Silvia Henke
Silvia Henke (* 11. September 1962 in Basel) ist eine Schweizer Literatur- und Kulturwissenschaftlerin und Publizistin.
Leben
BearbeitenSilvia Henke studierte an der Universität Basel deutsche und französische Philologie und Philosophie. Ihre Lizenziatsarbeit zur Briefpoetik von Rahel Levin Varnhagen[1] wurde 1991 mit dem nationalen Preis für die sprachliche Qualität wissenschaftlicher Arbeit ausgezeichnet. Bis 1999 war sie Assistentin am Lehrstuhl von Karl Pestalozzi am Deutschen Seminar der Universität Basel und arbeitete als Gastdozentin an der Universität Hamburg auch mit Marianne Schuller zusammen. 1995 promovierte sie mit ihren Studien zu einem «kleinen Drama» im Werk von Alfred Jarry, Else Lasker-Schüler, Marie-Louise Fleisser und Djuna Barnes.[2] Seit 2001 ist sie Professorin für Kulturtheorie an der Hochschule Luzern – Departement Design Film Kunst,[3] wo sie eine transdisziplinäre Theorieabteilung aufbaute. Sie ist mit dem Schriftsteller Martin R. Dean verheiratet, mit dem sie eine erwachsene Tochter hat.
Arbeits- und Forschungsschwerpunkte
BearbeitenIhre Arbeit im Feld der Künste und deren feministischer Errungenschaften begann Henke 1990 mit dem internationalen Symposium «Wissenschaft, Künste & alles Andere» im Museum für Gestaltung Basel, zu dem sie den Reader herausgab.[4] 2008 begründete sie die Schriftenreihe der Hochschule Luzern «Organ»[5] und 2009 die Kooperation mit L’arc[6] in Romainmôtier, einer Institution des Migros-Kulturprozents, mit einem «Forum für Fragen von Kunst und Öffentlichkeit».[7] Henke widmet sich in ihren Forschungen der feministischen Pornographie,[8] dem Zusammenhang von Gegenwartskunst und Religion,[9] der transkulturellen Kunstpädagogik[10] sowie den Praktiken ästhetischen Denkens[11] mit Schwerpunkt auf dem Vermögen ästhetischer Bildung als Zukunftskompetenz.[12] Im Feld der Kunstpädagogik ist ihr der Psychoanalytiker und Kunstpädagoge Karl-Josef Pazzini ein wichtiger Kollege. Daneben forscht und publiziert sie zu Schweizer Schriftsteller:innen des 20. und 21. Jahrhunderts wie Annemarie Schwarzenbach,[13] Martin R. Dean,[14] Hermann Burger,[15] Paul Nizon,[16] Gertrud Leutenegger,[17] Friedrich Dürrenmatt[18] und Adelheid Duvanel. Sie ist ausserdem Autorin im Dossier kontertext[19] der Online-Zeitung Infosperber, SSUI.
Schriften (Auswahl)
BearbeitenBuchpublikationen
Bearbeiten- Mit Sabina Mohler (Hrsg.): Wie es ihr gefällt: Wissenschaft, Künste & alles andere. Kore Verlag, Freiburg i. Br. 1991, ISBN 3-926023-29-5.
- Fehl am Platz. Studien zu einem kleinen Drama im Werk von Alfred Jarry, Else Lasker-Schüler, Marieluise Fleisser und Djuna Barnes. Königshausen & Neumann, Würzburg 1997, ISBN 978-3-8260-1377-5.
- Mit Claude Lichtenstein (Hrsg.): Gebäude, Schrift, Signal. Ein Werkbuch. Kontrast, Zürich 2005, ISBN 978-3-906729-37-4.
- Mit Veronika Sellier, Beat Schläpfer (Hrsg.): Verlust der Unverkennbarkeit – Handschrift und Crossover in den Künsten (= Publikationsreihe Organ, Ausgabe 1). Interact Verlag, Luzern 2008, ISBN 978-3-906413-60-0.
- Silvia Henke (Hrsg.): Frauen und Männer auf der Kunstlaufbahn. Ein Forschungsbericht zur sozialen Situation von Abgängerinnen und Abgängern der Kunsthochschule Luzern (= Publikationsreihe Organ, Ausgabe 3). Interact Verlag, Luzern 2008, ISBN 978-3-906413-74-7.
- Mit Nika Spalinger, Isabel Zürcher (Hrsg.): Kunst und Religion im Zeitalter des Postsäkularen. Ein kritischer Reader. Transcript Verlag, Bielefeld 2012, ISBN 3-8394-2040-7.
