Shurjoka

österreichische Webvideoproduzentin (* 1997)

Shurjoka (* 4. Oktober 1997 in Graz; bürgerlich Pia Anna Scholz)[1][2] ist eine österreichische Twitch-Streamerin.[3] Sie erlangte besondere Bekanntheit durch ihre Auszeichnung als „Spielerin des Jahres“ im Rahmen des Deutschen Computerspielpreises 2023 und damit einhergehenden Auseinandersetzungen.[4]

Shurjoka
Allgemeine Informationen
Sprache Deutsch
Genre Unterhaltung, Gaming, Just Chatting, Reaction
YouTube
Kanal Shurjoka
Gründung 12. Oktober 2019
Abonnenten über 61.900
Aufrufe über 4.506.652
Videos über 306
Twitch
Kanal Shurjoka
Follower über 221.000
(Stand 9. Januar 2024)

Werdegang

Am 24. Juli 2013 erstellte Shurjoka ihren Kanal auf der Plattform Twitch und konnte sich innerhalb der ersten 4 Jahre eine Zuschauerschaft von durchschnittlich 180 Viewern aufbauen. Ihr Hauptfokus lag zu diesem Zeitpunkt auf Indiegames und vereinzelten FPS.[5] Im November 2014 legte sie zudem ein Twitter-Profil an.[6] Im Oktober 2018 startete sie mit der heute umstrittenen Influencerin AnniTheDuck einen kostenpflichtigen Podcast namens Laut und Bunt, den beide nach einem Shitstorm anderthalb Monate später wieder einstellten.[7][8] In der Woche vom 8.–13. Dezember 2018 war sie Teil des Games-Charity-Projekts Game2Give von Radio FM4 bei dem sie mit anderen österreichischen Streamern Spenden für die umstrittene[9] Spendenkampagne Licht ins Dunkel in ihrem Twitch-Stream sammelte.[10] Am 12. Oktober 2019 erstellte Shurjoka ihren ersten YouTube-Kanal.[11] Vom 23. November bis 1. Dezember 2019 streamte sie erneut für Licht ins Dunkel bei deren Spendenaktion Charity Royale und konnte dort zusammen mit weiteren bekannten österreichischen Streamern und den Unternehmen A1, willhaben und Radio FM4, innerhalb einer Woche insgesamt 27.000 Euro sammeln.[12][13]

In den Jahren 2020/21 fanden einige Rollenspiel-Projekte von ihr statt, zum Beispiel zu den Themen Among Us, Crusader Kings 3 und Rustplatz, die ihr zu größerer Bekanntheit verhalfen.[14] So stiegen ihre durchschnittlichen Zuschauerzahlen auf Twitch ab September 2020 auf das bis zu Zehnfache.[15] Ebenfalls war sie bei größeren Events anderer Kanäle zu Gast, wie beispielsweise der Gamevasion 2021 von Rocket Beans TV, an der auch die Influencer HandOfBlood und ihr damaliger Freund Kalle Koschinsky teilnahmen.[16] Zum 17. August 2021 erschien das Videospiel Humankind, für das Shurjoka für einen Charakter Motion Capturing und deutsche Sprache beitrug.[17] Am 24. April 2021 war sie Teil des ersten Show-Formats Prime Video Twitch Pitch des neu gestarteten Twitchkanals von Prime Video.[18] Folgend war sie dort unter anderem auch im LOL: Last One Laughing Twitch-Stream 2022 zu sehen.[19]

Bereits 2022 war sie für den Preis als Spielerin des Jahres beim Deutschen Computerspielpreis nominiert, unterlag aber dem Gewinner HandOfBlood.[20][21] Während der Gamescom im selben Jahr hatte sie für die Kurzvideo-Plattform Tiktok ihren ersten öffentlichen Auftritt als Moderatorin.[22]

Im Frühjahr 2023 gründete sie das Netzwerk wir4queer, wo sich queere Personen, Personen mit Expertise zu Geschlechtsthemen und Influencer sowie Streamer vernetzen sollten, um Aufklärung und Bewusstsein für die Belange queerer Personen zu schaffen. Für dieses Engagement wurde sie am 11. Mai 2023 mit dem „Deutschen Computerspielpreis“ in der Kategorie Spielerin des Jahres ausgezeichnet.[23] Das wir4queer Projekt wurde kurze Zeit später eingestellt.

