Schwellkopp
Die Schwellköpp (hochdeutsch: Geschwollene Köpfe) sind überdimensional große Pappmachéköpfe, die von Trägern beim Mainzer Rosenmontagszug zur Auflockerung zwischen den einzelnen Zugnummern getragen und präsentiert werden. Sie sind seit 1927 Teil der Mainzer Fastnacht. Die Schwellköpp zeigen, satirisch überspitzt, typische Physiognomien von Mainzer Charakteren beiderlei Geschlechtes.
Die ersten Exemplare baute der Mainzer Bildhauer Ludwig Lipp. Da das Tragen der rund 25 Kilogramm schweren Schwellköpp über eine Zugwegstrecke von sieben Kilometern äußerst anstrengend ist, wurde die Zahl der freiwilligen Träger immer knapper. Daher sammelte sich Anfang der 1990er Jahre eine Gruppe von Lokalpatrioten, um dieses Brauchtum zu pflegen, und konstituierte sich schließlich offiziell im Jahr 2002 unter dem Namen Schwell-Kopp-Träscher-Club (SKTC) als Verein. Die Kosten für die Planung und Herstellung eines Schwellkopps belaufen sich auf etwa 7000 Euro. Diese Kosten und die Lagerung übernimmt der für den Mainzer Rosenmontagszug verantwortliche Mainzer Carneval-Verein, dieser hat sich auch die Schwellköpp als Marke eintragen lassen.
Die Schwellköpp kann man nicht nur während Jugendmaskenzug, Tanz auf der Lu und Rosenmontagszug an den drei hohen Fastnachtsfeiertagen sehen, sondern auch bei anderen großen Veranstaltungen in Mainz, wie dem Gutenberg-Marathon.
Ähnliche Figuren aus Pappmaché existieren noch beim Carneval von Nizza, Viareggio und Barranquilla.
Liste der Schwellköpp nach Namen
BearbeitenJeder der insgesamt 30 Schwellköpp (Stand: 2018) ist einzigartig.[1] Vor einigen Jahren kam der Ehrenpräsident des Mainzer Carneval-Vereins (MCV) Rudi Henkel auf die Idee, jedem Schwellkopp einen eigenen Namen zu geben.
- Ald Schees (weiblich) trägt einen grünen Hut mit Obst.
- Babett (weiblich) trägt ihre Haare in Form eines Dutt.
- Blunz ist die Frau vom Schambes und darf wegen ihrer Leibesfülle nicht mit dem von ihrem Mann betriebenen Kettenkarussell fahren.
- Butze (männlich) ist Polizist in einer preußischen Uniform mit Pickelhaube und einem Säbel. Bleibt bei seinen Patrouillengängen in der Altstadt in jeder Kneipe hängen.
- Eulefoon, (männlich) ähnelt dem Till Eulenspiegel oder einem Hofnarr, seine Kleidung besteht im Wesentlichen aus den Stadtfarben Rot und Weiß. Des Weiteren ist er mit Schnorres eng befreundet. Wenn man ihm einen Halben spendiert, singt er selbst im Sommer Ritzambaa, morje geht die Fassenacht aa (siehe auch Narrhallamarsch).
- Fett Muck (weiblich) Muck bezeichnet im Mainzer Gebiet ein trächtiges weibliches Schwein. Die Leute sagen, in der Hochzeitsnacht wäre ihr Mann, der Pulverdutt, ständig ums Bett herumgelaufen, hätte sie betrachtet und gerufen: „Alles mir, alles mir!“
- Fleebutz (männlich) trägt einen gelben Hut mit blauem Band, sein Jackett ist rotkariert. Er trägt einen gespaltenen Schnurrbart direkt unter den Nasenlöchern. Er ist der Zwillingsbruder vom Schote.
- Goldig Grott (weiblich) hat lila gefärbte Haare, die Bluse ist rot-weiß kariert. Lacht immer und hat das ganze Jahr das Wappen vom MCV umhängen.
- Hannebambel (männlich) trägt einen roten Hut sowie ein rot mit grünen Elementen versehenes Jackett. Seine Fliege besteht aus den Fastnachtsfarben Rot-Weiß-Blau-Gelb. Er ist ein gutmütiger Typ mit dem Motto: „Komm ich heute nicht, komm ich morgen.“
- Hennesje (männlich) hat eine rote hochnäsige Nase, sein Jackett ist schwarz-lila kariert. Er ist mit dem Lisbetche verheiratet und hat seinen Sohn ’s Karlche mit in die Ehe gebracht. Da es Hennesje, zwei linke Hände hat (tollpatschig ist), ist das Einzige, was er kann, in der Wirtschaft sitzen und das Geld von seiner Frau verspielen.
- Julche (weiblich) gräuliche Haare, goldene Ohrringe.
- Karlche (männlich) trägt eine Mainzer Narrenkappe. Er ist der Sohn vom Hennesje, es Lisbetche ist seine Stiefmutter.
- Knollenas (männlich) hat einen Schnurrbart und trägt eine blaue Mütze mit dem MCV Schriftzug, sein Anzug ist rot mit unterschiedlich bunten Punkten. Im Jahr 2007 war er das Zugplakettsche der Fastnachtskampagne.
- Lackaff (männlich) trägt einen Zylinder mit gelbem Band, seine Haare sind blond.