- Was heisst künstlerisches Denken? (= Kunstpädagogische Positionen, 33). Lüdke, Hamburg 2014, ISBN 978-3-943694-11-6.
- Mit Alexandra d’Incau: Kunstunterricht in der postmigrantischen Gesellschaft. Ein Reader mit Unterrichtsbeispielen. BoD, Norderstedt 2017, ISBN 978-3-7448-1076-0.
- Mit Wolfgang Brückle, Marie-Louise Nigg (Hrsg.): Handwerker, Visionäre, Weltgestalter. Nummer 7. Hochschule Luzern, 2017, ISBN 978-3-033-06193-4.
- Mit Dieter Mersch, Nicolaj van der Meulen, Thomas Strässle, Jörg Wiesel: Manifest der künstlerischen Forschung. Diaphanes Verlag, Berlin/Zürich 2020, ISBN 978-3-0358-0220-7 (englischsprachiger Teil), ISBN 978-3-0358-0290-0 (deutschsprachiger Teil).
- Mit Dieter Mersch, Nicolaj van der Meulen, Thomas Strässle, Jörg Wiesel (Hrsg.): Praktiken ästhetischen Denkens. 9 Essays zur Neuverhandlung von Kunst und Ästhetik. transcript Verlag, Bielefeld 2023, ISBN 978-3-8376-7088-2.
Aufsätze
BearbeitenKultur-, Kunst- und Medienanalysen; Essays zu ästhetischer Bildung, Kunst und Religion, feministischer Pornographie sowie Literaturstudien und Rezensionen.
Weblinks
Bearbeiten- Researchgate.net: Silvia Henke
- Orcid.org: Silvia Henke
- Website von Silvia Henke
- Frauen und Männer auf der Kunstlaufbahn: Forschungsbericht zur Situation von Abgängerinnen und Abgängern der Kunsthochschule Luzern 1990–2005. Video Buchvernissage 2009.
- Praktiken ästhetischen Denkens, eine interaktive Website, 2021
- Müssen wir da durch? Führung durch die Ausstellung von Roman Sonderegger im Rehmann Museum, Laufenburg, 2021.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Weibliche Existenz in Briefen – zur Briefpoetik von Rahel Levin Varnhagen. Lizenziatsarbeit, Universität Basel 1990.
- ↑ Fehl am Platz. Studien zu einem kleinen Drama im Werk von Alfred Jarry, Else Lasker-Schüler, Marieluise Fleisser und Djuna Barnes. Königshausen & Neumann, Würzburg 1997, ISBN 978-3-8260-1377-5.
- ↑ Profil Silvia Henke auf der Website der Hochschule Luzern
- ↑ Mit Sabina Mohler (Hrsg.): Wie es ihr gefällt: Wissenschaft, Künste & alles andere. Kore Verlag, Freiburg i.Br. 1991, ISBN 3-926023-29-5.
- ↑ Publikationsreihe Organ der Hochschule Luzern
- ↑ Künstlerresidenz L'arc Romainmôtier (PDF, 2007, 6,9 MB, abgerufen am 1. Juli 2024)
- ↑ Der Band zur Tagung: Silvia Henke, Beat Schläpfer, Veronika Sellier (Hrsg.): «Und er sah, dass es gut war...» Zur Frage der Qualität in der Kultur. Publikationsreihe Organ, Ausgabe 4. Interact Verlag, Luzern 2010, ISBN 978-3-906413-75-4.
- ↑ Unordnung der Geschlechter im Feld der Pornografie: z.B. Virginie Despentes, Cathérine Breillat und Almudena Grandes. In: Entfesselung des Imaginären? Zur neuen Debatte um Pornografie. Freiburger Frauen Studien 15, 2004, ISBN 3-928013-31-9, S. 219–236. doi:10.25595/1727. Und:«Ich nehme an, es kann befremdlich wirken.» Über Möglichkeiten und Unmöglichkeiten feministischer Pornographie. In: Katharina Baisch, Marianne Schuller et al. (Hrsg.): Gender revisited. Subjekt- und Politikbegriffe in Kultur und Medien. J.B. Metzler Verlag, Stuttgart 2002, ISBN 3-476-45298-0, S. 207–228.
- ↑ Mit Nika Spalinger, Isabel Zürcher (Hrsg.): Kunst und Religion im Zeitalter des Postsäkularen. Ein kritischer Reader. Transcript Verlag, Bielefeld 2012, ISBN 3-8394-2040-7.