Die Fraktion der Grünen im Bundestag lud sie im Oktober 2023 zum „Parlamentarischer Abend Kulturpolitik“ zum Thema We Rise: Intersektionale Feministische Kulturpolitik ein, wo sie gemeinsam mit Michael Sacher zu Gaming und Hass im Netz diskutierte.[24]

Persönliches

Sie berichtet regelmäßig in ihren Streams auf Twitch und in Interviews von ihrer Lebenssituation als Teenagerin und ihrem damaligen gewalttätigen Umfeld.[25][14] Ihre Eltern wollten, dass sie nach der Schule eine Ausbildung macht, woraufhin sie auszog und sich als Streamerin selbstständig machte.[26] Im September 2020 zog sie von Österreich nach Berlin-Spandau, um mit ihrer Selbstständigkeit näher an Firmen und deren Events zu sein.

Am 28. Juni 2021 gab sie bekannt, mit dem Influencer Kalle Koschinsky liiert zu sein.[27][28] Am 1. August 2023 gab er bekannt, dass beide bereits mehrere Wochen getrennte Wege gehen.[29]

Kontroversen

Im Juli 2023 gab Shurjoka an, der Streamer Scurrows habe ihr auf der Gamescom 2017 in den Ausschnitt gefilmt und sei den Tag über mehrfach dadurch aufgefallen, Frauen in den Ausschnitt gefilmt zu haben. Dieser belegte mit einem Clip vom damaligen Stream, der ein Aufeinandertreffen der beiden zeigte, dass in dieser Situation keine sexuelle Belästigung stattfand. Shurjoka sagte, dass das gezeigte Video nur das erste Aufeinandertreffen zeige und die Situation zwischen den beiden in späteren Momenten eskaliert sei.[30] Rechtsanwalt Christian Solmecke beurteilte die Inhalte dieses Clips als „keine sexuelle Belästigung“.[31]

Größere Bekanntheit erlangte Shurjoka 2023 durch eine Auseinandersetzung mit dem YouTuber KuchenTV, die online stattfindet. Sie begann mit einem Video von KuchenTV, in dem er Shurjokas Aussagen bezüglich des Videospiels Hogwarts Legacy thematisierte. Sie rief zuvor zum Boykott des Spiels auf, da die wegen transfeindlicher Aussagen in der Kritik stehende Autorin J.K. Rowling indirekt vom Erfolg des Spieles profitiere.

Die Situation eskalierte, als KuchenTV die Vergabe des Preises Spielerin des Jahres 2023 an Shurjoka thematisierte.[32][33][4] Er argumentierte unter anderem damit, dass die meisten von Shurjokas Twitch-Inhalten aus „Just Chatting“ bestehen, einer Kategorie von Streams, bei dem Streamer explizit keine Videospiele spielen.[34] Verschiedene Medien bezeichneten diese Kritik und die Aussage über Shurjokas vermeintlich wenigen Gaming-Content als ungerechtfertigt,[4][35] unter anderem auch weil dieser Preis nicht notwendig für spielerische Leistung, sondern auch für „Engagement für das Medium Games, die Community oder die Gesellschaft insgesamt“ verliehen wird.[36]

Nachdem KuchenTV einige Videos über die Thematik veröffentlichte, erstattete sie Anzeige wegen Verleumdung.[37] Die folgenden Monate waren von gegenseitigen Anfeindungen in Videos und Streams, aber auch aus verschiedenen Communitys geprägt. Auch eher unbeteiligte Streamer, wie Gronkh wurden aufgrund von Shitstorms in den Konflikt hineingezogen.[38] KuchenTV wurde im Zuge seiner Auseinandersetzungen mit Shurjoka wegen „Belästigung anderer aufgrund eines persönlichen Traumas“[39] im Dezember 2023 auf Twitch gesperrt[40], nachdem Twitch auf einen Stream KuchenTVs aufmerksam wurde, der vermeintlich beleidigende Aussagen enthielt.[38] Der Streit führte folgend zur Sperrung KuchenTVs auf Twitter, die allerdings nach anwaltlicher Unterstützung aufgehoben wurde.[41] Im Folgenden wurden auch weitere rechtliche Schritte zur Sicherung seines ebenfalls gesperrten Twitch-Kontos eingeleitet. Das LG Braunschweig erließ eine einstweilige Verfügung gegen Twitch, die Sperrung von dessen Konto aufzuheben.[42][43]

Shurjoka äußerte sich zum Fall von Lina E. Sie stellte das Urteil gegen diese infrage.[44]

