Schweißdrüse
Als Schweißdrüsen (lateinisch Glandulae sudoriferae) werden besondere Hautdrüsen bezeichnet, die ein wässriges Sekret abgeben.
Es gibt kleine und große Schweißdrüsen, wobei die kleinen Schweißdrüsen (Glandulae sudoriferae eccrinae) über fast die gesamte Körperoberfläche verteilt sind, während die großen Schweißdrüsen (Glandulae sudoriferae apocrinae) nur regional vorkommen – sie werden erst in der Pubertät voll funktionsfähig und heißen auch Duftdrüsen. Die meisten kleinen Schweißdrüsen kommen in Handinnenfläche, Fußsohle und Stirn vor, während im Lippenrot und an der Penisvorhaut gar keine sind.[1][2]
Beschreibung
BearbeitenIhr Drüsenkörper liegt in der Lederhaut (Dermis) und produziert ein Sekret, das über eine Pore (Porus sudoriferus) der Oberhaut (Epidermis) ausgeschieden wird. Die bei Menschen typischerweise zahlreichen ekkrinen Schweißdrüsen sondern als Schweiß (Sudor) ein wässriges Sekret ab, das durch Verdunstungskälte vor allem der Thermoregulation dient.
In besonderen Körperregionen kommen daneben Duftdrüsen vor, auch apokrine Schweißdrüsen genannt, deren Sekret zur Entwicklung eines besonderen Duftes (Odor) beiträgt. Beide Arten von Drüsen zählen zu den Hautanhangsgebilden.
Einteilung
BearbeitenDie ekkrinen (merokrinen) Schweißdrüsen (lat. Glandulae sudoriferae merocrinae) haben einen Durchmesser von 0,4 mm und sind von einer dicken Basalmembran umgeben. Sie befinden sich an der Grenze zwischen Haut und Unterhaut. Diese Schweißdrüsen haben keine Beziehungen zu den Haaren und sind ungleichmäßig über den gesamten Körper verteilt.
Die apokrinen Schweißdrüsen (lat. Glandulae sudoriferae apocrinae) werden auch Duftdrüsen genannt. Sie kommen nur in bestimmten Hautgebieten vor (Achselhöhle, Brustwarze, Genital- und Perianalgegend). Ihre Drüsenkörper sind deutlich größer und haben einen Durchmesser von 3 bis 5 mm. Sie liegen in der Subkutis (Unterhautgewebe) und stehen in enger Beziehung zu den Haarfollikeln, in deren Ausführungsgängen sie münden. Apokrine Schweißdrüsen werden im 4. Embryonalmonat gebildet, jedoch erst in der Pubertät funktionstüchtig, die Sekretproduktion wird besonders durch emotionale Reize aktiviert (z. B. Angst, Erregung, Wut).
Beide Schweißdrüsenformen werden durch den Sympathikus innerviert, jedoch nicht mit demselben Neurotransmitter. Die ekkrinen Schweißdrüsen verfügen über cholinerge und die apokrinen über adrenerge Rezeptoren.
Funktion und Verteilung
BearbeitenEkkrine Schweißdrüsen
BearbeitenEkkrine Schweißdrüsen regulieren den Wärmehaushalt des Lebewesens durch den physikalischen Effekt der Verdunstungskälte. Ferner sorgt der Schweiß für die Geschmeidigkeit der Haut und für deren richtigen pH-Wert, da Schweiß leicht sauer ist. Die Schweißdrüsen können bei Funktionsstörung der Nieren einen kleinen Teil der Entgiftungstätigkeit übernehmen. Dies liegt daran, dass der Schweiß neben Wasser und Fettsäuren aus urinpflichtigen Stoffen wie z. B. stickstoffhaltigen Substanzen, im Wesentlichen Harnstoff, und Natriumchlorid besteht. Es werden auch Substanzen wie Dermcidin mit antibakterieller Schutzwirkung abgesondert.
