Simon Veit (* 25. Mai 1754 in Berlin; † 1. Oktober 1819 ebenda[1]) war ein Berliner Kaufmann und Bankier.

Johannes Veit: Porträt Simon Veit, 1809–1810 Öl auf Leinwand, 63 cm × 49 cm; Jüdisches Museum Berlin, Schenkung von Gershon und Loretta Konirsch, Foto: Kai-Annett Becker

Sein Vater Juda Veit war Baumwollfabrikant. Simon gründete 1780 zusammen mit seinen Brüdern Salomon (1751‒1827) und David (1753‒1835) das Bankhaus Gebrüder Veit. Der Großvater väterlicherseits war Kurhessischer Landrabbiner in Witzenhausen, der mütterliche Großvater Gründer der ersten Samtfabrik in Preußen. Er entstammte einer der fünfzig jüdischen Familien, die im 17. Jahrhundert aus Wien vertrieben worden waren und sich auf Einladung des Großen Kurfürsten in Brandenburg niederließen. Die Familie gehörte zur jüdischen Oberschicht und besaß einen der raren Schutzbriefe, die auch den Nachkommen das Aufenthaltsrecht gewährten (Generalprivilegierte). Bekannt ist Simon Veit vor allem als erster Ehemann von Brendel Mendelssohn (1764–1839), der späteren Dorothea Schlegel, und als Vater der berühmt gewordenen Söhne Johannes und Philipp Veit. Moses Mendelssohn hatte den Gatten für seine Tochter ausgewählt, er schätzte Simon Veit, der auch an seinen „Morgenstunden“ teilnahm, und der, da er den Schutzbrief hatte, der Tochter Sicherheit bieten konnte.

Simon Veit und Brendel Mendelssohn wurden 1778 verlobt und heirateten 1783. Brendel gebar vier Kinder, von denen zwei überlebten: 1790 wurde Jonas, 1793 Philipp geboren. Beide konvertierten wie ihre Mutter zum Katholizismus und wurden als Maler (Nazarener) berühmt. Nach fast sechzehn Jahren unglücklicher Ehe ließ sich Brendel 1799 scheiden und lebte erst in wilder, dann in protestantischer und schließlich in katholischer Ehe mit Friedrich Schlegel. Simon Veit behielt den älteren Sohn, Jonas (später Johannes) bei sich. Philipp, der zunächst bei der Mutter aufwuchs, zog mit 15 Jahren zum Vater. Simon Veit ist nicht konvertiert, er hat sich, angeregt von seinen Söhnen und seiner geschiedenen Frau, für deutsche Literatur und Kunst interessiert. Sowohl seine Ex-Frau wie auch die Söhne wurden zeit seines Lebens von ihm finanziell unterstützt. Er war Mitglied der Börsencorporation, unterstützte die Vorschläge David Friedländers zur Neuorganisation des jüdischen Gottesdienstes, unterstützte arme Verwandte und nichtjüdische Arme. Nach Moses Mendelssohns Tod war Simon Veit Berater und Beistand von dessen Ehefrau Fromet; ein aufgeklärter, toleranter jüdischer Kaufmann und Wohltäter.

Siehe auch

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Veit (Berliner Familie)

Literatur

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  • Heinrich Graetz: Geschichte der Juden von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Aus den Quellen neu bearbeitet, 11 Bände, 1853–1875
  • Felix Gilbert (Hrsg.): Bankiers, Künstler und Gelehrte. Unveröffentlichte Briefe der Familie Mendelssohn aus dem 19. Jahrhundert. Tübingen 1975, ISBN 3-16-836362-6
  • Sebastian Hensel (Hrsg.): Die Familie Mendelssohn 1729–1847.Frankfurt/M. 1995, ISBN 978-0-543-92228-1
  • Juden in Preußen. Ein Kapitel deutscher Geschichte. Dortmund 1981
  • Carola Stern: Ich möchte mir Flügel wünschen. Das Leben der Dorothea Schlegel. Reinbek 1993
  • Thomas Lackmann: Das Glück der Mendelssohns, Geschichte einer deutschen Familie. Berlin 2005.
  • Hazel Rosenstrauch: Simon Veit. Der missachtete Mann einer berühmten Frau. Persona Verlag, Mannheim 2019, ISBN 978-3-924652-44-9. (Inhaltsverzeichnis)
  • Hazel Rosenstrauch: Simon Veit, der missachtete Mann einer berühmten Frau. In: Jüdische und christliche Intellektuelle in Berlin um 1800. Freundschaften, Partnerschaften, Feindschaften. Hannover 2021 (Inhaltsverzeichnis), ISBN 978-3-86525-825-0, S. 225‒246.
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Nachweise

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  1. Todesanzeige in Berlinische Nachrichten Von Staats- und gelehrten Sachen vom 7. Oktober 1819, 1. Beilage, 4. Seite.