Mediale Rezeption

In den Jahren 2023 und 2024 wurden mehrere Artikel über Shurjoka, die Kontroversen um den Computerspielepreis und die weitere Eskalation verfasst. Nach einer Kritik unter Pseudonym als Gastbeitrag im Blog von Netzpolitik.org im Januar 2024, der über 100 Ergänzungen aus der Leserschaft enthält,[45] veröffentlichte ein halbes Jahr später der Projektleiter für Digitales der Amadeu Antonio Stiftung eine Kritik auf ihrer Plattform Belltower.News.[46] Ein Jahr später wurde eine Kritik auf Zeit Online veröffentlicht, in der vom Autor geschätzt wurde, dass sich der Streamer KuchenTV zwischen Februar 2023 und September 2024 in mehr als 93 Videos mit Shurjokas Aussagen beschäftigt hat.[47] Es folgte eine Kritik im Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Das RND resümiert „mittlerweile hat Deutschland sein ganz eigenes Gamergate“, ein ähnliches Fazit zieht auch Belltower.News, während die Zeit Online die Kontroverse als „einen außergewöhnlich andauernden Fall digitalen Hasses“ einordnet.

Auszeichnungen

Einzelnachweise

  1. Pierre von BedeutungOnline: Wer ist Shurjoka? Lebenslauf, Biografie, Steckbrief. 1. Februar 2022, abgerufen am 6. Januar 2024.
  2. Shurjoka (Pia Scholz): Scholz twittert ihren Zweitnamen. In: Twitter.com. 17. August 2022, abgerufen am 3. Februar 2024.
  3. Shurjoka - Twitch. Abgerufen am 6. Januar 2024.
  4. a b c d Lydia: Twitch: Streamerin wird Deutschlands „Spielerin des Jahres“ – Kann sich nicht darüber freuen. In: Mein-MMO.de. 25. Mai 2023, abgerufen am 6. Januar 2024.
  5. Shurjoka - Streamer Overview & Stats. Abgerufen am 9. Oktober 2024 (englisch).
  6. Shurjoka. In: X. Abgerufen am 8. Januar 2024.
  7. Lisa Ludwig: Skandal um Anni The Duck: Die Influencer-Branche hat ein Problem mit Mobbing und Machtmissbrauch. In: Der Spiegel. 11. Mai 2024, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 9. Oktober 2024]).
  8. Shurjoka. Abgerufen am 9. Mai 2024.
  9. LICHT INS DUNKEL – Wo Wohltätigkeit auf Kritik stösst! Abgerufen am 10. November 2024.
  10. Robert Glashüttner: Spielekammerl Charity-Show In: fm4.orf.at, 13. Dezember 2018, abgerufen am 7. Februar 2024
  11. Shurjoka - YouTube. Abgerufen am 8. Januar 2024.
  12. Gaming-Szene und willhaben streamen erneut für guten Zweck In: Horizont, 6. November 2019, abgerufen am 23. März 2024
  13. Robert Glashüttner: Gaming-Projekt „Charity Royale“ sammelt 27.000 Euro an Spenden In: fm4.orf.at, 1. Dezember 2019, abgerufen am 23. März 2024
  14. a b pietzsch: Erfahre mehr über Shurjoka und ihr Leben. In: ArtistDirectory. 28. August 2021, abgerufen am 9. Januar 2024.
  15. Stefan Bayer: Shurjoka: Seit Juli 2020 startet die sympathische Österreicherin durch Like Games, 10. Juni 2021, abgerufen am 18. Juni 2024
  16. Zeit für die Titelverteidigung! Hamburg vs Spandau | Gamevasion Rocket Beans TV, abgerufen am 31. Januar 2024
  17. Humankind credits (Windows, 2021). Abgerufen am 8. November 2024 (englisch).
  18. Prime Video Twitch Pitch: Amazon startet Twitch-Kanal In: Games Wirtschaft, 23. April 2021, abgerufen am 25. März 2024
  19. Amazon Prime Video Deutschland: LOL: Last One Laughing Twitch-Stream mit rewinside, Shurjoka, PietSmiet und Niekbeats! youtube, 5. Mai 2022, abgerufen am 25. März 2024
  20. Jetzt mitmachen und abstimmen: Wer wird Spielerin oder Spieler des Jahres 2022? Deutscher Computerspielpreis, 21. März 2022, abgerufen am 2. April 2024
  21. HandOfBlood als Spieler des Jahres beim DCP ausgezeichnet Zeit Online, 31. März 2022, abgerufen am 2. April 2024
