Shtjefën Gjeçovi
Shtjefën Konstantin Gjeçovi-Kryeziu (serbokroatisch-kyrillisch Stefan Gečov, geboren am 12. Juli 1874 in Janjeva; gestorben am 14. Oktober 1929 in Zym westlich von Prizren, heutiges Kosovo) war ein katholischer Priester und Franziskaner, der als albanischer Ethnologe und Volkskundler bekannt geworden ist.
Leben
BearbeitenShtjefën Gjeçovi wurde in Janjeva im Kosovo, welches zu dieser Zeit zum Osmanischen Reich gehörte, geboren. Er erwarb seine Bildung bei den Franziskanern in Shkodra und in Bosnien, welches seinerzeit unter österreich-ungarischer Besatzung stand. 1888 trat er in den Franziskanerorden ein. Danach ging Gjeçovi 1896 als Priester und Lehrer in den Norden des damals osmanischen Albaniens, unter anderem in Laç, Theth und Rubik.[1]
Gjeçovi war ein albanischer Nationalist, der sich stark für die albanische Kultur und Geschichte interessierte. Er publizierte regelmäßig zu Sprache, Ethnologie und Geschichte. Als Hobbyarchäologe interessierte er sich für illyrische Altertümer.[2]:23
In den Jahren zwischen 1905 und 1920 sammelte Gjeçovi in ganz Nordalbanien eine Vielzahl an mündlichen Überlieferungen, Stammesgesetzen und Folklore der im Norden ansässigen albanischen Stämme, darunter die Lieder der Grenzkrieger (Këngë Kreshnikësh) und den Kanun des Lekë Dukagjinit (Kanuni i Lekë Dukagjinit), der von ihm erstmals vollständig erfasst und niedergeschrieben worden ist. Das Werk wurde auszugsweise zuerst in der Zeitschrift Albania, danach schrittweise in der Zeitschrift Hylli i Dritës (1913–1924) und postum 1933 als Buch publiziert.[1][2]:24 Kritisiert wird dabei, dass er nur eine Auswahl von Normen veröffentlicht hatte, die für sein religiösen und politischen Überlegungen von Bedeutung waren.[2]:27, 39
Am 14. Oktober 1929 wurde Gjeçovi in Zym im damaligen Königreich Jugoslawien, wo er seit Ende der 1910er als Priester tätig war, erschossen. Als albanischer Nationalist war er für das serbische Regime eine Bedrohung gewesen.[2]:23
Ehrungen
BearbeitenDas Haus in Janjeva, in dem Shtjefën Gjeçovi geboren wurde und aufgewachsen ist, ist heute ein Museum. Viele Schulen im Kosovo und Albanien tragen Gjeçovis Namen. Seit dem Jahr 2000 gibt es in Janjeva eine jährliche Veranstaltung unter dem Titel Auf den Spuren von Gjeçovi (Gjurmë të Gjeçovit) zu Ehren seines Werkes.[3] Das Grab von Shtjefën Gjeçovi befindet sich in Karashëngjergj in der Nähe von Zym und zieht jährlich viele Besucher an.
Literatur
Bearbeiten- Peter Bartl: Die Albaner in der europäischen Geschichte. Ausgewählte Aufsätze. London 2016: Centre for Albanian Studies. ISBN 978-1536868456.
- Robert Elsie / Janice Mathie-Heck: Songs of the Frontier Warriors. Këngë Kreshnikësh. Wauconda, Illinois 2004: Bolchazy-Carducci Publ. ISBN 0-86516-412-6.
- Robert Elsie: Historical Dictionary of Albania (= Historical Dictionaries of Europe. Nr. 75). 2. Auflage. Scarecrow Press, Lanham/Toronto/Plymouth 2010, ISBN 978-0-8108-6188-6, Gjeçovi, Shtjefën, S. 163–165.
- Robert Elsie: Historical Dictionary of Kosovo. Second Edition. Toronto and Plymouth 2011: Scarecrow Press. ISBN 978-0-8108-7231-8.
- Robert Elsie: The Tribes of Albania. History, Society and Culture. London 2015: I.B. Tauris. ISBN 978-1-78453-401-1.
- Robert Elsie (Hg.): Der Kanun. Das albanische Gewohnheitsrecht nach dem sogenannten Kanun des Lekë Dukagjini. Berlin 2014: OEZ-Verlag. ISBN 978-3-942437-33-2.
- Donato Martucci: Die Gewohnheitsrechte der albanischen Berge. Die Kanune (= Herodot. Wissenschaftliche Schriften zur Ethnologie und Anthropologie. Band 10). Dr. Kovač, Hamburg 2013, ISBN 978-3-8300-6436-7, Writing a culture, S. 23 ff. (italienisch: I Kanun delle montagne albanesi. Fonti, fondamenti e mutazioni del diritto tradizionale albanese. Bari 2010. Übersetzt von Joachim Matzinger).
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b Robert Elsie: Der Kanun. In: www.elsie.de. Abgerufen am 28. August 2023.
- ↑ a b c d Donato Martucci: Die Gewohnheitsrechte der albanischen Berge. Die Kanune (= Herodot. Wissenschaftliche Schriften zur Ethnologie und Anthropologie. Band 10). Dr. Kovač, Hamburg 2013, ISBN 978-3-8300-6436-7 (italienisch: I Kanun delle montagne albanesi. Fonti, fondamenti e mutazioni del diritto tradizionale albanese. Bari 2010. Übersetzt von Joachim Matzinger).
- ↑ Në Janjevë mbahet manifetimi “Gjurmë të Gjeçovit” 2016, LipjaniNews.com - 7. Oktober 2016 ( des vom 26. Dezember 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Albanisch (abgerufen am 20. Dezember 2016)
Personendaten | |
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NAME | Gjeçovi, Shtjefën |
ALTERNATIVNAMEN | Shtjefën Konstantin Gjeçovi-Kryeziu |
KURZBESCHREIBUNG | albanischer Autor |
GEBURTSDATUM | 12. Juli 1874 |
GEBURTSORT | Janjeva, Osmanisches Reich |
STERBEDATUM | 14. Oktober 1929 |
STERBEORT | Zym, Königreich Jugoslawien |