Sockelverteidigung

gemeinsames prozesstaktisches Vorgehen der Strafverteidiger mehrere gleichartig Beschuldigter

Als eine Sockelverteidigung wird in der Rechtswissenschaft ein gemeinsames prozessstrategisches Vorgehen der Strafverteidiger mehrerer Beschuldigter bezeichnet, gegen die in derselben Strafsache ermittelt wird. Sie kommt meist in Wirtschaftsstrafsachen oder bei Bandendelikten vor, wo die Beschuldigten ähnliche Interessen haben. Die Verteidiger tauschen alle Informationen aus und treffen gemeinsame Absprachen über das prozessuale Vorgehen. Im Bereich der Wirtschaftskriminalität ist es üblich geworden, dass ein Verteidiger vom betroffenen Unternehmen mit der Organisation der Sockelverteidigung beauftragt wird.

Grenze der Sockelverteidigung ist das individuelle Interesse des einzelnen Beschuldigten, dass sein Strafverteidiger das für ihn bestmögliche Ergebnis erzielt. Die Sockelverteidigung ist nicht gesetzlich geregelt. Die Strafprozessordnung untersagt in § 146 einem Verteidiger allerdings, „gleichzeitig mehrere derselben Tat Beschuldigte“ oder „gleichzeitig mehrere verschiedener Taten Beschuldigte“ zu verteidigen. Außerdem darf es durch die gemeinsame Verteidigung nicht zur Verdunkelung von Straftaten und zur Strafvereitelung kommen. Weitere Grenzen zieht das berufliche Standesrecht der Rechtsanwälte.

Literatur (Auswahl)

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  • Thomas Lampe: Sockelverteidigung. Konzeption und Umsetzung einer gemeinsamen, kollektiven Verteidigungsstrategie mehrerer Beschuldigter durch die Verteidigung im Lichte der §§ 146 StPO und 258, 356 StGB. In: Berichte aus der Rechtswissenschaft. Shaker, Aachen 1999, ISBN 978-3-8265-5776-7 (Zugl.: Augsburg, Univ., Diss., 1999).
  • Pfordte/Tsambikakis: § 17. Sockelverteidigung. In: Eckhart Müller, Reinhold Schlothauer, Matthias Schütrumpf, Gunter Widmaier (Hrsg.): Münchener Anwalts Handbuch Strafverteidigung. 3. Auflage. C.H.Beck, München 2022, ISBN 978-3-406-76372-4, S. 846–871.
  • Sandra Pellkofer: Sockelverteidigung und Strafvereitelung. In: Criminalia. Nr. 20. Lang, Frankfurt am Main und andere 1999, ISBN 978-3-631-34169-8 (Zugl.: München, Univ., Diss., 1998).
  • Sebastian Wagner: Der rechtliche Rahmen für kooperatives Verteidigungs- und Verteidigerverhalten in unternehmensbezogenen Strafverfahren. In: Deutsche Strafverteidiger: Schriftenreihe Deutsche Strafverteidiger e.V. Nr. 50. Nomos, Baden-Baden 2021, ISBN 978-3-8487-7944-4 (Dissertation, Universität Bayreuth, 2020).