  22. Gameswirtschaft: Gamescom 2022: Das Programm bei TikTok (Update). In: GamesWirtschaft.de. 5. August 2022, abgerufen am 12. Oktober 2024 (deutsch).
  23. Pia Scholz (aka Shurjoka). Abgerufen am 26. Januar 2024.
  24. Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion: We Rise: Intersektionale Feministische Kulturpolitik. Abgerufen am 23. Juli 2024 (deutsch).
  25. Shurjoka über ihre Erfahrungen mit psychischen Erkrankungen (Memento vom 3. März 2024 im Internet Archive) Psychosoziale Dienste Wien, abgerufen am 17. Juni 2024
  26. Kein Urlaub, keine Starthilfe: Streamerin Shurjoka hat es dennoch geschafft. 16. Juli 2018, abgerufen am 12. Oktober 2024 (österreichisches Deutsch).
  27. Shurjoka (Pia Scholz): Shurjoka (die ist doch linksradikal) - Status auf X. In: X. 28. Juni 2021, abgerufen am 9. Januar 2024.
  28. Shurjoka (Pia Scholz): Shurjoka (die ist doch linksradikal) - Status auf X. In: X. 16. April 2022, abgerufen am 9. Januar 2024.
  29. Noah Struthoff: Shurjoka und Kalle geben Trennung bekannt – „schon seit Wochen“ ingame, 11. August 2023, abgerufen am 9. Januar 2024
  30. Scurrows vs. Shurjoka – Streamer will sich mit neuem „Geheimvideo“ entlasten. 9. Juli 2023, abgerufen am 31. Januar 2024.
  31. „Keine Straftat“: YouTube-Anwalt mit Einschätzung zum Streit zwischen Shurjokas und Scurrows. 13. Juli 2023, abgerufen am 31. Januar 2024.
  32. Nico Lang: Grazer Streamerin Shurjoka seit Monaten Ziel einer Hasskampagne In: Kleine Zeitung, 15. Dezember 2023, abgerufen am 20. Januar 2024
  33. Muzayen Al-Youssef: Shurjoka: Wie eine Grazer Streamerin ins Visier eines Hassmobs gelangte In: Der Standard, 15. Dezember 2023, abgerufen am 20. Januar 2024
  34. SHURJOKAs UNVERDIENTER PREIS / Monte und Kuchen sind bros - Cake News #206. Abgerufen am 27. Januar 2024.
  35. Odysseas Grigoriadis: Deutscher Computerspielepreis: Hat Shurjoka zu Unrecht gewonnen? In: ZEITjUNG. 25. Mai 2023, abgerufen am 27. Januar 2024.
  36. Kategorien. Abgerufen am 26. Januar 2024.
  37. Shurjoka: Anzeige an KuchenTV ist raus – Wirft Rufmord und Verleumdung vor. 2. Juni 2023, abgerufen am 27. Januar 2024.
  38. a b Alexander Amon: "Ich will Mobbing nicht gutheißen, aber Menschen wie sie haben es verdient". Der Standard, 12. Dezember 2023, abgerufen am 27. Januar 2024 (österreichisches Deutsch).
  39. KuchenTV: Kuchngeschmack (KuchenTV) - Status auf X. In: X. 13. Dezember 2023, abgerufen am 17. Januar 2024.
  40. Nach Shurjoka-Reaction: KuchenTV permanent gesperrt auf Twitch - COMICSCHAU. 8. Dezember 2023, abgerufen am 1. Oktober 2024 (deutsch).
  41. KuchenTV wieder auf Twitter entbannt – Nicht alle sind glücklich. 18. Dezember 2023, abgerufen am 9. Januar 2024.
  42. NDR: Trotz diverser Vorwürfe - Twitch darf Account "KuchenTV" nicht weiter sperren. Abgerufen am 8. Februar 2024.
  43. LG Braunschweig, Urt. v. 30. Januar 2024, Az. 9 O 3094/23
  44. SHURJOKA gewinnt gegen TOBIAS HUCH vor GERICHT / Neuer GURKENSOHN "SKANDAL" - Cake News #249. Abgerufen am 10. März 2024 (deutsch).
  45. Gastbeitrag: GamerGate 2.0: Wie Streamer mit Hass Geld verdienen. 25. Januar 2024, abgerufen am 1. November 2024 (deutsch).
  46. Mick Prinz: Gamergate 2.0?: Hass gegen Streamerinnen. 16. August 2023, abgerufen am 1. November 2024 (deutsch).
  47. Martin Dietrich: Shurjoka: Politisch unbequeme Frauen? Haben hier nichts zu suchen. In: Die Zeit. 27. September 2024, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 27. September 2024]).