Sprachgebrauch in Österreich

Überblicksartikel
Staatssprache Sprecherzahl
Deutsch 7.115.780
Anerkannte Minderheitensprachen Sprecherzahl
Ungarisch 40.583
Slowenisch 24.855
Burgenlandkroatisch 19.412
Tschechisch 17.742
Slowakisch 10.234
Romani 6.273
Österreichische Gebärdensprache 9.000
Ausgewählte weitere Sprachen Sprecherzahl
Türkisch 183.445
Serbisch 177.320
Kroatisch 131.307
Englisch 58.582
Bosnisch 34.857
Polnisch 30.598
Albanisch 28.212
Italienisch 10.742
Französisch 10.190
Mazedonisch 5.145
Griechisch (Neu) 3.098
Kurdisch 2.133
Windisch 568
1. Angegebene Umgangssprache der österreichischen Wohnbevölkerung.
Nach Ansicht von Minderheitenvertretern führt dieser Umstand zu einer Unterschätzung der wirklichen Zahl der Sprachmitglieder.
2. Quelle: Volkszählung 2001

Der Sprachgebrauch in Österreich ist vielfältig. Deutsch dominiert in Österreich und ist im Bundes-Verfassungsgesetz (B-VG) als offizielle Staatssprache festgeschrieben. Auch die bodenständigen Minderheitensprachen sind in der Bundesverfassung anerkannt. Einwanderer haben zahlreiche weitere Sprachen nach Österreich gebracht. Die amtlich in Behörden und Schulen zur Anwendung kommende Schriftsprache ist Österreichisches Deutsch.

Staatssprache

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Der erste Absatz des Artikels 8 Bundes-Verfassungsgesetz lautet:

„(1) Die deutsche Sprache ist, unbeschadet der den sprachlichen Minderheiten bundesgesetzlich eingeräumten Rechte, die Staatssprache der Republik.“

Etwa 88 Prozent der österreichischen Bevölkerung und 98 Prozent der österreichischen Staatsbürger haben Deutsch als Muttersprache.

Tatsächlich gesprochen und geschrieben wird in Österreich das österreichische Deutsch, eine nationale Standardvarietät der plurizentrischen deutschen Sprache, wobei sich österreichisches Deutsch insbesondere im Wortschatz und der Aussprache, aber auch durch grammatikalische Besonderheiten vom Gebrauch in Deutschland oder der Schweiz unterscheidet. Das Österreichische Wörterbuch, in dem der Wortschatz zusammengefasst ist, wurde 1951 vom Unterrichtsministerium initiiert und ist seitdem das amtliche österreichische Nachschlagewerk.

Dialekte

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Die deutsche Sprache wird vielfach in Form eines der vielen oberdeutschen Dialekte gesprochen. Bairisch wird in allen Bundesländern mit Ausnahme Vorarlbergs gesprochen. Sieben Millionen Menschen in Österreich sprechen einen mittel- oder südbairischen Dialekt bzw. eine von diesen Dialekten beeinflusste Umgangssprache. Da die österreichische Staatsgrenze keine historische gewachsene Sprachgrenze ist, haben die in Österreich gesprochenen süddeutschen Dialekte viele sprachliche Eigenheiten mit den Mundarten in Bayern, Baden-Württemberg und der Ostschweiz gemeinsam (Dialektkontinuum).

In Ostösterreich besteht ein fließender Übergang zwischen Dialekt und Hochsprache, d. h. der Dialekt wird nicht streng auf informelle Situationen beschränkt. Der dialektale Wortschatz ist erfasst und beschrieben im Wörterbuch der bairischen Mundarten in Österreich. Zur ausführlichen Darstellung der bairischen Mundarten in Österreich siehe den Hauptartikel Bairische Sprache.

Im Gegensatz zum übrigen Österreich werden in Vorarlberg und in Teilen des Tiroler Außerfern alemannische Dialekte gesprochen. Der Wortschatz der Vorarlberger Mundarten ist im Vorarlbergischen Wörterbuch beschrieben, die Sprachgeographie der Mundarten in Vorarlberg und Tirol im Vorarlberger Sprachatlas.

Zusätzlich zu den vielen verschiedenen Ortsdialekten, die in reiner Form meist nur noch von den älteren Dorfbewohnern gesprochen werden, haben sich in den einzelnen Bundesländern regionale „Landesdialekte“ gebildet, die sich an der in der jeweiligen Landeshauptstadt gesprochenen Mundart orientieren. Die Umgangssprache in den Landeshauptstädten wiederum wird in jeweils unterschiedlichem Ausmaß von der Wiener Mundart beeinflusst. Auf diese Weise entsteht eine Vermischung von mittelbairischen und südbairischen Dialektformen mit speziellen wienerischen sowie hochsprachlichen Merkmalen.

Die unterschiedlichen Dialekte sind für einen Großteil der Bevölkerung die tägliche Umgangssprache. Im Sprachgebrauch älterer Menschen finden sich meist mehr Dialektausdrücke als im Sprachgebrauch der jüngeren Generationen; auf dem Land wird mehr Dialekt gesprochen als in den Städten. In manchen größeren Städten bildet sich eine Eigenart des in der Umgebung gesprochenen Dialekts aus. Dieser kommt mit durchwegs weniger Spezialausdrücken des Dialekts aus (z. B. wird „immer“ statt „ollawei“ gesagt, oder schlicht „Topf“ statt „Tügi“/„Tiegel“) und verwendet stattdessen mehr Dialektformen der gehobeneren Sprache (z. B. „hintn“ statt „dreant“ für „hinten“, oder „dawischen“/„erwischen“ statt „daglaunga“/„erlangen“ für „einen Gegenstand erreichen“).

