St. Fabian (Ringstedt)
Die Dorfkirche St. Fabian liegt mitten in Ringstedt, eine Ortschaft der Stadt Geestland im niedersächsischen Landkreis Cuxhaven, in der Straße „Am Osterkamp“. Sie wurde nach dem römischen Bischof Fabianus benannt. Er soll als Märtyrer im Jahr 250 gestorben sein. Die Ringstedter Kirche ist eine von der evangelisch-lutherischen und der reformierten Gemeinde genutzte Simultankirche. Das reformiert-lutherische Simultaneum besteht seit 1706.
Das Gebäude steht unter Denkmalschutz (siehe auch Liste der Baudenkmale in Geestland).[1]
Baugeschichte
BearbeitenKirchenschiff
BearbeitenDas Kirchenschiff wurde um 1230 gebaut in Feldstein, mit verputzten segmentbogigen Tonnengewölbe. Die großen Fenster sind nachträglich eingesetzt worden, erkennbar an den Backsteinumrandungen. Eines von den ursprünglichen kleinen Fenstern ist noch an der Südwand zu sehen, es wurde allerdings zugemauert. Die Backsteinfenster des Schiffs sind neuzeitlich.
Chor
BearbeitenDer östliche Chors wurde 1320 gebaut mit Feldsteinen im unteren Teil und gotischen Backsteinfenstern. Im Giebelbereich sind Backsteine verwendet worden. Der Chor ist schmaler als das Schiff, hat aber in etwa die gleiche Firsthöhe mit steilerer Dachneigung. Er ist gewölbt mit dünnen Birnstabrippen. Die Rippen und die Rahmung der fein profilierten Fenster haben eine spätmittelalterlicher Farbfassung. Zwischen Chor und Schiff ist ein niedriger Rundbogen.
Turm
BearbeitenDer mittelalterliche Westturm stürzte 1680 ein. Der neue quadratisch neogotische Turm von 1884 in Backstein trägt einen schmalen, achteckigen spitzen schiefergedeckten Helm. Das Mauerwerk ist durch Ecklisenen und einen abschließenden Fries gegliedert. Jede Seite zeigt zwei große spitzbogige Schallöffnungen und darüber das Zifferblatt der Turmuhr.
Innenraum
BearbeitenDer Innenraum ist geprägt durch schlichtes Gestühl und eine umlaufende Empore. Nach oben schließt ein Tonnengewölbe das Kirchenschiff ab, während der Chor ein Rippengewölbe aufweist. Die braun getönte, mit Goldverzierungen versehene Empore stützt sich auf schlichte Holzpfeiler. Auf bildliche Darstellungen ist ganz verzichtet worden. Das geschah aus Rücksicht auf das Bilderverbot der Reformierten Kirche.
Ausstattung
BearbeitenAltar, Kanzel, Taufbecken
BearbeitenDer prunkvolle Altaraufsatz (Altarretabel), mit reichen Verzierungen aus Blumen, Früchten und Voluten, steht im Kontrast zu dem sonst schlichten Innenraum ohne Bilder oder größere figürliche Darstellungen. Auf vier großen Tafeln sind Bekenntnistexte und Bibelworte zu lesen, unter anderem die zehn Gebote.[2]
Die Kanzel wurde 1644 von Bremer Holzschnitzer gefertigt; im Schalldeckel stehen Losungsworte der ev. Kirchentage.
Das hölzerne Taufbecken im Stil der Renaissance stammt von um 1600, mit heutiger kupferner Schale und Bekrönung im Barockstil.
Orgel
BearbeitenDie Orgel entstand 1680 zur Zeit von Kantor Alarich Hons, der sich nun „Organist“ nannte. 1788 ließ die Simultangemeinde von Orgelbauer Georg Wilhelm Wilhelmy aus Stade ein neues Instrument erbauen. Über der Westempore befindet sich die heutige Orgel, deren schlichtes 1974 durch Alfred Führer gefertigtes Gehäuse sich in Form und Farbgebung den Emporen anpasst. Der größte Teil des Pfeifenmaterials der jetzigen Orgel, die 1974 von Alfred Führer (Wilhelmshaven) gebaut wurde, stammt aus den vorgängigen Instrumenten von Wilhelmi und Johann Hinrich Röver. Die foliierten Prospektpfeifen stammen von Wilhelmy. Die Firma Harm Dieder Kirschner aus Weener führte 2005 die letzte Renovierung durch.[3]
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- Anmerkungen
- W = Georg Wilhelm Wilhelmi (1788)
- R = Johann Hinrich Röver (1871)
- F = Alfred Führer (1974)
Glocken
BearbeitenDer Turm beherbergt zwei Glocken, die aus dem Vorgänger-Glockenstuhl übernommen wurden.
Glocke | Durchmesser | Gießer | Gussjahr | Gussort | Schlagton |
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1 | 900 mm | C. Haupner | 1716 | Stade | ais′ |
2 | 860 mm | Bartels | 1817 | Bremen | h′ |
Literatur
Bearbeiten- Hans Christoph Hoffmann: Bremen, Bremerhaven und das nördliche Niedersachsen. 4. Auflage. DuMont, Köln 1996, ISBN 3-7701-1754-9.
- Johannes Göhler: Ringstedt – Geschichte eines Kirchspiels an der oberen Geeste von der Christianisierung bis zum Jahre 1900. Selbstverlag, Ringstedt 1990, DNB 910153655.
- Dietrich Diederichs-Gottschalk: Die protestantischen Schriftaltäre des 16. und 17. Jahrhunderts in Nordwestdeutschland. Schnell und Steiner, Regensburg 2005, ISBN 3-7954-1762-7, S. 227–246.
- Georg Dehio, Bearbeitung: Gerd Weiß: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Bremen, Niedersachsen. Neubearbeitung. Deutscher Kunstverlag, Berlin 1992, ISBN 3-422-03022-0.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Beschreibung/Bilder im Denkmalatlas Niedersachsen
- ↑ Vergl. das Werk von Diederichs-Gottschalk und die Wikipedia-Seite Schriftaltar.
- ↑ www.orgelbauwerkstatt.de
Koordinaten: 53° 33′ 34,8″ N, 8° 50′ 54,7″ O