Sebastiansaltar (Stift St. Florian)

heute zerteilter Altar im St. Floriansstift und dem Kunsthistorischen Museum

Der Sebastiansaltar (oder kürzer Sebastianaltar) des Stiftes Sankt Florian in Oberösterreich war ein zwischen 1509 und 1518 zu Ehren des heiligen Sebastian geschaffener spätgotischer Flügelaltar, von dem noch die Bildtafeln erhalten sind. Der Bilderzyklus des Regensburger Malers Albrecht Altdorfer gilt als eines der Hauptwerke der Donauschule. Die 12 erhaltenen Gemälde, die sich in der Kunstsammlung des Stiftes St. Florian befinden, werden allgemein ebenfalls kurz als Sebastiansaltar bezeichnet. Vier Bilder mit der Lebensgeschichte des hl. Sebastian und 8 Bilder mit der Passion Jesu befanden sich ursprünglich auf den Innen- und Außenseiten der Altarflügel.

Bildertafel vom Sebastiansaltar
Christus am Ölberg

Geschichte

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Der im Jahr 1508 neu gewählte Florianer Propst Peter Maurer gab Albrecht Altdorfer den Auftrag zur Errichtung eines doppelflügeligen Altars. Die Altarmensa im nördlichen Seitenschiff der Stiftskirche wurde bereits am 26. April 1509 vom Passauer Weihbischof Bernhard Meurl von Leombach geweiht,[1] als das Retabel noch im Entstehen war.

Als erstes Gemälde entstand wahrscheinlich das Gebet am Ölberg, zu dem sich in Berlin eine deutlich abweichende, 1509 datierte Entwurfszeichnung Altdorfers erhalten hat.[2] Bis etwa 1518 folgten die weiteren Bilder. Die letzte Zeitbestimmung um den Sebastiansaltar überliefert eine reich verzierte Urkundenlade, die 1522 für die Ablassbriefe des Altars geschaffen wurde.[3]

Der Aufbau des Flügelaltars ähnelte wohl dem Pulkauer Flügelaltar, der nur wenige Jahre später entstand, aber als Vergleich dienen kann. Im Schrein standen die überlebensgroßen Skulpturen des heiligen Sebastian, Florian und Leopold. Die Predella enthielt wahrscheinlich ebenfalls geschnitzte Figuren sowie die vier erhaltenen Predellenbilder auf zwei beweglichen, kleinen Flügeln.

Der Schrein und die Predella des Flügelaltars gingen wohl mit dem Neubau der Stiftskirche ab 1686 verloren.

Bilderzyklus

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Martyrium des hl. Sebastian

Der Sebastianszyklus umfasst folgende Bilder:

  • Verhör des hl. Sebastian vor Kaiser Diokletian
  • Martyrium des hl. Sebastian mit Pfeilen
  • Erschlagung des hl. Sebastian
  • Auffindung des Leichnams des hl. Sebastian

Die Passion Jesu umfasst folgende Bilder:

  • Christus am Ölberg
  • Gefangennahme Christi
  • Christus vor Kaiphas
  • Geißelung Christi
  • Dornenkrönung Christi
  • Handwaschung des Pilatus
  • Kreuztragung Christi
  • Kreuzigung Christi

Die beiden Predellentafeln mit den Darstellungen Grablegung Christi und Auferstehung Christi befinden sich heute im Kunsthistorischen Museum Wien (Inv.-Nr. 6427[4] und 6796[5]).

Die restlichen beiden Predellenbilder stellen die heiligen Margareta und Barbara und den Stifter, Propst Peter Maurer, dar. Aufgrund stilistischer Unterschiede und abweichender Tafel-Abmessungen wurde erstmals Ende des 19. Jahrhunderts die Zugehörigkeit dieser Predellenbilder zu Altdorfers Bilderzyklus angezweifelt.[6]

Der Sebastianszyklus und die Passion Jesu können im Stift Sankt Florian besichtigt werden.

Siehe auch

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Literatur

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  • Günter Brucher: Albrecht Altdorfers Sebastiansaltar im Stift St. Florian, Oberösterreich. Verlag Hofstetter, Ried im Innkreis 1978.
  • Günter Brucher: Farbe und Licht in Albrecht Altdorfers Sebastiansaltar in St. Florian. Akademische Druck- und Verlagsanstalt, Graz 1978.
  • Erwin Hainisch; Kurt Woisetschläger (Neubearbeitung): Die Kunstdenkmäler Österreichs. Dehio Oberösterreich. 5. Auflage. Anton Schroll, Wien 1956, S. 272.
  • Hans Jantzen: Albrecht Altdorfers Passionsaltar aus St. Florian. In: Hubert Schrade (Hrsg.): Das Werk des Künstlers. Kunstgeschichtliche Zweimonatsschrift. 1. Jahrgang. Kohlhammer, Stuttgart 1939/40, S. 42–59.
  • Franz Linninger: Der Sebastiansaltar von Albrecht Altdorfer in St. Florian. In: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines. Jahrgang 110, Linz 1965, S. 238–246 (zobodat.at [PDF]).
  • Daniel Rimsl: Der Sebastiansaltar in St. Florian. In: Christoph Wagner: Albrecht Altdorfer. Kunst als zweite Natur. 2012, S. 101ff.
  • Max Seidel (Fotos), Edwin Maria Landau (Einleitung): Altdorfer. Leidensweg. Heilsweg. Der Passionsaltar von St. Florian. Belser Verlag, Stuttgart/Zürich 1983.
  • Karl Schütz: Unterzeichnungen am Sebastiansaltar von Albrecht Altdorfer in Stift St. Florian. 2014, S. 491ff.
  • Erich V. Strohmer: Der Altdorferaltar in St. Florian. Wolfrum, Wien 1946.
  • Franz Winzinger: Zur Datierung des Altdorfer Altares in St. Florian. In: Kunstjahrbuch der Stadt Linz 1964. Linz 1964, S. 113–119.
  • Franz Winzinger: Die Weihenotiz zum Sebastiansaltar Albrecht Altdorfers in St. Florian. In: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg. 1966, S. 211–217 (heimatforschung-regensburg.de [PDF]).
  • Franz Winzinger: Studien zum Sebastiansaltar in St. Florian. In: Werden und Wandlung. Linz 1967, S. 63–77.
  • Franz Winzinger: Albrecht Altdorfer: Der Sebastiansaltar von St. Florian. Piper, München 1980.
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Commons: Sebastiansaltar (Stift St. Florian) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Winzinger 1966, S. 211 (heimatforschung-regensburg.de [PDF]).
  2. Lothar Schultes: Sebastiansaltar von Albrecht Altdorfer: Ein blutroter Himmel. In: kirchenzeitung.at. 28. März 2023, abgerufen am 26. Oktober 2024.
  3. Linninger 1965, S. 241 (zobodat.at [PDF]).
  4. Grablegung Christi. In: khm.at. Abgerufen am 26. Oktober 2024.
  5. Auferstehung Christi. In: khm.at. Abgerufen am 26. Oktober 2024.
  6. Robert Stiassny: Aus einer österreichischen Klostergalerie. In: Zeitschrift für Bildende Kunst. Neue Folge 2, 1891, S. 296–299.
  7. Sammlung. In: pinakothek.de. Abgerufen am 26. Oktober 2024.
  8. Franz Linninger: Hat Altdorfer für St. Florian zwei Altäre geschaffen?. In: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines. Jahrgang 109, Linz 1964, S. 238–246 (zobodat.at [PDF]).

Koordinaten: 48° 12′ 25″ N, 14° 22′ 42″ O