St. Martin (Aldenhoven)

Gebäude in Deutschland

St. Martin ist die römisch-katholische Pfarr- und Wallfahrtskirche von Aldenhoven im Kreis Düren in Nordrhein-Westfalen.

St. Martin in Aldenhoven
Innenraum, links das Antwerpener Retabel

Die Kirche ist unter Nummer 58 in die Liste der Baudenkmäler in Aldenhoven eingetragen und dem hl. Martin von Tours geweiht.

Geschichte

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Eine Kirche in Aldenhoven wurde das erste Mal 1092 urkundlich erwähnt. Um das Jahr 1100 war Aldenhoven bereits eine eigenständige Pfarrei. Da die Kirche schon damals dem hl. Martin geweiht war, kann davon ausgegangen werden, dass es sich hier um eine Kirchengründung des 5. oder 6. Jahrhunderts handelt. Über das damalige Gotteshaus ist nichts weiteres bekannt, es hat sich aber vermutlich an einer anderen Stelle befunden, da die heutige Kirche außerhalb der damaligen Siedlung liegt.

Um 1500 wurde eine neue, gotische Backsteinhallenkirche auf dem Platz des heutigen Gotteshauses errichtet. Zunächst wurde um 1501 das Kirchenschiff und der Chor vollendet und um 1516 der dreigeschossige Glockenturm. Dieser Bau war dreischiffig und fünfjochig und schloss im Osten mit einem fünfseitig geschlossenen Chor. Der gesamte Bau wurde von Kreuzrippengewölben überspannt. Die Fenster besaßen allesamt dreiteiliges Maßwerk. Außen an der Ostseite des Chores befand sich seit 1542 ein Kalvarienberg. In den 1870er Jahren wurde das Kirchengebäude unter der Leitung des Kölner Architekten Heinrich Wiethase restauriert.[1] Als im Zuge des Zweiten Weltkriegs amerikanische Truppen näherrückten, wurde das gotische Gotteshaus im Jahr 1944 von deutschen Truppen gesprengt und somit komplett zerstört.

Von 1951 bis 1953 wurde die heutige Pfarrkirche nach Plänen des Rheydter Architekten Alfons Leitl im Stahlskelettbau errichtet. Die Konsekration fand am 31. Mai 1953 durch den Aachener Weihbischof Friedrich Hünermann statt. Das Gotteshaus besitzt einen halbkreisförmigen Chor, im Kirchenschiff Emporen und im Westen zwei 42,5 Meter hohe Glockentürme. Außerdem befindet sich unter dem Chorraum eine Krypta.[2]

Ausstattung

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Von der 1944 zerstörten Ausstattung der gotischen Kirche waren der reich geschnitzte neugotische Hochaltar mit dazugehöriger Kanzel, ein barockes Chorgestühl, sowie einige Heiligenfiguren, welche um 1500 entstanden waren, zu erwähnen. Der nördliche Seitenaltar war eine Rokokoarbeit aus dem Jahr 1779. Herausragend war aber der südliche Seitenaltar, ein Antwerpener Retabel, welches um 1510 geschaffen worden und rechtzeitig vor der Sprengung ausgelagert worden war und somit der Zerstörung entgang.[3]

Zur heutigen Kirchenausstattung zählen neben dem bereits benannten Antwerpener Retabel noch eine Antoniusfigur, welche ebenfalls von der historischen Ausstattung gerettet werden konnte. Das aus Bronze gegossene Weihwasserbecken am Hauptportal ist eine Arbeit von Hein Minkenberg und zeigt Johannes den Täufer. Die Josefsfigur ist eine Arbeit von Bildhauer Peter Haak aus Erkelenz von 1953. Zwischen 1955 und 1960 bemalte der Kölner Kirchenmaler Peter Hecker die Emporenbrüstungen mit insgesamt 85 Heiligenbildern. Die Fenster schuf Ludwig Schaffrath in den Jahren 1961 bis 1969.[4]

Wallfahrt

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In jedem Jahr finden in Aldenhoven drei Oktavfeiern statt, da sich in der benachbarten Gnadenkapelle ein Gnadenbild in Form einer Marienstatue befindet, deren Vorgängerin Dietrich Mülfahrt in einer Linde 1654 fand und daraufhin zwei Aldenhovener die Statue zweimal leuchten sahen. Seitdem pilgern jährlich Menschen während der drei Oktaven nach Aldenhoven zum Gnadenbild „Maria, Zuflucht der Sünder“. Diese drei Festwochen finden zu den Festen Mariä Heimsuchung, Mariä Himmelfahrt und Mariä Geburt statt. Während der drei Wallfahrtszeiten befindet sich das Gnadenbild in der Pfarrkirche, ansonsten wird es in der Gnadenkapelle aufbewahrt.

