Sétif

Stadt in Algerien
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Sétif (arabisch سطيف, DMG Saṭīf, tamazight ⵙⵉⵜⵉⴼⵉⵙ; auch Stif) ist eine mittelgroße Universitätsstadt im nordöstlichen Algerien. Sie liegt 300 km östlich der Hauptstadt Algier und ist Hauptort der gleichnamigen Provinz.

سطيف
ⵙⵉⵜⵉⴼⵉⵙ
Sétif
Sétif (Algerien)
Sétif (Algerien)
Koordinaten 36° 12′ N, 5° 25′ OKoordinaten: 36° 12′ N, 5° 25′ O
Basisdaten
Staat Algerien
Höhe 1100 m
Einwohner 288.461 (2008[1])

Geographie

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Die Stadt liegt auf einer küstennahen Hochebene auf 1100 m über NN, zwischen den Kabylen und den Atlas-Bergen.

Laut Statistik-Veröffentlichung von Januar 2008 verzeichnete Sétif 288.461 Einwohner.[1] Der Name des Bürgermeisters ist M. Aïssa Fellahi.

Sétif hat eine Städtepartnerschaft mit der Stadt Rennes in Frankreich und verfügt über den internationalen Flughafen Sétif.

Sètif Algerien
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Mittl. Tagesmax. (°C) 9,4 11,2 14,3 17,3 22,9 29,3 33,3 32,7 27,1 21,3 14,5 10,3 20,3
Mittl. Tagesmin. (°C) 1,5 2,1 4,4 6,6 11,1 16,0 19,4 19,5 15,4 11,3 6,1 2,7 9,7
Niederschlag (mm) 41,2 32,6 33,0 37,9 44,5 22,6 10,4 14,7 40,2 34,8 36,9 51,3 Σ 400,1
Regentage (d) 10,8 10,1 9,2 9,0 8,2 5,5 2,8 4,5 7,6 8,0 10,0 12,3 Σ 98
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51,3
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Quelle: World Meteorological Organisation Die klimatologischen Daten basieren auf den monatlichen Durchschnittswerten von 1976 bis 2005

Geschichte

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Zu Zeiten des antiken Römischen Imperiums war Sétif die Hauptstadt der römischen Provinz Mauretania Sitifensis und trug den Namen Colonia Nerviana Augusta Martialis Veteranorum Sitifensium (Sitifis). In der heutigen Stadt sind einige Bauwerke aus dem 3., 4. und 6. Jahrhundert erhalten: Festungen, Basiliken, antikes Amphitheater.

 
Sétif in der Spätantike

In osmanischer Zeit lag Sétif in der Provinz Beylik von Constantine.[2] Im Zuge der kolonialen Besitzergreifung wurde Algerien nicht nur koloniale Rohstoffquelle und Absatzmarkt Frankreichs, sondern aufgrund der Nähe zur Metropole, dem „Mutterland“, auch in großem Stil zur europäischen Siedlungskolonie. Diese Vorstellung einer behaupteten oder zuweilen tatsächlich empfundenen „Nähe“ spiegelte sich in einen verbreiteten politischen Slogan: „La Méditerranée traverse la France comme la Seine traverse Paris.“[3] (dt. Das Mittelmeer durchfliesst Frankreich, wie die Seine Paris durchfliesst.) 1896 hatte Sétif 16.061[4] Einwohner, davon waren 11.461[4] Muslime und 1327[4] Juden, zudem lebten 2660[4] Franzosen und 613[4] weitere Europäer in der Stadt.

Sétif war zunächst nur Unterpräfektur des 1848 eingerichteten Département Constantine, aber wurde 1956 zum Verwaltungssitz für eines der neugeordneten zwölf französischen Departements in Algerien aufgewertet. Ab 1852 führte die private Compagnie genevoise des colonies suisses de Sétif[5] 712 meist waadländische Schweizer Siedler nach Sétif, von denen manche jedoch bald wieder nach Europa zurückkehrten, da sie kein Auskommen fanden. Halboffizielle Kontakte der Schweiz zu den Algerienschweizern von Sétif bestanden jedoch fort. 1951 kam Henri Guisan, General außer Dienst, zu Besuch.[5]

