Sheldon Adelson
Sheldon Gary Adelson (* 1. August 1933 in Boston, Massachusetts; † 11. Januar 2021 in Malibu, Kalifornien[1]) war ein US-amerikanisch-israelischer Casino-Mogul, der sein Vermögen vor allem in der Immobilienbranche in Las Vegas verdient hat. Er war Besitzer der Las Vegas Sands Corporation. Auf der Forbes-Liste der reichsten Menschen der Welt belegte er im November 2020 den 28. Platz mit einem Vermögen von rund 33,5 Milliarden US-Dollar.[2] Die Familie Adelson spendete von 2016 bis 2020 über 424 Millionen Dollar für Donald Trump und die Republikanische Partei, mit der Hauptabsicht, die Beziehungen zwischen den USA und Israel zugunsten der harten politischen Rechten zu gestalten.[3]
Leben
BearbeitenJugend
BearbeitenAdelson wurde als Sohn jüdischer Einwanderer in Boston geboren. Seine Familie wanderte aus dem Russischen Reich in die Vereinigten Staaten ein; die Mutter stammte aus der Ukraine, der Vater aus Litauen.[4] Als Jugendlicher arbeitete er als Zeitungsausträger und Verkäufer.
Geschäftstätigkeit
BearbeitenNach Tätigkeiten als Immobilienkreditvermittler, Anlage- und Finanzberater gründete Adelson mit Partnern 1979 die Computermesse COMDEX. 1988 kaufte Adelson das Sands Hotel und Casino in Las Vegas. Im folgenden Jahr baute er das Sands Expo and Convention Center, das bis heute einzige in Privatbesitz befindliche und privat betriebene Messegelände der Vereinigten Staaten.
1995 verkaufte er die COMDEX an die Softbank Corporation aus Japan für einen Preis von 860 Millionen US-Dollar, seit 2004 fand die Messe nicht mehr statt. Bei der Hochzeitsreise mit seiner Frau Miriam 1991 nach Venedig kam Adelson die Idee zum Bau eines Hotel-Resorts. Diese Idee verwirklichte er noch im gleichen Jahr und baute für 1,5 Milliarden US-Dollar das Venetian Resort Hotel. Das Luxushotel wurde mit mehreren Architekturpreisen ausgezeichnet.
Im Mai 2004 eröffnete das „Sands Macau“, ein Hotel mit Casino in Macau. Es ist das erste im Las-Vegas-Stil in der Volksrepublik China. Am 26. Mai 2006 erhielt Adelson die Lizenz zum Bau des 2,4 Milliarden US-Dollar teuren Venetian Macau Resort Hotel in Macau, das am 28. August 2007 eröffnete. 2010 eröffnete das Marina Bay Sands in der Marina-Bucht von Singapur.
2006 gründete Adelson gemeinsam mit dem israelischen Unternehmer Schlomo Ben-Zwi, der als Herausgeber fungierte, die Gratiszeitung Israeli mit dem Ziel, ein Gegengewicht zu der ihrer Meinung nach linkslastigen israelischen Medienlandschaft zu schaffen. Bereits nach 18 Monaten endete das gemeinsame Engagement durch eine Meinungsverschiedenheit, und Adelson stieg aus dem Projekt aus. Im selben Jahr unterbreitete er ein erfolgloses Angebot, um eine Mehrheitsbeteiligung an der israelischen Zeitung Maariw zu erwerben. Er beschloss daher, seine eigene Zeitung zu gründen. Am 30. Juli 2007 wurde die erste Ausgabe von Israel HaYom (deutsch: Israel Heute) veröffentlicht. Mitte 2010 erlangte die Gratiszeitung in Israel einen Leseranteil von mehr als 35 % und löste Jedi’ot Acharonot als meistgelesene Zeitung ab.[5]
2010 plante Adelson den Bau eines Eurovegas in Spanien mit zwölf Hotels, sechs Spielkasinos, mehreren Restaurants, einem Golfplatz, einem Sportstadion und einem Investitionsvolumen von 16,9 Milliarden Euro.[6] Im September 2013 fiel die Standortwahl dafür auf Alcorcón bei Madrid,[7] doch im Dezember 2013 gab Las Vegas Sands das Engagement auf.[8]
