Solandra

Gattung der Familie Nachtschattengewächse (Solanaceae)

Solandra (ein deutschsprachiger Trivialname ist Goldkelch) ist eine Pflanzengattung in der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae). Die etwa zehn Arten kommen von Mexiko über Zentral- bis Südamerika sowie auf den westindischen Inseln vor. Selten wird der Goldkelch aufgrund der enthaltenen Tropanalkaloide als schamanische Trancedroge benutzt.

Solandra

Solandra maxima

Systematik
Kerneudikotyledonen
Asteriden
Euasteriden I
Ordnung: Nachtschattenartige (Solanales)
Familie: Nachtschattengewächse (Solanaceae)
Gattung: Solandra
Wissenschaftlicher Name
Solandra
Sw.

Beschreibung

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Solandra longiflora
 
Solandra maxima

Vegetative Merkmale

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Solandra sind verholzende Pflanzen, die meist als Strauch oder Liane wachsen oder gelegentlich auch epiphytisch auftreten. An großen Bäumen können lianenförmige Pflanzen eine Gesamtlänge von 7 bis 30 m erreichen. Es gibt sowohl unbehaarte als auch behaarte Vertreter, meist sind dann die Laubblätter und der Kelch behaart. Die Trichome sind einreihig, vielzellig, einfach oder verzweigt, gelegentlich sind sie drüsig, ihre Länge variiert zwischen 60 und 500 µm. Die Sprossachse besitzt eine stark gerunzelte Rinde, die gelegentlich mit vielen auffälligen Korkwarzen versehen ist. Das Mark ist stark ausgeprägt.

Die Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die Blattstiele sind meist 3 bis 5 cm (1 bis 6 cm) lang. Sie lederigen oder beinahe lederigen und glänzenden Blattspreiten sind bei einer Länge von selten 4 cm bis, meist 7,5 bis 17,5 cm sowie einer Breite von 2 cm bis, meist 4 bis 11 cm elliptisch, langgestreckt-elliptisch, eiförmig-elliptisch oder beinahe rund. Nach vorn hin sind die Blattspreiten spitz oder zugespitzt.

Die auffallenden und duftenden Blüten stehen endständig an 5 bis 17 mm langen, dicken Blütenstielen. Die zwittrigen Blüten sind fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf 2,5 bis 11 cm langen Kelchblätter sind röhrenförmig-glockenförmig verwachsen und der Kelch ist unregelmäßig zwei- oder fünfgelappt. Die Kelchlappen sind spitz und langgestreckt. Die leicht zygomorphe Krone ist trichterförmig oder kelchförmig, sie ist meist 13,5 bis 37 cm (selten auch nur 10 cm) lang und 4 bis 14 cm breit. Die Blütenkrone ist entweder weiß, gelb oder grün gefärbt und weist fünf bis zehn Längsstreifen auf, oder sie ist violett-blau oder gelblich-weiß mit einer violetten Mellierung. Die Kronlappen sind kurz, breit und etwas zurückgebogen, ihr Rand ist meist gewellt und unregelmäßig gekerbt-ausgefranst.

Die Staubblätter können über die Krone hinausstehen oder sich innerhalb der Krone befinden. Am Ansatzpunkt der Staubfäden in der Krone sind diese mit einfachen, einreihigen Trichomen behaart. Die Staubbeutel sind 6 bis 13 mm lang; gelegentlich weisen sie eine nahezu dreieckige Form auf und haben dann zum Zeitpunkt des Aufspringens eine Breite von etwa 2 bis 3 mm, ansonsten sind sie elliptisch und 4 bis 5 mm breit. Die Pollenkörner sind trizonocolporat und mit 17 bis 23 µm relativ klein. Die Pollenaußenwand (Exine) hat eine Stärke von etwa 1,5 µm, in den Bereichen der Pollenpole ist sie netzartig, zum Pollenäquator hin streifig. Die Narbe ist scheibenförmig-köpfchenförmig, eingedrückt und nur sehr leicht zweilappig.

Früchte und Samen

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Die lederigen Beeren sind bei einer Länge von 4 bis 6 cm sowie einem Durchmesser von 5 bis 6 cm abgeflacht kugelförmig, konisch, birnenförmig oder gerundet-eiförmig. Die Beeren sind bei Reife gelegentlich weißlich, süßlich und essbar. Der Kelch bleibt an der Frucht bestehen, springt jedoch auf. Die Samen haben eine Länge von 4 bis 6,5 mm und eine Breite von 2,5 bis 4 mm.

Inhaltsstoffe

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Die phytochemische Zusammensetzung ähnelt stark derer der Stechäpfel (Datura) und Duboisia. In allen Pflanzenteilen kommen diverse Tropanalkaloide vor, die eine zum Teil stark delirant halluzinogene Wirkung haben. Den größten Anteil haben dabei Atropin, Noratropin und (−)-Hyoscyamin. Daneben kommt eine Vielzahl von weiteren Alkaloiden vor: Littorin, Hyoscin, Norhyoscin, Tigloidin, 3α-Tigloyloxytropan, 3α-Acetoxytropan, Valtropin, Norhyoscyamin, Tropin, Nortropin, χ-Tropin und Cuskohygrin.