Als Ausdruck der Forderungen nach Unabhängigkeit gab es am 1. Mai 1945[6] Demonstrationen in allen großen Städten des Landes, bei der die Freilassung von Messali Hadj[6] gefordert wurde. Sétif und die benachbarten Orte Guelma und Kherrata waren am 8. Mai 1945 Schauplatz der Massaker von Sétif mit einer nur schwer anzugebenden Anzahl erschossener und hingerichteter Algerier – Schätzungen schwanken zwischen 2000 und 45.000 –, die den in Milizen organisierten Kolonisten und französischen Militärs in Antwort auf Forderungen nach einer Beendigung der Kolonialherrschaft Frankreichs in Algerien zum Opfer fielen. In heutiger Geschichtsschreibung wird in den Massakern der Ausgangspunkt für den 1954 beginnenden Algerienkrieg gesehen.[7]

Bauwerke und Sehenswürdigkeiten

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Der Brunnen Ain Fouara im Schnee (Dezember 2010)

Das emblematische Wahrzeichen der Stadt ist die Brunnenanlage „Fontaine von Ain Fouara“,[8] die der französische Bildhauer Francis de Saint-Vidal 1898 fertigstellte. Auch das Ain Droudj[8] und die al-Atik-Moschee[8] sind sehenswert. Das Stade du 8 Mai 1945 wurde 1967 erbaut.

Seit 2018 verfügt Sétif über eine Straßenbahn französischer Prägung.

Söhne und Töchter der Stadt

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Literatur

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  • Teddy Alzieu: De Bougie à Sétif : à travers la Kabylie. A. Sutton, Saint-Cyr-sur-Loire 2004, ISBN 2-84910-148-6.
  • E. Brossard: Essai sur la constitution physique et géologique dei regions méridionales de la subdivision de Sétif (Algérie). Paris 1868.
  • Roger Guéry: La nécropole orientale de Sitifis: fouilles de 1966–1967; (Sétif, Algérie). (= Etudes d’antiquités africaines). Ed. du CNRS, Paris 1985, ISBN 2-222-03478-7.
  • Claude Lützelschwab: Des premiers projets de colonies suisses en Algérie à la „Compagnie genevoise des Colonies suisses de Sétif“. Quelques aspects de la question migratoire en Suisse durant les années 1830–1850, in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, Jg. 49, 1999 (Volltext).
  • Boucif Mekhaled: Chroniques d’un massacre : 8 mai 1945; Sétif, Guelma, Kherrata. (= Au nom de la mémoire). Syros, Paris 1995, ISBN 2-84146-200-5.
  • Abdelaziz Zitouni: Contribution à l’étude de l’influence des brise-vent sur les facteurs climatiques et la production céréalière en Algérie: (région des hautes plaines de Sétif). Dissertation, Paris, Université, 1991.
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Commons: Sétif – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Volkszählung 2008. Abgerufen am 17. April 2019 (französisch).
  2. Bernard Lugan: Le Sahara Occidental en 10 questions. Éditions Ellipses, Paris 2024, ISBN 978-2-340-09393-5, Carte V.
  3. Benoît Hopquin: La mémoire refoulée des appelés d’Algérie. In: Le Monde. 15. März 2012, abgerufen am 16. Dezember 2024.
  4. a b c d e Michel Abitbol: Le passé d'une discorde – Juifs et Arabes du VIIe siècle à nos jours. Librairie Académique Perrin, Paris 1999, ISBN 2-262-01494-9, S. 275 (dort zitiert nach Zahlen der parlamentarischen Untersuchungskommission Pourquery de Boisserin von 1900).
  5. a b Georg Kreis: Blicke auf die koloniale Schweiz. Ein Forschungsbericht. 2. Auflage. Chronos Verlag, Zürich 2023, ISBN 978-3-0340-1717-6, S. 139 f. und Fußnote 31, ebd.; 171.
  6. a b Walter Schicho: Handbuch Afrika – Nord- und Ostafrika. Band 3/3. Brandes & Apsel Verlag / Südwind, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-86099-122-1, S. 86.
  7. Mohamed Harbi: Die Anfänge des Algerienkrieges, 2005 (algeria-watch.org).
  8. a b c Daniel Babo: Algérie. In: Sylvain Philip (Hrsg.): Collection Les hommes et les lieux. Éditions le Sureau, Gap 2010, ISBN 978-2-911328-25-1, S. 104 f.