Silsbee-Effekt
Als Silsbee-Effekt, auch silsbeesche Hypothese[1] genannt (nach Francis B. Silsbee[2]), wird der Zusammenbruch des supraleitenden Zustands bei hohen Stromstärken in einem Typ-I-Supraleiter bezeichnet, dessen Radius größer als die Londonsche Eindringtiefe ist.[3]
Herleitung
BearbeitenDas ampèresche Gesetz beschreibt den Zusammenhang zwischen dem in einem Draht fließenden Strom und der Stärke des von ihm erzeugten Magnetfeldes . Für einen Draht mit kreisförmigem Querschnitt und Radius gilt daher für das Magnetfeld an dessen Oberfläche:
- .
Die Abhängigkeit der kritischen Feldstärke von der kritischen Temperatur kann empirisch gefunden oder aus der BCS-Theorie hergeleitet werden:
Also gilt für den kritischen Radius eines vom Strom bei der Temperatur durchflossenen Supraleiters:
In einem Draht mit 1 mm Durchmesser können so Ströme bis zu 100 A fließen.[4]
Die kritische Stromdichten bzw. der kritische Radius, die aus dieser einfachen Rechnung hervorgehen, sind nur als Abschätzung zu verstehen. Genauere Berechnungen auf Basis der Ginsburg-Landau- oder BCS-Theorie können mitunter deutlich niedrigere Werte zum Ergebnis haben, insbesondere wenn Verunreinigungen und Materialdefekte berücksichtigt werden.[5]
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Max von Laue: Theorie der Supraleitung. 2. Auflage. Springer-Verlag, Berlin 1949, S. 6.
- ↑ F. B. Silsbee: Electrical conduction in metals at low temperatures. In: Journal of the Washington Academy of Science. Band 6, 1916, S. 597–602 (englisch, Elektrische Leitung in Metallen bei niederen Temperaturen). Zitiert nach Max von Laue: Theorie der Supraleitung. 2. Auflage. Springer-Verlag, Berlin 1949, S. 6.
- ↑ Werner Buckel, Reinhold Kleiner: Supraleitung – Grundlagen und Anwendungen. 7. Auflage. Wiley-VCH, Weinheim 2013, ISBN 978-3-527-41139-9, S. 290 f.
- ↑ Neil W. Ashcroft, David N. Mermin: Festkörperphysik. 4. Auflage. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2012, ISBN 978-3-486-71301-5, S. 931.
- ↑ Rudolf Gross, Achim Marx: Festkörperphysik. 2. Auflage. De Gruyter, Berlin/Boston 2014, ISBN 978-3-11-035869-8, S. 839 ff.