Der Alkaloidgehalt beträgt etwa 0,15 %, die höchste Konzentration wurde mit 0,64 % in der Wurzel von Solandra grandiflora gefunden. Im Gegensatz dazu wurde bei Solandra maxima die höchste Alkaloidkonzentration in den Früchten gefunden.[1]

Vorkommen

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Das Verbreitungsgebiet der Gattung Solandra erstreckt sich von Mexiko über die westindischen Inseln bis nach Peru, Bolivien und den Südosten Brasiliens, wobei Mexiko mit fünf Arten das Diversitätszentrum bildet. Die kletternden Solandra-Arten kommen in tropischen Regenwäldern in Höhenlagen von 500 bis 3000 Metern vor.

Systematik

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Die Gattung Solandra wurde 1787 durch Olof Peter Swartz in Kongl. Vetensk. Acad. Handl., Volume 8, Seite 300 aufgestellt. Eikn Synonym für Solandra Sw. ist Swartsia J.F.Gmel.[2]

Innerhalb der Gattung Solandra werden bei Bernardello et al. 1987 etwa zehn Arten anerkannt:[3][2]

Verwendung

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Zierpflanze

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Die Arten Solandra grandiflora, Solandra longiflora und Solandra maxima werden wegen ihrer auffälligen Blüten als Zierpflanzen verwendet.

Rituelle Verwendung

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Aufgrund des Alkaloidgehaltes wurden die Pflanzen bereits in Vor-kolumbianischer Zeit als Entheogen und magische Pflanze eingesetzt. Indigene Bewohnern Mexikos verwenden Pflanzenteile als Halluzinogen.

Ethnographische Berichte über die Verwendung des Goldkelchs sind rar, weil Solandra nur selten als schamanische Trancedroge verwendet werden. Am besten ist die Verwendung der "Götterpflanze" kiéli oder kiéri bei den Huicholindianer bekannt. Diese Ureinwohner im heutigen mexikanischen Bundesstaat Jalisco verwenden zumindest eine Art (Solandra brevicalyx) nachweislich.[6]

Bei den Huichol dreht sich ein ganzer Mythenzyklus um die Pflanze. So sei Solandra ursprünglich ein Gott namens „Kiéli Tewiali“, zu deutsch Gott des Windes und der Zauberei. Nach diesem Glauben ging er zu Anbeginn der Zeit aus der Vereinigung der kosmischen Schlange mit dem Regen hervor. Später verwandelte er sich – zum Nutzen und Segen der Menschheit – in die Pflanze mit dem betörenden Duft, dem „Baum des Windes“. Da die „Götterpflanze“ als sehr kraftvoll gilt, wird sie gerade auch für dunkle Zwecke (Schadzauber, Todeszauber) verwendet. So darf die Pflanze auch nicht gestört oder beleidigt werden; sonst drohen als Strafe Wahnsinn oder gar Tod. Der Pflanze werden auch Opfer dargebracht: unter anderem Zeremonialpfeifen, Maisfladen, Tequila, Münzen, Wollgarnbilder und Schmuck. Die Pflanze wird nur sehr selten als Halluzinogen eingenommen. Bevorzugt werden dazu die Blätter, als potenter gelten aber Früchte und Wurzel.

In der Volksmedizin Mexikos werden Solandra vor allem als Liebestrank und Aphrodisiakum angewendet. Ein Tee aus der Blüte wird auch gegen Husten getrunken.[7]

Einzelnachweise

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Die Informationen dieses Artikels entstammen zum größten Teil den unter Literatur angegebenen Quellen, darüber hinaus werden folgende Quellen zitiert:

  1. W. C. Evans, A. Ghani, V.A. Woolley: Alkaloids of Solandra Species. In: Phytochemistry, Band 11, 1972, S. 470–472.
  2. a b c d e f g h i Datenblatt Solandra bei POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science.
  3. Luis M. Bernardello, Armando T. Hunziker: A synoptical revision of Solandra (Solanaceae). In: Nordic Journal of Botany, Band 7, Nummer 6, 1987, S. 639–652. doi:10.1111/j.1756-1051.1987.tb02032.x
  4. a b c Solandra im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 2. Dezember 2017.
  5. Solandra grandiflora bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis
  6. Tim Knab: Notes Concerning Use of Solandra Among the Huichol. In: Economic Botany, Band 31, 1977, S. 80–86. doi:10.1007/BF02860658
  7. Yasumoto Masaya: The Psychotropic Kiéri in Huichol Culture. In: Stacy Schaefer und Peter T. Furst (Hg.): People of the Peyote. University of New Mexico Press, Albuquerque 1996, ISBN 978-0-8263-1905-0, S. 235–263.

Literatur

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  • Armando T. Hunziker: The Genera of Solanaceae. A.R.G. Gantner Verlag K.G., Ruggell, Liechtenstein 2001, ISBN 3-904144-77-4
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Commons: Solandra – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien