Sisters (Verein)
Sisters – für den Ausstieg aus der Prostitution! e. V., kurz SISTERS e. V., ist ein gemeinnütziger Verein. Die nichtstaatliche Organisation setzt sich für den Ausstieg aus der Prostitution ein. Sie hat ihren Sitz in Stuttgart.
SISTERS – für den Ausstieg aus der Prostitution! e. V. | |
---|---|
Rechtsform | eingetragener Verein |
Gründung | 2015 |
Gründer | Sabine Constabel |
Sitz | Stuttgart |
Geschäftsstelle | Johannesstraße 13, 70176 Stuttgart |
Zweck | Interessensvertretung für den Ausstieg aus der Prostitution |
Schwerpunkt | unterstützt, begleitet und berät Frauen beim Ausstieg aus der Prostitution |
Vorsitz | Sabine Constabel |
Mitglieder | 498 (2021) |
Website | sisters-ev.de |
Geschichte und Ziele des Vereins
BearbeitenDer Verein wurde 2015 von der Stuttgarter Sozialarbeiterin Sabine Constabel zusammen mit der damaligen Vorsitzenden der SPD Baden-Württemberg Leni Breymaier[1] und anderen Frauen gegründet. Auch die ehemalige Prostituierte Huschke Mau[2] und die emeritierte Professorin für Frauen- und Geschlechterfragen an der Evangelischen Hochschule in Ludwigsburg Monika Barz waren im Verein aktiv.[3] 2017 hatte der Verein nach einem Bericht der Zeitschrift Emma 232 Mitglieder.[4]
Der bundesweit tätige Verein[5] hilft vor allem solchen Mädchen und Frauen beim Ausstieg, die sich gegen ihren Willen prostituieren; dies sind meist Ausländerinnen, die in der Zwangs- und Armutsprostitution gefangen sind. Er gewährt betroffenen Frauen finanzielle Unterstützung, etwa um eine Bleibe für den Übergang zu erhalten,[6][7] betreibt Öffentlichkeitsarbeit und informiert darüber, was es seiner Ansicht nach für Frauen bedeutet, sich prostituieren zu müssen.[8] Der Verein fordert strengere Gesetze gegen Zuhälter und Menschenhändler[9] und ist seit 2018 Mitglied des Interessenverbandes CAP international (Coalition for the Abolition of Prostitution).[10]
Kontroversen
BearbeitenDer Verein sieht sich Vorwürfen ausgesetzt, transfeindlich[11] und antifeministisch[12] zu sein. 2022 protestierte eine Gruppe namens Sex Worker Action Group gegen eine Veranstaltungsreihe der Berliner Ortsgruppe von Sisters und forderte den Veranstaltungsort „Nachbarschaftshaus Urbanstraße e. V.“ zur Absage auf. Ihrer Auffassung nach handelte es sich bei den dort Vortragenden um „selbsterklärte ‚Prostitutionsgegner_innen‘, einschließlich christlicher Fundamentalist_innen, Rassist_innen und Transfeinde“, die „über Sexarbeitende hinweg sprechen und für weitere Kriminalisierungen von Sexarbeit werben“. Die Veranstaltung fand an einem anderen Ort statt.[12] Der Fachschaftsrat Sozialwissenschaften der Ruhr-Universität Bochum sagte im April 2023 den geplanten Vortrag einer ehemaligen Prostituierten von Sisters kurzfristig ab[13] und verwies in seiner Begründung[11] darauf, sich „profeministisch“ zu verstehen und sich „seit jeher gegen Rassismus und Transfeindlichkeit“ zu positionieren.
Auszeichnung
Bearbeiten- 2018: Barbara-Künkelin-Preis der Stadt Schorndorf für Sabine Constabel und Sisters e. V.[1][14]
Literatur
Bearbeiten- Carina Angelina, Stefan Piasecki, Christiane Schurian-Bremecker (Hrsg.): Prostitution heute: Befunde und Perspektiven aus Gesellschaftswissenschaften und Sozialer Arbeit. Tectum Wissenschaftsverlag, Baden-Baden 2018, ISBN 978-3-8288-4106-2.
- Carolien Schröder: Der Umgang mit Prostitution in ausgewählten europäischen Ländern. Ein Vergleich anhand politischer und gesellschaftlicher Aspekte. GRIN Verlag, München 2018, ISBN 978-3-668-65073-2.
Weblinks
Bearbeiten- sisters-ev.de – offizielle Website (deutsch, englisch)
- Armutsprostituierte aus Osteuropa: Eine Frau für fünf Euro. In: Deutschlandfunk Kultur. 9. März 2020 .
- Eintrag im Lobbyregister des Deutschen Bundestages
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b Sabine Constabel ausgezeichnet. In: Mitteilungsblatt „Schorndorf aktuell“. Stadt Schorndorf, 15. März 2018, abgerufen am 24. April 2019.
- ↑ Alle Freier sind Täter. In: Süddeutsche Zeitung. 21. Mai 2016, abgerufen am 24. April 2019.
- ↑ Norbert Leister: Pionierin der Frauen- und Lesbenbewegung. In: swp.de. 2. Mai 2018, abgerufen am 9. September 2023.
- ↑ Wenn die ZEIT investigativ recherchiert. In: emma.de. 1. August 2017, abgerufen am 31. August 2022.
- ↑ Appell an den Landtag: Verein fordert mehr Prostituiertenschutz. In: stuttgarter-zeitung.de. 24. Oktober 2017, abgerufen am 31. August 2022.
- ↑ Justine Schuchardt: Sabine Constabel hilft Frauen beim Ausstieg aus der Prostitution. Diakonie Deutschland, 6. Juli 2018, abgerufen am 24. April 2019.
- ↑ Uschi Götz: Mindestens sieben Freier pro Tag. In: deutschlandfunk.de. 15. Oktober 2015, abgerufen am 31. August 2022.
- ↑ Katharina Kutsche: „Ich habe viele Albträume von Männerhand erlebt“. In: sueddeutsche.de. 20. Juni 2016, abgerufen am 9. September 2023.
- ↑ Wir haben in Deutschland einen legalisierten Sklavinnenmarkt. In: stuttgarter-zeitung.de. 18. April 2018, abgerufen am 18. April 2018.
- ↑ Meet the coalition – CAP International. CAP International, abgerufen am 24. April 2019 (englisch).
- ↑ a b Stefan Laurin: Ruhr Uni Bochum: Veranstaltung von Feministinnen abgesagt, weil sie von der Existenz zweier biologischer Geschlechter überzeugt sind. In: Ruhrbarone. 21. April 2023, abgerufen am 9. September 2023.
- ↑ a b Janina Mainzer: „Nicht die erste Kampagne“. In: Jungle World. 15. September 2022, abgerufen am 9. September 2023.
- ↑ Chantal Louis: Gecancelt wegen „Transfeindlichkeit“. In: emma.de. 6. Mai 2023, abgerufen am 9. September 2023.
- ↑ Barbara-Künkelin-Preis 2018 an Sabine Constabel. In: kuenkelinpreis.de. Stadt Schorndorf, 24. April 2019, archiviert vom am 24. April 2019; abgerufen am 31. August 2022.