Schwarzkehltrogon
Der Schwarzkehltrogon (Trogon rufus) ist eine Vogelart aus der Familie der Trogone, die mit drei Unterarten im südamerikanischen Amazonasbecken vorkommt.
Schwarzkehltrogon | ||||||||||
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![]() Männchen des Schwarzkehltrogons | ||||||||||
Systematik | ||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||
Trogon rufus | ||||||||||
Gmelin, JF, 1788 |
Merkmale
BearbeitenSchwarzkehltrogone erreichen eine durchschnittliche Gesamtlänge von 24 Zentimeter und ein Gewicht von 45 bis 71 Gramm. Der Schwanz ist 14 bis 19 Zentimeter lang und die Länge eines einzelnen Flügels beträgt 11 bis 12,6 Zentimeter. Weibchen sind überwiegend bräunlich gefärbt, Männchen sind auffallend grün. Der Bauch beider Geschlechter ist gelb. Die Oberseite des Schwanzes ist grün, grüngelb, olivfarben, bläulich oder bräunlich, die Schwanzunterseite ist fein schwarz-weiß quergebändert, wobei diese Bänderung an drei Stellen von breiten weißen Streifen oder Flecken unterbrochen wird. Am Schwanzende befindet sich stets ein schwarzes Band, das etwas breiter ist als die übrigen schwarzen Streifen. Die Beine sind grau, blaugrau, rosagrau oder olivfarben. Ein schmaler, unbefiederter Ring um die Augen ist weiß, grau, blaugrau, blau, gelb oder gelbgrün gefärbt. Die Schnabelränder sind gesägt.[1]
Lebensraum
BearbeitenSchwarzkehltrogone kommen in primären und sekundären Tieflandregenwäldern vor, im Amazonasgebiet vor allem im Bereich der Terra Firme. Am östlichen Rand der Anden und anderen bergigen Regionen leben die Vögel bis in Höhen von 1100 bis 1600 Metern. Sie halten sich vor allem im Unterholz und in den mittleren Kronenschichtbereichen der größeren Bäume auf und ernähren sich von Früchten und Insekten.[1]
Unterarten und Verbreitung
BearbeitenEs werden drei Unterarten anerkannt:[2]
- Trogon rufus rufus Gmelin, JF, 1788[3] – östliches Amazonasbecken nördlich des Amazonas, östliches Venezuela, die drei Guyanas
- Trogon rufus sulphureus Spix, 1824[4] – Amazonasbecken westlich von Rio Negro und Rio Madeira
- Trogon rufus amazonicus Todd, 1943[5] – östliches Amazonasbecken südlich des Amazonas
Aufgrund einer Studie von Jeremy Kenneth Dickens, Pierre-Paul Bitton, Gustavo A. Bravo und Luís Fábio Silveira wurden diese früheren Unterarten als eigenständige Arten abgespalten:[1]
- Trogon rufus chrysochloros Pelzeln, 1856[6] – südliches Brasilien, östliches Paraguay und nordöstliches Argentinien (Provinz Misiones)
- Trogon rufus cupreicauda (Chapman, 1914)[7] – Kolumbien und Ecuador westlich der Anden
- Trogon rufus tenellus Cabanis, 1862[8] – Mittelamerika von Honduras bis Panama
Die Unterarten unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Größe, der Farbe der Schwanzoberseite und des Bürzels und vor allem in der unterschiedlichen Schwarz/Weiß-Musterung der Schwanzunterseite. Die drei im Amazonasbecken vorkommenden Unterarten hybridisieren an den Kontaktzonen der Verbreitungsgebiete miteinander.[1]
Systematik
BearbeitenDer Schwarzkehltrogon wurde 1788 durch den deutschen Naturwissenschaftler Johann Friedrich Gmelin erstmals beschrieben. Das Typusexemplar war ein Weibchen aus Französisch-Guayana, nach dessen rotbraun gefärbter Rückenseite das Art-Epitheton rufus gewählt wurde. 1817 beschrieb der französische Ornithologe Louis Pierre Vieillot ein Männchen und gab ihm die Bezeichnung Trogon atricollis.[9] Erst 1838 erkannte der britische Ornithologe John Gould, dass es sich bei den Tieren um Männchen und Weibchen der gleichen Art handelte.[1] Nach der Prioritätsregel der biologischen Nomenklatur ist Trogon rufus damit die gültige wissenschaftliche Bezeichnung der Art.
