Sozialistische Freie Gewerkschaft

deutsche Organisation

Die Gründungsversammlung der Sozialistischen Freien Gewerkschaft (SFG) fand am 11. Mai 1945 oder 14. Mai 1945 – das genaue Datum ist umstritten – statt.[1] Bei der Konstituierung der SFG wurde ein Vollzugsausschuss (36 Mitglieder) und Vorstand (5 Mitglieder) gewählt. Die dort erfolgte Zusammensetzung von Vorstand und Vollzugsausschuss vertiefte die Differenz zwischen den jüngeren Kollegen und den altgedienten Gewerkschaftsfunktionären, die bis 1933 in der Verantwortung gestanden hatten.

Sammelliste (Ausschnitt) der Sozialistischen Freien Gewerkschaft Hamburg
Schreiben an die Militär-Regierung in Hamburg zu Gründung freier Gewerkschaften und Auflösung der Sozialistischen Freien Gewerkschaft
Der erste Organisationsplan der Sozialistischen Freien Gewerkschaft

Vollzugsausschuss

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Im Vollzugsausschuss bildeten die älteren Gewerkschaftsfunktionäre die Mehrheit, sie strebten einen eher unpolitischen Wiederaufbau der 1933 zerschlagenen Gewerkschaftsbewegung an. An alte Organisationsstrukturen sollte angeknüpft werden.

Vorstand

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Der Vorstand wurde mehrheitlich von den jüngeren Kollegen beherrscht. Sie waren stärker geprägt von dem Versagen der gespaltenen Arbeiterbewegung vor dem heraufziehenden Nationalsozialismus und strebten aus der Erfahrung heraus einen völligen Neuanfang mit einer starken Einheitsgewerkschaft an.[2]

Der Tagungsort war das Gewerkschaftshaus am Besenbinderhof in Hamburg. Die Tagung leitete Adolph Schönfelder. Versammelt hatten sich etwa 40 Sozialdemokraten und Kommunisten. Wesentlichen Anteil an der Gründung hatte Hellmut Kalbitzer, ein Mitglied des Internationalen Sozialistischen Kampfbundes. Innerhalb weniger Wochen lagen etwa 50.000 Aufnahmeanträge vor.

Spaltung der SFG

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Aus dem Vollzugsausschuss heraus bildete sich um den 20. Mai 1945 eine Gruppierung heraus, der sogenannte „Ketzerklub“ (Spaltung). Diese Gruppe nahm, unter Umgehung des Vorstands der SFG, Kontakt zur britischen Militäradministration auf und bot sich dort als Alternative zur SFG an – der Einheitsgewerkschaft mit dem weitreichenden politischen Programmentwurf. Den britischen Militärs kam dieses Angebot entgegen. Sie hielten die Gründung einer politischen Gewerkschaft für verfrüht und behinderten in der Folge die Arbeit der SFG. Am 18. Juni unterzeichneten beide Gruppen ein Protokoll „Zur Gründung freier Gewerkschaft in Hamburg“. Die britischen Besatzungsbehörden verboten politische Betätigungen und damit diese sozialistische Organisation am 20. Juni 1945. Es wurden nur Gewerkschaften, die sich politisch neutral nannten, zugelassen. An die Stelle der Einheitsgewerkschaft sollten nun 13 selbständige Gewerkschaften treten.[3]

Angestelltenorganisation

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Als die Gründer der neuen Gewerkschaft ihren ersten Organisationsplan erstellten, setzten sie an die erste Stelle die Industriegruppe „Handel, Banken und Versicherungen“, die später um die Sparkassen erweitert wurde. Anfang Juni 1945 fiel im Organisationsausschuss der SFG eine wichtige und folgenreiche Entscheidung. Auf Anregung von Franz Spliedt wurde einstimmig beschlossen, nur die Arbeiter in Industriegruppen zu organisieren, die Angestellten herauszunehmen und als besondere Angestellten-Säule in der SFG aufzubauen. Nach heftigen Auseinandersetzungen über Organisationsgrundsätze entstand nach Auflösung der SFG daraus die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft und es kam zur Trennung vom DGB. Dies war auch das Produkt der Furcht der britischen Besatzungsmacht vor einer Machtzusammenballung in einer Einheitsgewerkschaft.[4] Der DGB gründete 1948 die Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen.[5] Erst mit der Gründung von ver.di im Jahre 2001 wurde diese Spaltung überwunden.

Literatur

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  • Franz Spliedt: Die Gewerkschaften. Entwicklung und Erfolge. Ihr Wiederaufbau nach 1945, Verlag Freie Gewerkschaft, Hamburg 1948.
  • Holger Christier: Sozialdemokratie und Kommunismus. Die Politik der SPD und der KPD in Hamburg 1945-1949. (Hamburger Beiträge zur Zeitgeschichte 10), ISBN 3-87473-015-8 Forschungsstelle für Zeitgeschichte Hamburg Download
  • IG Metall Verwaltungsstelle Hamburg (Hrsg.): „Wartet nicht auf andere, packt jetzt selbst mit an“, VSA:Verlag, Hamburg 1995, ISBN 3-87975-658-9.
  • Siegfried Mielke: Die Gewerkschaften und die Angestelltenfrage 1945 bis 1949, Bund-Verlag, Köln 1989
  • Gerhard Halberstadt: Die Angestellten und ihre Gewerkschaft. Stationen einer bewegten Geschichte. Haufe, Freiburg (Breisgau) 1991, ISBN 3-448-02548-8.
  • Bericht über die Entwicklung der Sozialistischen Freien Gewerkschaft in Hamburg, in: Hellmut Kalbitzer: Widerstehen oder Mitmachen, VSA:Verlag, Hamburg 1987, S. 126–144
  • Wulf D. Hund: Die Sozialistische Freie Gewerkschaft. In: Marxistische Studien. Jahrbuch des IMSF. 8 (1985), S. 165–195, IMSF-Jahrbuch 1985/IOnline-Version
  • Ingrid Wölk: Industriegewerkschaft oder Standesorganisation? Der Organisationsstreit um die Angestellten nach 1945 und die Entstehung der Gewerkschaft HBV, Verlag Arbeiterbewegung und Gesellschaftswissenschaft, Marburg 1988, ISBN 3-921 630-88-6
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  • Holger Martens, Hrsg. Arbeitsgemeinschaft ehemals verfolgter Sozialdemokraten (AvS), Wegweiser zu den Stätten von Verfolgung und sozialdemokratischem Widerstand in Hamburg, Teil I: Die innere Stadt. Hamburg 2005, S. 47 f Abruf am 1. Januar 2022

Einzelnachweise

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  1. IG Metall Verwaltungsstelle Hamburg (Hrsg.): "Wartet nicht auf andere, packt jetzt selbst mit an", VSA:Verlag, Hamburg 1995, S. 74.
  2. IG Metall Verwaltungsstelle Hamburg (Hrsg.): "Wartet nicht auf andere, packt jetzt selbst mit an", VSA:Verlag, Hamburg 1995, S. 74.
  3. IG Metall Verwaltungsstelle Hamburg (Hrsg.): "Wartet nicht auf andere, packt jetzt selbst mit an", VSA:Verlag, Hamburg 1995, S. 74–75.
  4. Werner Thönnessen: Mein Tor zur Welt - Ein Lebensweg als Gewerkschafter und Intellektueller, VSA: Verlag, Hamburg 2005, S. 81
  5. Harald Schlüter: Ein mutiger Schritt - Der Aufbau der Gewerkschaft HBV in Hamburg, Herausgeber: Gewerkschaft HBV Hamburg 1988, S. 8–18, S. 27