Mundarten Württembergs, Eine heimatkundliche Sprachlehre (= Schwäbische Volkskunde. Buch 4). Silberburg-Verlag, Stuttgart 1928.
  • Ulrich Engel: Mundart und Umgangssprache in Württemberg. Beiträge zur Sprachsoziologie der Gegenwart. Masch. Dissertation Universität Tübingen, 1955. (PDF.)
  • Albrecht Fetzer: Schwäbisch Band II. Die Grammatik Deutsch – Schwäbisch. denkhaus-Verlag, Nürtingen 2024, ISBN 978-3-948969-17-2.
  • Eberhard Frey: Stuttgarter Schwäbisch. Laut- und Formenlehre eines Stuttgarter Idiolekts. Elwert, Marburg 1975, ISBN 3-7708-0543-7.
  • Hubert Klausmann: Schwäbisch. Eine süddeutsche Sprachlandschaft. wbg Theiss, Darmstadt 2014, ISBN 978-3-8062-3005-5.
  • Hubert Klausmann: Kleiner Sprachatlas von Baden-Württemberg. Verlag Regionalkultur, Heidelberg u. a. 2020, ISBN 978-3-95505-210-2.
  • Hubert Klausmann: Die schwäbischen Dialektlandschaften. In: Schwäbische Heimat, 71. Jg. 2020, Heft 4, S. 391–397 (online).
  • Friedrich Maurer: Zur Sprachgeschichte des deutschen Südwestens. In: Friedrich Maurer (Hrsg.): Oberrheiner, Schwaben, Südalemannen. Räume und Kräfte im geschichtlichen Aufbau des deutschen Südwestens (= Arbeiten vom Oberrhein. 2). Hünenburg-Verlag, Straßburg 1942, S. 167–336.

Mundartbelletristik, Bibelübersetzung

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  • August Holder: Geschichte der schwäbischen Dialektdichtung. Max Kielmann, Heilbronn 1896. (Digitalisat.)