Ende 2015 erwarb Adelson eine der beiden großen Tageszeitungen in Las Vegas, das Las Vegas Review-Journal. Der Kauf wurde zunächst geheim gehalten.[9] Nach dem Kauf verließen der Herausgeber Mike Hengel[10] sowie der Kolumnist John L. Smith[11] die Zeitung. Smith wurde von Adelson im Jahr 2005 wegen einer Passage in einem von ihm verfassten Buch verklagt, gewann den Prozess, musste aber anschließend Bankrott anmelden.[12] Nach seinen Angaben untersagte ihm der neue Herausgeber weitere Berichte über Adelson sowie Steve Wynn, einen anderen Kasinobetreiber.[13]
Politik
BearbeitenAdelson stand der Republikanischen Partei nahe und war einer ihrer Großspender: so unterstützte er zum Beispiel 2005 die Wiederwahlkampagne von George W. Bush mit 250.000 US-Dollar.[15] Der größte Anteil der 30 Millionen US-Dollar, die der kurzlebige Thinktank Freedom’s Watch im amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf 2008 ausgab, um den Einfluss von George Soros und demokratischen Lobbyverbänden einzudämmen, stammte ebenfalls von Adelson.[16]
Adelson unterstützte die These Newt Gingrichs, dass die Palästinenser „ein erfundenes Volk“ seien.[17] Newt Gingrich erhielt von Adelson und dessen Frau Miriam für seine erfolglose Bewerbungskampagne als Präsidentschaftskandidat der Republikanischen Partei im Januar 2012 rund 15 Millionen US-Dollar Spendengelder.[18][19][20]
Im US-Wahlkampf 2012 zählte Adelson zu den größten Geldgebern und Unterstützern des republikanischen Präsidentschaftsbewerbers Mitt Romney und begleitete diesen auf seiner Reise nach Israel.[21] Adelson erklärte öffentlich, dass er bis zu 100 Millionen US-Dollar aus seinem Privatvermögen dafür ausgeben wolle, die Wiederwahl des demokratischen Amtsinhabers Barack Obama zu verhindern.[22]
Bei den Präsidentschaftswahlen 2016 unterstützte Adelson Donald Trump.[23] Für die Feierlichkeiten zu dessen Amtseinführung spendete Adelson 5 Millionen US-Dollar.[24]
Karitatives Engagement
BearbeitenAdelson spendete 25 Millionen US-Dollar für den Bau einer High School in Las Vegas.[25][26] 2006 spendete er 25 Millionen US-Dollar für die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem.[27] Seit 2007 unterstützte Adelsons Familienstiftung das Jugendprojekt Birthright Israel mit 140 Millionen US-Dollar.[28] Adelson gründete mit seiner Frau die Dr. Miriam and Sheldon G. Adelson Medical Research Foundation,[29] die u. a. mit 7,5 Millionen US-Dollar ein Forschungsprogramm zur neurologischen Rehabilitation an zehn Universitäten unterstützt.[30]
Privates
BearbeitenAdelson war ab 1991 in zweiter Ehe mit der israelischen Medizinerin Miriam Adelson (geborene Farbstein, verwitwete Ochshorn) verheiratet, mit der er zwei Kinder hatte. In erster Ehe war er mit Sandra Adelson verheiratet, die nach ihrer Scheidung verstarb. Beide hatten drei (adoptierte) Kinder; einer der Söhne starb 2005 an einer Überdosis Drogen.[31]
2020 erwarb Adelson den Wohnsitz des US-Botschafters in Israel in Herzlia Pituach bei Tel Aviv, der trotz Verlegung der Botschaft nach Jerusalem vorerst weiter dort residiert.[32]
Eine Untersuchung aus dem Jahr 2021, in welcher der CO2-Fußabdruck von 20 bekannten Milliardärinnen und Milliardären abgeschätzt wurde, kommt zum Schluss, dass im Jahr 2018 durch das Konsumverhalten Adelsons (inkl. Wohnsituation, Yachtreisen, Reisen im Privatjet) 11.927,5 Tonnen CO2e freigesetzt worden sind, womit er in der Liste auf Platz 2 lag.[33] Dies entspricht dem CO2-Fußabdruck mehrerer Hundert Menschen.