Besonders fällt die Verdrängung des urtümlichen Dialekts in und in der Umgebung von Wien auf, wo sich ein eigener „gehobener Wiener Dialekt“ entwickelt hat. Er zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass der Vokal „a“ nicht als „å“ bzw. „o“ ausgesprochen wird, wie sonst in den bairischen Dialekten üblich. Überhaupt werden Wörter viel öfter nach der Schrift ausgesprochen: „ich, dich, mich“ werden auch so gesprochen und nicht als „i, di, mi“, oder „net“ wird durch „nicht“ ersetzt. Eine ähnliche Entwicklung ist – mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung und insbesondere bei den jüngeren Generationen – in Graz zu bemerken.

Einflüsse auf das österreichische Deutsch

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Durch die Einbeziehung anderer Sprachräume in das Staatsgebilde des Habsburger Vielvölkerreich sind zahlreiche Lehnwörter und Redewendungen aus dem Tschechischen, Ungarischen, Italienischen, Jiddischen, Südslawischen usw. in die deutsche Sprache übernommen worden, teilweise in verballhornter Form.

In letzter Zeit wird die Umgangssprache mit Wörtern aus bundesdeutschen Medien durchwirkt; so haben in allen Landesteilen bereits Wörter wie Tschüss, klasse, oder auch das Wort lecker usw. Einzug gehalten. Die Tomate gilt bereits als höherwertig als die Paradeiser, die Sahne hat in Tirol den Rahm fast gänzlich verdrängt. Die Massenmedien verstärken dies durch den Einsatz von Ausdrücken wie bislang, vor Ort usw.

Zusätzlich zu diesen Entwicklungen spielt auch die Wirtschaft in Österreich eine Rolle, wo beispielsweise einzelne Markennamen zu Austriazismen wurden. So wird heute für das Klebeband zumeist der Markenname TIXO verwendet, für Knabbergebäck Soletti, Schwedenbomben für Schokoküsse, für Schnellkochtöpfe Kelomat und manchmal für Badezimmerschränke Allibert, für Putzlappen Wettex, für Orangensaft Cappy und für Apfelsaft Obi, unabhängig vom wirklichen Hersteller.

Anerkannte Minderheitensprachen

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Neben der deutschen Staatssprache sind in Österreich auch die Sprachen einiger sprachlicher Minderheiten gesetzlich geschützt. Zu den autochthonen Minderheiten zählen die Burgenlandkroaten und Burgenlandungarn, die Kärntner Slowenen, Slowaken und Tschechen (siehe Tschechen in Wien) sowie Roma.

Der zweite Absatz des Art. 8 B-VG lautet:

„(2) Die Republik (Bund, Länder und Gemeinden) bekennt sich zu ihrer gewachsenen sprachlichen und kulturellen Vielfalt, die in den autochthonen Volksgruppen zum Ausdruck kommt. Sprache und Kultur, Bestand und Erhaltung dieser Volksgruppen sind zu achten, zu sichern und zu fördern.“

Burgenlandkroatisch, Romani (Sprache der Roma), Slowakisch, Slowenisch, Tschechisch und Ungarisch sind die gesetzlich geschützten Sprachen autochthoner Minderheiten in Österreich. Die alteingesessenen Volksgruppen haben in bestimmten Regionen Anspruch auf muttersprachlichen Schulunterricht und Behördenverkehr.

Außerdem ist nach Art. 8 Abs. 3 die Österreichische Gebärdensprache eine anerkannte Minderheitensprache:

„(3) Die Österreichische Gebärdensprache ist als eigenständige Sprache anerkannt. Das Nähere bestimmen die Gesetze.“

Weitere Sprachen

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Weitere Minderheitensprachen und Idiome autochthoner Gruppen in Österreich wurden nicht unter den Schutz der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen gestellt, zum Beispiel Jenisch und Windisch. „Windisch“ war ursprünglich das deutsche Wort für eine Reihe slawischer Sprachen. Vor allem in Kärnten und in der Steiermark wurde es ein Begriff für die mit zahlreichen Wörtern aus der deutschen Bildungssprache durchsetzten slowenischen Lokaldialekte.

Eine hohe Anzahl von Sprechern anderer Sprachen, vor allem Türkisch und der Sprachen des ehemaligen Jugoslawiens, die teilweise auch österreichische Staatsbürger sind, haben heute zwar ihren Lebensmittelpunkt in Österreich, ihre Sprachen fallen aber nicht unter das Minderheitenschutzrecht und müssen daher in den Schulen auch nicht berücksichtigt werden. Daneben werden in Österreich auch enorm seltene Sprachen verwendet, wie z. B. das Aramäische, welches von den christlichen Assyrern (Suryoye) gesprochen wird (hauptsächlich von der Diasporagemeinde in Wien).[1]

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Einzelnachweise

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  1. Duygu Özkan: Die christlichen Assyrer zu Wien. In: Die Presse. 31. März 2012, abgerufen am 11. April 2020.