Seimelis

Parlament des Memellandes 1925-1939

Der Seimelis (Memelländischer Landtag) war das Parlament des Memellandes von 1925 bis 1939 mit Sitz in Memel. Tagungsort war das Memeler Rathaus.

Memeler Rathaus

Das Memelland, nach der Volkszählung von 1910 jeweils etwa zur Hälfte von Deutschen und Litauern besiedelt, war 1924 in der Memelkonvention vom Völkerbund als Teil Litauens anerkannt worden. Allerdings wurde eine Autonomie des Memellandes innerhalb Litauens verlangt. Das Autonomiestatut wurde vom litauischen Parlament am 8. Mai 1924 beschlossen[1], hatte jedoch ab 1926 faktisch keine Wirkung mehr.

Entsprechend verfügten die deutschen Parteien im Landtag über breite Mehrheiten.

Vorgeschichte

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Nachdem sich die Abtrennung des Memellands vom Deutschen Reich abzeichnete, bildete sich im Juli 1919 aus den Kreistagen der Kreise Memel, Heydekrug und Pogegen und den Stadtverordneten der Stadt Memel ein Vorparlament, ohne Beteiligung der Nationallitauer. Dieses Vorparlament wählte einen „Arbeitsausschuss“. Nachdem Georg von Lambsdorff Reichs- und Staatskommissar für das abzutretende Memelgebiet geworden war, bat dieser um die Wahl eines siebenköpfigen Ausschusses, der als Vertreter der Bevölkerung handeln sollte. Gewählt wurden der Oberbürgermeister von Memel, Arthur Altenberg, der Sozialdemokrat Fritz Matzies, der Landrat des Landkreises Tilsit, Wilhelm von Schlenther, Landrat Honig, Ökonomierat Scheu und ein Angehöriger der Kaufmannschaft. Das Vorparlament schickte eine Abordnung nach Berlin, um mit den Siegermächten Verhandlungen zu führen und verabschiedete Resolutionen zum Verbleib beim Reich. Letztlich waren die Bemühungen nicht erfolgreich. Nun richtete sich das Bemühen des Vorparlamentes auf einen Status als eigenen Staat, ähnlich dem der Freien Stadt Danzig. Das Vorparlament wählte einen zwölfköpfigen Verfassungsausschuss, der einen Verfassungsentwurf vorlegte. Dieser sah einen frei gewählten Landtag und einen 12-köpfigen Senat als Regierung vor. Mit der Übernahme der Regierungsgewalt durch Oberkommissar Dominique Odry endete die Arbeit des Vorparlaments, ohne dass diese Verfassung umgesetzt werden konnte.[2]

Sitzverteilung im Seimelis

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Seimelis 1925 Seimelis 1927 Seimelis 1930 Seimelis 1932
Sitzverteilung (1925)
    
Insgesamt 29 Sitze
  • SMP: 5
  • Sonst.: 2
  • MLP: 11
  • MVP: 11
Sitzverteilung (1927)
     
Insgesamt 29 Sitze
  • KPM: 2
  • SMP: 3
  • MLP: 10
  • LVP: 4
  • MVP: 10
Sitzverteilung (1930)
     
Insgesamt 29 Sitze
  • AP: 2
  • SMP: 4
  • MLP: 10
  • LVP: 5
  • MVP: 8
Sitzverteilung (1932)
     
Insgesamt 29 Sitze
  • AP: 3
  • SMP: 2
  • MLP: 11
  • LVP: 5
  • MVP: 8
Seimelis 1935 Seimelis 1938
Sitzverteilung (1935)
  
Insgesamt 29 Sitze
  • LVP: 5
  • MEL: 24
Sitzverteilung (1938)
  
Insgesamt 29 Sitze
  • LVP: 4
  • MEL: 25

Landtagswahlen

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Der Landtag hatte 29 Sitze, einen für jeweils 5000 Einwohner. Frauen und Männer ab 24 hatten das Wahlrecht.[3][4] Ab 1930 war das Wahlrecht an ein Mindestalter von 30 Jahren gekoppelt. Die Wahl wurde in einem Wahlkreis durchgeführt. Rechtsgrundlagen waren das Gesetz betreffend die Wahlen zum Seimelis vom 19. Juni 1925, das Gesetz vom 5. Dezember 1928 betreffend Erwerb und Verlust der Eigenschaft als Bürger des Memelgebietes und die Abänderungen des Gesetzes betreffend die Wahlen zum Seimelis vom 3. September 1930.

Wahlperiode Wahltermin Legislaturperiode
I. Seimelis 19. Oktober 1925 23. November 1925 bis 7. Dezember 1926
II. Seimelis 30. August 1927 6. Oktober 1927 bis 29. August 1930
III. Seimelis 11. Oktober 1930 12. November 1930 bis 6. November 1931
IV. Seimelis 4. Mai 1932 4. Juni 1932 bis 16. April 1935
V. Seimelis 29./30. September 1935 6. November 1935 bis 1. November 1938
VI. Seimelis 11. Dezember 1938 22. März 1939


Wahlergebnisse:

Jahr MLP
Memelländische
Landwirtschaftspartei
MVP
Memelländische
Volkspartei
SPM
Sozialdemokratische
Partei des Memelgebietes
AP
Arbeiterpartei des Memellandes
KPM
Kommunistische Partei
des Memelgebietes
andere LVP
Litauische
Volkspartei
1925 38,1 % – 11 Sitze 36,9 % – 11 Sitze 16,0 % – 5 Sitze Andere 9,0 % – 2 Sitze
1927 33,6 % – 10 Sitze 32,7 % – 10 Sitze 10,1 % – 3 Sitze 7,2 % – 2 Sitze 13,6 % – 4 Sitze
1930 31,8 % – 10 Sitze 27,6 % – 8 Sitze 13,8 % – 4 Sitze 4,2 % – 2 Sitze 22,7 % – 5 Sitze
1932 37,1 % – 11 Sitze 27,2 % – 8 Sitze 7,8 % – 2 Sitze 8,2 % – 3 Sitze 19,7 % – 5 Sitze

An 100 % fehlende = nicht im Landtag vertretene Wahlvorschläge

Ab 1935 trat auf deutscher Seite nur noch die Memelländische Einheitsliste (MEL) an, zu der die bisherigen Parteien Memelländische Volkspartei, Sozialdemokratische Partei des Memelgebietes und Memelländische Arbeiterpartei zusammengeschlossen wurden. Die bis dahin größte Partei, die Memelländische Landwirtschaftspartei, war bereits 1934 verboten worden. Der MEL stand wie bisher die LVP als Partei für litauische Interessen gegenüber.

Jahr Memelländische Einheitsliste LVP
1935 81,2 % – 24 Sitze 18,8 % – 5 Sitze
1938 87,2 % – 25 Sitze 12,8 % – 4 Sitze

Parlamentspräsidenten

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Literatur

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  • Mads Ole Balling: Von Reval bis Bukarest - Statistisch-Biographisches Handbuch der Parlamentarier der deutschen Minderheiten in Ostmittel und Südosteuropa 1919-1945, Band 2, 2. Auflage. Kopenhagen 1991, ISBN 87-983829-5-0, S. 691 ff.

Einzelnachweise

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  1. Autonomiestatut vom 8. Mai 1924
  2. Friedrich Janz: Die Entstehung des Memelgebietes, 1928, S. 75–80
  3. Wahlen in der Weimarer Republik – Memelgebiet
  4. worldstatesmen.org – Lithuania
  5. Memeler Dampfboot vom 29.01.1936 Seite 2
  6. Memeler Dampfboot vom 27.01.1937 Seite 5