Alle Unterarten bekamen in einer 2021 publizierten Studie über die Systematik des Trogon rufus-Artkomplexes den Status eigenständiger Arten.[1] In der Studie wurde eine neue Art aus dem Verwandtschaftskreis der Schwarzkehltrogone beschrieben, der Alagoas-Schwarzkehltrogon (Trogon muriciensis), der nur in einem sehr kleinen Gebiet des Atlantischen Regenwalds im nordöstlichen brasilianischen Bundesstaat Alagoas vorkommt und aufgrund seines kleinen Verbreitungsgebietes stark gefährdet ist.[1]
Etymologie und Forschungsgeschichte
BearbeitenDie Erstbeschreibung des Schwarzkehltrogons erfolgte 1788 durch Johann Friedrich Gmelin unter dem wissenschaftlichen Namen Trogon rufus. Als Verbreitungsgebiet gab er Cayenne mit Verweis auf Georges-Louis Leclerc de Buffon an.[3] Bereits 1760 führte Mathurin-Jacques Brisson die für die Wissenschaft neue Gattung Trogon ein.[10] Dieser Begriff leitet sich τρωγω trōgō für nagen, kauen ab.[11] Der Artname rufus bedeutet lateinisch rufus ‚rot, rörlich‘.[12] Sulphureus hat seinen Ursprung in lateinisch sulphureus, sulfur, sulfuris ‚schwefelfarben, Schwefel‘.[13] Amazonicus bezieht sich auf das Amazonasbecken.[5] Chrysochloros ist ein Wortgebilde aus χρυσος khrysos für golden und χλωρος khlōros für grün[14], cupreicauda aus lateinisch cupreus, cyprium, cuprum ‚kupferfarben, Kupfer‘[15]. Muriciensis bezieht sich auf die Estação Ecológica de Murici.[1] Schließlich leitet sich tenellus von lateinisch tenellus, tener, teneri ‚etwas zart, zart‘ ab.[16] Alfred Laubmann ordnete die heute eigenständige Art Trogon chrysochloros noch als Trogonurus rufus chrysochloros ein. Außerdem sah er in Trogon splendidus Bertoni, W, 1901[17] aus dem Departamento Alto Paraná ein Synonym zu dieser Art.[18] Trogonurus wurde 1854 von Charles Lucien Jules Laurent Bonaparte[19] verwendet und gilt heute als Synonym zu Trogon.
Literatur
Bearbeiten- Arnaldo de Winkelried Bertoni: Aves nuevas del Paraguay. Continuación á Azara. In: Anales cientificos paraguayos. Band 1, 1901, S. 1–216 (biodiversitylibrary.org).
- Charles Lucien Jules Laurent Bonaparte: Conspectus Volucrum Zygodactylorum. In: Ateneo Italiano. Band 2, 1854, S. 116–129 (google.de – Link ist ein Extradruck des Artikels).
- Mathurin-Jacques Brisson: Ornithologie, ou, Méthode contenant la division des oiseaux en ordres, sections, genres, especes & leurs variétés: a laquelle on a joint une description exacte de chaque espèce, avec les citations des auteurs qui en ont traité, les noms quils leur ont donnés, ceux que leur ont donnés les différentes nations, & les noms vulgaires. Band 1. Ad Ripam Augustinorum, apud Cl. Joannem-Baptistam Bauche, bibliopolam, ad Insigne S. Genovesae, & S. Joannis in Deserto, Paris 1760 (biodiversitylibrary.org).
- Mathurin-Jacques Brisson: Ornithologie, ou, Méthode contenant la division des oiseaux en ordres, sections, genres, especes & leurs variétés: a laquelle on a joint une description exacte de chaque espèce, avec les citations des auteurs qui en ont traité, les noms quils leur ont donnés, ceux que leur ont donnés les différentes nations, & les noms vulgaires. Band 4. Ad Ripam Augustinorum, apud Cl. Joannem-Baptistam Bauche, bibliopolam, ad Insigne S. Genovesae, & S. Joannis in Deserto, Paris 1760 (biodiversitylibrary.org).
- Jean Louis Cabanis: Uebersicht der im Berliner Museum befindlichen Vögel von Costa Rica. In: Journal für Ornithologie. Band 10, Nr. 57, 1862, S. 161–176 (biodiversitylibrary.org).
- Frank Michler Chapman: Diagnoses of apparently new Colombian birds III. In: Bulletin of the American Museum of Natural History. Band 33, 1914, S. 603–637 (amnh.org).
