St. Ägidius (Passau)

ehemaliges Spital im Passauer Stadtteil Innstadt mit Spitalskirche

St. Ägidius (auch St. Ägidien, St. Ägid oder St. Gilgen) ist ein ehemaliges Spital im Passauer Stadtteil Innstadt. Die einstige Spitalskirche, jetzt als Wohnhaus genutzt, befindet sich direkt am Inn und liegt östlich der Marienbrücke in der Rosenau. Das Gebäude der früheren Kirche ist ein verputzter Backsteinbau mit polygonalem Chorschluss, im Kern aus dem 15. Jahrhundert stammend; an der Südseite befindet sich ein Wappenrelief des Domdekans Bernhard Schwarz (gestorben 1580).

Die denkmalgeschützte ehemalige Spitalskirche von St. Ägidius in Passau

Geschichte

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Um das Jahr 1145 wurde die Innbrücke in Passau errichtet und bei der Innstadt ein damit verbundenes Spital mit einer eigenen Kirche angelegt.[1]:275 Dieses Spital wurde als Leprosenhaus 1160 von Domherr Sigismund von Stockstall und Pfarrer Heinrich von Sankt Paul auf dem Gelände des ehemaligen Römerkastells Boiodurum gegründet.[2] Die Spitalskirche wurde dem heiligen Ägidius geweiht und als St. Ägidien in der Rosenau oder St. Gilgen bei Passau bezeichnet. Das in der Rosenau östlich der Innstadt gelegene Spital wurde zunächst als Leprosen-Hospital geführt, seit etwa 1326 diente es der Armenversorgung.[3]:85 [4]:4 [5]:157

Zur Finanzierung von Innbrücke, Spital und Spitalskirche wurden St. Ägidien/St. Gilgen die Einnahmen der Pfarreien St. Severin und Münzkirchen zugesprochen, aufgrund einer Schenkung des Bischofs Diepold von Berg kamen dazu 1182 noch die Pfarreien St. Weihflorian und Tettenweis.[1]:275 Die Pfarrei St. Weihflorian bestand aus Gebieten, die ursprünglich zur Pfarrei St. Severin gehört hatten.[1]:276 Anlässlich der Schenkung von 1182 wurde St. Weihflorian auch erstmals als eine eigenständige Pfarrei bezeichnet.[1]

Im Zuge der Neuordnung von 1182 wurde dem Spital St. Ägidien/St. Gilgen ferner die bisher eigenständige Pfarrei St. Severin mit dem für die Verwaltung der Innbrücke zuständigen „Innbruckamt“ inkorporiert.[6] Das „Innbruckamt“ verwaltete seither neben der Innbrücke auch die dem Spital inkorporierten Pfarreien, die vom jeweiligen „Bruckpfarrer“ zu vergeben waren. Zu diesen zählten neben St. Severin mit Schardenberg[7]:133 und Wernstein[7]:212 auch Hauzenberg, Kellberg, Kopfing, Münzkirchen, St. Weihflorian und Tettenweis.[8]:250–251 Bald nach der Inkorporation von St. Severin wurde der Sitz dieser Pfarrei in die Spitalskirche St. Ägidien/St. Gilgen verlegt.[1]:276 Kirche und Pfarrei St. Severin führten daher von 1182 bis 1653 ebenfalls den Namen St. Ägidien/St. Gilgen.[6] Mit der Pfarrstelle zu St. Ägidien/St. Gilgen war das Amt des „Innbruck- und Siechenmeisters“ verbunden.[8]:250–251 Konrad II. verordnete um 1250, dass die Administration des Spitals und des „Innbruckamtes“ fortan einem Domherrn des Domkapitels Passau als Pfründe übertragen werden sollte.[1] :276

Die Spitalskirche von St. Ägidien/St. Gilgen bestand bis zur Säkularisation in Bayern 1803 und wurde danach in Privatbesitz verkauft.[3]:85 [4]:4 [5]:157 Das ehemalige Pfarrhofgebäude der Pfarrei St. Ägidien/St. Gilgen am Innufer in Passau wurde im 20. Jahrhundert von der dort ansässigen Innstadt-Brauerei genutzt.[8]:250–251 Die ehemalige Spitalskirche dient heute als Wohnhaus (Kapuzinerstraße 61). Sie steht unter Denkmalschutz und zählt zu den Baudenkmälern der Stadt Passau.

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Einzelnachweise

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  1. a b c d e f Johann Ev. Lamprecht: Beschreibung der k.k. landesfürstl. Gränzstadt Schärding am Inn und ihrer Umgebungen. Wels 1860.
  2. Franz Mader: Vergessene Kirchen. Profanierte oder abgebrochene Kirchen und Kapellen in Passau (= Der Passauer Wolf. Band 14). Passau 2000.
  3. a b Maximilian Hartmann: Die Kirchen in Passau. In: Ostbairische Grenzmarken. Band 13, 1971, S. 65–90.
  4. a b August Leidl: St. Johannes-Spital Passau, seit 1971 St. Johannis-Spital-Stift Passau. Festschrift zum Neu- und Umbau 1977–1979. Hrsg.: August Leidl & Gottfried Schäffer (= Neue Veröffentlichungen des Instituts für Ostbairische Heimatforschung der Universität Passau. Band 39). Passau 1978, Soziale Einrichtungen in Passau, S. 1–17.
  5. a b Rudolf Zinnhobler: Die Passauer Bistumsmatrikeln für das westliche Offizialat (= Die Archidiakonate Passau und Interamnes. Band 1). Passau 1978.
  6. a b Franz Mader (Heimatforscher): Pfarrgeschichte der Pfarrei St. Severin. Abgerufen am 26. September 2018.
  7. a b Johann Ev. Lamprecht: Historisch-topographische Matrikel oder geschichtliches Ortsverzeichniß des Landes ob der Enns, als Erläuterung zur Charte des Landes ob der Ens in seiner Gestalt und Eintheilung vom VIII. bis XIV. Jahrhunderte. Wien 1863.
  8. a b c Hugo Lerch: Der Streit des Passauer Domherrn und Innbruckmeisters Johann von Malenthein mit dem Passauer Domkapitel 1544–1549. In: Ostbairische Grenzmarken. Band 6, 1962, S. 249–261.

Koordinaten: 48° 34′ 14,9″ N, 13° 28′ 35,2″ O