Ständehaus Görlitz

Gebäude in Görlitz in Sachsen, ehemals Versammlungsort für die Landstände der Preußischen Oberlausitz, heute Alten- und Pflegeheim

Das Ständehaus in Görlitz war der Versammlungsort für die Landstände der Preußischen Oberlausitz. Der dreigeschossige, kastellartige Bau wurde 1854 eingeweiht und dient seit dem Jahr 2000 als Alten- und Pflegeheim.

Ständehaus
Ständehaus, Dr.-Kahlbaum-Allee 31 Görlitz

Ständehaus, Dr.-Kahlbaum-Allee 31 Görlitz

Daten
Ort Görlitz
Architekt Carl Ferdinand Busse
Baujahr 1854
Koordinaten 51° 8′ 59,9″ N, 14° 59′ 37,2″ OKoordinaten: 51° 8′ 59,9″ N, 14° 59′ 37,2″ O

Das Ständehaus befindet sich in der Innenstadt. Nördlich und nordöstlich umschließen den Bau eine Grünanlage und der benachbarte Stadtpark. Entlang der Ostseite, auf der sich auch das Eingangsportal befindet, mündet die Straße Am Stadtpark von der Grenzübergangsstelle kommend auf die Dr.-Kahlbaum-Allee ein. Reichlich zwei Jahrzehnte nach dem Bau des Ständehauses entstand östlich von ihm die Reichenberger Brücke über die Lausitzer Neiße und damit eine Hauptverkehrsachse in die damalige Oststadt von Görlitz.

Geschichte

Bearbeiten
 
Eingangsportal des Ständehauses

Die Oberlausitzer Landstände, also Standesherrschaften, Landadel, geistliche Institutionen und Vertreter der Sechsstädte, trafen sich bis zur Abspaltung der östlichen Oberlausitz 1815 infolge des Wiener Kongresses in der Bautzner Ortenburg. Die Landstände des Markgraftums Oberlausitz wurden infolge des Wiener Kongresses in zwei Teile gespalten, in die bei Sachsen verbliebenen Oberlausitzer Stände und die der preußischen Oberlausitz. Die Landstände des Preußischen Markgrafentums Oberlausitz benötigten somit auch einen neuen Versammlungsort.[1]

Am 19. September 1854 wurde das Ständehaus feierlich eingeweiht. Der Bau weist durch die verwendeten großen Granitblöcke und die Zinnen starke Parallelen zur Jägerkaserne auf. Beim Bau wurden Bruchsteinbrocken der abgetragenen Görlitzer Stadtmauer wiederverwendet.[2] Der Architekt war Carl Ferdinand Busse.[1] In der Mitte der steinernen Brüstung des Balkons über dem Eingangsportal befindet sich das steinerne Wappen der Oberlausitz. In dem mittleren hervorspringenden Gebäudeteil mit den großen Fensteröffnungen befand sich der Festsaal. Er wurde kurz nach 1900 im Jugendstil umgestaltet. Zwischen 1999 und 2000 wurde das Ständehaus denkmalgerecht saniert und ein Anbau realisiert. Seit der Einweihung am 20. August 2000 dient der Bau als Alten- und Pflegeheim.[3][1]

Nach der Auflösung der Landstände 1940 diente das Ständehaus den unterschiedlichsten Zwecken.[3] Bereits seit dem 8. Juli 1937 ging der Sender Görlitz als Außenstelle des Reichssenders Breslau mit seinen Studios im Ständehaus in Betrieb.[4] Er diente bis zum Kriegsende auch militärischen Zwecken.[3] Im Jahr 1941 fand im Ständehaus die nationalsozialistische Propagandaausstellung Entartete Kunst statt.[5] Ein Jahr zuvor waren Bilder des Görlitzer Malers Otto Engelhardt-Kyffhäuser unter dem Titel Der große Treck ausgestellt.[6]

Den Zweiten Weltkrieg überstand das Gebäude im Gegensatz zu seinem südlichen Nachbargebäude ohne schwerwiegende Schäden. Die benachbarte Villa war Sitz der Kreisbauernschaft und wurde während des Krieges komplett zerstört.[7] Nach dem Kriegsende war das Ständehaus unter anderem Sitz der sowjetischen Stadtkommandantur, der Sozialversicherung, der Deutschen Grenzpolizei, der Kreisleitung der SED sowie des Militärs.[3][8][2]

Literatur

Bearbeiten
  • Denkmalpflege in Görlitz. Nr. 10. Oettel, Bad Muskau 2001, ISBN 3-932693-66-3.
  • Stadtbild Ausgabe 28. Journal für Görlitz und Umgebung. Stadtbild-Verlag, Görlitz 2004.
Bearbeiten
Commons: House of the Estates Görlitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b c goerlitz.de: Ständehaus. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 29. Februar 2012.@1@2Vorlage:Toter Link/www.goerlitz.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  2. a b Erich Feuerriegel: Die Oberlausitzer Stände bewahren etwas Stadtmauer. In: Sächsische Zeitung. 21. April 2007 (online).
  3. a b c d Ernst Heinz Lemper: Görlitz. Eine historische Topographie. 2. Auflage. Oettel-Verlag, Görlitz 2009, ISBN 3-932693-63-9, S. 173 f.
  4. www.dresden-und-sachsen.de: Aus der Görlitzer Stadtgeschichte. Abgerufen am 1. März 2012.
  5. altstadt-goerlitz.de: Willy Schmidt. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 12. August 2010; abgerufen am 29. Februar 2012.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.altstadt-goerlitz.de
  6. personen-wiki.slub-dresden.de: Engelhardt-Kyffhäuser, Otto. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. Januar 2016; abgerufen am 1. März 2012.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/personen-wiki.slub-dresden.de
  7. Hans Joachim Überschaer: Görlitz. 1945 1946. Hrsg.: Nachrichtenamt der Stadt Görlitz. Hoffmann & Reiber, Görlitz 1946, S. 51.
  8. 17juni53.de: Die Volkserhebung an der Oder-Neiße-Grenze in Görlitz am 17.6.1953 . Abgerufen am 1. März 2012.