Sphagnum affine

Art der Gattung Torfmoose (Sphagnum)

Sphagnum affine ist ein zur Sektion Sphagnum gehörendes Torfmoos und wird in deutschsprachigen Regionen „Verwandtes Torfmoos“,[1] „Benachbartes Torfmoos“[2] und auch „Kamm-Torfmoos“[3] genannt.

Sphagnum affine
Systematik
Klasse: Sphagnopsida
Ordnung: Sphagnales
Familie: Sphagnaceae
Gattung: Torfmoose (Sphagnum)
Sektion: Sphagnum
Art: Sphagnum affine
Wissenschaftlicher Name
Sphagnum affine
Renauld & Cardot

Erkennungsmerkmale

Bearbeiten

Sphagnum affine ist eine Torfmoosart, die Rasen oder niedrige und lockere Hügel formt. Sie ist gewöhnlich etwas kleiner als die weiteren braunen Arten der Sektion Sphagnum (Sphagnum centrale, Sphagnum palustre und Sphagnum papillosum). Die Farbgebung schwankt von grün, gelbbraun bis goldbraun hin zu braun und sogar leicht violett. Die Stämmchen sind braun und enthalten in der Epidermis bzw. Hyalodermis klar sichtbare, wandstärkende Spiralfasern. Jede Zelle besitzt üblicherweise zwei oder auch mehr Poren. Die Stammblätter besitzen Ausmaße von 1,3–1,9 mm × 0,6–1,2 mm. Die Ästchen verlaufen mehr oder weniger verjüngend und besitzen ebenfalls Spiralfasern. Sie sind in Büscheln zu viert oder fünft organisiert, wovon zwei sprießend abstehen, während 2–3 Äste herabhängende Zweige darstellen. Die Astblätter liegen an den Ästchen meist dachziegelig oder auch abstehend an. Bei Schattenformen ist eine sparrige Anordnung möglich. Sie haben eiförmige bis elliptische Form und wachsen in Größen von 1,5–2 mm × 0,9–1,6 mm. Die Astblättchen besitzen auf ihrer konvexen Oberfläche hyaline Zellen mit elliptischen bis zu eher runden Poren entlang der Anheftung. Die Chlorophyll-Zellen sind gleichschenklig-dreieckig und zeigen im Blattquerschnitt an der Oberseite freiliegende Chlorocyten. Dagegen sind sie auf der konvexen Unterseite gut eingeschlossen und somit nicht sichtbar.

Vorkommen

Bearbeiten

Sphagnum affine ist eine beidseitig des Atlantik vorkommende Torfmoosart, deren Verbreitungsgebiet sich auf die gemäßigte Klimazone bis hin zur subtropischen Klimazone konzentriert. Im Einzelnen ist dies der nordöstliche Teil Amerikas von Kanada bis Florida und Texas, Mittelamerika sowie Europa auf der östlichen Seite des Atlantik. Über weite Teile der Gebiete ist sie eine sehr verbreitete Art einer Reihe von minerotrophen Nassgebieten. Speziell ist sie reichlich in bewaldeten Sümpfen vertreten und zeigt häufig auch ruderalen Charakter. Mit anderen Arten der Sektion Sphagnum (Sphagnum centrale, Sphagnum palustre und Sphagnum papillosum) kann sie auch gemeinsam auftreten.

Systematik

Bearbeiten

Sphagnum affine steht in der monogenerischen Familie der Sphagnaceae innerhalb der Gattung Torfmoose (Sphagnum) in der Sektion Sphagnum. Laut einer Veröffentlichung von Richard E. Andrus aus dem Jahre 1987 ist diese Art eng mit Sphagnum imbricatum, Austins Torfmoos Sphagnum austinii und Sphagnum steerei verwandt. Er stellt diese vier Arten in das Taxon Sphagnum imbricatum sensu lato.[4]

Gefährdung und Schutzmaßnahmen

Bearbeiten

Durch die Zerstörung der Lebensräume der Torfmoose ist auch Sphagnum affine stark gefährdet. Die Bundesrepublik Deutschland[5] führt die Art in der Roten Liste gefährdeter Arten ebenso wie die Bundesländer Thüringen[1] und Rheinland-Pfalz[3] in der Gefährdungskategorie 2 („stark gefährdet“). Das Land Brandenburg bezeichnet die Art wegen extremer Seltenheit als potentiell gefährdet.

In der Roten Liste gefährdeter Arten der Schweiz wird Sphagnum affine in der Kategorie VU („verletzlich“)[6] geführt.

Wie alle Arten der Torfmoose genießt Sphagnum affine mit der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie Nr. 92/43/EWG[7] in der aktualisierten Fassung vom 1. Januar 2007 gewisse Schutzmechanismen. Die Art wird in Anhang V gelistet und kann so mit Entnahme- und Nutzungseinschränkungen belegt werden. Weiters wird ihr Lebensraum durch Aufnahme der „Sauren Moore mit Sphagnum“ in Anhang I unter Schutz gestellt, wodurch für diese Lebensräume besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen. Lebende Hochmoore und aktive Flächenmoore sind hier sogar als prioritär zu behandelnde Lebensraumtypen ausgewiesen.

Die deutsche Gesetzgebung definiert Sphagnum affine auf Basis des Bundesnaturschutzgesetzes BNSchG mit allen Arten der Gattung in der Bundesartenschutzverordnung BArtSchV als besonders geschützte Art.[8]

Literatur

Bearbeiten
Bearbeiten
  • Sphagnum affine. British Bryological Society, abgerufen am 18. Dezember 2021 (englisch).
  • Sphagnum affine. In: Bryophyte Flora of North America. www.eFloras.org, abgerufen am 30. März 2010.
  • WISIA Suchdienst gefährdeter Arten. In: WISIA Online. Deutsches Bundesamt für Naturschutz, abgerufen am 1. April 2010 (Suche nach Sphagnum affine).

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b Listen der besonders geschützten Pflanzen- und Pilzarten in Thüringen. Freistaat Thüringen Landesanstalt für Umwelt und Geologie, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. November 2013; abgerufen am 1. November 2013.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.tlug-jena.de
  2. Liste der in Deutschland vorkommenden Arten der Anhänge II, IV, V der FFH-Richtlinie (92/43/EWG). (PDF; 5,17 kB) Bundesamt für Naturschutz, 29. März 2010, abgerufen am 30. März 2010.
  3. a b ARTeFAKT-Arten und Fakten. In: Rote Listen und Schutzbestimmungen. Rheinland-Pfalz – Landesamt für Umwelt; Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht, abgerufen am 30. März 2010.
  4. Richard E. Andrus: Nomenclatural Changes in Sphagnum imbricatum sensu lato. JStor Trusted archives for Scholarship, 1987, abgerufen am 31. März 2010.
  5. Online-Abfrage nach „Sphagnum affine“ in der Roten Liste gefährdeter Arten Deutschlands und seiner Bundesländer. science4you, abgerufen am 2. April 2010.
  6. Rote Liste der gefährdeten Arten der Schweiz/Moose. Bundesamt für Umwelt BAFU, 2004, abgerufen am 1. April 2010 (Suche nach Sphagnum affine in PDF-Dokument).
  7. Richtlinie 92/43/EWG (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie) in der konsolidierten Fassung vom 1. Januar 2007, abgerufen am 1. April 2010
  8. Bundesartenschutzverordnung der Bundesrepublik Deutschland (BArtSchV). Bundesministerium der Justiz, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. Januar 2016; abgerufen am 4. Februar 2010.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.juris.de