Adelson starb im Januar 2021 im Alter von 87 Jahren an Komplikationen eines Non-Hodgkin-Lymphoms.[34] Beigesetzt wurde er auf dem Jüdischen Friedhof am Ölberg in Jerusalem.[35]
Weblinks
Bearbeiten- Homepage der Las Vegas Sands Corporation
- Adelson-Kurzporträt bei Forbes-Magazine anlässlich seiner Aufnahme unter die Reichsten 2006
- Marc Pitzke: Präsidentschaftswahlkampf: Casino-Krösus mischt Amerikas Politik auf. In: Spiegel Online. 26. Januar 2012, abgerufen am 9. Januar 2018.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Sheldon Adelson, Las Vegas convention visionary and philanthropist, dies at 87. In: Las Vegas Review-Journal. 12. Januar 2021, abgerufen am 12. Januar 2021 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Sheldon Adelson. In: Forbes Magazine. Abgerufen am 9. November 2020 (englisch).
- ↑ Is it a Mystery? Where Trump stands on Israel-Gaza war. In: Responsible State Craft. 28. März 2024, abgerufen am 5. Juni 2024 (englisch).
- ↑ Sheldon and Miriam Adelson. In: Jewish Virtual Library. Abgerufen am 9. November 2020 (englisch).
- ↑ Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11. August 2010, S. 31.
- ↑ El Periódico. 14. Februar 2012, S. 2–6.
- ↑ Idoya Noain, Cristina Buesa: Las Vegas Sands confirma la elección de Madrid para acoger Eurovegas. El Periódico, 8. September 2012, abgerufen am 21. Juli 2016 (spanisch).
- ↑ Alcorcón, de ciudad dormitorio a capital de juego europea. El País, 8. Februar 2013, abgerufen am 21. Juli 2016 (spanisch).
Sebastian Schoepp: US-Milliardär baut Las Vegas in der spanischen Wüste nach. Süddeutsche Zeitung, 11. September 2012, abgerufen am 7. Februar 2013. - ↑ Ravi Somaiya: Reporters in Las Vegas Try to Crack Case of Who Owns Their Newspaper. New York Times, 14. Dezember 2015, abgerufen am 21. Juli 2016 (englisch).
- ↑ Camila Domonoske: Newspaper Editor Steps Down After Publication’s Billionaire Buyer Unmasked. National Public Radio, 23. Dezember 2015, abgerufen am 21. Juli 2016 (englisch).
- ↑ Sydney Ember: Another Journalist Quits Las Vegas Newspaper Bought by Sheldon Adelson. New York Times, 27. April 2016, abgerufen am 21. Juli 2016 (englisch).
- ↑ David Folkenflik: The Vegas Columnist And The Newspaper Owner Who Once Sued Him For Libel. National Public Radio, 14. Januar 2016, abgerufen am 21. Juli 2016 (englisch).
- ↑ David Folkenflik: Las Vegas Columnist Quits After Ban On Writing About Adelson. National Public Radio, 27. April 2016, abgerufen am 21. Juli 2016 (englisch).
- ↑ US envoy Friedman defends sledgehammering open controversial archaeological site – ‘No political message was intended,’ ambassador says of his energetic participation at unveiling of City of David’s Pilgrimage Road, which lies beneath Palestinian neighborhood, timesofisrael.com, 1 Juli 2019
- ↑ Jim Drinkard: Donors get good seats, great access this week. USA Today, 17. Januar 2005, abgerufen am 21. Juli 2016 (englisch).
Financing the inauguration. USA Today, 16. Januar 2005, abgerufen am 21. Juli 2016 (englisch).
Some question inaugural’s multi-million price tag. AP-Artikel auf USA Today, 14. Januar 2005, abgerufen am 21. Juli 2016 (englisch). - ↑ Luo Michael: Great Expectations for a Conservative Group Seem All but Dashed. New York Times, 12. Abril 2008, abgerufen am 21. Juli 2016 (englisch).
- ↑ Revital Blumenfeld: Sheldon Adelson to Birthright group: Gingrich is right to call Palestinians ‘invented people’. Haaretz, 26. Dezember 2012, abgerufen am 21. Juli 2016 (englisch).
- ↑ Michael D. Shear, Nicholas Confessore: Primary Looms in N.H., Donor Gives Lift to Gingrich. The New York Times, 7. Januar 2012, abgerufen am 21. Juli 2016 (englisch).
