St. Gebhard (Konstanz)
St. Gebhard ist eine 1929/30 erbaute römisch-katholische Kirche in Konstanz am Bodensee. Seit 2002 gehört die Pfarrei zur Seelsorgeeinheit Konstanz-Petershausen im Dekanat Konstanz des Erzbistums Freiburg.
Geschichte
BearbeitenEnde des 19. Jahrhunderts begann die Planung für einen Neubau als eigenständige Pfarrkirche im Stadtteil Petershausen. 1905 wurde ein Baufonds eingerichtet. Bereits 1913 sollte das neue Gotteshaus fertiggestellt sein. Geplant war ein neobarockes Kirchengebäude mit Turm. Wegen des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs wurde das Projekt jedoch aufgeschoben. 1915–16 wurde zunächst eine Notkirche in Holzbauweise errichtet.
Mit dem Bau der heutigen Gebhardskirche wurde erst 1929 begonnen, nachdem bereits 1926 das Pfarrhaus fertiggestellt worden war. Anders als dieses wurde die Kirche nicht mehr nach den ursprünglichen Plänen errichtet. Kostengründe zwangen zu einem Verzicht auf das ursprünglich vorgesehene stilistische Beiwerk, wie etwa den an sich vorgesehenen Chorumgang oder die Zwiebelhaube auf dem Turm. Andererseits wurde das Kirchengebäude in der neuen Planung, die von den Architekten Oberbaurat Hermann Graf und Luger vom Erzbischöflichen Bauamt Freiburg ausgearbeitet wurde, größer als ursprünglich vorgesehen angelegt. Ausgeführt wurde ein Kirchbau in klaren, schlichten Formen.[1] Stilistisch ähnlich ist die drei Jahre später erbaute Kirche St. Oswald in Stockach.
Der Grundstein wurde 1929 gelegt. 1930 war der Rohbau fertiggestellt, im selben Jahr am 9. November wurde sie durch Erzbischof Karl Fritz dem Heiligen Gebhard von Konstanz geweiht.
1961 wurde die Kirche unter Stadtpfarrer Hubert Ganner renoviert.
Beschreibung
BearbeitenDie Kirche ist eine dreischiffige Basilika mit angeschlossener halbrunder Apsis im Osten und geschwungener Westfassade. Der hohe und markante Kirchturm steht an der Südwestecke der Kirche.
Ausstattung
BearbeitenDie Kirche war innen von dem Karlsruher Maler Franz Schilling mit szenischen Darstellungen ausgemalt worden, die im Zuge der Innenrenovierung in den Jahren 1960–61 weitgehend übertüncht wurden.
An der Treppe zum Altarraum neben dem Hauptaltar befindet sich ein aus dem 17. Jahrhundert stammendes ungefasstes Kruzifix, das 1989 aus dem Kunsthandel erworben wurde.
Die 1930 ebenfalls von Franz Schilling entworfenen Farbverglasungen der Fenster in der linken Seitenkapelle (Sakramentskapelle) zeigen Szenen aus dem Leben Christi.
Die Kanzel, die Holzskulpturen und die Holzreliefs in der Kirche wurden von dem Konstanzer Künstler Paul Diesch entworfen.
