Soghomon Tehlirian

armenischer Aktivist

Soghomon Tehlirian (auch Soromon Tehlerjan geschrieben, armenisch Սողոմոն Թեհլերեան; * 2. April 1897 in Pakaritsch (heute Çadırkaya) in der Nähe von Erzincan; † 23. Mai 1960 in San Francisco) war ein Armenier, der vor allem durch sein Attentat auf den früheren türkischen Innenminister Talât Pascha bekannt wurde.

Soghomon Tehlirian 1921

Das Attentat

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Tehlirian hatte während des Ersten Weltkrieges beim Völkermord an den Armeniern 85 Familienangehörige verloren.[1] Am 15. März 1921 erschoss er in der Hardenbergstraße in Berlin-Charlottenburg den vormaligen osmanischen Innenminister Talât Pascha, der als einer der Hauptverantwortlichen des Völkermords an den Armeniern gilt und deshalb in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden war.[1] Um einer Auslieferung als Kriegsverbrecher an die Alliierten zu entgehen, war Tâlat Pascha im Oktober 1918[2] mit deutscher Hilfe nach Berlin geflüchtet. Tehlirian handelte im Auftrag des geheimen armenischen Kommandos Operation Nemesis, das die Täter des Genozids an den Armeniern in Form einer Selbstjustiz verfolgte und tötete, da Deutschland eine Auslieferung der verurteilten Kriegsverbrecher des jungtürkischen Triumvirats verweigerte.[3]

Der Prozess in Berlin

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Im folgenden Prozess in Berlin sprach ein Geschworenengericht Tehlirian als „nicht schuldig“ frei, da das Gericht eine eingeschränkte Willensfreiheit des Angeklagten zum Zeitpunkt der Tat als möglich annahm und daher auf Unzurechnungsfähigkeit erkannte.[4][5] Medizinischer Gutachter war der Neurologe und Psychiater Richard Cassirer.[3][6]

Spätere Jahre

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Nach seinem Freispruch wanderte Tehlirian nach Belgrad im damaligen Jugoslawien aus, wo er die ebenfalls armenische und aus Erzincan stammende Anahit Tatikian heiratete. Dort lebte er bis 1950 und wanderte dann über Casablanca und Paris in die USA aus.[7]

Tehlirian starb 1960 an einer Hirnblutung in San Francisco. Begraben ist er auf dem Ararat-Friedhof in Fresno (Kalifornien).[2]

Literatur

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  • Armin T. Wegner: Der Prozeß Talaat Pascha – Stenographischer Bericht, Berlin 1921
  • Tessa Hofmann: Der Völkermord an den Armeniern vor Gericht – der Prozeß Talaat Pascha, Göttingen 1980 (Neuauflage von Wegners Werk)
  • Rolf Hosfeld: Operation Nemesis: Die Türkei, Deutschland und der Völkermord an den Armeniern, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2005, ISBN 3-462-03468-5.
  • Selef Ünal: Der Prozess gegen Salomon Teilirian – Das Talaat-Pascha-Attentat (Berlin, 2.–3. Juni 1921). Selbstverlag, Ankara, 2008
  • Tim Neshitov: Der Adler. In: Süddeutsche Zeitung Nr. 90 vom 20. April 2015, S. 3.
  • Gurgen Petrossian: Ein Strafverfahren als Ausgangspunkt der Entwicklung des Völkermordsbegriffes. In: Journal der juristischen Zeitgeschichte (JoJZG), Jg. 14 (2020), Heft 3, S. 93–100.
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Commons: Soghomon Tehlirian – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Soghomon Tehlirian und der Völkermord – Vor 94 Jahren: Der Rächer von Armenien tötete in Berlin. In: tagesspiegel.de. 20. April 2015, abgerufen am 19. Juni 2015.
  2. a b Julia Prosinger: Soghomon Tehlirian und der Völkermord: Der Rächer von Armenien tötete in Berlin. In: tagesspiegel.de. 24. April 2017, abgerufen am 31. Januar 2024.
  3. a b Hinrichtung auf offener Straße (Memento des Originals vom 28. April 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.arte.tv. Arte. 28. April 2015
  4. Hosfeld, Rolf/ Petrossian, Gurgen: „Der Prozess gegen Soghomon Tehlirjan, Deutschland 1919–1921“, in: Groenewold/ Ignor / Koch (Hrsg.), Lexikon der Politischen Strafprozesse, abgerufen am 24. April 2022.
  5. Der Mord in der Hardenbergstraße. In: Berliner Zeitung. 23. März 2015, abgerufen am 19. Juni 2015.
  6. Rolf Hosfeld: Ein Völkermordprozess wider Willen. In: lepsiushaus-potsdam.de. Abgerufen am 19. Juni 2015.
  7. The amazing story of the team of assassins who sought to avenge the Armenian genocide. In: businessinsider.com. 25. April 2015, abgerufen am 25. Juli 2017.