Schwarzer Kelchpilz
Der Schwarze Kelchpilz (Urnula craterium) ist eine seltene Pilzart aus der Familie der Gallertkugelverwandten (Sarcosomataceae).
Schwarzer Kelchpilz | ||||||||||||
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Schwarzer Kelchpilz (Urnula craterium) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Urnula craterium | ||||||||||||
(Schwein. : Fr.) Fr. |
Merkmale
BearbeitenMakroskopische Merkmale
BearbeitenDer Schwarze Kelchpilz bildet erst runde, bald pokalförmige Fruchtkörper mit gekerbten Rändern. Sie sind 4–8 cm breit und besitzen einen 3–7 cm langen Stiel. Die feinfilzige Außenseite ist schwarzgrau, die innen liegende Fruchtschicht schwarz gefärbt.[1]
Mikroskopische Merkmale
BearbeitenDie zylindrischen Schläuche werden bis zu 600 Mikrometer lang und 15–17 μm breit. Darin reifen jeweils 8 Sporen heran.[2] Die schmal-elliptischen, farblosen und glattwandigen Sporen messen 25–35 × 13–14 µm.[1] Die ebenso farblosen Paraphysen haben eine fadenförmige Gestalt und sind an der Spitze verzweigt.[3]
Artabgrenzung
BearbeitenDer ähnliche Winter-Kelchpilz (Urnula hiemalis) besitzt keinen richtigen Stiel, sondern wächst trichterartig und hat kleinere Sporen. Die Sporen- und Fruchtkörper entwickeln sich sehr langsam im Winter und zeitigen Frühjahr. Die Art ist selten.[4]
Ökologie und Phänologie
BearbeitenDer Schwarze Kelchpilz wächst auf am Erdboden liegenden Laubholzästen in Bachschluchten und Auwäldern.[1] Er steht im Verdacht, durch seine Nebenfruchtform (Conoplea globosa) Krebs an Eichen auszulösen.[4]
Der Schwarze Kelchpilz erscheint in milden Wintern und im Frühjahr.[1]
Verbreitung
BearbeitenDer Schwarze Kelchpilz ist vor allem aus Skandinavien aber auch aus Nordamerika und Japan bekannt.[5] Er kommt in Deutschland sehr zerstreut vor.[1] In Österreich sind Funde aus Niederösterreich und Burgenland gemeldet.[6] Die Rote Liste der Großpilze Deutschlands listet die Art als vom Aussterben bedroht (Gefährdungskategorie 1).[7]
Bedeutung
BearbeitenInhaltsstoffe
BearbeitenDer Schwarze Kelchpilz produziert in Kultur bioaktive Substanzen, die das Wachstum pathogener Pilze wie den Espen-Feuerschwamm (Phellinus tremulae) hemmen.[8]
Systematik
BearbeitenDer Schwarze Kelchpilz wurde 1822 von Lewis David von Schweinitz als Peziza craterium erstbeschrieben.[9] Elias Magnus Fries stellte ihn dann 1851 als Typusart in die zwei Jahre zuvor aufgestellte Gattung Urnula.[10]
Quellen
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c d e Svengunnar Ryman, Ingmar Holmåsen: Pilze. Bernhard Thalacker, Braunschweig 1992, ISBN 3-87815-043-1, S. 633 (718 S.).
- ↑ Donald M. Huffman, Lois H. Tiffany, George Knaphaus, Rosanne A. Healy: Mushrooms and Other Fungi of the Midcontinental United States (Bur Oak Guide). 2nd edition Auflage. University of Iowa Press, Iowa City 2008, ISBN 978-1-58729-627-7, S. 295 (384 S.).
- ↑ Frederick A. Wolf: Mechanism of apothecial opening and ascospore expulsion by the cup-fungus Urnula craterium. In: Mycologia. Band 50. The Mycological Society of America, 1958, S. 837–843, doi:10.2307/3755908 (online).
- ↑ a b Irma Zettur, Bellis Kullman: Urnula hiemalis – a rare and interesting species of the Pezizales from Estonia. In: Folia Cryptog. Estonica. Band 48, ISSN 1736-7786, S. 149–152 (ut.ee [PDF; 396 kB]).
- ↑ Urnula craterium, distribution map. GBIF Portal, abgerufen am 6. Dezember 2019.
- ↑ Mykologische Datenbank. Österreichische Mykologische Gesellschaft, 2021, abgerufen am 7. November 2023.
- ↑ Redaktion: Rote-Liste-Zentrum: Detailseite - Rote Liste. Abgerufen am 29. März 2020.
- ↑ William A. Ayer: Application of natural products chemistry to a biological problem. In: Canadian Journal of Chemistry. 73 (4), 1995, S. 465–470, doi:10.1139/v95-061.
- ↑ Lewis David von Schweinitz: Synopsis fungorum Carolinae superioris. In: Schriften der naturforschenden Gesellschaft in Leipzig. Band 1, 1822, S. 20–131.
- ↑ Elias Magnus Fries: Novae symbolae mycologicae, in peregrinis terris a botanicis danicis collectae. In: Nova Acta Regiae Societatis Scientiarum upsaliensis. Band 1(3), 1851, S. 17–136.