St. Gebhard (Konstanz)

Kirchengebäude in Konstanz

St. Gebhard ist eine 1929/30 erbaute römisch-katholische Kirche in Konstanz am Bodensee. Seit 2002 gehört die Pfarrei zur Seelsorgeeinheit Konstanz-Petershausen im Dekanat Konstanz des Erzbistums Freiburg.

St. Gebhard in Konstanz
Pfarrkirche St. Gebhard während der Renovierung 1961
Winterhalter-Orgel von 2014 in Konstanz, St. Gebhard

Geschichte

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Ende des 19. Jahrhunderts begann die Planung für einen Neubau als eigenständige Pfarrkirche im Stadtteil Petershausen. 1905 wurde ein Baufonds eingerichtet. Bereits 1913 sollte das neue Gotteshaus fertiggestellt sein. Geplant war ein neobarockes Kirchengebäude mit Turm. Wegen des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs wurde das Projekt jedoch aufgeschoben. 1915–16 wurde zunächst eine Notkirche in Holzbauweise errichtet.

Mit dem Bau der heutigen Gebhardskirche wurde erst 1929 begonnen, nachdem bereits 1926 das Pfarrhaus fertiggestellt worden war. Anders als dieses wurde die Kirche nicht mehr nach den ursprünglichen Plänen errichtet. Kostengründe zwangen zu einem Verzicht auf das ursprünglich vorgesehene stilistische Beiwerk, wie etwa den an sich vorgesehenen Chorumgang oder die Zwiebelhaube auf dem Turm. Andererseits wurde das Kirchengebäude in der neuen Planung, die von den Architekten Oberbaurat Hermann Graf und Luger vom Erzbischöflichen Bauamt Freiburg ausgearbeitet wurde, größer als ursprünglich vorgesehen angelegt. Ausgeführt wurde ein Kirchbau in klaren, schlichten Formen.[1] Stilistisch ähnlich ist die drei Jahre später erbaute Kirche St. Oswald in Stockach.

Der Grundstein wurde 1929 gelegt. 1930 war der Rohbau fertiggestellt, im selben Jahr am 9. November wurde sie durch Erzbischof Karl Fritz dem Heiligen Gebhard von Konstanz geweiht.

1961 wurde die Kirche unter Stadtpfarrer Hubert Ganner renoviert.

Beschreibung

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Die Kirche ist eine dreischiffige Basilika mit angeschlossener halbrunder Apsis im Osten und geschwungener Westfassade. Der hohe und markante Kirchturm steht an der Südwestecke der Kirche.

Ausstattung

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Die Kirche war innen von dem Karlsruher Maler Franz Schilling mit szenischen Darstellungen ausgemalt worden, die im Zuge der Innenrenovierung in den Jahren 1960–61 weitgehend übertüncht wurden.

An der Treppe zum Altarraum neben dem Hauptaltar befindet sich ein aus dem 17. Jahrhundert stammendes ungefasstes Kruzifix, das 1989 aus dem Kunsthandel erworben wurde.

Die 1930 ebenfalls von Franz Schilling entworfenen Farbverglasungen der Fenster in der linken Seitenkapelle (Sakramentskapelle) zeigen Szenen aus dem Leben Christi.

Die Kanzel, die Holzskulpturen und die Holzreliefs in der Kirche wurden von dem Konstanzer Künstler Paul Diesch entworfen.

Das große farbige Mosaik an der Chorwand schuf Peter Recker aus Donauwörth im Jahr 1961. Es prägt den gesamten Kirchenraum und stellt den auferstandenen Christus vor dem Berg Sinai dar.[2]

Eine erste Orgel wurde 1930 von der Orgelbauwerkstatt X. Mönch (Überlingen) erbaut und 1961 erweitert.[2][3]

Am 13. Juli 2014, im ersten Sommer des 600-jährigen Jubiläums des Konstanzer Konzils, wurde eine neue Orgel eingeweiht, die deshalb als „Konzilsorgel“ bezeichnet und vermarktet wird,[4] auch wenn es zur Konzilszeit in ganz Mitteleuropa noch keine einzige Kirchenorgel gab. Das Instrument wurde durch die Orgelbauwerkstatt Claudius Winterhalter aus Oberharmersbach erbaut. Es hat 46 Register (zusätzlich zwei Vorabzüge, fünf Transmissionen und zwei Extensionen) auf drei Manualen und Pedal. Die Manualwerke sind in ihrer Besetzung nahezu gleichwertig disponiert; die Manuale I und II erfüllen jeweils eine Doppelfunktion, indem sie je nach Stilrichtung sowohl als Hauptwerk als auch als Positiv verwendbar sind. Die Disposition lautet[5][6]:

I Grand-Orgue / Positif C–a3
01. Bourdon 16′
02. Montre 08′
03. Flaut travers 08′
04. Gedeckt 08′
05. Viola di Gamba 08′
06. Prestant 04′
07. Rohrflöte 04′
08. Fugara 04′
09. Nasard 0223
10. Waldflöte 02′
11. Tierce 0135
12. Larigot 0113
13. Plein Jeu VI 0113
Cimbel V (= Vorabz. Nr. 13) 01′
14. Trombone 16′
15. Trompette 08′
16. Clairon 04′
Tremulant
II Hauptwerk / Positif C–a3
17. Flaut major 16′
18. Principal 08′
19. Seeflöte 08′
20. Rohrflöte 08′
21. Salicional 08′
22. Quintadena 08′
23. Octave 04′
24. Spitzflöte 04′
25. Quinte 0223
26. Superoctave 02′
27. Terz 0135
28. Mixtur major VI–VIII 0113
Mixtur minor V–VI (= Vorabz. Nr. 28) 0113
29. Trompete 08′
30. Cromorne 08′
Tremulant
III Schwellwerk C–a3
31. Violon 16′
32. Geigenprincipal 08′
33. Doppelgedeckt 08′
34. Viole de Gambe 08′
35. Voix céleste 08′
36. Traversflöte 04′
37. Cremona 04′
38. Quintflöte 0223
39. Flageolet 02′
40. Terzflöte 0135
41. Trompette harmonique 08′
42. Oboe 08′
43. Vox humana 08′
Tremulant
Pedal C–f1
Untersatz (= Ext. Nr. 45) 32′
44. Principalbass 16′
45. Subbass 16′
Violonbass (= Transm. Nr. 31) 16′
Octavbass (= Transm. Nr. 2) 08′
Flötenbass (= Transm. Nr. 3) 08′
Bassoctave (= Transm. Nr. 6) 04′
46. Bombarde 16′
Posaune (= Transm. Nr. 14) 16′
Trompette (= Ext. Nr. 46) 08′
  • Koppeln:
    • Normalkoppeln: I/II, II/I, III/I (elektrisch), III/II (elektrisch), I/P, II/P, III/P (elektrisch)
    • Superoktavkoppeln: III/I, III/II, III/III, III/P (alle elektrisch)
    • Suboktavkoppeln: III/I, III/II, III/III (alle elektrisch)
  • Spielhilfen:
    • Balanciertritt für Schwellwerk mit Pianoprogression
    • Crescendowalze mit vier frei programmierbaren Crescendi

Vom einst vierstimmigen Geläut, gegossen im Jahr 1930 durch die Glockengießerei Benjamin Grüninger & Söhne, hat nur die kleine Schutzengel-Glocke den Zweiten Weltkrieg überstanden. Der Heidelberger Glockengießer Friedrich Wilhelm Schilling goss 1951 zunächst zwei Glocken, 1954 die Christkönigsglocke als größte Glocke des Geläuts. Mit dem Guss der kleinen Josefsglocke durch Rudolf Perner jun. aus Passau im Jahr 2005 wurde das Geläut auf fünf Glocken erweitert.[2][7]

Nr.
 
Name
 
Gussjahr
 
Gießer
 
Durchmesser
(mm)
Gewicht
(kg)
Nominal
(16tel)
1 Christkönig 1954 Friedrich Wilhelm Schilling 1.915 4.300 as0 +1
2 Gebhard 1951 Friedrich Wilhelm Schilling 1.485 2.100 c1 +4
3 Marien 1951 Friedrich Wilhelm Schilling 1.235 1.200 es1 +3
4 Schutzengel 1930 Benjamin Grüninger & Söhne 1.080 772 ges1 -3,4
5 Josef 2005 Rudolf Perner 972 607 as1 +3

Literatur

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  • Markus Zimmermann: Gerade richtig schräg – Die Konzils-Orgel von St. Gebhard in Konstanz. In: Ars Organi 62 (2014), Heft 3, ISSN 0004-2919, S. 172–176.

Einzelnachweise

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  1. Sigrid Steinhauser: Geschichte von St. Gebhard in Konstanz-Petershausen. Abgerufen am 26. Oktober 2021.
  2. a b c Der neue Kirchenführer St. Gebhard – Text (Memento vom 5. September 2014 im Internet Archive)
  3. Die Orgeln der Pfarrkirche St. Gebhard in Konstanz-Petershausen (Memento vom 10. Oktober 2014 im Internet Archive)
  4. Ein großer Klang für Petershausen. Die Konzilsorgel. Abgerufen am 26. Oktober 2021.
  5. Markus Zimmermann: Die Konzilsorgel von St. Gebhard Konstanz. Abgerufen am 26. Oktober 2021.
  6. Konstanz / Petershausen – St. Gebhard (Hauptorgel) – Orgel Verzeichnis – Orgelarchiv Schmidt.
  7. Klangaufnahme des Vollgeläuts auf YouTube. Abgerufen am 26. Oktober 2021.
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Commons: Gebhard of Constance Church (Konstanz) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 47° 40′ 15″ N, 9° 11′ 0″ O