- ↑ Cynthia McFadden, Melinda Arons: Billionaire Expects ‘Nothing’ For His Millions to Gingrich Super PAC, Source Says. ABC News, 24. Januar 2012, abgerufen am 21. Juli 2016 (englisch).
- ↑ Gabriel Trip, Nicolas Confessore: PAC Ads to Attack Romney as Predatory Capitalist. New York Times, 8. Januar 2012, abgerufen am 21. Juli 2016 (englisch).
Cynthia McFadden: Billionaire Expects ‘Nothing’ For His Millions to Gingrich Super PAC, Source Says. ABC News, 24. Januar 2012, abgerufen am 21. Juli 2016 (englisch).
Nicolas Confessore: ‘Super PAC’ for Gingrich to Get $5 Million Infusion. New York Times, 23. Januar 2012, abgerufen am 21. Juli 2016 (englisch). - ↑ Jeff Zeleny: Sheldon Adelson to Meet With Romney During Israel Trip. The Caucus: The Politics and Government blog of The New York Times, 25. Juli 2012, abgerufen am 21. Juli 2016 (englisch).
- ↑ Matthias Rüb, Hans-Christian Rößler: Milliardär Sheldon Adelson: 100 Millionen Dollar für Mitt Romney. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17. September 2012, abgerufen am 21. Juli 2016.
- ↑ John Santucci: Vegas Tycoon Sheldon Adelson Throws Support Behind Trump. ABC News, 14. Mai 2016, abgerufen am 21. Juli 2016 (englisch).
- ↑ Nicholas Fandos: "Sheldon Adelson Gave $5 Million for Trump’s Inauguration" New York Times vom 19. April 2017
- ↑ Tom Tugend: Vegas billionaire Sheldon Adelson expected to set new charity donation record. The Jewish Journal of Greater Los Angeles, 14. Dezember 2006, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 24. Juli 2016; abgerufen am 21. Juli 2016.
- ↑ Ashley Livingston: Jewish school celebrates new home. Las Vegas Sun, 2. Oktober 2008, abgerufen am 21. Juli 2016.
- ↑ The 2006 Slate 60: Pledges. Slate, 15. Februar 2007, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 12. Juli 2010; abgerufen am 21. Juli 2016.
- ↑ Elad Benari: Adelson Foundation Gives Taglit An Extra $5 Million Boost. Arutz Sheva, 21. Juli 2016, abgerufen am 5. Dezember 2011.
- ↑ About AMRF: Philosophy and Vision. ( des vom 22. September 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Dr. Miriam and Sheldon G. Adelson Medical Research Foundation, abgerufen am 28. Januar 2012.
- ↑ Friends: Gifts. UCLA Medicine, 2007, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 13. Juli 2010; abgerufen am 21. Juli 2016.
- ↑ Amir Zohar: The Adelson Method. Haaretz, 13. März 2008, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 19. Juli 2008; abgerufen am 21. Juli 2016 (englisch).
- ↑ Jochen Stahnke: Botschafterresidenz in Israel an Trump-Großspender verkauft. In: FAZ.net. 10. September 2020, abgerufen am 28. Januar 2024.
- ↑ Beatriz Barros, Richard Wilk (2021): The outsized carbon footprints of the super-rich. Sustainability: Science, Practice and Policy, 17(1), 316–322 [Digitalisat bei researchgate.net (PDF; 1,1 MB)].
- ↑ Las Vegas Sands Announces Passing of Company Founder and Industry-Changing Entrepreneur Sheldon G. Adelson. In: VyapaarJagat.com. 12. Januar 2021, archiviert vom am 12. Januar 2021; abgerufen am 12. Januar 2021 (englisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Sheldon Adelson auf dem Ölberg beigesetzt. Israelnetz, 15. Januar 2021, abgerufen am 5. Februar 2021.
Personendaten | |
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NAME | Adelson, Sheldon |
ALTERNATIVNAMEN | Adelson, Sheldon Gary (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Unternehmer und Milliardär |
GEBURTSDATUM | 1. August 1933 |
GEBURTSORT | Boston, Massachusetts |
STERBEDATUM | 11. Januar 2021 |
STERBEORT | Malibu, Kalifornien |