Skutarisee
Der Skutarisee (auch Shkodrasee oder Skadarsee; albanisch Liqen/-i i Shkodrës, serbisch und montenegrinisch Скадарско језеро Skadarsko Jezero, historisch auch italienisch Lago di Scutari) ist der größte See der Balkanhalbinsel und der größte See Südeuropas. Die hier verwendete Bezeichnung hat der See nach dem früher verwendeten italienischen Namen der an der Südostspitze des Sees gelegenen albanischen Stadt Shkodra (serbisch/montenegrinisch Скадар/Skadar). Der See liegt im Grenzgebiet zwischen Montenegro und Albanien, der montenegrinische Anteil an der Fläche des Sees ist etwas größer als der albanische. Nach Südwesten ist er durch das bis zu 1600 Meter hohe Gebirge Rumija von der nur 20 Kilometer entfernt liegenden Adria getrennt, während sich an der Nordostseite ein weit gedehntes, teilweise versumpftes Flachland anschließt.
Skutarisee | ||
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Albanisches Ostufer nördlich von Shkodra | ||
Geographische Lage | Albanien Montenegro | |
Zuflüsse | Morača u. a. | |
Abfluss | Buna/Bojana | |
Daten | ||
Koordinaten | 42° 10′ N, 19° 19′ O | |
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Höhe über Meeresspiegel | 7 m | |
Fläche | 370–530 km² | |
Länge | 48 km | |
Breite | 14 km | |
Maximale Tiefe | 44 m | |
Mittlere Tiefe | 7 m | |
Besonderheiten |
größter See der Balkanhalbinsel |
Geographie
BearbeitenDer Skutarisee ist 48 Kilometer lang und bis 14 Kilometer breit. Er liegt in einem tektonisch entstandenen Polje und ist 368 km² groß (davon 219 km² in Montenegro und 149 km² in Albanien).[1] Der Wasserspiegel des Sees schwankt stark, je nach Jahreszeit um bis zu fünf Meter. Dies führt ebenfalls zu einem starken Schwanken der Oberfläche zwischen 370 km² und 540 km² bei Hochwasser nach der Schneeschmelze. Die durchschnittliche Höhe über dem Meeresspiegel beträgt sieben Meter. Die Wassertiefe beträgt häufig nur fünf bis neun Meter. Einige unterirdische Quellen, auch Augen genannt, aus denen der See unter anderem gespeist wird, sind bis zu 44 Meter tief. Als Kryptodepression liegt der Seegrund teilweise unterhalb des Meeresspiegels.
Der Hauptzufluss ist die Morača auf montenegrinischer Seite, sie speist den See zu 60 Prozent. Der Abfluss zur Adria ist die Buna (albanisch; serbisch Bojana), die fast auf ihrer gesamten Länge die Grenze zwischen Albanien und Montenegro markiert.
Entlang des südwestlichen, montenegrinischen Ufers liegen einige kleine Inseln wie Beška, Moračnik, Starčevo oder Grmožur, auf denen sich verschiedene kleine Kirchen und Burgruinen befinden. Etwa in der Mitte des Nordostufers befindet sich ein schmaler Arm, der rund 15 Kilometer weit ins Land hineinreicht, in Albanien Bucht von Hoti (albanisch Gjiri i Hotit) genannt.
Das Ost- und Nordufer sind meist flach und schwer zugänglich. Am steileren Südwestufer finden sich diverse Orte: Virpazar im Norden, südlich davon Godinje, Bobovište und Ckla, jenseits der Grenze Zogaj und Shiroka.
Geologische Evolution
BearbeitenAnders als der tektonisch entstandene und geologisch alte Ohridsee ist der Skutarisee geologisch sehr jung. Seine heutige Form hat sich mehr oder weniger erst innerhalb der letzten 18.000 Jahre eingestellt. Während der Eiszeit waren alle umliegenden Gebirge teilweise stark vergletschert. Daher war der See auch während der Eiszeiten stark abhängig vom glazialen Abflussregime der damaligen Flusssysteme. Auch heute speisen die Zuflüsse des Dinarischen Hochgebirges den Skutarisee. Dabei ist die Wasserzufuhr durch die Verkarstung der Landschaft sehr komplex. Selbst unterirdische Quellen gehören mit zum Speisungssystem, da einige Flussläufe wie die Cijevna teilweise im Untergrund verschwinden (siehe beispielsweise: Ponor).
Klima
BearbeitenDas Klima ist sub-mediterran geprägt. Neben milden und regenreichen Wintern, in denen die Temperatur kaum unter 5 °C sinkt, gibt es heiße und trockene Sommer mit Tageshöchsttemperaturen von über 40 °C. Die Wassertemperatur schwankt zwischen 7,3 °C im Winter und 27,2 °C im Sommer.
Flora und Fauna
BearbeitenDas Seebecken ist ein sensibles Ökosystem, das über 20 endemischen Tier- und Pflanzenarten eine Heimat bietet.[2]
Der Skutari-Wasserfrosch, der in der ganzen näheren Region vorkommt, wurde nach dem See benannt. Die Wasserfrösche werden für die Nahrungskette im See als wichtig eingestuft.[3]
Wichtig ist der Skutarisee als Rast- und Brutplatz für Zugvögel aus Nordeuropa. Sie überwintern am See oder nutzen ihn im Frühjahr auf ihrem Zug als Rastplatz. Der Krauskopfpelikan nistet seit 2014 wieder am Skutarisee.[4]
Der montenegrinische Teil des Skutarisees wurde 1983 zum Nationalpark erklärt und 1996 in die internationale Ramsar-Liste schützenswerter Feuchtgebiete aufgenommen. 2005 wurde auch der albanische Teil als Naturreservat unter Schutz gestellt.
Bilder
Bearbeiten-
Westliches Ende des Sees bei Rijeka Crnojevića
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Damm bei Virpazar und Mündungsgebiet der Morača
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Burg Grmožur
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Insel Beška
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Ausfluss in Shkodra
Siehe auch
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- V. Stevanović, V. Vasić (Hrsg.): Biodiverzitet Jugoslavije sa pregledom vrsta od međunarodnog značaja. Biološki fakultet, Belgrad
Weblinks
Bearbeiten- Die Region um den Skutarisee im Maßstab 1:200.000 – Karte aus dem Jahr 1904
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Niko Pano: Fjalor enciklopedik shqiptar. Hrsg.: Akademia e Shkencave e RPSSH. Tirana 1985, Stichwort Liqeni i Shkodrës, S. 626.
- ↑ The splendid Skadar Lake (Montenegro and Albania), surprises with new species of snails. In: Science Codex. 29. März 2013, abgerufen am 30. März 2013 (englisch): „These circumstances and the reported decline in endemic gastropod diversity should trigger efforts to save this sensitive lake ecosystem. The IUCN Red List of Threatened Species includes 21 endemic species from the Skadar Lake basin“
- ↑ Lake Shkoder Transboundary Diagnostics Analysis. (PDF; 7,4 MB) Final Report: Main Document. World Bank, 20. April 2006, abgerufen am 21. Juli 2013 (englisch).
- ↑ How Floating Nests May Save One of the World’s Largest Water Birds. In: Smithsonian Magazine. 7. Dezember 2015, abgerufen am 13. Dezember 2015 (englisch): „Thanks to the continued conservation efforts of this project, in 2014 Skadar Lake colony had its first successful breeding season in decades, only to be surpassed by this year’s results. Last year, 70 pelicans gave birth to 48 surviving chicks, the biggest number of surviving young in the 37 years since annual counts began.“