St. Andreas (Groß Lobke)
Die evangelisch-lutherische denkmalgeschützte Kirche St. Andreas steht in Groß Lobke, einem Ortsteil der Gemeinde Algermissen im Landkreis Hildesheim in Niedersachsen. Die Kirchengemeinde wurde 2012 mit den Kirchengemeinden in Algermissen, Hotteln, Lühnde, Oesselse und Wirringen-Müllingen-Wassel zur Evangelisch-lutherischen Zwölf-Apostel-Kirchengemeinde Sarstedt-Land im Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt des Sprengels Hildesheim-Göttingen in der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers zusammengeschlossen.
Geschichte und Beschreibung
BearbeitenFür das Kirchspiel Lobke existiert eine Urkunde von 1178, in der Bischof Adelog von Hildesheim gestattete, dass in Groß Lobke eine Kirche mit dem Patrozinium des Apostels Andreas errichtet würde. Diese älteste bekannte Kirche wurde in den Jahren 1181 bis 1187 erbaut. Der untere Teil des Kirchturmes aus Bruchsteinen stammt noch aus dieser Zeit; er wurde im 14. Jahrhundert erhöht,[1] erkennbar an den gotischen Spitzbogenfenstern.
In den Jahren 1860 bis 1861 wurde die Kirche unter Einbeziehung des mittelalterlichen Turms vollkommen neu erbaut. Die Pläne für die neugotische Saalkirche mit Backsteinfassaden und im Innern einem „offenen Dachstuhl“[2] stammten von Konsistorialbaumeister Ludwig Hellner; der Entwurf hatte einige Ähnlichkeit mit der fast gleichzeitig entstandenen Hellner-Kirche St. Johannis in Nordstemmen.[2] Die Einweihung am 1. Dezember 1861 fand in Gegenwart des hannoverschen Königs Georg V. statt.[1]
Im Zweiten Weltkrieg wurde die St. Andreaskirche in der Nacht vom 22. auf den 23. September 1943 beim Absturz eines englischen Bomberflugzeugs von dessen Brand- und Sprengbomben getroffen und brannte aus.[3] Von 1950 bis 1956 erfolgte nach Plänen von August Albert Steinborn der Wiederaufbau in veränderten Bauformen. Der Kirchturm erhielt anstelle des hohen Helms ein niedriges Pyramidendach. Daher ist er jetzt nur noch halb so hoch wie früher. Die Höhe der Außenwände des Kirchenschiffs aus verputzten Backsteinen wurden um etwa drei Meter reduziert, sie erhielten aber Strebepfeiler, weil das Satteldach steiler errichtet wurde. Anstelle der hohen Spitzbogenfenster kamen Rundbogenfenster. Der leicht eingezogene, etwas niedrigere Chor mit polygonalem Abschluss ist ebenfalls mit einem Satteldach bedeckt, das abgewalmt ist. Allerdings wurde der ehemalige Chorraum im Innern abgetrennt und zum Leichenhaus ausgebaut. Der Innenraum des Kirchenschiffs mit Westempore ist mit einem hölzernen segmentbogigen Tonnengewölbe überspannt.
Der Turm hat nach Norden und Süden je zwei rundbogige, nach Westen zwei rechteckige Klangarkaden. Dahinter liegt der Glockenstuhl, in dem heute noch zwei historische Kirchenglocken hängen, die eine wurde 1583[4][5], die andere 1619 gegossen.[6]
Bereits vor 1790 war eine Orgel eines unbekannten Orgelbauers mit 14 Registern, verteilt auf zwei Manuale und Pedal vorhanden. Sie wurde von Heinrich Schaper um 1870 durch eine Orgel mit 24 Registern, zwei Manualen und Pedal ersetzt. Von Emil Hammer wurde im ersten Bauabschnitt 1958 eine Orgel mit sechs Registern, verteilt auf ein Manual und Pedal errichtet, die 1963 auf 13 Register mit zwei Manualen und Pedal erweitert wurde. 1983 wurde sie instand gesetzt.