Populäre Publikationen

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  • Sebastian Blau: Schwäbisch (= Was nicht im Wörterbuch steht. Band VI). Piper Verlag, München 1936.
  • Josef Karlmann Brechenmacher: Schwäbische Sprachkunde in ausgeführten Lehrbeispielen. Versuch einer bodenständigen Grundlegung des schaffenden Deutschunterrichts. Adolf Bonz & Comp., Stuttgart 1925. (Nachdruck: Saulgau 1987).
  • Ludwig Michael Dorner: Etz isch noch go gnuag Hai hunta! Oberschwäbische Sprichwörter, Redensarten, Kinderreime, Lieder. Biberach 2017, ISBN 978-3-943391-88-6.
  • Roland Groner: Gschriebå wiå gschwätzt. Schwäbisch mit all seinen Reizen – anschaulich und lebensnah; mit vielen konkreten Beispielen aus dem Alltag und einer umfangreichen Wortsammlung. SP-Verlag, Albstadt 2007, ISBN 978-3-9811017-4-4.
  • Eduard Huber: Schwäbisch für Schwaben. Eine kleine Sprachlehre. Silberburg-Verlag, Tübingen 2008, ISBN 978-3-87407-781-1.
  • Rudolf Paul: Bibel für Schwoba. Schwäbischer Albverein, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-920801-59-9.
  • Wolf-Henning Petershagen: Schwäbisch für Besserwisser. Theiss, Stuttgart 2003, ISBN 3-8062-1773-4. (mit Folgebänden Schwäbisch für Durchblicker und Schwäbisch für Superschlaue).
  • Wolf-Henning Petershagen: Schwäbisch offensiv! Eine illustrierte Sprachlehre in 101 Kapiteln. Silberburg-Verlag, Tübingen 2018, ISBN 978-3-8425-2070-7.
  • Friedrich E. Vogt: Schwäbisch in Laut und Schrift. 2. Auflage. Steinkopf-Verlag, Stuttgart 1979.
  1. z. B.
    • Hermann Fischer: Ueber den schwäbischen Dialekt und die schwäbische Dialektdichtung. Vortrag, gehalten am 18. Januar 1883 im Kaufmännischen Verein zu Stuttgart. In: Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte. Jahrgang 7, Stuttgart 1884, S. 56–61
    • Janine Albrecht auf dw.com: Schwäbisch. 22. Januar 2008
    • Winfried Kretschmann (als Ministerpräsident von Baden-Württemberg): Dialekt in der Gesellschaft. Vortrag von Ministerpräsident Winfried Kretschmann in der Kreissparkasse Reutlingen am 20. Oktober 2016 in Reutlingen, Deutschland. Herausgegeben vom Staatsministerium Baden-Württemberg. 2016, S. 3 (baden-wuerttemberg.de)
  2. z. B.
  3. Alfred Lameli: Strukturen im Sprachraum. Analysen zur arealtypologischen Komplexität der Dialekte in Deutschland. (= Linguistik – Impulse & Tendenzen. 54). Walter de Gruyter, Berlin/Boston 2013, passim, besonders S. 168 ff.
  4. Fritz Rahn: Der schwäbische Mensch und seine Mundart. Stuttgart 1962. (vgl. vordere und hintere Umschlagseite); Friedrich E. Vogt: Schwäbisch in Laut und Schrift. 2. Auflage. Stuttgart 1979. (vgl. vordere und hintere Umschlagseite); Eduard Huber: Schwäbisch für Schwaben. Tübingen 2008, S. 127.
  5. Karl Bohnenberger: Die Mundarten Württembergs. Eine mundartliche Sprachlehre. Silberburg-Verlag, Stuttgart 1929, S. 4f.
  6. Eduard Huber: Schwäbisch für Schwaben. 2008, S. 17.
  7. a b J. K. Brechenmacher, Schwäbische Sprachkunde, Stuttgart 1925, S. 143
  8. Friedrich E. Vogt, Schwäbisch in Laut und Schrift, 2. Aufl. Stuttgart 1979, S. 66, alle Diphthonge im Einzelnen S. 67–71.
  9. Eduard Huber: Schwäbisch für Schwaben. 2009, S. 21–23; Friedrich Vogt: Schwäbisch in Laut und Schrift. 2. Auflage. 1979, S. 37 ff. und passim.
  10. Polyglott Sprachführer Schwäbisch. 2004, S. 5.
  11. B. Rues u. a.: Phonetische Transkription des Deutschen. Tübingen 2007, S. 101.
  12. Die schwäbische Stellung des „l“ und des „r“ stimmt mit der in den anderen germanischen Sprachen (Schwedisch, Dänisch, Alemannisch usw.) überein. Das Standarddeutsche steht hier allein.
  13. Deutsches Wörterbuch. Band XIV 2, Spalte 534, Artikel wir; Damaris Nübling: Klitika im Deutschen. Tübingen 1992, S. 253.
  14. Hermann Fischer: Schwäbisches Wörterbuch. Band 5, Sp. 1.
  15. Hermann Fischer: Schwäbisches Wörterbuch. Band 7/1, Sp. 914.
  16. Z. B. Psalm 103 Verse 11+13 in der Originalfassung Luthers (nicht mehr in den Ausgaben ab 1912)
  17. Uni Augsburg zum Begriff mittags (Memento vom 18. März 2012 im Internet Archive)
  18. DWDS: Aftermontag ; Duden: Aftermontag
  19. Babette Knöpfle: Schwätz koin Bäpp. Schwäbischer Dolmetscher. Silberburg Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-87407-101-4.
  20. DWDS: Gaudi; Duden: Gaudi
  21. Hermann Wax: Etymologie des Schwäbischen. 3. Auflage, S. 559.
  22. Aufm Wasa graset d Hasa. In: Volksliederarchiv. kostenlose Datenbank zum Volkslied. Abgerufen am 7. Mai 2018.
  23. Friedrich E. Vogt: Schwäbisch in Laut und Schrift. 2. Auflage. Steinkopf-Verlag, Stuttgart 1979, S. 149–152.
  24. Eduard Mörike: Die Historie von der schönen Lau. 1858, Kap. 3, dort als „ein altes Sprüchlein …, von welchem kein Gelehrter in ganz Schwabenland Bescheid zu geben weiß, woher und wie oder wann erstmals es unter die Leute gekommen“ bezeichnet.
  25. Deutsches Kinderlied und Kinderspiel. In: Kassel aus Kindermund in Wort und Weise gesammelt von Johann Lewalter. Kassel 1911.
  26. Holder, August, Geschichte der schwäbischen Dialektdichtung, 1896 Heilbronn, reprografischer Nachdruck Kirchheim/Teck 1975, S. 4
  27. Huber, Eduard, Schwäbisch für Schwaben, 2008, Silberburg-Verlag Tübingen, ISBN 978-3-87407-781-1, S. 27
  28. Helmut Glück: Metzler Lexikon Sprache. Springer, 2016, ISBN 978-3-476-03486-1, S. 251 (google.de [abgerufen am 27. Februar 2023]).
  29. Mayer, Hans G., Mehr als landschaftliche Reize, Mehrstetten 2004, HGM-Verlag, ISBN 3-00-013956-7, S. 152f.
  30. Hermann Fischer, Schwäbisches Wörterbuch, Tübingen 1904, Band I, S. XI, Anm. ****
  31. Fischer: Beiträge zur Litteraturgeschichte Schwabens. Laupp, 1891, S. 218 (google.de [abgerufen am 5. November 2021]).
  32. Eduard Huber: Schwäbisch für Schwaben. 2008, S. 17.
  33. Schwäbisch, 2014, S. 8.
  34. Hubert Klausmann: Schwäbisch. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2014, S. 7.
  35. Oberdeutsche Mundartdichtung. Ernst Klett Verlag, 1968, DNB 457721383, S. 29ff.
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