Sebastian Dadler

deutscher Medailleur

Sebastian Dadler (* 6. März 1586 in Straßburg; † 6. Juli 1657 in Hamburg) war ein deutscher Goldschmied und Medailleur.

Medaille Schmerzensmann, 1626
Auf die Hochzeit, 1635, Medaille im Museum August Kestner, Hannover

Straßburg und Augsburg

 
Christina, Königin von Schweden, 1632

Sebastian Dadler war der Sohn des Straßburger Schiffszimmermanns Jacob Dettler und dessen Ehefrau Apollonia. Seine handwerkliche Ausbildung ist nicht bekannt. 1611 heiratete er in Augsburg Rosina Esther, deren Vater Harnischmacher war. 1619 bezeichnete er sich dort als kaiserlicher Hofgoldschmid, gegen eine solche Tätigkeit protestierten allerdings die ortsansässigen Goldschmiede. Sie baten den Rat der Stadt, Dadler das Bürgerrecht nur unter der Auflage zu erteilen, dort nicht als Goldschmied tätig zu werden. 1621 erbte Dadler, der bis dahin nur ein unzureichendes Einkommen hatte.

Dresden

1621 verließ Dadler die Stadt gen Dresden. Kurfürst Johann Georg I. stellte ihn als Hofkünstler und Hofgoldschmied ein. Hier arbeitete er für jährlich 300 Gulden. In dieser Zeit schuf Dadler, zumeist im Auftrag des Fürsten, repräsentative Medaillen. Diese zeigten Szenen aktueller Schlachten aus Sicht der Protestanten. Da Dresden während des Dreißigjährigen Kriegs bedroht wurde, musste Dadler mit an den Befestigungsanlagen der Stadt arbeiten. Im November 1632 hielt ein Stadtschreiber fest, dass der Goldschmied Dadler noch 18 Tage Arbeit an den Schanzen leisten müsse, jedoch nach Hamburg verreist sei. Wo er sich in den folgenden Jahren aufhielt, ist unbekannt.

Danzig

Seit 1634 lebte und arbeitete Sebastian Dadler in Danzig, das damals zum Königreich Polen gehörte. Hier heiratete er 1647 in zweiter Ehe Margarethe Neumann.

Hamburg

1648 zog Dadler nach Hamburg. Er erhielt dort als Zugezogener nicht das Bürgerrecht, sondern galt als Schutzverwandter. Die Wedde wies ihn dafür an, jährlich neun Mark Steuern zu entrichten. Die Zeit in Hamburg gestaltete sich für ihn sehr erfolgreich, er fertigte dort zahlreiche Münzen und Medaillen für verschiedenste Auftraggeber. Sebastian Dadler starb im Juli 1657. Er wurde auf dem Friedhof in Hamburg-Neustadt beigesetzt.

Zu seinen Schülern gehörten Johann Höhn der Ältere, mit dem Dadler in Dresden und Danzig zusammenarbeitete, sowie Johann Reteke der Ältere († 1685) und Johann Reteke der Jüngere († 1720).[1]

 
Medaille o. J. (1648) auf den Westfälischen Frieden. Christina von Schweden, Porträt r. Vorderseite.
 
Die Rückseite dieser Medaille: Christina von Schweden als Minerva mit einem Olivenzweig im linken Arm, mit der Rechten berührt sie den Lebensbaum.

Sebastian Dadler schuf über 100 Medaillen und Münzen. Seine Hauptmotive waren Porträts, Darstellungen von Städten und Schlachten und allegorische und religiöse Themen. Er erhielt Aufträge auch aus Polen, Schweden und den Vereinigten Niederlanden.

Einzelne Medaillen und Münzen

  • 1636 stellte Dadler eine große Silbermedaille für die Stadt Hamburg aus Anlass der erneut verliehenen Elbprivilegs durch den Kaiser her. Die Vorderseite zeigt Merkur, der breitbeinig über der Elbe steht. Diese Medaille ist heute im Münzkabinett des Museums für Hamburgische Geschichte zu sehen.
  • 1648 eine Medaille für die Abschlussfeier der Vertragsverhandlungen zum Westfälischen Friedens.
  • 1648 für das Ende des Achtzigjährigen Krieges
  • 1648 Krönungsfeier Friedrich III. von Dänemark und Norwegen,
  • 1649 Krönung Königin Christine von Schwedens,
  • 1649 die Ratifikation des Westfälischen Friedens
  • 1649 die Hochzeit des polnischen Königs Johann II. Kasimir
  • 1650 Dank- und Friedensfest in Kursachsen
  • 1651 Versammlung der Generalstände der Niederlande
  • 1651 König Johann II. Kasimir von Polen, der Kiew erobert hatte
  • 1653 einen goldenen Bankportugaleser mit einem Nennwert von zehn Dukaten für die Hamburger Bank die auf Vorder- und Rückseite Hamburg und die prosperierende Schifffahrt auf der Elbe zeigt und den Frieden rühmt. Nach diesem Vorbild entstanden bis 1841 zahlreiche Portugaleser, die zu verschiedensten Anlässen angefertigt wurden.
  • 1657 Lübecker Hochzeitsmedaille [2].

Seine Arbeiten sind in vielen wichtigen Münzkabinetten und Museen vertreten.

Literatur

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Monographien und Aufsätze

  • Hermann Maué: Sebastian Dadler 1586–1657. Medaillen im Dreißigjährigen Krieg. Verlag des Germanischen Nationalmuseums, Nürnberg 2008.
  • Adam Więcek: Sebastian Dadler, medalier XVII wieku. Gdańsk 1962, mit Werkverzeichnis, französischer Inhaltsangabe
  • Adam Wiecek: Deux medailleurs Strasbourgeois du XVIIe siècle en Pologne. In: Cahiers alsaciens d'archéologie, d'art et d'histoire. 1960. S. 105–128, auch als Sonderdruck

Lexikonartikel

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Commons: Sebastian Dadler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Bruno Dorfmann: Die Medailleure Johann Rethe (Reteke) Vater und Sohn, in Riga – Stockholm – Hamburg um 1615/20 bis 1720. In: Zeitschrift des Vereins für hamburgische Geschichte. Band 46, 1960, S. 105–129 (Digitalisat);
    Elisabeth Sudeck: Reteke, Johann. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 28: Ramsden–Rosa. E. A. Seemann, Leipzig 1934, S. 187 (biblos.pk.edu.pl). – vermischt noch Vater und Sohn Reteke.
  2. Lübecker Hochzeitsmedaille von 1657.