Literatur
Bearbeiten- Hector Wilhelm Heinrich Mithoff: Kunstdenkmale und Alterthümer im Hannoverschen, Bd. 3: Fürstenthum Hildesheim. Helwing, Hannover 1875, S. 85. (Digitalisat auf digitale-sammlungen.de, abgerufen am 21. Juni 2022.) (Beschreibt vor allem Turm und Glocken.)
- Die Kunstdenkmale der Provinz Hannover. Die Kunstdenkmale des Landkreises Hildesheim. Bearbeitet von Heiner Jürgens, Hans Lütgens, Arnold Nöldeke, Joachim Freiherr v. Welck. Selbstverlag der Provinzialverwaltung, Theodor Schulzes Buchhandlung, Hannover 1938, S. 98–100.
- Friedrich August Ludwig Hellner, 2. 12. 1791 – 2. 8. 1862. Konsistorialbaumeister im Königlichen Konsistorium Hannover. Festschrift zur Erinnerung an seinen 200. Geburtstag. Hrsg. im Auftrage des Landeskirchenamtes der ev.-luth. Landeskirche Hannovers vom Amt für Bau- und Kunstpflege durch Ulfrid Müller. Hannover 1991, S. 145–147.
- Dehio-Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bremen, Niedersachsen. Deutscher Kunstverlag, München 1992, ISBN 3-422-03022-0, S. 570–571. (Beschreibt nur den Hellner-Bau vor der Kriegszerstörung von 1943.)
- Alexander Dylong: Die Geschichte der St.-Andreas-Kirche. In: 900 jahre Groß Lobke. Die Chronik. Hrsg. Ortsrat Groß Lobke, Druckhaus Köhler GmbH, Harsum 2017, ISBN 978-3-938385-76-0, S. 181–192.
Weblinks
Bearbeiten- St. Andreas in der Kirchengemeinde Sarstedt-Land
- Groß Lobke auf kirchengemeindelexikon.de
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b Die Kunstdenkmale der Provinz Hannover. Die Kunstdenkmale des Landkreises Hildesheim. Bearbeitet von Heiner Jürgens, Hans Lütgens, Arnold Nöldeke, Joachim Freiherr v. Welck. Selbstverlag der Provinzialverwaltung, Theodor Schulzes Buchhandlung, Hannover 1938, S. 98–100, hier S. 98.
- ↑ a b Die Kunstdenkmale der Provinz Hannover. Die Kunstdenkmale des Landkreises Hildesheim. Bearbeitet von Heiner Jürgens, Hans Lütgens, Arnold Nöldeke, Joachim Freiherr v. Welck. Selbstverlag der Provinzialverwaltung, Theodor Schulzes Buchhandlung, Hannover 1938, S. 98–100, hier S. 99.
- ↑ Alexander Dylong: Die Geschichte der St.-Andreas-Kirche. In: 900 jahre Groß Lobke. Die Chronik. Hrsg. Ortsrat Groß Lobke, Druckhaus Köhler GmbH, Harsum 2017, ISBN 978-3-938385-76-0, S. 181–192, hier S. 188 f.
- ↑ Die Kunstdenkmale der Provinz Hannover. Die Kunstdenkmale des Landkreises Hildesheim. Bearbeitet von Heiner Jürgens, Hans Lütgens, Arnold Nöldeke, Joachim Freiherr v. Welck. Selbstverlag der Provinzialverwaltung, Theodor Schulzes Buchhandlung, Hannover 1938, S. 98–100, hier S. 100.
- ↑ Christine Wulf: Nr. 206: Groß Lobke, ev. Kirche St. Andreas. In: Deutsche Inschriften, Landkreis Hildesheim (DI 88). Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz, abgerufen am 21. Juni 2022.
- ↑ Groß Lobke. In: kirchengemeindelexikon.de. Landeskirchliches Archiv Hannover, abgerufen am 21. Juni 2022.
Koordinaten: 52° 16′ 16″ N, 10° 0′ 50,9″ O