Sinoxylon perforans

Art der Gattung Sinoxylon

Sinoxylon perforans ist ein Käfer aus der Familie der Bohrkäfer. Die hauptsächlich in afrikanisch-indischen und asiatischen Regionen verbreitete Gattung Sinoxylon ist in Europa nur mit fünf Arten vertreten.[1] Die Art kommt in weiten Teilen Europas vor, ist aber eher selten. Da sie auch in Weinbergen schädlich werden kann, trägt sie den deutschen Namen Rebendreher.

Sinoxylon perforans

Sinoxylon perforans

Systematik
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Käfer (Coleoptera)
Familie: Bohrkäfer (Bostrichidae)
Gattung: Sinoxylon
Art: Sinoxylon perforans
Wissenschaftlicher Name
Sinoxylon perforans
(Schrank, 1789)

Bemerkungen zum Namen

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Der Käfer wurde 1789 (nicht wie häufig fälschlich angegeben 1798) von Schrank erstmals als Bostrichus perforans beschrieben.[2] Der Namensteil perforans ist aus dem Lateinischen entnommen und bedeutet „durchlöchernd“.[3] Vermutlich bezieht sich der Name durchlöchernd auf seine holzbohrende Tätigkeit. Der Gattungsname Sinoxylon leitet sich aus altgriechisch σίνος sinos, deutsch ‚Beschädigung‘ und ξύλον xýlon, deutsch ‚Holz‘ her und bezieht sich darauf, dass die Larven im Holz leben und es dabei beschädigen.[4]

Der Name Rebendreher umschreibt das Schadensbild, das der Käfer an Weinreben verursacht: Durch ein annähernd ringförmiges Benagen der Triebe werden diese leicht durch den Wind auf der Höhe der Schädigung abgedreht.

Der Käfer wurde noch mehrmals unter anderen Namen beschrieben, weshalb man in der Literatur die Synonyme muricatus (Olivier 1790[5]) bidentatum (Rossi 1790[6]) und bispinosa (Kollar 1850[7]) findet. Die Namen beziehen sich sämtlich auf die Ausgestaltung des Flügeldeckenabsturzes, muricatus bedeutet stachelig, bidentatum zweizähnig, und bispinosa zweistachelig.

Beschreibung des Käfers

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Abb. 1: zwei Aufsichten
   
Abb. 2: Fühler Abb. 3: Schema Aufsicht[8]
   
 
Abb. 4: Flügeldeckenabsturz; oben links Schema
von schräg hinten[8], oben rechts seitlich, unten
von hinten: blau: Querschnitt untere Beule, grün:
Querschnitt Zähnchen, gestrichelte weiße Linie
zur Verdeutlichung der Lagebeziehungen

Die Käfer sind wie Borkenkäfer kurz walzig gebaut mit einem Absturz am Ende der Flügeldecken, der bei Sinoxylon nicht scharf begrenzt ist und an dessen Seite mehrere Beulen entspringen. Die unterste Beule ist hörnchenartig ausgeprägt und bildet mit zwei näher der Naht liegenden Auswüchsen des Flügeldeckenabsturzes vier zahnartige Erhebungen. Die Käfer werden fünf bis acht Millimeter lang. Kopf und Halsschild sind glänzend schwarz, die Flügeldecken sind dunkel rotbraun bis fast schwarz.

Der Kopf ist von oben nicht frei sichtbar, sondern unter dem vorn stark geriffelten Halsschild verborgen. Auf der Stirne befindet sich ein Büschel schmutzig gelblicher Haare. Die zehngliedrigen Fühler (Abb. 2) enden in einer dreigliedrigen Keule, die Keulenglieder sind lamellenartig seitlich verlängert und die Fühler erinnern an die Fühler einiger Blatthornkäfer. Die kurzen Kiefer sind an der Spitze breit abgeschnitten und in der Ruhestellung aneinandergelegt geschlossen. Die Oberlippe trägt einen goldfarbenen Wimpernsaum. Die Augen sind klein und nach hinten vorstehend.

Der Halsschild ist stark gewölbt mit abgerundeten Hinterecken. Er ist grob gekörnelt, am Vorderrand sind die Körner beiderseits stachelig hervorstehend.

Das Schildchen ist klein und dreieckig, hinten abgerundet (Abb. 3).

Die Flügeldecken sind doppelt gerandet, hinten ist der doppelte Rand als Rinne ausgebildet (Abb. 4 oben links). Sie sind unregelmäßig fast runzelig punktiert, nach hinten wird die Punktierung grober. Am Absturz (Abb. 4) sitzen außen je drei Beulen, von denen nur die unterste auffällig groß ist (in Abb. 4 Querschnitt blau). Weiter innen und höher als diese (Lagebeziehung in Abb. 4 unten durch weiß gestrichelte Linie verdeutlicht) sitzen zwei im Querschnitt querovale (in Abb. 4 Querschnitt grün) Zähnchen. (Bei Sinoxylon sexdentatum ist der Querschnitt der Zähnchen rund und diese sitzen auf gleicher Höhe wie die unteren Beulen.) Die Flügeldecken sind grau überwiegend nach hinten liegend behaart, auf dem Absturz ist die Behaarung kürzer und zur Naht hin liegend. Die Tarsen sind alle fünfgliedrig, das erste Glied ist jedoch kaum sichtbar. Es ist sehr kurz, das zweite ist lang, länger als das dritte und vierte gemeinsam. Die Schienen enden mit zwei Dornfortsätzen, die inneren Dornfortsätze der Mittel- und Hinterschienen erreichen die Mitte des zweiten Tarsengliedes. sind nicht kürzer als das zweite sichtbare (dritte) Tarsenglied.