 
St. Martin (Aldenhoven), Altar und Chororgel

Die Orgel wurde von 1959 bis 1960 von der Firma Johannes Klais Orgelbau aus Bonn angefertigt. Die Hauptorgel befindet sich im Chorraum über dem Altar im Osten. Zu der Orgelanlage gehört noch eine kleinere Emporenorgel im Westen. Beide Orgelwerke werden von einem Generalspieltisch aus bespielt. Die Orgel besitzt insgesamt 48 Register, davon 38 in der Hauptorgel und 10 in der Emporenorgel. Die Disposition lautet wie folgt:

I Positiv C–g3
1. Rohrflöte 8′
2. Salicional 8′
3. Prinzipal 4′
4. Blockflöte 4′
5. Schwegel 2′
6. Sifflöte 113
7. Sesquialter II
8. Scharff IV–V
9. Krummhorn 8′
II Hauptwerk C–g3
10. Gedacktpommer 16′
11. Prinzipal 8′
12. Gemshorn 8′
13. Lieblich Gedackt 8′
14. Octave 4′
15. Spitzflöte 4′
16. Nasard 223
17. Hohlflöte 2′
18. Rauschpfeife 2′
19. Mixtur IV–VI
20. Trompete 8′
III Emporenorgel C–g3
22. Quintade 16′
23. Prinzipal 8′
24. Grobgedackt 8′
25. Metallflöte 4′
26. Superoctav 2′
27. Acuta IV
28. Französische Trompete 8′
29. Schalmey 4′
IV Schwellwerk C–g3
30. Hohlflöte 8′
31. Quintadena 8′
32. Venezianerflöte 4′
33. Waldflöte 2′
34. Terz 135
35. Octav 1′
36. Rankett 16′
37. Kopftrompete 8′
Tremulant
Pedal C–f1
38. Prinzipalbass 16′
39. Subbass 16′
40. Gedacktpommer 16′
41. Octavbass 8′
42. Choralbass 4′
43. Bassflöte 4′
44. Nachthorn 2′
45. Hintersatz IV
46. Posaune 16′
47. Untersatz (Empore) 16′
48. Octave (Empore) 8′
  • Koppeln: I/II, III/II, IV/II, III/I, IV/I, IV/III, I/P, II/P, III/P, IV/P
  • Spielhilfen: Handregister; 2 freie Kombinationen, davon eine geteilt schaltbar; 2 Pedalkombinationen; Absteller für 16'-Labialstimmen auf II und III; Absteller für alle Zungen; Walze[5]

In den beiden Türmen befindet sich ein vierstimmiges Geläut aus Bronzeglocken. Es wurde von Hans Hüesker, Fa. Petit & Gebr. Edelbrock aus Gescher 1958 gegossen.

Nr. Name Durchmesser
(mm)
Masse
(kg, ca.)
Schlagton
(HT-1/16)
Gießer Gussjahr
1 1.610 2.735 h° -1 Hans Hüesker; Fa. Petit & Gebr. Edelbrock, Gescher 1958
2 1.344 1.458 d' -1 Hans Hüesker; Fa. Petit & Gebr. Edelbrock, Gescher 1958
3 1.187 1.004 e' -1 Hans Hüesker; Fa. Petit & Gebr. Edelbrock, Gescher 1958
4 1.048 688 fis' -1 Hans Hüesker; Fa. Petit & Gebr. Edelbrock, Gescher 1958

Motiv: O Heiland, reiß die Himmel auf[6]

Folgende Priester wirkten bislang als Pastor an St. Martin:[7]

von – bis Name
1924–1937 Martin Müllers
1937–1948 Theodor Heuel
1948–1977 Wilhelm Klingen
1977–2008 Rainer Müsers
2009–2011 Lothar Tillmann
2011–2018 Alfred Bergrath (Administrator)
2018–2021 P. Josef Költringer OSFS (Administrator)
2021–2024 Heinz Philippen (Administrator)
Seit 2024 Hans-Otto von Danwitz
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Commons: St. Martin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Karl Franck-Oberaspach und Edmund Renard: Die Kunstdenkmäler des Kreises Jülich, in: Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz Band 8, Hrsg. Paul Clemen, Düsseldorf 1902, S. 15 ff.
  2. http://www.sankt-martin-aldenhoven.de/index.php?option=com_content&view=category&layout=blog&id=35&Itemid=63 (abgerufen am 26. September 2014)
  3. Karl Franck-Oberaspach und Edmund Renard: Die Kunstdenkmäler des Kreises Jülich, in: Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz Band 8, Hrsg. Paul Clemen, Düsseldorf 1902, S. 19 ff.
  4. http://www.glasmalerei-ev.de/pages/b3126/b3126.shtml (abgerufen am 26. September 2014)
  5. http://www.kirchenmusik-dueren.de/phpkit/include.php?path=php/km/orgeln.php&id=45
  6. Norbert Jachtmann: Glockenmusik in der Region Düren, S. 13
  7. Bischöfliches Generalvikariat (Hrsg.): Handbuch des Bistums Aachen 3. Ausgabe, Aachen 1994, S. 292.

Koordinaten: 50° 53′ 42,5″ N, 6° 16′ 57,4″ O