- Jeremy Kenneth Dickens, Pierre-Paul Bitton, Gustavo A Bravo, Luís Fábio Silveira: Species limits, patterns of secondary contact and a new species in the Trogon rufus complex (Aves: Trogonidae). In: Zoological Journal of the Linnean Society. Band 193, Nr. 2, 2021, S. 499–540, doi:10.1093/zoolinnean/zlaa169.
- Johann Friedrich Gmelin: Systema Naturae per Regna Tria Naturae, Secundum Classes, Ordines, Genera, Species, Cum Characteribus, Differentiis, Synonymis, Locis. Band 1, Nr. 1. Georg Emanuel Beer, Leipzig 1788 (biodiversitylibrary.org).
- Alfred Laubmann: Die Vögel von Paraguay. Band 1. Strecker und Schröder, Stuttgart 1939, S. 204 (google.de).
- August von Pelzeln: Über neue und wenig gekannte Arten der kaiserlichen ornithologischen Sammlung, nebst Auszügen aus Joh. Natterer's handschriftlichem Katalog über die von ihm in Brasilien gesammelten Species der Familien der Trogonidae und Alcedinidae. In: Sitzungsberichte der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Mathematisch-Naturwissenschaftliche Classe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Band 20, Nr. 2, 1856, S. 492–519 (biodiversitylibrary.org).
- Johann Baptist von Spix: Avium species novae, quas in itinere annis MDCCCXVII-MDCCCXX per Brasiliam jussu et auspiciis Maximiliani Josephi I. Bavariae Regis Augustissini suscepto colleoit et descripsit. Band 1. Impensis editores, München 1824 (biodiversitylibrary.org).
- Walter Edmond Clyde Todd: Critical remarks on the trogons. In: Proceedings of The Biological Society of Washington. Band 56, 1943, S. 3–15 (biodiversitylibrary.org).
- Louis Pierre Vieillot: Nouveau dictionnaire d'histoire naturelle, appliquée aux arts, à l'agriculture, à l'économie rurale et domestique, à la médecine, etc. Par une société de naturalistes et d'agriculteurs. Band 8. Deterville, Paris 1817 (biodiversitylibrary.org).
Weblinks
Bearbeiten- Trogon rufus in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2024.2. Eingestellt von: BirdLife International, 2022. Abgerufen am 29. Januar 2025.
- Schwarzkehltrogon (Trogon rufus) bei Avibase
- Schwarzkehltrogon (Trogon rufus) auf eBird.org
- xeno-canto: Tonaufnahmen – Schwarzkehltrogon (Trogon rufus)
- Black Throated Trogon (Trogon rufus) in der Encyclopedia of Life. (englisch).
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c d e f g h Jeremy Kenneth Dickens, Pierre-Paul Bitton, Gustavo A. Bravo, Luís Fábio Silveira: Species limits, patterns of secondary contact and a new species in the Trogon rufus complex (Aves: Trogonidae). In: Zoological Journal of the Linnean Society. Band 193, Nr. 2, 2021, S. 499–540, doi:10.1093/zoolinnean/zlaa169.
- ↑ IOC World bird list Mousebirds, Cuckoo Roller, trogons, hoopoes, hornbills
- ↑ a b Johann Friedrich Gmelin (1788), S. 404
- ↑ Johann Baptist von Spix (1824), S. 48, Tafel 38 Abbildung 1
- ↑ a b Walter Edmond Clyde Todd (1943), S. 11
- ↑ August von Pelzeln (1856), S. 496 & 505
- ↑ Frank Michler Chapman (1914), S. 606
- ↑ Jean Louis Cabanis (1862), S. 173.
- ↑ Louis Pierre Vieillot (1824), S. 318
- ↑ Mathurin-Jacques Brisson (1760), Band 1 S. 42 & Band 4 S. 164
- ↑ Trogon The Key to Scientific Names Edited by James A. Jobling
- ↑ rufus The Key to Scientific Names Edited by James A. Jobling
- ↑ sulphureus The Key to Scientific Names Edited by James A. Jobling
- ↑ chrysochloros The Key to Scientific Names Edited by James A. Jobling
- ↑ cupreicauda The Key to Scientific Names Edited by James A. Jobling
- ↑ tenellus The Key to Scientific Names Edited by James A. Jobling
- ↑ Arnaldo de Winkelried Bertoni (1901), S. 35
- ↑ Alfred Laubmann (1939), S. 204
- ↑ Charles Lucien Jules Laurent Bonaparte (1854), S. 129