- Lisbetche (weiblich) hat blonde Haare und ihre Bluse ziert eine grüne Federboa. Sie ist mit dem Hennesje verheiratet und gibt mit ihm gemeinsam ihre Erbschaft aus, die sie aus einem Verhältnis mit einem reichen Mann hat, bei dem sie als Köchin gearbeitet hat. Die Leute nennen sie Erbschleicherin, denn sie hätte mit ihm so lange gesoffen, bis er tot war.
- Long Latt ist der Sohn von der Strunzern. Wer sein Vater ist, weiß man nicht, es wird aber vermutet, dass es der Onkel Theobald ist.
- Onkel Theobald (männlich) hat einen langen Hals und einen braunen Schnurrbart. Er ist Schiffer und somit in der ganzen Welt herumgekommen. Wenn er in Mainz ist, zieht es ihn in die Lokale. Des Weiteren trägt er gerne Zylinder, um zu zeigen, dass er ein „feiner Mann“ ist. Er ist vermutlich auch der Vater von der Long Latt.
- Pulverdutt (männlich) trägt einen Clownshut und ist auch als solcher geschminkt. Er ist mit der Fett Muck verheiratet und hat deshalb nicht viel zu lachen, deshalb genießt er umso mehr die Mainzer Fastnacht. Sein Bruder ist der Hannebambel.
- Quatschkopp (männlich) hat graues Haar und trägt einen schwarzen Hut mit gelbem Rand. Er redet dummes Zeug und steckt seine Nase gerne in alles Mögliche, ohne davon etwas zu verstehen.
- Schambes (männlich) ist Schausteller und betreibt ein Kettenkarussell. Seine Frau Blunz darf allerdings nicht mit fahren, weil es sonst kippen könnte.
- Scheel Ammerell (weiblich) will immer was Besseres sein und legt großen Wert auf ihren Hut mit Schleier. Deshalb bekommt sie auch immer Streit mit ihrem Mann Schorsch.
- Schinos (weiblich) trägt eine rote Bluse und eine Halskette mit dem Mainzer Rad.
- Schnorres (männlich) trägt eine Kappe in Rot und Blau. Er singt bei den Schnorreswackler und ist mit der Strunzern verheiratet.
- Schnutedunker (männlich) grüne Kopfbedeckung. Er hängt mit seinem Mund gerne an einem Weinglas, am liebsten natürlich, wenn er nichts bezahlen muss.
- Schorsch (männlich) trägt einen gelben Hut mit karierter Krempe. Er hat oft Streit mit seiner Frau Scheel Amerell, weil sie mehr ausgibt, als er verdienen kann.
- Schote (männlich) trägt einen gelben Strohhut mit blauer Krempe. Er ist der Zwillingsbruder von Fleebutz.
- Strunzern (weiblich) trägt eine blaue Kopfbedeckung mit einer Feder. Sie ist mit Schnorres verheiratet, sowie Mutter von der Long Latt, wer allerdings sein Vater ist, weiß man nicht.
- Tante Eulalia (weiblich) hat einen roten Hut und blonde Haare. Sie ist bei der Verwandtschaft nicht sehr beliebt, da sie angibt.
- Zaa Raffel (weiblich) trägt einen blauen Hut mit Blumenschmuck. Ihren Namen verdankt sie ihrem lückenhaften Gebiss, da sie nur drei Zähne hat.
- Rickes ist der neueste Schwellkopp und war beim Rosenmontagsumzug 2007 zum ersten Mal dabei. Er kann seinen Hals ausfahren und den Kopf nach rechts und links drehen. Er ist der erste Schwellkopp, der nicht mehr aus Gips und Papier, sondern aus einem flexiblen Kunststoff besteht.
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Größenvergleich
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Alt Schees
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Bawett
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Blunz und Goldig Krott
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Butze
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Tante Eulalia
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Eulefons
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Fett Muck
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Long Latt, Strunzern, Fleebutz (von links nach rechts)
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Hanne-bambel
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Julche
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Karlche
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Knollenas
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Lackaff
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Long Latt und Tante Eulalia
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Lisbetche, Alt Schees, Hannebambel
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Pulverdutt
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Rickes
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Rickes (langer Hals)
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Schambes
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Schinos
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Schnorres
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Schnutedunker
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Schote
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Strunzern
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Strunzern und Onkel Theobald
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Scheel Ammerell
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Schote und Quatschkopp
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Zaa Raffel
Literatur
Bearbeiten- Herausgeber: Mainzer Carneval-Verein 1838 e. V. (MCV), Rudi Henkel: Die Meenzer Schwellköpp. Mainz 2008
Weblinks
Bearbeiten- Schwell-Kopp-Träscher-Club
- Die Schwellköpp gibt es nur in Mainz ( vom 27. September 2007 im Internet Archive) vom 16. Februar 2007 in der Rhein Main Presse
- Die „Meenzer Schwellköpp“ auf Planet Wissen, Hildegard Knoop, Stand 12. Juli 2010
- Schwellköpp im Mainzer Fastnachtsmuseum
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ KEMWEB GmbH & Co KG Mainz: Die Schwellköpp - Markenzeichen der Mainzer Fastnacht. Abgerufen am 12. November 2023.