- ↑ Mit Alexandra d’Incau: Kunstunterricht in der postmigrantischen Gesellschaft. Ein Reader mit Unterrichtsbeispielen. Norderstet, BoD 2017, ISBN 978-3-7448-1076-0.
- ↑ Website der Forschungskooperation Schweizerischer Kunsthochschulen
- ↑ Zum Beispiel. Ästhetische Bildung in der Lehre. In: Silvia Henke, Dieter Mersch, Nicolaj van der Meulen, Thomas Strässle, Jörg Wiesel (Hrsg.): Praktiken ästhetischen Denkens. 9 Essays zur Neuverhandlung von Kunst und Ästhetik.Open Access Transcript Verlag, Bielefeld 2023, ISBN 978-3-8376-7088-2, S. 101–120. Und: Transformative Kräfte und ästhetische Bildung in zeitgenössischer Kunst. In: Martin Kirschner, Isabelle Stauffer, Alexis Fritz (Hrsg.): Transformationen in Zeiten religiöser und gesellschaftlicher Umbrüche. Dieselbe Welt und doch alles anders. Nomos Verlag, Baden-Baden 2022, ISBN 978-3-7489-2875-1, S. 325–344.
- ↑ «Aus einem Haufen Elend ein Sujet machen?» Annemarie Schwarzenbachs Fotografien im Spannungsfeld von Rassismus und Aufklärung. In: Sofie Decock (Hrsg.): Inside out. Textorientierte Erkundungen des Werks von Annemarie Schwarzenbach. Aisthesis Verlag, Bielefeld 2008, ISBN 978-3-89528-697-1, S. 211–240. Und: Die Möglichkeit eines Zeichens. Annemarie Schwarzenbachs Beitrag zur Untersuchung von Kultur. In: Mirella Carbone (Hrsg.): Annemarie Schwarzenbach: Werk, Wirkung, Kontext. Aisthesis Verlag, Bielefeld 2010, ISBN 978-3-89528-796-1, S. 219–234.
- ↑ Verglaste Texte. Zur Wirklichkeit des Junggesellenmythos bei Alfred Jarry, Hermann Burger und Martin R. Dean. In: Beate Ochsner (Hrsg.): Jarry: Le Monstre 1900 / Jarry: Das Monster 1900, Shaker Verlag, Aachen 2002, ISBN 978-3-8322-0809-7, S. 121–139.
- ↑ Hermann Burger: Hokuspokus, Abracadabra, Simsalabim - oder wie aus nichts etwas anfängt. In: Hubert Thüring, Corinna Jäger-Trees, Michael Schläfli (Hrsg.): Anfangen zu schreiben. Ein kardinales Moment von Textgenese und Schreibprozess im literarischen Archiv des 20. Jahrhunderts. (Zur Genealogien des Schreibens, Bd. 11). Wilhelm Fink Verlag, München 2009, ISBN 978-3-7705-4733-3, S. 109–126.
- ↑ Ich sehe mich – Spiegel-Drama des Schriftstellerwerdens. In: Paul Nizon, Quarto, Zeitschrift des Schweizerischen Literaturarchivs (SLA) Nr. 47. Editions Slatkine, Bern/Genf 2019, ISBN 978-2-05-102852-3, S. 273–286. ISSN 1023-6341
- ↑ Unruhe des ersehnten Horizonts. Narrative des Südens in der Prosa von Gertrud Leutenegger. In: Corinna Jäger-Trees, Hubert Thüring (Hrsg.): Blick nach Süden. Literarische Italienbilder aus der deutschsprachigen Schweiz. Schweizer Texte, Neue Folge, Bd. 55. Chronos Verlag, Zürich 2019, ISBN 978-3-0340-1542-4, S. 273–286.
- ↑ Keine Frauen aus Fleisch und Blut? Extravagante Weiblichkeit in Dürrenmatts Groteske «Grieche sucht Griechin». In: Lucas Marco Gisi, Irmgard M. Wirtz (Hrsg.): Wirklichkeit als Fiktion - Fiktion als Wirklichkeit: neue Perspektiven auf Friedrich Dürrenmatt. Wallstein Verlag, Göttingen 2024, ISBN 978-3-8353-5623-8, S. 353–366. doi:10.5771/9783835385931
- ↑ Silvia Henke im Kontertext-Autorenregister
Personendaten | |
---|---|
NAME | Henke, Silvia |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Literatur- und Kulturwissenschaftlerin und Publizistin |
GEBURTSDATUM | 11. September 1962 |
GEBURTSORT | Basel |