Insgesamt besitzt der Körper des Menschen – im Vergleich zu anderen Säugetieren – mit ca. zwei Millionen außerordentlich viele ekkrine Schweißdrüsen. Die Anzahl ist je nach Körperregion unterschiedlich. Besonders zahlreich finden sich Schweißdrüsen an Fußsohlen, Handflächen und Stirn. Ihr Vorkommen ist mit 750/cm² an der Ellenbeuge am dichtesten und mit ca. 57/cm² am Gesäß am spärlichsten.[3]
Apokrine Schweißdrüsen
BearbeitenDie sogenannten „apokrinen Schweißdrüsen“ oder Duftdrüsen geben neben pheromonähnlich wirkenden Duftstoffen weitere Substanzen in den Haartrichter ab, die erst gemeinsam mit dem Hauttalg und unter Einwirkung von Hautbakterien zu verschiedenen Geruchsstoffen umgesetzt werden. Anders als die sogenannten „ekkrinen Schweißdrüsen“ sind Duftdrüsen je an einen Haarfollikel gebunden und auf bestimmte Körperregionen beschränkt. Ihr Sekret und das der Talgdrüsen sowie die jeweilige Bakterienflora einer Hautregion sind maßgeblich für den (natürlichen) Körpergeruch verantwortlich und können den Geruch eines Körpers daneben nach Regionen differenzieren. Daher spielen Duftdrüsen oft eine nicht unwesentliche Rolle im Sozial- und Sexualverhalten; sie können darüber hinaus zur Reviermarkierung eingesetzt werden (siehe hierzu Jacobsonsches Organ).
Beispiele für Duftdrüsen in besonderer Ausprägung bei Tieren sind Analdrüsen, Analbeutel, Zwischenklauensäckchen, Sternalorgan, Metatarsalbürsten, Kinndrüse oder eine Inguinaltasche, die vor allem Lämmern das Auffinden der Milchdrüse erleichtert.
Krankheiten der Schweißdrüsen
Bearbeiten- Adenom (gutartige Geschwulst)
- Anhidrose (fehlende Schweißbildung)
- Die Chromhidrose ist eine sehr seltene Krankheit, bei welcher der Patient farbigen Schweiß absondert. Mögliche Farben sind beispielsweise Grün, Blau und Schwarz. Die Ursache ist bislang ungeklärt, man vermutet jedoch, dass der Patient Metallteilchen mit der Nahrung aufgenommen hat.
- Hyperhidrose (übermäßige Schweißbildung)
- Bromhidrose (übermäßiger Körpergeruch)
Literatur
Bearbeiten- Johannes Sobotta, Ulrich Welsch: Lehrbuch Histologie. Zytologie, Histologie, Mikroskopische Anatomie. 2. Auflage. Urban & Fischer, 2005, ISBN 3-437-42421-1.
- H. Geyer: Spezifische Hautdrüsen. In: Franz-Viktor Salomon u. a. (Hrsg.): Anatomie für die Tiermedizin. 2. Auflage. Enke, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8304-1075-1, S. 641–645.
- Peter Fritsch: Dermatologie, Venerologie. 2. Auflage. Springer, Berlin/ Heidelberg/ New York u. a. 2004, ISBN 3-540-00332-0, S. 28f.
- Detlev Drenckhahn, Wolfgang Zenker: Benninghoff Anatomie Band 2. 15. Auflage. Urban & Schwarzenberg, München/ Wien/ Baltimore 1993, ISBN 3-541-00255-7, S. 809.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Jens Waschke, Tobias M. Böckers, Friedrich Paulsen: Sobotta Lehrbuch Anatomie. Elsevier Health Sciences, 2019, ISBN 978-3-437-09905-2, S. 18.
- ↑ Theodor H. Schiebler, Walter Schmidt: Anatomie: Zytologie, Histologie, Entwicklungsgeschichte, makroskopische und mikroskopische Anatomie des Menschen. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-662-05733-9, S. 207.
- ↑ G. Stüttgen, H. Schaefer: Funktionelle Dermatologie. Springer-Verlag, 2013, ISBN 3642930182, S. 159–167 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).