Das große farbige Mosaik an der Chorwand schuf Peter Recker aus Donauwörth im Jahr 1961. Es prägt den gesamten Kirchenraum und stellt den auferstandenen Christus vor dem Berg Sinai dar.[2]
Orgel
BearbeitenEine erste Orgel wurde 1930 von der Orgelbauwerkstatt X. Mönch (Überlingen) erbaut und 1961 erweitert.[2][3]
Am 13. Juli 2014, im ersten Sommer des 600-jährigen Jubiläums des Konstanzer Konzils, wurde eine neue Orgel eingeweiht, die deshalb als „Konzilsorgel“ bezeichnet und vermarktet wird,[4] auch wenn es zur Konzilszeit in ganz Mitteleuropa noch keine einzige Kirchenorgel gab. Das Instrument wurde durch die Orgelbauwerkstatt Claudius Winterhalter aus Oberharmersbach erbaut. Es hat 46 Register (zusätzlich zwei Vorabzüge, fünf Transmissionen und zwei Extensionen) auf drei Manualen und Pedal. Die Manualwerke sind in ihrer Besetzung nahezu gleichwertig disponiert; die Manuale I und II erfüllen jeweils eine Doppelfunktion, indem sie je nach Stilrichtung sowohl als Hauptwerk als auch als Positiv verwendbar sind. Die Disposition lautet[5][6]:
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- Koppeln:
- Normalkoppeln: I/II, II/I, III/I (elektrisch), III/II (elektrisch), I/P, II/P, III/P (elektrisch)
- Superoktavkoppeln: III/I, III/II, III/III, III/P (alle elektrisch)
- Suboktavkoppeln: III/I, III/II, III/III (alle elektrisch)
- Spielhilfen:
- Balanciertritt für Schwellwerk mit Pianoprogression
- Crescendowalze mit vier frei programmierbaren Crescendi
Glocken
BearbeitenVom einst vierstimmigen Geläut, gegossen im Jahr 1930 durch die Glockengießerei Benjamin Grüninger & Söhne, hat nur die kleine Schutzengel-Glocke den Zweiten Weltkrieg überstanden. Der Heidelberger Glockengießer Friedrich Wilhelm Schilling goss 1951 zunächst zwei Glocken, 1954 die Christkönigsglocke als größte Glocke des Geläuts. Mit dem Guss der kleinen Josefsglocke durch Rudolf Perner jun. aus Passau im Jahr 2005 wurde das Geläut auf fünf Glocken erweitert.[2][7]
Nr. |
Name |
Gussjahr |
Gießer |
Durchmesser (mm) |
Gewicht (kg) |
Nominal (16tel) |
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1 | Christkönig | 1954 | Friedrich Wilhelm Schilling | 1.915 | 4.300 | as0 +1 |
2 | Gebhard | 1951 | Friedrich Wilhelm Schilling | 1.485 | 2.100 | c1 +4 |
3 | Marien | 1951 | Friedrich Wilhelm Schilling | 1.235 | 1.200 | es1 +3 |
4 | Schutzengel | 1930 | Benjamin Grüninger & Söhne | 1.080 | 772 | ges1 -3,4 |
5 | Josef | 2005 | Rudolf Perner | 972 | 607 | as1 +3 |
Literatur
Bearbeiten- Markus Zimmermann: Gerade richtig schräg – Die Konzils-Orgel von St. Gebhard in Konstanz. In: Ars Organi 62 (2014), Heft 3, ISSN 0004-2919, S. 172–176.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Sigrid Steinhauser: Geschichte von St. Gebhard in Konstanz-Petershausen. Abgerufen am 26. Oktober 2021.
- ↑ a b c Der neue Kirchenführer St. Gebhard – Text ( vom 5. September 2014 im Internet Archive)
- ↑ Die Orgeln der Pfarrkirche St. Gebhard in Konstanz-Petershausen ( vom 10. Oktober 2014 im Internet Archive)
- ↑ Ein großer Klang für Petershausen. Die Konzilsorgel. Abgerufen am 26. Oktober 2021.
- ↑ Markus Zimmermann: Die Konzilsorgel von St. Gebhard Konstanz. Abgerufen am 26. Oktober 2021.
- ↑ Konstanz / Petershausen – St. Gebhard (Hauptorgel) – Orgel Verzeichnis – Orgelarchiv Schmidt.
- ↑ Klangaufnahme des Vollgeläuts auf YouTube. Abgerufen am 26. Oktober 2021.
Weblinks
BearbeitenKoordinaten: 47° 40′ 15″ N, 9° 11′ 0″ O