Die Hinterhüfthöhlen sind vollständig und deutlich gerandet.[8][9]

Biologie

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Man findet den wärmeliebenden Käfer meist in Eichenwäldern und im trockenen Holz der Weinreben. Die Larven entwickeln sich in verschiedenen Eichen-Arten, in Feigenbäumen, Edelkastanien, Tamarisken, Robinien und Weinreben.[9] Möglicherweise erfolgte der Wirtswechsel auf Reben, als in Weingärten Stickel aus Eichenholz eingesetzt wurden. Über die Entwicklung in Reben wird berichtet: Der Käfer erscheint im März – April und fliegt nach Einbruch der Dunkelheit. Er bohrt einen flach spiralig ansteigenden, fast ringförmigen Gang. Die Einbohrlöcher finden sich an Stelle einer Knospe in einjährigem Holz. Sie sind kreisrund mit einem Durchmesser von drei bis dreieinhalb Millimetern. Diese Gänge enthalten kein Genagsel. In ihnen findet nahe hinter dem Eingang in einem etwas erweiterten Abschnitt die Paarung statt. Von diesem Gang aus legt das Weibchen nach oben parallel zur Achse des Triebes eine mehrere Zentimeter lange Abzweigung an, in der sie die Eier ablegt. Danach verlässt sie den Gang und bohrt an einem anderen Trieb nochmals einen Gang, in dem sie einige weitere Eier ablegt. Die Rebe stirbt oberhalb dieses ringförmigen Ganges ab. Die Larven bohren der Länge nach leicht geschlängelte und mit Bohrmehl gefüllte Gänge sowohl durch dünnere, als auch durch dickere Reben, anfangs im Splintholz, später dringen sie tiefer ins Holz ein und zerstören dies völlig. Der junge Käfer schlüpft im Herbst und überwintert in der Puppenwiege.[10][11][12][13]

Verbreitung

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Der Käfer kommt von Europa und Asien vor. Im Einzelnen werden die Länder Albanien, Armenien, Aserbaidschan, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Georgien, Griechenland, Israel, Italien, Jugoslawien, Kroatien, Nordmazedonien, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Russland, Schweiz, Slowakei, Slowenien, Spanien, Syrien, Tschechien, Türkei, Turkmenistan, Ukraine, Ungarn und Zypern genannt.[1]

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. a b Sinoxylon perforans bei Fauna Europaea abgerufen am 30. Oktober 2020
  2. Franz von Paula Schrank: Entomologische Beobachtungen in Der Naturbeobachter 24. Stück, Halle 1789 S. 64 Bostrichus perforans
  3. Sigmund Schenkling: Erklärung der wissenschaftlichen Käfernamen (Art)
  4. Sigmund Schenkling: Erklärung der wissenschaftlichen Käfernamen (Gattung)
  5. Guillaume-Antoine Olivier: Encyclopedie methodique - Histoire naturelle – Insectes Band V S. 110 Nr 12. Bostrichus muricatus in der Google-Buchsuche, drei Fotos online bei Linnean Society London
  6. Petrus Rossius: Fauna Etrusca ... 1. Band, Libornum (Livorno) 1790 S. 38 Nr. 92 Bostrichus bidentatus
  7. Kollar: Über einen bisher noch nicht beobachteten Feind des Weinstockes: die Apathe bispinosa Oliv. in Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften IV. Band, Wien 1950 Sitzung vom 18. April 1850 S. 380 Apate bispinosa
  8. a b c Pierre Lesne: Supplément au Synopsis des Bostrichides paléarctiques in L'Abeille – Journal d'entomologie Band XXX Paris 1900–1906 Tafel IV Fig. 100 und Fig. 101
  9. a b Pierre Lesne: Revision de la famille des Bostrichides – 5. Sinoxylinae in Annales de la Société entomologique de France Band LXXV Paris 1906 Schlüssel für die Arten, Nr, 57 und Beschreibung der Art
  10. P. F. Gredler: Der Rebendreher, sein Aussehen und seine Lebensweise in Oenologischer Jahresbericht herausgegeben von Dr. C. Weigelt, 5. Jahrgang 1882, Cassel 1884 S. 57, Rebendreher in der Google-Buchsuche
  11. Gustav Henschel: Die Insecten-Schädlinge in Ackerland und Küchengarten Leipzig, Wien 1890 S. 163, Rebendreher in der Google-Buchsuche
  12. Frediani: Ricerche morfo-biologiche sul Sinoxylon perforans in Bolletino del laboratorio entomologia agraria Filippo Silverstri 19 1- 52 (1961)
  13. A. W. Freiherr von Babo, E. Mach: Handbuch des Weinbaues und der Kellerwirtschaft 1. Band, 2. Auflage Berlin 1893 S. 751, Nr. 23 in der Google-Buchsuche
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Commons: Sinoxylon perforans – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien